Holstein, Friedrich August von

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Wirklicher Geheimer Legationsrat mit dem Titel „Exzellenz“ Fritz von Holstein

Friedrich „Fritz“ August Karl Ferdinand Julius von Holstein (Lebensrune.png 24. April 1837 in Schwedt/Oder; Todesrune.png 8. Mai 1909 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Diplomat. Seine souveräne Aktenkenntnis, sein phänomenales Gedächtnis und seine Erfahrung in Personalfragen machten ihn für vier Kanzler – von Bismarck, von Caprivi, zu Hohenlohe-Schillingsfürst und von Bülow – unentbehrlich, wenngleich sein Charakter zuweilen als „unheimlich“ beschrieben wurde.

Werdegang

Wirklicher Geheimer Legationsrat mit dem Titel „Exzellenz“ Fritz von Holstein.png

Von Holstein hatte maßgeblichen Einfluß auf die deutschen Reichskanzler sowie auf Kaiser Wilhelm, trat aber selber nicht sonderlich öffentlich in Erscheinung. Zudem unterhielt er gute Beziehungen zum Freund des Kaisers Philipp zu Eulenburg.

„Friedrich von Holstein entstammte dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht von Holstein. Sein Vater, August von Holstein, war preußischer Offizier. Holstein wuchs zunächst auf dem Gut Trebenow bei Wollin auf. Später zog die Familie nach Berlin, wo er das Köllnische Gymnasium besuchte, an dem er 1853 das Abitur ablegte. Von 1853 bis 1856 studierte er Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Nachdem er am Stadtgericht Berlin als Auskultator und Gerichtsreferendar Berufserfahrung gesammelt hatte, wandte er sich im Dezember 1860 der diplomatischen Laufbahn zu und wurde Attaché bei der deutschen Gesandtschaft in Petersburg unter Otto von Bismarck und Kurd von Schlözer. Beim Einstieg in den diplomatischen Dienst war ihm Bismarck behilflich gewesen, den sein Vater seit langem kannte. Von 1863 bis 1867 wirkte Holstein nacheinander als Legationssekretär an den preußischen Vertretungen in Rio de Janeiro, London, Washington, Stuttgart, Florenz und ab 1867 in Kopenhagen. 1870 wurde er in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amts beschäftigt und 1871 nach Versailles berufen. Hier war Holstein für die Übersetzung der Kapitulationsdokumente zuständig [Anm.: nach dem Deutsch-Französischen Krieg]. Im November 1871 wurde er in Paris zweiter Botschaftssekretär, im Mai 1872 zum Legationsrat befördert. Im April 1876 kehrte er nach dem Sturz des Grafen Harry von Arnim in die Politische Abteilung des Auswärtigen Amts zurück, wurde 1878 Wirklicher Legationsrat, 1880 Wirklicher Geheimer Legationsrat, 1883 Stellvertreter des Unterstaatssekretärs und am 31. März 1891 schließlich Wirklicher Geheimer Legationsrat mit dem Titel „Exzellenz“. Im Auswärtigen Amt erlangte Holstein durch das enge Verhältnis zu Bismarck und seinem Sohn Herbert eine Schlüsselstellung. Vor allem über Herbert versuchte der Diplomat seine Vorstellungen zu übermitteln. Seine Position baute Holstein auch durch die Beeinflussung der Personalfragen aus. So zum Beispiel setzte er seinen Freund Graf Hatzfeldt als Staatssekretär im Auswärtigen Amt durch. In den 1880er Jahren distanzierte sich Holstein zunehmend von Otto von Bismarck und Herbert von Bismarck. Der Diplomat übte Kritik an der pro-russischen Außenpolitik des Kanzlers und befürwortete den Ausbau des Dreibundes zu einer festen Militärallianz, der sich Großbritannien anschließen sollte. Auch dem Rückversicherungsvertrag stand der Diplomat ablehnend gegenüber, da der Vertrag der Mittelmeerentente widersprach. Holstein sah in Rußland die größte Bedrohung für das Deutsche Reich und befürwortete einen Präventivschlag gegen das Zarenreich. Mit dem Ausscheiden Bismarcks und auch Herberts aus dem diplomatischen Dienst im März 1890 wurde Holstein ein einflußreicher Außenpolitiker des Deutschen Reiches. Seine administrative Tüchtigkeit und seine langjährige Erfahrung sprachen für den Diplomaten. Dank seines guten Einvernehmens mit Philipp zu Eulenburg, dem Freund des Kaisers, und mit Bernhard von Bülow konnte der Diplomat indirekt Einfluß auf die Entscheidungen Wilhelms II. nehmen.“[1]

Vor allem in den Jahren von 1890 bis 1906 nahm er deutlich Einfluß auf die Außenpolitik des Deutschen Reiches, was für das kommende Schicksal des Deutschen Reiches von zweifelhaftem Nutzen sein sollte. Allmählich demontierte er das von Bismarck sorgfältig aufgebaute, europäische Bündnissystem. So setze er - gegen den ursprünglichen Wunsch von Leo von Caprivi und Wilhelm II. - die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Rußland durch; er begründete seine Empfehlung damit, daß eine Verlängerung dieses Vertragswerkes angeblich den Interessen der Mittelmeerentente zuwiderliefe. Statt dessen sollte das Deutsche Reich nach seiner Auffassung Großbritannien als Bündnispartner gewinnen. Freilich schlugen die mehrfachen deutschen Annäherungsversuche an das britische Reich fehl und im Jahre 1904 vereinbarten England und Frankreich die gegen Deutschland gerichteten Entente Cordiale. Spätestens damit war von Holsteins außenpolitischer Kurs endgültig gescheitert und der Weg in den Ersten Weltkrieg schon weitgehend geebnet.

„16 Jahre lange bestimmte Friedrich von Holstein die deutsche Außenpolitik. Er war ein aktenkundiger Diplomat, aber das realpolitische Denken eines Bismarcks fehlte ihm. Russland stieß er 1890 aufgrund seiner antirussischen Einstellung vor den Kopf. Holstein befürwortete die Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrages und begünstigte so die Annäherung Frankreichs an Russland. Gleichzeitig hoffte er auf ein Verteidigungsbündnis mit Großbritannien. Vergeblich. Die britische Regierung wollte keine außenpolitischen Verpflichtungen eingehen. Da das Deutsche Reich nichts angemessen zu bieten hatte, förderte Holstein mit seinen Drohgebärden (Kontinentalbund 1895, Krüger-Depesche 1897 oder Marokko-Krise 1905) die Verschlechterung der deutsch-englischen Beziehungen. Die Folge: London fand mit dem Deutschen Reich keine gemeinsame Basis. Dafür mit seinen kolonialen Gegner. Über ihren kolonialen Ausgleich kamen sich London und Paris näher. Als Otto von Bismarck im März 1890 sein Amt niederlegte, war Frankreich isoliert, Russland stand dem Deutschen Reich nahe. Als Friedrich von Holstein im April 1906 seinen Hut nahm, war Frankreich mit Russland verbündet und Paris genoss einen gute Verbindung nach London. Keine gute Ausgangslage für das Reich im Herzen Europas.“[2]

Privates

Der ledige von Holstein soll, ebenso wie der mit ihm befreundete Leo von Caprivi bei dem, von der jüdischen Salonière Helene von Lebbin unterhaltenen, politischen Salon in der Berliner Wilhelmstraße verkehrt haben. Bei dem privaten politischen Gesprächskreis waren vorrangig Politiker und Diplomaten des Auswärtigen Amtes zu Gast.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Friedrich von Holstein: Lebensbekenntnis in Briefen an eine Frau. Berlin 1932.
  • Die geheimen Papiere Friedrich von Holsteins (Norman Rich und M. H. Fisher, Hrsg., deutsche Ausgabe besorgt von Werner Frauendienst), vier Bände, Göttingen 1856–1963
    • Band 1: Erinnerungen und politische Denkwürdigkeiten. Musterschmidt, Göttingen/Berlin/Frankfurt 1956; 2. durchgesehene Auflage Musterschmidt, Göttingen/Berlin/Frankfurt 1958.
    • Band 2: Tagebuchblätter. Musterschmidt, Göttingen/Berlin/Frankfurt 1957.
    • Band 3: Briefwechsel [Teil 1] (30. Januar 1861–28. Dezember 1896). Musterschmidt, Göttingen/Berlin/Frankfurt 1961.
    • Band 4: Briefwechsel [Teil 2] (10. Januar 1897–8. Mai 1909). Musterschmidt, Göttingen/Berlin/Frankfurt 1963.

Siehe auch

Literatur

Fußnoten