Fröbel, Friedrich

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Friedrich Fröbel; das von ihm geprägte deutsche Wort „Kindergarten“ wurde schnell in 22 Sprachen übernommen und ist heute in aller Welt gebräuchlich.

Friedrich Wilhelm August Fröbel (Lebensrune.png 21. April 1782 in Oberweißbach; Todesrune.png 21. Juni 1852 in Marienthal, Gemeinde Schweina) war ein deutscher Pädagoge. Er stiftete 1840 in Blankenburg den ersten Kindergarten. Den Namen „Kindergarten“ wählte er, da das Kind wie eine Pflanze gepflegt werden und heranwachsen sollte.

Leben

Friedrich Wilhelm August Fröbel II.jpg

Sein Vater Johann Jakob Fröbel (1730–1802) war Pfarrer, seine Mutter, die Pfarrerstochter Jakobine Eleonore Friderica, geb. Hoffmann (1744–1783), starb bereits kurz nach seiner Geburt. Im Alter von zehn Jahren holte ihn sein Onkel nach Stadtilm. Nach dem naturwissenschaftlichen Studium, vor allem Mathematik und Mineralogie, war er Geometer und Geheimsekretär in Mecklenburg. Es folgte ein Architekturstudium in Frankfurt am Main. Anschließend lernte er in der Forstwirtschaft und studierte später Mathematik und Botanik. Das Studium mußte er beim Ausbruch der Befreiungskriege im März 1813 abbrechen. In Lützows Freikorps nahm er an der Schlacht von Groß-Görschen und der Schlacht bei Lützen im Mai 1813 teil. Der Krieg hatte seine Haltung geprägt:

„[...] ich habe mich im Verlauf des wirklichen Kriegserlebens sehr für das Interesse des deutschen Landes und deutschen Volkes begeistert; mein Streben bekam die Richtung auf das Nationale.“[1]

Das Nationale floß als weiteres Element in seine späteren Erziehungskonzeptionen ein.

Berufung „Kinderwohl“

Als 1816 sein Bruder Christoph starb, kümmerte er sich um dessen drei Söhne. 1817 gründete er mit Freunden seine erste Erziehungsanstalt in Thüringen. Danach war er Erzieher in einem Waisenhaus in Burgdorf in der Schweiz. Im Jahre 1837 gründete er eine Spiel- und Beschäftigungsanstalt in Bad Blankenburg in Thüringen. 1840 gab er ihr den Namen „Kindergarten“. Die Kinder bekamen Gartenbeete, auf denen sie säen und pflanzen konnten. Sie sollten sich ausprobieren und frei entwickeln können. Er entwarf auch Spiele und Spielzeug. So z. B. den Fröbelstern oder den ABC-Würfel. Sein Denkmal zieren der Würfel, die Walze und die Kugel, die er als Spielgrundlage entworfen hatte.

Neue Deutsche Biographie

Der frühe Verlust der Mutter beschattete F.s Kindheit. Durch Einfluß der Stiefmutter wurde er für einen praktischen Beruf bestimmt und kam erst auf Umwegen in Jena, Göttingen und Berlin zum Studium, vornehmlich der Mathematik und der Naturwissenschaften, das nie abgeschlossen wurde. Als Hauslehrer in Frankfurt am Main (1806-10) lernte er die Ideen Pestalozzis kennen, lebte 2 Jahre mit seinen Zöglingen in dessen Institut Yverdon, trennte sich dann aber endgültig von ihm. Angeregt durch Schriften von Novalis, Arndt und Schelling, entwarf er 1811 ein eignes Weltbild, das „sphärische Gesetz“, von dem aus er einen pädagogischen Reformplan entwickelte, beeinflußt von FichtesReden an die deutsche Nation“. Er verstand Gott als schaffende Urkraft, die sich in Gegensätzen offenbare, so daß der Kosmos einer Kugel gleiche (Sphäre), deren sämtliche Punkte paarig geordnet zueinander strebten und im Sichdurchdringen das Leben weiterzeugten; die immer gleiche Kraft bilde die Kristalle der Steinwelt, die vielfältigen Formen der organischen Welt und hebe den Menschen in seinem Willen zur Selbstbestimmung und Freiheit auf den höchsten Stand im kosmischen Gefüge. In einer eignen Schule, 1816 in Griesheim bei Arnstadt gegründet, ein Jahr später nach Keilhau verlegt, versuchte F., Unterricht und Erziehung auf schöpferische Tätigkeit, Spiel und Arbeit zu gründen und dem Bruch zwischen Denken und Tun zu begegnen. Das Aufweisen der Gleichgesetzlichkeit in allen Lebenserscheinungen war das methodische Prinzip seines Unterrichts; „nachgehende Erziehung“ sollte dem Individuum den Raum lassen, sich frei entscheidend in die Forderung des göttlichen Gesetzes zu fügen. 1826 erschien als 1. und einziger Band „Die Menschenerziehung, die Erziehungs-, Unterrichts- und Lehrkunst, angestrebt in der deutschen Erziehungsanstalt in Keilhau“. 1831-36 lebte F. in der Schweiz und gründete Schulanstalten nach Keilhauer Muster. Nach Deutschland zurückgekehrt, ging er an die tiefere Begründung seiner Lehrweise. Um der Erziehung vor der Schule schon die Richtung auf das Ziel zu geben, überließ er die Schulleitung seinen Freunden und Neffen (Keilhau blieb bis 1940 als Landschulheim im Familienbesitz) und wandte sich den Problemen der frühkindlichen Erziehung zu. Er ersann das System seiner Spielgaben (stufenweise differenzierte Baukästen, zerteilende und zusammenfügende Spiele mit Flächen, Linien und Punkten), sammelte volkstümliche Reime und interpretierte sie pädagogisch (Mutter- und Koselieder, 1844). Diese Bemühungen gewannen in der Gründung des Kindergartens feste Form. Seine Bezeichnung dieser institutionellen Kleinkindererziehung ging in andere Sprachen als Fremdwort ein. 1840 rief F. deutsche Frauen und Jungfrauen zur Gründung des Vereins „Kindergarten“ auf und widmete sich der Verbreitung der Kindergärten für 3-6jährige, vornehmlich in Thüringen, Sachsen und am Oberrhein. Er stellte das Spiel als gleichwertiges Bildungsmittel neben den Unterricht und schuf die Grundformel für die menschliche Bildung: „Einigung des keimenden Kinderlebens mit dem reifen Erfahrungsleben des Erwachsenen“. Dafür böte sich in der kindlichen Spielpflege die erste Gelegenheit. Seine Bemühung um die frühkindliche Bildung, „Pflege der Ahnung“, schloß die Sorge um die Intensivierung der elterlichen Kraft ein. In der „lebenspflegenden“ Zuwendung der Eltern zum kleinen Kinde erfülle sich das höchste Ziel der Menschenerziehung, bewußte „Lebenseinigung“. F.s Reformplan sah neben der zur Universität vorbereitenden Schule eine Gewerbeschule vor und auch eine „Erhebungsanstalt“ für Erwachsene, die sich zu unserer Zeit in der Volkshochschule verwirklicht hat. 1845 versuchte er Väter in Erziehungsvereinen zu sammeln, und seit 1847 wandte er sich den Lehrern zu, um sie für die Einordnung des Kindergartens in das allgemeine Bildungswesen zu gewinnen. Der Thüringer Lehrerverein nahm 1848 seine Forderungen in das Programm auf; in der Restauration gingen diese Ansätze verloren. Ein Jahr vor seinem Tode erfolgte das preußische Kindergartenverbot (1851), das die Ausbreitung der Idee in Deutschland hemmte; im Ausland wurde sie bereitwilliger aufgenommen und hat besonders in den angelsächsischen Ländern die Umgestaltung des Schulanfangs beeinflußt. Dieses Verbot bestand bis 1860 und wurde durch Einfluß von Bertha Mahrenholtz-Bülow, einer preußischen Hofdame, die F. in seinen letzten Lebensjahren kennengelernt hatte, wieder aufgehoben.[2]

Familie

Friedrich Fröbel war zwar zweimal verheiratet, hatte jedoch selbst keine Kinder, wenngleich mit Louise eine Pflegetochter.

  • ⚭ 1) Berlin 1818 Henriette Wilhelmine (1780–1839), geschiedene Klöpper (sie war zuvor mit dem Kriegsrat in Wessel Heinrich Klöpper verheiratet), Tochter des Kriegsrats Carl Wilhelm Adolph Hoffmeister
  • ⚭ 2) Mariemthal 1851 Louise (1815–1900), Tochter des Lederfabrikanten Georg Lewin in Osterode

Fröbel-Denkmal

Werke (Auswahl)

  • Ueber deutsche Erziehung überhaupt, und über das allgemeine Deutsche der Erziehungsanstalt in Keilhau insbesondere (PDF-Datei)
  • Entwurf eines Planes zur Begründung und Ausführung eines Kinder-Gartens. Einer allgemeinen Anstalt zur Verbreitung allseitiger Beachtung des Lebens der Kinder, besonders durch Pflege ihres Thätigkeitsbetriebes (PDF-Datei)
  • Mutter- und Kose-Lieder: Dichtung und Bilder zur edlen Pflege des Kindheitlebens: Ein Familienbuch (PDF-Datei)
  • Friedrich Fröbel’s Menschen-erziehung, Erziehungs-, Unterrichts-und Lehrkunst (PDF-Datei)
  • Gesammelte pädagogische Schriften (PDF-Dateien: Erste Abtheilung, Zweite Abtheilung)

Literatur

  • Erika Hoffmann: Friedrich Fröbel, in: Hermann Heimpel, Theodor Heuss, Benno Reifenberg (Hrsg.): Die großen Deutschen. Deutsche Biographie. Fünf Bände, Prisma Verlag, Gütersloh, 1978, 3.700 Seiten [Nachdruck der überarbeiteten Ausgabe von 1966 des 1956 neu aufgelegten gleichnamigen Werkes von Willy Andreas, Wilhelm von Scholz aus den Jahren 1935–1937]
  • Adele von Portugall: Friedrich Fröbel – Sein Leben und Wirken, 1905 (PDF-Datei)
  • Rudolf Benfey: Erinnerungen an Friedrich Fröbel, 1880 (PDF-Datei)
  • Alexander Bruno Hanschmann: Friedrich Fröbel – Die Entwickelung seiner Erziehungsidee in seinem Leben, 1900 (PDF-Datei)
  • Lina Morgenstern: Friedrich Fröbel – Festschrift zur hundertjährigen Geburtstagsfeier, 1882 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Eleonore Luise Heerwart: Fünfzig Jahre in Dienste Fröbels, Erinnerungen, 1895 (Band 1 bis zum Jahre 1895 PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Bertha von Marenholtz-Bülow: Theoretisches und praktisches Handbuch der Fröbelschen Erziehungslehre (1885) (Bände 1&2 PDF-Datei)
  • August Köhler: Das Fröbel’sche Faltblatt als Anschauungs und Darstellungsmittel für die Schüler der beiden ersten Schuljahre, 1872 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Friedrich August Steglich: Ueber die pädagogische Idee Friedrich Fröbels in ihrer philosophischen Begründung durch Frohschammer, 1898 (PDF-Datei)
  • Carl Cassau: Friedrich Fröbel und die Pädagogik des Kindergartens (PDF-Datei)
  • Hermann Goldammer, Bertha Maria Marenholtz-Bülow: Der Kindergarten: Handbuch der Fröbel’schen Erziehungsmethode, Spielgaben und Beschäftigungen (1874) (Bände 1&2 in einem; PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Wichard Lange (Hrsg.): Aus Fröbel’s Leben und erstem Streben: Autobiographie und kleinere Schriften, 1862, S. 110 (PDF-Datei)
  2. Hoffmann, Erika, „Fröbel, Friedrich“ in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 643–644