Schwerd, Friedrich

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Professor Dipl.-Ing., Dr.-Ing. E. h. Friedrich Schwerd

Friedrich Magnus Schwerd (zuweilen fälschlicherweise auch Schwerdt; Lebensrune.png 13. Juni 1872 in Karlsruhe; Todesrune.png 3. August 1953 in München) war ein deutscher Maschinenbau-Ingenieur, Fertigungstechniker, Produktionswissenschaftler und ordentlicher Professor an der TH Hannover. Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler.

Werdegang

Widmung
Die Schritte von der flachen Metallplatte zum deutschen Stahlhelm durch Ziehpressen

Schwerd legte das Abitur in Karlsruhe ab und studierte in Lausanne und an der TH München bis zum Diplom-Ingenieur 1896. Er begann bei der Blohm+Voss-Werft in Hamburg, leitete die Versuchsstation der Gasmotorenfabrik Deutz AG in Köln und wurde darauf Abteilungsleiter in der Gussstahlfabrik Friedrich Krupp AG in Essen. Ab 1906 war er technischer Leiter der Schleifmaschinenfabrik Naxos-Union in Frankfurt/M. 1911 übernahm der den Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fabrikorganisation an der TH Hannover, den er bis zur Emeritierung 1937 innehatte. Er begründete die zwischen Ingenieurwissenschaft und Betriebswirtschaft angesiedelte Betriebswissenschaft und Fertigungstechnik in Deutschland mit.

Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt

Der Offizier (Hauptmann der Landwehr beim Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt Berlin, schon vor seinem Studium hatte er als Einjährig Freiwilliger bei der Artillerie gedient) erfand 1915/16 im Ersten Weltkrieg auf Anregung von Prof. Dr. August Bier den deutschen Stahlhelm, der allen anderen derartigen Schutzhelme überlegen war und aus einem Stück hergestellt wurde. Marine-Generalarzt Dr. Bier war während der Entwicklung der Form für den wehrmedizinischen Aspekt verantwortlich, da er die Schwachstellen des Kopfes, insbesondere durch Einwirkung von Granatsplittern, kannte.

„Die preußisch-deutsche Pickelhaube, die Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein Hightech-Produkt gewesen war, bot gegen die Splitterwirkung der Granaten keinen Schutz. Kopfverletzungen machten zwei Drittel der schweren Verwundungen aus. Bereits 1915 hatten Engländer und Franzosen moderne Helme aus Stahlblech eingeführt. Mitte 1915 legte der Hauptmann Friedrich Magnus Schwert, im Zivilberuf Professor für Werkzeugmaschinen, Fabrikorganisation und -betrieb an der TU Hannover, im Auftrag des Kriegsministeriums den Entwurf eines Helms vor, der den Kopf von der Nase bis zum Nacken schützen sollte, ohne seinen Träger beim Laufen oder im Liegen zu behindern. Das Ergebnis wurde im November 1915 unter der Bezeichnung Stahlhelm M 1916 für die Produktion zugelassen. Zunächst aus Stahlblech und später aus Chromnickelstahl in nur sechs Arbeitsschritten gefertigt, war er ein bis 1,1 Millimeter stark und wog je nach Größe zwischen 950 und 1350 Gramm. Damit war der Stahlhelm zwar deutlich schwerer als die Modelle der Entente, bot aber auch einen wirksameren Schutz. Obwohl Materialmangel die Herstellung erschwerte, konnten bis Februar 1916 30.000 Stahlhelme an die Front geliefert werden, die meisten gingen an Truppen der ersten Linie bei Verdun. Bis 1917 trugen ihn alle deutschen Kampftruppen, außerdem zahlreiche Einheiten der österreichischen und bulgarischen Verbündeten. Bis Kriegsende wurden 7,5 Millionen Exemplare hergestellt.“ [1]

Die Notwendigkeit des Stahlhelmes

Im 19. Jahrhundert war die Pickelhaube (aus gehärtetem Leder) die bestimmende Kopfbedeckung für das Deutsche Heer und davor Preußische Armee. Sie war in der Paradeausführung vor allem reich verziert. Es gab aber durchaus auch Ausnahmen, so hatten die Kavallerie und die Jäger eine andere Kopfbedeckung. Die Pickelhaube in ihrer Grundform war eine lederne mit Metallverstärkung versehene Kopfbedeckung in Form eines Helms, die durch die markante Spitze an der Oberseite ihren Namen erhielt. Eine Kopfbedeckung, die zum Vorbild für andere europäische Staaten wurde und auch in den VSA angenommen wurde, wenn auch verändert und ohne „Pickel“.

Im Ersten Weltkrieg waren die deutschen Truppen zuerst auch noch mit der Pickelhaube ausgerüstet, d. h. mit einer stoffüberzogenen (grau) unverzierten Variante. Doch zeigten sich in Grabenkämpfen und vor allem unter Artilleriebeschuß die Nachteile dieses Ausrüstungsstückes. So waren es vor allem die Kopfverwundungen, die zuerst die Franzosen einer stählernen Kopfbedeckung (1915) und dann auch im deutschen Heer einführen ließen, erstmals vor Verdun (Januar 1916), wenn auch nur für kleine Teile der Sturmbataillone.

1915 wurde beim XVIII. Armeekorps eine Untersuchung durchgeführt, die erbrachte, daß 83 % der Kopfverwundungen von Splittern herrührten, die zumeist winzig klein waren. Nur 17 % wurden durch Infanteriegeschosse verursacht. Die kriegstechnische Entwicklung hatte nun den Soldaten direkt eingeholt und somit das militärische Symbol der Pickelhaube überrollt. Nicht mehr Säbelhiebe oder Stiche gegen den Kopf des Soldaten, sondern gegen die Auswirkungen eines mechanisierten Krieges mußte nun der Kopf geschützt werden. Die Lederhaube oder auch die Mütze war im Kampfeinsatz dagegen ungeeigent.

Dabei mußten von Friedrich Schwerd und August Bier technische und anatomische Probleme gelöst werden, so daß man sich schließlich auf einen einteiligen aus vergütetem Chromnickelstahl, mit einem Augen- und einem Nackenschutz ausgestatteten Helm einigte. Interessant ist, daß die endgültige Form durch die Gemahlin des Professors Schwerd ausgesucht bzw. angefertigt wurde, da sie Künstlerin war und einen ästhetischen Gesichtspunkt mit einbrachte.

Die ersten Versuche auf dem Artillerieschießplatz in Kummersdorf verliefen gut und der mit einer Metallstärke von 1,1 mm versehene Helm tat einen ausgezeichneten ersten Einsatz. Selbst Schrapnellkugeln aus nächster Entfernung konnten den Helm nicht durchschlagen. Ende Januar 1916 lieferte dann das Eisenhüttenwerk Thale/Harz die ersten 30.000 Helme. Erich von Falkenhayn ließ die Stahlhelme ab Februar 1916 an die Fronteinheiten verteilen. Zu Beginn der Schlacht um Verdun waren manche der dort kämpfenden deutschen Einheiten bereits mit den neuen Helmen ausgerüstet. Die Form, das Metall und die Verarbeitung waren eine echte Innovation dieser Zeit, und bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wurden 7,5 Millionen Stück produziert und an die Fronttruppen ausgehändigt.

Bei der k. u. k. Armee kam es 1916 zur Einführung von Stahlhelmen. Erste österreichische Helmmuster von der Berndorfer Metallwarenfabrik waren jedoch nicht zufriedenstellend. In Verwendung kam schließlich der Stahlhelm nach reichsdeutschem Muster, der von 1916 bis 1918 mit deutschen Maschinen von österreichischen Firmen erzeugt wurde.

Ordinarius an der Technischen Hochschule in Hannover

Das Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) ist eines der ältesten umformtechnischen Institute an deutschen Universitäten. Es entwickelte sich aus dem Lehrstuhl für „Mechanische Technologie“, den Karl Karmasch 1875 an Hermann Fischer übergab. Als Nachfolger von Hermann Fischer übernahm Friedrich Schwerd im Jahre 1911 den Lehrstuhl für „Mechanische Technologie, Bautechnologie, Heizung und Lüftung und Werkzeugmaschinenlehre“. Ihm war es vorbehalten, ein eigenes Werkzeugmaschineninstitut aufzubauen, das erstmalig von den anderen Fachgebieten getrennt war. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Institut zum größten seiner Zeit und schon vor dem ersten Weltkrieg befaßt sich Friedrich Schwerd intensiv mit der Stahlblechverarbeitung. 1928 wurde dem Institut eine Prüfstelle für Schleifscheiben angegliedert.

Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF)

„Friedrich Schwerd, bis dahin technischer Leiter der Schleifmaschinenfabrik Naxos-Union in Frankfurt/M., übernahm 1911 den Fischerschen Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fabrikorganisation. Er kündigte 1925 eine besondere Vorlesung über Fertigung an. Schwerd baute mit bedeutenden Mitteln von Staat und Industrie das Hannoversche Versuchsfeld zum größten seiner Zeit aus. Berühmt wurde die von Schwerd und Schering entwickelte funkenoptische Versuchsanlage zur Untersuchung der Spanbildung in der Bewegung. Dies gelang durch Belichtungszeiten von 0,2x10-6 Sekunden. Dem Institut wurde 1928 eine Prüfstelle für Schleifarbeiten angegliedert in der Erkenntnis, dass der Fertigungsingenieur auch für die Sicherheit am Arbeitsplatz verantwortlich ist. Schwerd trat 1937 in den Ruhestand.“[2]

Familie

Friedrich Schwerds Vater war Friedrich Eugen Schwerd (Todesrune.png 1905), Geheimer Oberpostrat und Sohn des Physikers Friedrich Magnus Schwerd. Seine Mutter war Pauline, geb. Dietz. Schwerd heiratet seine Verlobte Emmy Loés aus der Ehe sind vier Töchter entsprossen. Zu seinen Enkeln gehört der Professor für Rechtsmedizin Dr. med. Wolfgang Schwerd (Todesrune.png 6. Januar 2014).

Nachlaß

Prof. Schwerds Nachlaß befindet sich im Archiv des Deutschen Museums in München (Signatur: NL 085).

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Neue Untersuchungen zur Schnittheorie und Bearbeitbarkeit, in: „Stahl und Eisen“ Nr. 51, 1931, S. 481–91
  • Wie entstand der deutsche Stahlhelm?, in: „Deutsche Technik“ Nr. 4, 1936, S. 472–74
  • Die Prüfung der Zerspanbarkeit, in: E. Siebel (Hg.), „Handbuch der Werkstoffprüfung“, II. Band, Springer, Berlin 1953, S. 551–601
  • Spanende Werkzeugmaschinen: Grundlagen und Konstruktionen. Ein Lehrbuch. Springer, Berlin u. a. 1956, ISBN 978-3-642-49058-3

Fußnoten