Pawer, Georg

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Dr. Georg Pawer bzw. Georg Bauer bzw. Georgius Agricola.jpg

Georg Pawer (auch: Georg Bauer; latinisiert Georgius Agricola; Lebensrune.png 24. März 1494 in Glauchau; Todesrune.png 21. November 1555 in Chemnitz) war ein deutscher Wissenschaftler und Doktor der Rechte, der als „Vater der Mineralogie“ bekannt wurde. Als herausragender Universalgelehrter der Renaissance zeichnete er sich außerdem durch besondere Leistungen in Pädagogik, Medizin, Metrologie, Philosophie, Geschichte und Sprachforschung aus.

Als Ratsherr und Bürgermeister von Chemnitz war er auch Politiker, als Teilnehmer am Waffengang des Schmalkaldischen Krieges an der Seite von Moritz von Sachsen, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, war er auch Soldat.

Leben und Wirken

Nach der Lateinschule in Chemnitz studierte Georg Bauer an den Universitäten in Magdeburg, Leipzig, Bologna und Padua. In Zwickau wurde Agricola zuerst Konrektor (1518), dann Rektor der Zwickauer Ratsschule (1519) und schuf einen neuen Schultyp mit Latein-, Griechisch- und Hebräisch-Unterricht in Kombination mit Gewerbekunde: Ackerbau, Weinbau, Bau- und Meßwesen, Rechnen, Arzneimittelkunde und Militärwesen.

Im Jahre 1527 heiratete Agricola die Witwe Anna Meyner aus Chemnitz und ließ sich nun als Arzt und Apotheker in Sankt Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge nieder. 1531 wurde er Stadtarzt in Chemnitz, dort hatte er viermal das Bürgermeisteramt inne (1546, 1547, 1551 und 1553). Zudem war er im Staatsdienst als sächsischer Hofhistoriograph beschäftigt. Als Universalgelehrter forschte Agricola im Bereich der Medizin, Pharmazie, Alchemie, Philologie und Pädagogik, Politik und Geschichte, Metrologie, Geowissenschaften und Bergbau. Agricola verband humanistische Gelehrsamkeit mit technischen Kenntnissen.

Der Katholik Agricola, der viele Jahre schon seit der Studienzeit mit dem Bischof Julius von Pflugk eng befreundet war, war zweimal verheiratet und hatte (mindestens) sechs Kinder. Zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau 1540 heiratete der 48jährige Stadtarzt die 30 Jahre jüngere Tochter Anna des ehemaligen Besitzers der Saigerhütte Chemnitz, Ulrich Schütz d. J. Dadurch heiratete er in die damals reichste Chemnitzer Familie ein. Am 21. November 1555, im Alter von 61 Jahren, starb er in Chemnitz.

Würdigung

Der deutsche Dichter Georg Goldschmidt, der Schulmeister der Fürstenschule St. Afra Meißen, erlebte wahrscheinlich die Bestattung von Georg Pawer in Zeitz. Am 8. Dezember 1555 teilte er dem Philologen Philipp Schwartzerdt in Leipzig das Ableben von Agricola mit und schrieb u. a.:

„[…] Wir haben am XXI. November die ausgezeichnete Zierde unseres Vaterlandes, Georgius Agricola, verloren, diesen Mann von hervorragendem Geist, von Bildung und Urteil. Er hat nur das 62. Jahr seines Lebens erreicht. Von Kindheit an bei fester Gesundheit, hat ihn ein Wechselfieber dahingerafft, er hat nie zuvor an einer Krankheit gelitten, außer an einer Entzündung der Augen, die er sich durch unermüdliches Studieren und durch seinen unersättlichen Lesehunger zugezogen hatte […]“

Und weiter schrieb er in dem Brief:

„[…] Ich weiß, Ihr habt das Genie dieses Mannes hoch geschätzt, wenn er auch in seinen Anschauungen weit von Euch getrennt war, zumal in Fragen der Religion und des Heils der Seelen. Denn er lehnte unsere Kirche ab und wollte nicht mit uns in der Gemeinschaft des Blutes Christi leben. Deshalb ist ihm, als er gestorben war, durch eine Anweisung des Kurfürsten, die er den Kircheninspektoren gegeben und die Tettelbach als treuer Diener ausgeführt hat, die Beisetzung verweigert worden, und er wurde erst vier Tage später nach Zeitz gebracht und dort in der bischöflichen Kirche begraben, […]“

Ehrung

In Zeitz wurde Georgius Agricola am 26. November 1555 beigesetzt. Im Dom ließ Agricolas zweite Ehefrau Anna eine Messingtafel mit einer lateinischen Inschrift anbringen, deren Übersetzung lautet:

„Dem Arzt und Bürgermeister von Chemnitz, Georgius Agricola, einem durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit ausgezeichneten Manne, der sich um seine Stadt verdient gemacht hat, dessen hinterlassene Schriften ihm unsterblichen Ruhm verheißen, dessen Geist Christus in sein ewiges Reich aufnahm. Seine trauernde Gattin und Kinder. Er starb im 62. Lebensjahr am 21. November 1555 und war geboren in Glauchau am 24. März 1494.“

Die Tafel jedoch wurde bereits im 17. Jahrhundert aus der Kirche entfernt; der Text ist jedoch in einer Zeitzer Chronik überliefert. Im Jahre 1934 wurde vom Bergwerksverein Halle und der Mitteldeutschen Stadtwerke A.-G. Lauchhammer eine rechteckige Bronzetafel mit einem Bildnis von Georgius Agricola im Zeitzer Dom angebracht. Sie enthält die Epitaphinschrift von Anna Agricola aus dem Jahre 1555 sowie darunter einen Hinweis auf die Erneuerung der Tafel von 1934 während des Dritten Reiches mit folgendem Text:

„Anstelle der verlorengegangenen Grabplatte wiederhergestellt von Freunden und Verehrern des großen Humanisten, des Vaters der Mineralogie und des Wegbereiters des deutschen Bergbaus im Jahre 1934.“

Der Entwurf für diese Tafel stammt von Gustav Weidanz aus Halle, ausgeführt wurde dieser in der Kunstgewerblichen Schule Giebichenstein, der Guß der Tafel erfolgte im Stahlwerk Lauchhammer. Geweiht wurde die Tafel am 3. März 1935. Anfang des Jahres 1954 wurde die Tafel an den nordöstlichen Eingang des Domes umgehängt, wo sie sich noch heute befindet.

Veröffentlichungen

  • Bermannus sive de re metallica, Basel 1530 (Digitalisat)
    • De re metallica, Ausgabe Paris 1541, mit einem Vorwort von Erasmus
    • Berckwerck Buch (deutsche Übersetzung), Frankfurt 1580 (Digitalisat)
    • Bermannus (Le mineur), lateinisch mit französischer Übersetzung und Kommentar, Belles Lettres, Paris 1990, ISBN 2-251-34504-3
  • De mensuris et ponderibus libri V, Paris 1533
  • De ortu et causis subterraneorum libri V, Basel 1546
  • De natura eorum, quae effluunt ex terra, Basel 1546. Nachdruck: SNM, Bratislava 1996, ISBN 80-85753-91-X.
  • De veteribus et novis metallis libri II, Basel 1546
  • De natura fossilium libri X, Basel 1546
  • De animantibus subterraneis liber, Basel 1549. Nachdruck: VDI-Verlag, Düsseldorf 1978, ISBN 3-18-400400-7.
  • De mensuris quibus intervalla metimur liber, 1550 (Digitalisat)
  • De precio metallorum et monetis liber III, 1550
  • De peste libri tres Basel 1554 (Digitalisat)
  • De re metallica libri XII, Basel 1556 (Digitalisat/Transkript)
    • Vom Bergkwerck 12 Bücher (ins Deutsche übersetzt von Philippus Bechius), Basel 1557. Faksimile-Druck mit Kommentarband von Hans Prescher, VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1985, ISBN 3-527-17535-0; Andere Ausgabe: Verlag Glückauf, Essen 1985 mit begleitendem Text von Wilhelm Treue. ISBN 3-7739-0463-0
    • Englische Übersetzung, London 1912 (Digitalisat)
    • Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. Deutsche Übersetzung von Carl Schiffner 1928 (Digitalisat). Faksimile-Druck der 3. Auflage, VDI-Verlag, Düsseldorf 1978, ISBN 3-18-400400-7.

Verweise