Diener

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Diener-Garderobe, 1910 im Angebot des Kaufhauses Knopf

Ein Diener (im spezielleren Hausdiener, Kammerdiener oder beim Adel oft Leibdiener; mhd. dienære) ist ein Mitglied des Hausgesindes, der für seinen Arbeitgeber oder Dienstherrn bestimmte häusliche Pflichten erfüllt. Zur Dienerschaft können auch die Haushälterin, ggf. die Hausdame und der Wirtschafter zählen. Früher wurde eine besonders zum Hause gehörige dienende Person auch lateinisch Famulus oder Aufwärter, Bedienter genannt. Im Sinne mehr eines niederen Dieners, z. B. eines Dienstboten, war der Ausdruck Domestik (frz. domestique, zu lat. domesticus „zum Hause gehörend“[1]) oder auch einfach Bursche gebräuchlich. In manchen Ländern wurden seit der Antike Kriegsgefangene und Sklaven als Hausdiener eingesetzt.

Im gehobenen Sinne wird das Wort Diener auch verwendet für jemanden, der in einem Gemeinwesen bestimmte Pflichten erfüllt, ein öffentliches Amt bekleidet oder auch sich einer Sache, Idee freiwillig unterordnet und für sie wirkt, so zum Beispiel „Diener Gottes“ für einen Geistlichen und „Staatsdiener“ für einen Politiker oder Regenten (Friedrich der Große sah sich als „erster Diener seines Staates“).

Kammerdiener

Der Kammerdiener war Diener eines Fürsten oder einer hochgestellten Persönlichkeit für persönliche Dienste und Aufgaben. Die Bezeichnung der Dienststellung kommt von Kammer, in der ursprünglichen Bedeutung: „fürstliches privates Gemach“.

„Der Kammerdiener, des -s, plur. ut nom. sing. ein Diener oder Bedienter, welcher seinen Herren in dessen Wohn- und Schlafzimmern bedienet, zum Unterschiede von den geringern Lackeyen. Dessen Ehefrau die Kammerdienerinn. Vornehme Personen weiblichen Geschlechtes haben auch weibliche Kammerdienerinnen, welche geringer als die Kammerfrauen, aber höher als Dienerinnen, Kammerweiber, Kammermenscher u. s. f. sind.“ — Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, 1793–1801

Insbesondere der Aufgabenbereich des Kammerdieners hat sich weiterentwickelt: Stand einst der Hausmeier (auch: Majordomus) dem Dienstpersonal des Haushaltes vor, ist es heute üblich, daß ein Kammerdiener gesamtheitlich eingesetzt wird und mehr verwaltet als dient. Im Englischen wird dieser Diener und ggf. Würdeträger, wenn er auch gesamthäusliche Verantwortung im Sinne eines Haushofmeisters trägt, „Butler“ genannt.

Offiziersbursche

Offizier der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika. Hinter ihm steht sein Bursche, den man in Deutsch-Südwest „Bambuse“ nannte.

Offiziersburschen (auch: Offizierburschen oder Offizier-Burschen) waren die militärischen Diener der Offiziere aller Grade (vom Leutnant bis zum Generalfeldmarschall), Ärzte und Zahlmeister beispielsweise bei der Preußischen Armee und dem Kaiserlichen Heer (aber auch bei sämtlichen europäischen Heeren). Sie werden von Fachunkundigen zuweilen mit dem Adjutanten verwechselt.

Diese Tradition entstammt dem Dienst als Schildknappe eines Ritters. Die Burschen waren zur persönlichen Bedienung überwiesene Soldaten des aktiven Mannschaftsdienststandes, welche nicht Gefreite sein durften. Jeder Offizier erhielt nur einen Offiziersburschen zur persönlichen Aufwartung, der ihm nicht nur in der Kaserne oder im Feld diente, sondern auch in der dienstlich gestellten Privatwohnung, die Offiziere in der jeweiligen Garnisonsstadt hatten. In Österreich Offiziersdiener genannt, zählten diese nicht zu den Kombattanten, sondern waren ausgehoben zum Dienst ohne Waffe.[2] Berühmt geworden ist diese Funktion in der Rolle des braven Soldaten Schwejk. Offiziersbursche galt, auch noch bei der Wehrmacht, als begehrte Stelle und ist nicht mit einer Strafversetzung oder Degradierung gleichzusetzen. Offiziersburschen waren nicht selten Kammerdiener, Koch, Fahrer, Putzmann, Gärtner, Leibwächter, Melder und Konfident in einem.

In der Reichswehr der Weimarer Republik und der Wehrmacht soll es den Offiziersburschen nur noch inoffiziell gegeben haben. Insbesondere bei der Wehrmacht wurde diese ursprüngliche Restriktion umgangen, indem man den Offizieren Ordonnanzen, Messgehilfen und „Fahrer“ zur Seite stellte, die den Dienst des Offiziersburschen verrichteten. In der Etappe erhielten sie dann während des Zweiten Weltkrieges wieder das Recht auf einen Burschen, der jedoch oft aus den Reihen der Hilfswilligen oder ausländischen Freiwilligen rekrutiert wurde. Auch Kriegsgefangene wurden als Burschen eingesetzt, wenn sie sich freiwillig dazu meldeten. Ein Ukrainer, der verwundet wurde und in einem deutschen Lazarett gerettet wurde, berichtete von seinem Bemühen:

„[...] Ende 1942 (im Dezember) begannen die Deutschen, den Ukrainern besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Dolmetscher aus der Westukraine und Deutsche aus dem Wolgagebiet prüften anhand vieler Wörter unsere ukrainischen Sprachkenntnisse. Ich bin Ukrainer, und so kam ich tatsächlich in ein Arbeitskommando auf Dauer und lebte in einer gesonderten Baracke. Wir erhielten unterschiedliche Aufgaben und waren tagsüber jungen Offizieren als Offiziersburschen zugeteilt (abends ging es zurück in die Baracke). Ich bemühte mich, alles zu tun, damit Oberleutnant Paul zufrieden war. [...]“

Manche Offiziersdiener erlangten aufgrund des Ruhmes ihres Herrn eine gewisse Berühmtheit, wie „Mathias“ (Mathew P. Letuku), der Offiziersbusche von Flieger-As und Brillantenträger Hans-Joachim Marseille.

Bundeswehr

Bei der traditionslosen Bundeswehr gibt es keine Offiziersburschen.

Moderne Diener

Das häusliche Dienen ist in der heutigen westlichen Welt des 21. Jahrhunderts eine reine und zumeist überaus gutbezahlte Dienstleistung. Haushälterinnen in Österreich, z. B., verdienen zwischen 2.500 und 5.000 Euro brutto pro Monat (Stand: 2013). Der Arbeitsmarkt für seriöse, hochqualifizierte Diener expandiert. Hausmeier (Majordomus; anglizistisch auch „Butler“ genannt) verdienen zwischen 4.500 und 10.000 Euro im Monat, Kost und Logis inklusive.

„Ein Butler ist in der britischen Tradition ein Haushofmeister oder ranghöchster Diener. Ihn muß Diskretion, Loyalität und Diplomatie auszeichnen. Häufig bin ich auch Seelentröster für einen Menschen. Aber eines ist ganz klar: Besonders aus Ehestreitigkeiten halte ich mich heraus. Da muß man strikte Neutralität wahren. Ich könnte einiges erzählen. Aber da bin ich verschwiegen. [...] Zu meinen Kunden zählen adelige und industrielle Personen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Vorstandsmitglieder, Unternehmer und Top-Manager aus der ganzen Welt.“ — deutscher Butler Sebastian Hirsch, 2010[3]

In sogenannten Drittweltländern dagegen sind Diener zuweilen noch vollständig abhängig vom Hausherrn, der mehr den Status eines Sklavenhalters als eines Arbeitgebers innehat.

Siehe auch

Literatur

  • Der vollkommene Preußische Soldat im Kriege und im Frieden – Ein Taschenbuch für Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine aller Waffen, Nauck (1836)
  • Th. Fenger: Der Offizierbursche als Ehestifter – Militärisches Lustspiel, Kleine (1910)
  • Axel von Altenstein: Der Offizierbursche der Deutschen Armee und Marine: ein Handbuch für alle, LTR-Verlag (1989)
  • Markus Krajewski: Der Diener. Mediengeschichte einer Figur zwischen König und Klient. S. Fischer, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-10-038198-9

Verweise

Fußnoten

  1. Zu lateinisch: domus „Haus“
  2. Quelle: „Meyers Konversationslexikon“ 1910
  3. Sebastian Hirsch vermittelt inzwischen Diener weltweit; butlerforyou.com