Giordano, Ralph

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Ralph Giordano

Ralph Giordano (Lebensrune.png 20. März 1923 in Hamburg; Todesrune.png 10. Dezember 2014 in Köln)[1] war ein in Köln lebender jüdischer Journalist, Fernsehautor und Schriftsteller.

Giordano gehörte zu dem privilegierten Personenkreis, dem aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit rund um die Uhr diskreter Personenschutz durch deutsche Zivilpolizei zugestanden wurde.

Werdegang

Giordano kam als Sohn einer Musikerfamilie zur Welt und wuchs mit zwei Geschwistern im Stadtteil Barmbek auf. Sein Vater war sizilianischer Abstammung, die Mutter Jüdin.[2] Giordano besuchte nach vier Jahren Volksschule ab April 1933 in Hamburg-Winterhude das angesehenste humanistische Gymnasium der Hansestadt, das Johanneum. Dort erfolgte, eigenem Bekunden zufolge, schon am ersten Schultag die Einteilung in „Arier“ und „Nichtarier“. Als früheste und eine der schmerzlichsten Erfahrungen überhaupt bezeichnete Giordano einmal den Freundschafts- und Sympathieentzug durch propagandistisch beeinflußte Spielgefährten. Schließlich fiel Giordano aufgrund seiner jüdischen Mutter unter die Nürnberger Rassengesetze vom September 1935. Er mußte das Gymnasium 1940 in der Obersekunda (11. Klasse) verlassen.

Wirken

Ralph Giordano am 12. Januar 1956 auf dem IV. Deutschen Schriftstellerkongreß zu Berlin

Im Juli 1943 wäre er beinahe dem völkerrechtswidrigen britischen RAF-Angriff auf Hamburg („Operation Gomorrha“) zum Opfer gefallen. Unter den fast 50.000 Toten waren rund 15.000 Kinder, meist an den Gasen erstickt, die sich durch den Feuersturm entwickelt hatten.

In Hamburg ausgebombt, flüchtete die Familie nach Bösdorf/Altmark. Bis dahin durch „privilegierte Mischehe“ vor Deportation verschont geblieben, mußte die Mutter ab 1944 mit der Verbringung in ein Konzentrationslager rechnen. Die Familie verbarg sich.

Nach Kriegsende habe sich Ralph Giordano entschlossen, in Deutschland zu bleiben, um sich „um Aufarbeitung und Erklärung der Dehumanisierung in Nazi-Deutschland zu bemühen“.[3]

Die „Aufarbeitung“ gestaltete sich so, daß er der KPD beitrat, also der Bewegung eines Stalin, der – nach zurückhaltenden Schätzungen – für 66 Millionen Morde verantwortlich ist.[2] Giordano war über ein Jahrzehnt für die KPD aktiv, auch noch nach ihrem Verbot, und brachte es als Altonaer Stadtteilsekretär zum Führer von rund 1.000 Genossen. Außerdem ließ er sich am Leipziger „Institut für Literatur“, einer SED-Kaderschmiede, ausbilden. Wegen illegaler KPD-Aktivität zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, richtete er sich nach eigenem Bekunden hinter Gittern an einem Stalin-Bild auf, das er auf der Brust trug. Nach Abwendung von der (ohnehin verbotenen) KPD widmete er sich der Fernseharbeit und dem Zionismus. Für WDR und SFB drehte er rund 100 Filme, viele davon mit NS-„Bewältigung“ und Anklagen gegen „die Deutschen“, die angeblich nicht genug gesühnt und gebüßt und sich deshalb – laut Giordano – eine „zweite Schuld“ aufgeladen hätten.

In den frühen 1990er Jahren tat sich auch Giordano in diversen Fernsehkultursendungen, Podiumsdiskussionen und Gesprächsrunden als Verfechter der Schuldkultindustrie hervor.

Seine Abstammung als Jude sowie das wirksame Schutzschild des „Journalisten“ bewahrten ihn bis dato davor, wegen übler Nachrede, Diffamierung und Beleidigung belangt zu werden.

Er versuchte auch, u. a. zusammen mit dem Moderator Erich Böhme, den FPÖ-Politiker Jörg Haider in Böhmes Gesprächsrunde „Talk in Berlin“ auf dem Nachrichtensender n-tv zu „entzaubern“. Als das mißlang, verließ er vorzeitig die Sendung.

Im April 2012 kritisiere Giordano den Literaturnobelpreisträger Günter Grass für dessen israelkritisches Gedicht mit dem Titel „Was gesagt werden muss“.[4]

Teilvereinigung

Zur Teilvereinigung sagte er, als die Mauer noch stand:

Die Summe meiner Erfahrungen ist zu sehr von der Kontinuität des häßlichen Deutschen geprägt, als daß mir diese Vorstellung nicht kalte Schauder den Rücken herunterlaufen ließe.“ Für Giordano sind die Deutschen „eine Täternation“.

In seinem Buch „Israel, um Himmels willen Israel“ (1991) bekundete er absolute Loyalität zum Staat Israel. „Zur Abwehr des Rechtsradikalismus“ forderte er 1992 die Juden in der Bundesrepublik auf, sich zu bewaffnen.

Seit etwa der Jahrtausendwende hatte er ein ergänzendes Betätigungsfeld gefunden, und zwar den Anti-Islamismus, welchen er, in Köln wohnend, gleichsam rituell praktizierte.

Wahrnehmung

Bekannt wurde Giordano hauptsächlich durch den Roman-Verkaufsschlager „Die Bertinis“ und dessen Verfilmung als Fernseh-Fünfteiler. Die Reihe ist autobiographisch angelegt. Sie nimmt Bezug auf Giordanos Familiengeschichte in den 1940er Jahren.

Hauptrollen spielen in dieser Fernsehproduktion der Jude Michael Degen und Hannelore Hoger.

Zur Überfremdung der BRD

Der Jude Giordano warf Bundespräsident Christian Wulff (CDU) in einem offenen Brief vor, sein Satz: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ „verrät eine so verstörende Unkenntnis der Wirklichkeit, [...] daß es einem die Sprache verschlagen will“.[5] Er bezeichnete Wulffs Auffassungen dort auch als eine „Multikulti-Idylle“, deren Mißhelligkeiten „durch sozialtherapeutische Maßnahmen behoben werden könnten“.[6] Giordano bemerkte zur Frage des Kopftuches, das mohammedanische Frauen tragen sollen, daß, wenn das deshalb geschehe, weil die Männer durch die unverhüllten Frauen aufgereizt würden, wenn sie ihrer angesichtig werden, man dann auch fragen könnte, warum den Männern dann nicht einfach Handschellen angelegt werden. Zu dem Vorwurf, daß er für seine Aussagen Beifall von der „falschen“ Seite – also den patriotischen Kräften in der BRD – bekommen könnte, bemerkte er, daß jede Gemeinsamkeit mit den „Rechten“ sofort aufhöre, weil er wisse, daß er, wenn es nach ihnen ginge, in einem Ofen verbrannt werden würde.

Auszeichnungen

Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.) der Universität der Kasseler Gesamthochschule (1990), Ehrenbürgerwürde von Riesi/Sizilien (2000), Grimme-Fernsehpreise (1968 für „Hunger“ und 1969 für „Camilo-Torres“), Journalistenpreis „Entwicklungspolitik“ (1978), Hans-Fallada-Preis (1988), Heinz-Galinski-Preis (1990), Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1990), Verdienstorden des Landes NRW (1992), Medaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Hamburg (1993), Siebenpfeiffer-Preis, Homburg/Saar (1994), Schubart-Literatur-Preis der Stadt Aalen (1995), Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik (2001), Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland (2003), „Surp Sahag – Surp Mesrop“-Orden der Apostolischen Kirche Armeniens (2004), Rheinischer Literaturpreis der Stadt Siegburg (2006, für „Ostpreußen ade“ von 1994), Preis für Zivilcourage (2007, verliehen vom Freundeskreis Heinrich Heine). Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (18. Juni 2009).

Mitgliedschaften

Ralph Giordano war Mitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Im April 1997 trat er aus Protest gegen die „möglichst schmerzlose“ Fusionsstrategie des ost- und westdeutschen PEN aus der Schriftstellervereinigung aus. Die Stasi-Vergangenheit der Ost-PEN-Mitglieder werde verharmlost und die Opfer würden verhöhnt, begründete Giordano seine Entscheidung.

Familie

Der aus erster Ehe mit seiner Frau Helga († Dezember 1984) verwitwete Giordano heiratete am 22. Juli 1994 seine zweite Frau Roswitha „Röschen“ Giordano, geb. Everhan, die nach fünfeinhalbjähriger schwerer Krebserkrankung am 16. September 2002 verstarb. Als seine große Liebhaberei gab er das Sammeln von Dampfmaschinen an.

Filmbeitrag

Ralph Giordano löst einen Skandal aus, 24. Juni 2007

Der Schriftsteller Ralph Giordano engagiert sich mutig gegen den Bau der Moschee in Köln. Ein Interview des Kölner Stadtanzeigers

Werke

  • Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Die Pläne der Nazis nach dem Endsieg

Verweise

Fußnoten

  1. PI-News: Köln: Publizist Ralph Giordano ist tot
  2. 2,0 2,1 David Korn: Wer ist wer im Judentum? – FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  3. Munzinger-Archiv GmbH, 2007
  4. Der jüdische Publizist Ralph Giordano nannte das Gedicht einen „Anschlag auf Israels Existenz“.
  5. FAZ, 11.10.2010
  6. Erneut abgedruckt unter dem Titel „Augen auf, verdammt! Offener Brief an Bundespräsident Christian Wulff, „Die Welt“, 20. September 2011“; in: Ralph Giordano: Von der Leistung, kein Zyniker geworden zu sein. Reden und Schriften über Deutschland 1999–2011. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012, ISBN 978-3-462-04404-1, S. 390–393