Gottfried von Viterbo

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Gottfried von Viterbo (auch: Gotfrid von Viterbo, lat. Godefridus Viterbiensis; geb. 1125 in Viterbo, Mittelitalien; gest. nach 1191[1]) war ein vorwiegend in Italien wirkender Chronist, königlicher Kaplan und Notar deutscher Abstammung.

Leben

Gottfried wurde in der Bamberger Domschule und in Salerno (Kampanien) ausgebildet und war ab 1151 Kaplan König Konrads III. und von 1152-1186 Notar Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa). In dieser Stellung war er 1152 maßgeblich an der Unterzeichnung des Vertrages zwischen Barbarossa und Papst Eugen III. (1145-1153) beteiligt: Der Papst suchte beim deutschen Kaiser Unterstützung gegen die aufständischen Römer, die ihn auf seine geistliche Macht beschränken wollten. Der am 23. März 1153 in Konstanz ratifizierte Vertrag blieb aber wirkungslos, weil der Papst nur wenige Monate später starb.

Als Diplomat des Kaisers unternahm Gottfried zahlreiche Reisen, u. a. in die Provence, nach Frankreich und Spanien. Etwa vierzig mal war er in Rom und stand auch in Diensten der päpstlichen Kurie. Geschickt vertrat er die Interessen des Kaisers, ohne beim Papst in Ungnade zu verfallen. Für seine Verdienste um den Kaiser erhielt er zahlreiche Titel und Privilegien. So war er Domkanoniker in Speyer, später auch in Pisa und Lucca (Toskana), möglicherweise außerdem in Mainz, sowie Propst des Stifts St. Bartholomäus in Frankfurt a. M. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf seinem, bereits 1169 durch kaiserliche Privilegien erhaltenen Allod in Viterbo, wo er, nachdem er den deutschen Königen mehr als 40 Jahre gedient hatte und zu vielen Botendiensten verwendet worden war, einen Ruheposten erhalten hatte, und wo er wohl auch seine Werke niederschrieb.

Werke

Gottfrieds historische Werke bauen aufeinander auf und können als verschiedene Fassungen derselben Werk-Idee verstanden werden, die im Pantheon schließlich zur endgültigen Gestalt findet; teilweise haben sie auch den Charakter von Vorarbeiten dazu.

Das Grundkonzept der meisten Werke Gottfrieds entstand während seiner ausgedehnten diplomatischen Reisen. In dem für den schulischen Gebrauch verfassten Speculum regum (Kaiserspiegel), eine Weltgeschichte von der Sintflut bis zu Karl dem Großen, zielte er auf eine Versöhnung Roms mit der deutschen Krone an: die Franken stammen demnach von den Trojanern ab und seien daher mit den Römern verwandt.[3]

In den Memoria saeculorum seu liber memoriale („Gedächtnis der Jahrhunderte oder Erinnerungsbuch“) wird der Versuch einer vollständigen Weltgeschichte unternommen. Das Werk wird ab 1185 im Pantheon bis zur Vermählung Heinrichs VI. (1191) fortgesetzt und neubearbeitet. Dieses Buch erlangte später große Bekanntheit.

Die ebenfalls in Prosa und Lyrik verfassten Gesta Friderici (die „Taten Friedrichs“ I. bis 1181) enthalten trotz mancher Verwirrung verwertbares historisches Material, teilweise in Versform. Im Zentrum steht die Schilderung der Pest von 1167.

Der umfassend gebildete Schriftsteller und Poet hinterließ zahlreiche Gedichte, in denen er nicht nur die klassischen Hexameter und Pentameter einsetzte, sondern auch eigene Versformen erfand. Ein Beispiel hierfür ist seine Beschreibung Bambergs; die geschichtlichen Werke sind oft anekdotenhaft und stellen eher Exemplarliteratur als Geschichtsschreibung dar.

Literatur

  • Heinrich Ulmann: Gotfrid von Viterbo - Beitrag zur Historiographie des Mittelalters, Diss. Göttingen 1863 (PDF-Datei)
  • Hermann Schreibmüller: Der staufische Geschichtsschreiber Gottfried von Viterbo und seine Beziehungen zu Bamberg, Würzburg und besonders Speyer. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Verl. d. Komm. [später] Beck, Bd. 14 (1943/44), S. 248-281

Verweise

Fußnoten

  1. Oder nach 1202, falls die Gesta Heinrici VI wirklich von ihm stammen.
  2. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
  3. Rom führt seinen Ursprung auf den Trojaner Aeneas zurück, der bei der Zerstörung seiner Vaterstadt floh und nach vielen Abenteuern nach Latium gelangte. Er wurde König von Latium, und sein Sohn Ascanius (= Iulus) gründete Alba Longa, die Mutterstadt Roms.