Focke, Henrich

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Prof., Dipl.- Ing. Henrich Focke

Henrich Focke (Lebensrune.png 8. Oktober 1890 in Bremen; Todesrune.png 25. Februar 1979 ebenda) avancierte in den 1920er zu einem der bedeutendsten Pioniere des deutschen Flugzeugbaus. 1924 rief Henrich Focke zusammen mit Georg Wulf in Bremen das Unternehmen Focke-Wulf Flugzeugbau AG ins Leben, aus dem das legendäre Entenflugzeug F-19a hervorging. Mit dem Fa-61 baute Focke 1936 den weltweit ersten funktionsfähigen Hubschrauber. In der Nachkriegszeit war der vielfach ausgezeichnete Ingenieur als gefragter Berater für die Wirtschaft und die Luftfahrtforschung in Frankreich, Deutschland und Großbritannien tätig.

Leben

Herkunft und Jugendjahre

Henrich Focke wurde am 8. Oktober 1890 in Bremen geboren. Bereits als Schüler interessierte sich Focke für die Fliegerei. Mit seinem Bruder Wilhelm unternahm er erste Flugversuche mit eigenen Flugmaschinen. 1908 konstruierte er das erste, allerdings noch nicht flugfähige Entenflugzeug. Nach der Schule studierte Focke ab 1908 Maschinenbau an der Technischen Hochschule Hannover. 1912 baute er mit Hans Kolthoff und Georg Wulf sein erstes Motorflugzeug.

Erster Weltkrieg

In den Jahren 1914 bis 1917 kam Focke als Infanterist und Pilot im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Nach dem Absturz mit seinem Flugzeug wurde er Ingenieur bei der Flugmeisterei in Berlin.

Ingenieurtätigkeit

Nach Kriegsende nahm Focke sein Maschinenbau-Studium wieder auf, um es 1920 mit Diplom abzuschließen. Im Anschluss daran wurde er als Konstrukteur für Gas- und Wasseranlagen bei den Franke-Werken in Bremen tätig.

Im Jahr 1921 fertigte Focke mit Georg Wulf die A7 als sein erstes offiziell zugelassenes Flugzeug. Zusammen mit Wulf und Werner Naumann rief er 1924 das Unternehmen Focke-Wulf Flugzeugbau AG in Bremen ins Leben. In dem Unternehmen baute Focke zusammen mit seinem Bruder Wilhelm das Entenflugzeug F-19a, für deren Konstruktion die Gebrüder auf ein Patent des Vorläufermodells aus dem Jahr 1908 zurückgriffen.

Wulf fand 1927 bei einem Testflug mit dem Entenflugzeug durch Absturz den Tod. 1930 fusionierte die Firma Focke-Wulf mit den Albatros Flugwerken. 1936 wurde mit dem Fa-61 der weltweit erste Hubschrauber aus der Fertigung Fockes in Bremen durch einen Erstflug erprobt.

Im Jahr 1937 gründete Focke zusammen mit Gerd Achelis das Unternehmen Focke-Achelis in Delmenhorst bei Bremen. Nachdem Focke bereits zu Beginn der 1930er Jahre Vorlesungen an der Technischen Lehranstalt Bremen gehalten hatte, verlieh man ihm 1938 die Ehrendoktorwürde der TH Hannover. 1940 brachte Focke den Lastenhubschrauber Fa-223 heraus. 1944 vereinigte sich Focke Wulf mit der Weser Flugzeugbau GmbH.

Nach 1945

Nach Kriegsende war Focke von 1945 bis 1948 als Berater bei Aerosudest in Paris tätig, wo er den Fa-223 nachbaute und die S.E. 3101 als Vorläuferin der „Alouette“ konstruierte. Nach der Rückkehr nach Deutschland eröffnete Focke 1948 ein Ingenieursbüro in Bremen. Er war dann ab 1950 als Konstrukteur bei den Norddeutschen Fahrzeugwerken in Wilhelmshaven tätig und beriet bis 1958 auch das britische Luftfahrtministerium in London.

Im Jahr 1952 entwickelte Focke in Brasilien den Hubschrauber Beija-Flor, der erstmals 1958 flog. 1956 baute er den Hubschrauber als Kolibri bei den deutschen Borgward Automobilwerken.

Focke im Rentenalter

Ende der fünfziger/ Anfang der sechziger Jahre baute Focke, inzwischen siebzigjährig, in Bremens Innenstadt mit eigenen Mitteln in einem Hinterhofschuppen einen Windkanal, um mit seiner Hilfe die Flugeigenschaften von Hubschraubern zu verbessern. Hier erforschte er auch andere Probleme der Aerodynamik, unter anderem beim Langsamflug auftretende Strömungphänomene und die Nachstrompropulsion. Der Focke-Windkanal ist erst 1997 wiederentdeckt worden und bildet heute das Kernstück eines kleinen Museums.

Bis 1965 war Focke als beratender Ingenieur bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen und bei der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt tätig. Am 25. Februar 1979 starb er in Bremen, hoch geehrt und vielfach ausgezeichnet. Sein Grab befindet sich auf dem Riensberger Friedhof.