Schildkraut, Joseph

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Joseph Schildkraut
Urnenregal im Mausoleum
Grabplatte

Joseph Schildkraut (Lebensrune.png 22. März 1896 in Wien, Österreich; Todesrune.png 21. Januar 1964 in New York, USA) war ein jüdischer Film- und Theaterschauspieler.

Wirken

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sah man auf den Reinhardt–Bühnen einen sehr jungen Schauspieler, der sich krampfhaft bemühte, den damals überaus populären Alexander Moissi zu kopieren. Dieser junge Mann war Rudolf Schildkrauts Sohn Joseph, der mit seinem Vater eines Tages über das „große Wasser“ ging und seine Schauspielkunst Neu York Bühnen widmete. Rudolf Schildkraut, der große Charakterschauspieler, wurde schnell in Neu York beliebt, trotzdem er nur in den Theatern der Ostseite spielte. Joseph, den seine Erscheinung für Liebhaberrollen prädestinierte, aber wurde bald vom Film entdeckt.[1]

Er hatte den populären Stars, den Bathelmeß, Dix, größere Jugend voraus und war auch darin im Vorteil, daß er auf der Bühne gestanden hatte und von bedeutenden Regisseuren unterwiesen worden war. Es gelang ihm deshalb ohne Anstrengungen, die zumeist fade gezeichneten Rollen, die eigentlich nur einen schönen Mann wie Conrad Nogel, verlangten, zu vertiefen und deshalb viel eindringlicher zu wirken. Zuerst hatte Joseph Schildkraut in den Ateliers in Coney Island gespielt und war der Bühne treu geblieben, die ihn Abend für Abend nach anstrengender Filmarbeit auf ihren Brettern sah. Als aber seine Popularität bei den junge Frauen wuchs, holte man ihn in das Produktionszentrum nach Hollywood, wo er nach kurzer Zeit einen fabelhaften Vertrag von Cecil B. de Mille erhielt.

De Mille hatte zu jener Zeit seine Kammerspiele aufgegeben und inszenierte nur noch Sensationsreißer, so daß Joseph Schildkraut ohne sein Zutun in die Klasse der Sensationsliebhaber eingereiht wurde. Diese Filme sind nie nach Deutschland gekommen. Sie hätten auch kein Beifall gefunden, da sie auf den typischen amerikanischen Provinzgeschmack zugeschnitten waren. Zu der Zeit verdiente Schildkraut so viel, daß er seinen Vater zu sich nehmen konnte, um ihm einen angenehmen Lebensabend zu bereiten. Aber das Bühnenblut des alten Schildkraut schlug durch; wenn er in Hollywood auch nicht Theater spielen konnte, denn in Los Angeles gab es vor dem Tonfilm keine ständige Bühne, so filmte er doch, zumal er in Berlin einer der ersten Künstler gewesen war, die sich der neuen stummen Kunst zur Verfügung gestellt hatten.

Rudolf Schildkraut hatte den Siegeszug des Tonfilms nicht mehr erlebt, aber sein Sohn hatte dort die ihm gebührene Achtung gefunden. Als die Leinwand die Sprache fand, erwachte in den vielen Schauspielern, die jahrelang als stumme Schatten durch die Kinos geflimmert waren, wieder die alte #liebe zur Bühne.

Es bildete sich schnell eine Truppe, die in Hollywood Vorstellungen gab, sogar ein deutsches Theater entstand, das freilich aus Mangel an Zuschauern nur einmal in der Woche spielte und als dessen Star sich Fern Andra zu etablieren gedachte, die sonst in Hollywood ganz unbeachtet geblieben wäre.

Den Übergang zum Tonfilm schaffte Joseph Schildkraut aufgrund seiner geschulten Sprachtechnik problemlos, in Harry A. Pollards Musical „Show Boat“ (1929, Das Komödiantenschiff) machte er als Gaylord Ravenal, spielwütiger Ehemann der jungen Magnolia (Laura La Plante), eine gute Figur oder kam als General Pascal in dem Biopic bzw. dem Abenteuer um den mexikanischen Volkshelden Pancho Villa in „Schrei der Gehetzten“ (1934, Viva Villa!) daher. Eine erneute Zusammenarbeit mit Cecil B. DeMille gab es in dessen ersten Tonfilm über die legendäre ägyptischen Königin „Cleopatra“ (1934), wo Schildkraut neben der Titelheldin Claudette Colbert und Warren William (Julius Caesar) den König Herodes mimte. Auch in De Milles Historien-Abenteuer „Kreuzritter – Richard Löwenherz“ (1935, The Crusades) konnte Schildkraut als Markgraf Konrad von Montferrat an der Seite von Henry Wilcoxon (König Richard Löwenherz und Loretta Young (Prinzessin Berengaria von Navarra) punkten, zeigte sich in Richard Boleslavskis Melodram „Der Garten Allahs“ (1936, The Garden of Allah) zusammen mit Marlene Dietrich und Charles Boyer.

Weitere tragende Rollen hatte Schildkraut beispielsweise in den Abenteuern „Das Sklavenschiff“ (1937, Slave Ship) und Schiffbruch der „Seelen" (1937, Souls at Sea), mit Wilhelm Dieterles Verfilmung der Lebensgeschichte des französischen Schriftstellers Émile Zola, „Das Leben des Emile Zola“ (1937, The Life of Emile Zola) mit Paul Muni in der Hauptrolle erreichte der Schauspieler einen Höhepunkt seiner filmischen Karriere: Für seine Darstellung des Armee-Hauptmanns Alfred Dreyfus wurde Schildkraut mit einem Oscar in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“ ausgezeichnet; der Film selbst errang darüber hinaus die begehrte Trophäe als „Bester Film“" sowie für das „Beste Original-Drehbuch“, zuvor war er für weitere sechs Kategorien nominiert gewesen.

In nachhaltiger Erinnerung ist auch Schildkrauts Verkörperung des machthungrigen Herzogs von Orléans geblieben, den er eindrucksvoll W. S. Van Dykes hochkarätig besetzten Filmbiographie über das Leben der französischen Königin „Marie-Antoinette“ (1938) zu gestalten wußte. Hollywood-Star Norma Shearer gab die Titelfigur, Tyrone Power deren Favorit Axel von Fersen, John Barrymore den König Ludwig XV. Einer weiteren historischen Figur verlieh er in James Whales Historien-Abenteuer „Der Mann mit der eisernen Maske“ (1939, The Man in the Iron Mask) Kontur und mimte den französischen Finanzminister Nicolas Fouquet, zuvor hatte er in dem Mantel-und-Degen-Streifen „The Three Musketeers“ (1939, Die drei Musketiere) den französischen König Louis XIII. und in „Suez“ (1938) den Vicomte Rene De Latour, Freund des Suezkanal-Erbauers Ferdinand de Lesseps (Tyrone Power) gespielt.

Doch Schildkraut war nicht nur auf historische Sujets abboniert, tauchte neben Clark Gable und Norma Shearer als netter Captain Kirvline in der Komödie „Idiot’s Delight“ (1939) auf, drehte mit Protagonist Peter Lorre „Mr. Moto und sein Lockvogel“ (1939, Mr. Moto Takes a Vacation) oder stand für Clarence Brown für dessen Louis Bromfield-Adaption „Nacht über Indien“ (1939, The Rains Came) vor der Kamera. Ernst Lubitsch besetzte ihn in seiner wunderbar inszenierten, komödiantischen Romanze „Rendezvous nach Ladenschluß“ (1940, The Shop Around the Corner) an der Seite von James Stewart und Margaret Sullavan als den arrogant-schleimigen Familienvater Ferencz Vadas, in „Joseph Kane“s Western „San Francisco Lilly“ (1945, Flame of Barbary Coast) konnte Schildkraut neben John Wayne einmal mehr als Spielhallen-Boss Tito Morell seine schauspielerische Bandbreite unter Beweis stellen.

Ab den 1950er Jahren verlegte Schildkraut seine Arbeit vor der Kamera auf das Fernsehen und trat in verschiedenen, dem Theater-Drama gewidmeten Serien mit Gastrollen auf. 1953 hatte er zudem mit „Joseph Schildkraut Presents" als Moderator eine eigene Fernseh-Sendung.

Nach Auftritten in populären Fernseh-Serien wie „Dr. Kildare“ (1962) oder „77-Sunset-Strip“ (1963) spielte Schildkraut in George Stevens' monumentalem Jesus-Epos „Die größte Geschichtealler Zeiten“" (1965, The Greatest Story Ever Told) seine letzte Kino-Rolle und gestaltete den Pharisäer Nikodemus, dem Jesus (Max von Sydow) die Wahrheit der geistlichen Wiedergeburt nahe bringt.

Kurz nach den Dreharbeiten zu „Die größte Geschichte aller Zeiten“ erlag Joseph Schildkraut am 21. Januar 1964 in Neu York Stadt mit nur 67 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Die Urne mit den sterblichen Überresten wurde auf dem „Hollywood Forever Cemetery“ (Beth Olam Mausoleum, Foyer R, Westseite, Nische 212) in Los Angeles (Kalifornien) beigesetzt.

Auszeichnungen

Filmographie

  • 1915: Schlemihl
  • 1916: Der Glücksschneider
  • 1921: Theodor Herzl, der Bannerträger des jüdischen Volkes
  • 1921: Zwei Waisen im Sturm (Orphans of the Storm)
  • 1927: König der Könige (The King of Kings)
  • 1929: Show Boat
  • 1934: Cleopatra
  • 1934: Schrei der Gehetzten (Viva Villa!)
  • 1935: Kreuzritter – Richard Löwenherz (The Crusades)
  • 1937: Das Leben des Emile Zola (The Life of Emile Zola)
  • 1937: Schiffbruch der Seelen (Souls at Sea)
  • 1938: Marie-Antoinette
  • 1938: Suez
  • 1939: Der Mann mit der eisernen Maske (The Man in the Iron Mask)
  • 1939: Nacht über Indien (The Rains Came)
  • 1939: Idiot’s Delight
  • 1939: Lady of the Tropics
  • 1939: Mr. Moto und sein Lockvogel (Mr. Moto Takes a Vacation)
  • 1940: Rendezvous nach Ladenschluß (The Shop Around the Corner)
  • 1945: San Francisco Lilly (Flame of Barbary Coast)
  • 1959: Das Tagebuch der Anne Frank (The Diary of Anne Frank)
  • 1965: Die größte Geschichte aller Zeiten (The Greatest Story Ever Told)

Fußnoten