Moissi, Alexander
Alexander Moissi ( 2. April 1879 in Triest; 23. März 1935 in Wien) war ein deutscher Schauspieler albanischer Herkunft in Österreich, der zwischen 1910 und 1930 der berühmteste Schauspieler im deutschsprachigen Raum und aufgrund seiner vielen Tourneen auch ein Weltstar war.
Leben
Alexander Moissi (Aleksandër Moisiu) wurde am 2. April 1879 als fünftes und letztes Kind eines wohlhabenden albanischen Kaufmanns in Triest geboren; seine Mutter Amalia di Rada, Tochter eines Schriftstellers und Arztes, stammte aus Florenz. 1884 verließ die Familie Italien und lebte in der albanischen Hafenstadt Durrës, kam dann 1889 nach Triest zurück. Er besuchte ein Internat in Graz und übersiedelte schließlich 1899 mit seiner Mutter sowie zwei Schwestern nach Wien, wo er am Konservatorium ein Gesangsstudium begann. Als ihm nach einem Jahr der Studienplatz entzogen wurde, bewarb er sich als Statist am Burgtheater und sammelte erste Erfahrungen auf der Bühne. Dort wurden der damalige Direktor des Burgtheaters Paul Schlenther und die Bühnenlegende Josef Kainz auf das ungewöhnliche Talent des Komparsen aufmerksam, wenig später nahm Moissi, unter anderem bei Kainz, Schauspielunterricht. 1901 erhielt er ein Engagement am „Neuen Deutschen Theater“ in Prag, folgte dann 1904 einem Ruf Max Reinhardts an das „Deutsche Theater“ in Berlin, wo er bis 1921 seine künstlerische Heimat fand; seine erste Glanzrolle war der unheilbar an Syphilis erkrankte Osvald in Ibsens „Gespenster“. Während des Ersten Weltkrieges wurde Moissi 1915 kurz zur österreichischen Luftwaffe eingezogen, geriet in französische Gefangenschaft; nach seiner Freilassung war er bis 1917 in der Schweiz als Theaterschauspieler tätig. Moissi hatte sich rasch zu einem gefeierten Bühnenstar entwickelt, nicht nur in Berlin sondern auch bei zahlreichen Tourneen quer durch Europa (beispielsweise 1911 in St. Petersburg), aber auch Nord- und Südamerika wurde seine außergewöhnlichen Interpretationen klassischer Bühnenhelden bejubelt. Moissis Repertoire umfasste das ganze Spektrum der europäischen Theaterliteratur von der antiken griechischen Tragödie bis zur Moderne. Besonders bekannt wurden seine Interpretationen von Hamlet, Ödipus und Fedja aus Leo Tolstois Lebendem Leichnam. Er spielte aber auch Hauptrollen in den Uraufführungen der Stücke Hauptmanns (Der weiße Heiland), Wedekinds (Frühlings Erwachen) und Hofmannsthals. 1920 verkörperte er als erster bei den Salzburger Festspielen die Titelrolle im „Jedermann“. Moissi wurde nicht zuletzt wegen seiner schönen Stimme und seinem für den Zuschauer immer fühlbaren emotionalen Engagement geschätzt. Er galt vor allem in den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges als einer der größten deutschsprachigen Schauspieler, in der Zwischenkriegszeit wurde er immer mehr zum Starschauspieler, der sich zunehmend auf Tournee befand. In Berlin trat er nur noch als Gast auf. Sein Schauspielstil galt hier als antiquiert und konnte sich nicht mehr mit Entwicklungen wie Expressionismus oder dem politischen Theater Brechts und Piscators messen. Alexander Moissi – bezeichnet als einer der Heroen der Schauspielkunst zu Anfang des 20. Jahrhunderts – war zu seiner Zeit, um in der heutigen Diktion zu bleiben, ein Superstar. Attraktiv und charismatisch ließ er besonders die Frauenherzen höher schlagen, auch sein rastloses Privatleben wurde von den Gazetten beobachtet. Zu seinen brillanten Bühnendarstellungen zählen unter anderem Shakespeares „Hamlet“ und „Romeo“, Pirandellos „Heinrich IV.“ und Goethes „Tasso“, zerrissenen Charakteren von Georg Büchners, Henrik Ibsens und Leo Tolstoi wusste er eindringliche Bühnenpräsenz zu verleihen. Eine seiner Lebensrollen war der Selbstmörder Fedja in Tolstois Schauspiel „Der lebende Leichnam“, nach der Premiere 1913 in Berlin spielte Moissi diese Figur mehr als 1.500 Mal. 1920 gab er den ersten „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen, den er auch im darauffolgenden Jahr sowie zwischen 1926 und 1931 insgesamt 69 Mal verkörperte. Alexander Moissi starb am 22. März 1935 mit nur 55 Jahren nach einer Italien-Tournee in Wien an den Folgen einer Lungenentzündung; wenige Monate zuvor hatte er 1934 den Antrag sowohl auf die italienische als auch die albanische Staatsangehörigkeit gestellt, Albanien verweigerte den Pass, Italien erkannte den todkranken Moissi als Bürger an. Seine letzte Ruhe fand der berühmte Charakterdarsteller auf dem Friedhof von Morcote (Schweiz), nahe des Luganer Sees. Er war in erster Ehe mit seiner Frau Maria verheiratet, die in Berlin die renommierte Schauspielschule „Maria Moissi“ gegründet hatte, an der auch Alexander Moissi zeitweise unterrichtete. Nach der Scheidung war er seit 1919 (laut www.film-zeit.de) mit der Schauspielerin Johanna Terwin verheiratet. Alexander Moissi ist der Vater der 1923 in Berlin geborenen Bettina Moissi, die später Filmschauspielerin wurde und 1959 den Kunsthändler und -sammler Heinz Berggruen ehelichte, und der Urgroßvater des bekannten deutschen Schauspielers Gedeon Burkhard. Moissi wird heute vor allem in Albanien als der bedeutendste Schauspieler dieses Landes verehrt, obwohl er es seit seiner Jugend nicht mehr besucht hatte. Die Schauspielschule in Tirana und das Theater von Durrës tragen seinen Namen. Sein 60. Todestag wurde 1995 mit einem Jahr der Schauspielkunst begangen. In Durrës existiert eine Aleksander-Moisiu-Stiftung, die sich der Pflege seines Erbes widmet. Am 7. Oktober 2005 wurde anlässlich des 70. Todestages der Theaterlegende in Anwesenheit des Präsidenten der Republik Albanien in Wien in der Moissigasse ein von Qazim Kertusha geschaffenes Denkmal enthüllt, das an den großen Schauspieler, dessen Karriere mit 19 Jahren in der Donaustadt begann, erinnert.
Filmographie
- 1913 Meier Helmbrechts Flucht und Ende
- 1913 Das schwarze Los
- 1913: Die Augen des Ole Brandis, (Rolle: Ole Brandis, junger Maler)
- 1915 Kulissenzauber
- 1915 Sein einziger Sohn
- 1918: Pique Dame, mit Johanna Terwin
- 1918 Der Ring der drei Wünsche
- 1919 Erborgtes Glück, mit Käthe Dorsch
- 1919 Der Junge Goethe (Der Sohn der Götter), mit Käthe Dorsch (Rolle: Goethe)
- 1919 Zwischen Tod und Leben, mit Maria Zelenka
- 1920 Figaros Hochzeit, mit Hella Moja, Eduard von Winterstein, Vera Schwarz, Gertrude Welcker (Rolle: Figaro)
- 1920 Die Nacht der Königin Isabeau, Regie: Robert Wiene, mit Fritz Kortner (Rolle: König Karl VI.)
- 1921 Kean, mit Heinrich George, Camilla Horn
- 1929 Die Königsloge (The Royal Box) (USA), mit Camilla Horn (Rolle: Edmund Kean)
- 1935 Lorenzino de' Medici Rolle: Lorenzino de Medici
- 1935 Barcarole mit Lída Baarová, Willy Birgel (Gastauftritt)