Wagner von Jauregg, Julius

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Hofrat Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Julius Wagner von Jauregg war vor dem Beitritt Österreichs germanophiles Mitglied der Großdeutschen Volkspartei. Sein am 21. April 1940 gestellter Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP wurde jedoch aufgrund der jüdischen Herkunft seiner ersten Ehefrau zurückgestellt.

Julius Wagner, seit 1883 Julius Wagner Ritter von Jauregg (auch: Ritter Wagner von Jauregg; Lebensrune.png 7. März 1857 in Wels, Kaisertum Österreich; Todesrune.png 27. September 1940 in Wien), war ein deutscher Psychiater und Hochschullehrer aus Österreich sowie Träger des Nobelpreises für Medizin für seine Malariatherapie, die bis zum Aufkommen der Antibiotika so praktiziert wurde.

Werdegang

Visitenkarte
Er war Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher Vereinigungen im In- und Ausland, so z. B. Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie, Ehrenmitglied des Vereins deutscher Nervenärzte, Mitglied bzw. Ehrenmitglied des Vereins für Psychiatrie und Neurologie in Wien, weiters Mitglied, Ehrenmitglied und Ehrenpräsident der Gesellschaft der Ärzte in Österreich.
Wagner von Jaureggs Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Seit 1992 ruht dort auch Sohn Theodor.
Inschrift des Grabsteins (hier ruht seit 1946 auch seine zweite Gattin Anna)
 :Julius Wagner von Jauregg stammte aus einer Beamtenfamilie, die 1883 geadelt wurde. Er besuchte das Gymnasium am Schottenstift in Wien als Vorzugsschüler. Auch im Studium bestand er seine Prüfungen glänzend und wurde daher noch als Student wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Allgemeine und experimentelle Pathologie bei Salomon Stricker (bis 1882). Während dieser Zeit veröffentlichte Wagner von Jauregg bereits zwei wissenschaftliche Arbeiten. 1880 promovierte er und erhielt eine Anstellung als Assistent an Strickers Institut, das für seine tierexperimentelle Orientierung bekannt war. 1883 wurde ihm ein Posten an der nahezu unbekannten psychiatrischen Klinik von Max von Leidesdorf (1818-1889) angeboten. Wagner von Jauregg hatte sich mit diesem Fach vorher noch nie beschäftigt. 1885 konnte er sich jedoch bereits für Neurologie, der das Fach Psychiatrie zugeordnet war, habilitieren und lehrte als Privatdozent für Nervenpathologie. Aufgrund einer Erkrankung seines Chefs übernahm er kurz darauf auch die Supplierung der Klinik. Nach Leidesdorfs Tod leitete diese Richard Krafft-Ebing. Wagner von Jauregg übernahm wiederum dessen Neuropsychiatrische Klinik in Graz (1889 bis 1893). Während dieser Zeit beschäftigte sich Wagner von Jauregg besonders mit dem endemischem. Kretinismus, der im Steirischen Bergland stark verbreitet war. Er regte die Beimengung kleinster Mengen Jod und die Jodierung des Trinkwassers an, womit gute Erfolge bei der Behandlung des Kropfes erzielt werden konnten.
1893 wurde er als außerordentlicher Professor für Psychiatrie und Neuropathologie an die 2. Psychiatrische Klinik in Wien berufen, nachdem Krafft-Ebing zur 1. Psychiatrischen Klinik gewechselt hatte. Daneben fungierte er als Direktor der Niederösterreichischen Landesheil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke. Während des Ersten Weltkriegs war er auch für die Behandlung von Kriegsneurosen zuständig und setzte sich auch für die Verwendung elektrischer Zwangstherapien ein. Julius Wagner-Jauregg beschäftigte sich in seiner Arbeit mit den Möglichkeiten der Fiebertherapie zur Behandlung von bis dahin unheilbaren Geisteskrankheiten. An der Psychiatrischen Klinik entwickelte Wagner von Jauregg um 1917 die Methode der Heilung der progressiven Paralyse (der Spätform der Lues) durch Fieber, das durch Malariaerreger hervorgerufen wurde (Malariatherapie). 1927 wurde ihm für diese Entdeckung der therapeutischen Bedeutung der Malariaimpfung der Nobelpreis für Medizin verliehen. Diese Therapie wurde bis zum Aufkommen der Antibiotika praktiziert. Das dritte Interessengebiet Wagner-Jaureggs war die Kriminologie, wobei er als Gerichtsgutachter Berühmtheit erlangte. In diesem Zusammenhang machte er sich um die juristische Definition der Unzurechnungsfähigkeit und die Irrengesetzgebung verdient.[1]

Zitate

  • „Merkwürdig, ich hatte nie im Mindestens daran gedacht, Psychiater zu werden; nie hatte ich ein psychiatrisches Kollegium besucht, kaum einmal ein Lehrbuch über Psychiatrie durchstudiert.“
  • „Ein Arzt, der behauptet, nie eine Fehldiagnose gestellt oder nie einen Fehlschlag erzielt zu haben, beweist nur, daß er keine Praxis hat.“
  • „Wer einen Charakter hat, braucht keine Prinzipien.“
  • „Der sicherste Weg, sich jemanden zum Feinde zu machen, ist, ihn sich zu Dank verpflichtet zu haben.“
  • „Gebt dem Arzt was des Arztes, aber dem Richter was des Richters ist.“ — als Kriminologe
  • „Wenn ein Geisteskranker in dem ersten Halbjahr des Bestehens seiner Geisteskrankheit von einer der genannten Erkrankungen (Bauchtyphus, Cholera, Wechselfieber, Rückfallfieber, Rotlauf, etc.) befallen wird, so ist die Wahrscheinlichkeit eine sehr große, daß er dadurch von seiner Psychose geheilt wird.“
  • Zur Beglückwünschung seiner Kollegen zum Nobelpreis meinte Wagner-Jauregg: „Aber meine Herren, so was ist in erster Linie Glückssache und überhaupt, wenn ich Sie so vor mir sehe, bin ich überzeugt, daß so mancher von ihnen auch noch den Nobelpreis kriegen wird, wenn schon nicht für Medizin, so doch für Literatur.“ (Er hatte sich oft mokiert, daß viele seiner Kollegen zu viele Artikel in Fachzeitschriften über seiner Meinung nach belanglose Fälle füllten.)[2]

Familie

Abstammung

Julius war der Sohn des Finanzjuristen Johann Adolf Wagner (1835–1917), der 1883 als Finanzrat in Wien, also zu einem Zeitpunkt, als seine beiden Söhne Julius und Fritz (der jüngere Sohn wurde später Sektionschef und Generalpostdirektor und war einer der Pioniere der österreichischen Luftfahrt) bereits erwachsen waren, den erblichen Adelstitel „Ritter von Jauregg“ erhielt.

Ehen

Julius Wagner von Jauregg war in erster Ehe mit Balbine Frumkin verheiratet, die Ehe wurde geschieden. Er heiratete in zweiter Ehe die 23 Jahre jüngere Anna Koch (1880–1946). Aus der Ehe sind die Kinder Julia (Lebensrune.png 1900) und der Chemiker Theodor Wagner-Jauregg (1903–1992) entsprossen.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • 1883 durch den Vater den erblichen Adelstitel „Ritter von Jauregg“ erhalten
  • 1902 Titel Hofrat verliehen
  • Jubiläums-Erinnerungsmedaille für Zivilstaatsbedienstete
  • Jubliäumskreuz für Zivilstaatsbedienstete
  • 1925 zum Mitglied der „Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina“ gewählt.
  • 1926 Erb-Gedenkmünze und Ehrenmitgliedschaft des Vereins deutscher Nervenärzte
  • 1927: Nobelpreis für Medizin für seine erfolgreiche Behandlung der Spätform der Syphilis und die Entdeckung der therapeutischen Bedeutung der Malariaimpfung.
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (1927)
  • Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Wels
  • Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1929)
  • Ehrenmitglied der Leopoldina (1932)
  • 1935 Cameron-Preis
  • Ehrendoktorat Dr. iur. h. c. 1936/37 der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien
  • Ehrendoktorat Dr. phil. h. c. 1936/37 der Philosophischen Fakultät der Uni Wien
  • 1937 Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft der Universität Wien
  • Die Oesterreichische Nationalbank brachte zu Ehren von Wagner-Jauregg posthum eine 500 Schilling Banknote mit seinem Porträt heraus.
  • 1950/51Denkmal (Büste) im Arkadenhof der Universität Wien
  • 1953 wurde der Wagner-Jauregg-Hof (Wohnhausanlage, Lustkandlgasse 26–28) in Wien-Alsergrund nach ihm benannt.
  • Im Jahr 1981 wurde in Wien-Penzing (14. Bezirk) der Wagner-Jauregg-Weg nach ihm benannt.
  • Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz
  • Wagner-Jauregg-Platz sowie Wagner-Jauregg-Straße in Graz
  • Im Hauptgebäude der Universität Wien wird Ritter von Jauregg seit 2006 im Rahmen der Installation „Nobelpreis und Universität Wien“ geehrt.

Schriften (Auswahl)

  • Ursprung und Funktion der beschleunigenden Herznerven, 1878
  • Über die Einwirkung fieberhafter Erkrankungen auf Psychosen, 1887
  • Untersuchungen über den Kretinismus, Wien 1893
  • Zur Reform des Irrenwesens, Wien 1901
  • Beiträge zur Aetiologie und Pathologie des endemischen Kretinismus, 1910
  • Myxödem und Kretinismus, 1912
  • Lehrbuch der Organotherapie, 1914 (mit Gustav Bayer)
  • Verhütung und Behandlung der Progressiven Paralyse durch Impfmalaria, Handbuch der experimentellen Therapie 1931
  • Mechanismus der Wirkung der Infektions- und Fiebertherapie, 1935
  • Fieber und Infektionstherapie, Wien u. a. 1936
  • Über die menschliche Lebensdauer, 1941
  • Lebenserinnerungen, herausgegeben und ergänzt von L. Schönbauer und M. Jantsch, 1950

Nach seiner Pensionierung von der „Klinik am Steinhof“ im Jahre 1928 publizierte Wagner von Jauregg bis zu seinem Tode noch an die 80 wissenschaftlichen Arbeiten.

Fußnoten