Kabel, Heidi

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Heidi Kabel (1891–1973)
Heidi Kabel in etwas jüngeren Jahren
Heidi Kabels Grab
Hamburg-Nienstetten

Heidi Bertha Auguste Kabel, verheiratete Mahler (Lebensrune.png 27. August 1914 in Hamburg; Todesrune.png 15. Juni 2010 ebenda), war eine deutsche Schauspielerin, Hörspielsprecherin und Sängerin.

Leben

Heidi Kabel wurde in Hamburg im Haus an der Große Bleichen Nr. 30 geboren. Als junges Mädchen wollte die Tochter des Druckereibesitzers Ernst Kabel (1879–1955) und dessen Ehefrau Agnes (gest. März 1956) Konzertpianistin werden, doch das änderte sich, als die damals 18-Jährige eine Freundin zum Vorsprechen auf der dem Elternhaus genau gegenüber liegenden „Niedersächsischen Bühne", dem Vorläufer des späteren „Ohnsorg-Theaters“, begleitete. Zusammen mit der Freundin erhielt auch Heidi Kabel eine Rolle und gab 1932 ihr Bühnendebüt in dem Piratenstück „Ralves Carstens“. Sie entschloß sich zu einer dreijährigen, professionellen Ausbildung als Schauspielerin und wurde von den bei den Ohnsorg-Schauspielern Käte Alving und Hans Langmaack unterrichtet.

1937 heiratete Heidi Kabel den Regisseur Hans Mahler (1900 – 1970), der 1949 als Nachfolger von Rudolf Beiswanger (1903 – 1984) zum Leiter des „Ohnsorg-Theaters“ berufen wurde. Hier spielte sie in den folgenden Jahrzehnten in plattdeutschen Theaterstücken resolute Ehefrauen, keifende Hausdrachen, Klatschweiber, gütige Mütter, tüchtige Bäuerinnen oder andere liebenswerte „Frauen mit Herz“ und avancierte schnell zum Star der Hamburger Volksbühne. Ihre Schauspielkarriere umfaßte insgesamt 75 Jahre, von denen sie die meiste Zeit auf der Bühne stand.

Einem breiten Publikum wurde die Schauspielerin bekannt, als das BRD-Fernsehen ab Mitte der 1950er Jahre die Aufführungen aus dem „Ohnsorg-Theater“ ausstrahlte. Bald gehörte Heidi Kabel neben dem Kölner Willy Millowitsch (1909 – 1999) zur beliebtesten Figur des volkstümlichen Theaters. Das erste Stück, „Seine Majestät Gustav Krause“, wurde am 13. März 1954 ausgestrahlt. Bekannt wurde sie auch durch ihre Rolle in dem Stück „Tratsch im Treppenhaus“ (Tratsch op de Trepp), wo sie 1962 neben Henry Vahl die klatschsüchtige Nachbarin Meta Boldt gab. Zudem spielte sie in zahlreichen anderen Lustspielen, in mehr als über 200 plattdeutschen Schwänken.

Das Fernsehen bot der Schauspielerin vor allem Ende der 1970er Jahre weitere Rollen. Mit Willy Millowitsch, mit dem sie auch privat befreundet war, drehte sie die humorige Sketch-Serie „Kabillowitsch“ (1977/78), in der die beiden Schauspieler in jeder Folge in eine andere Rolle schlüpften. In der 12-teiligen Vorabend-Familienserie „… Erbin sein – dagegen sehr“ (1985) konnte sie als Lisa Boysen, die ein Mietshaus geerbt hat, glänzen, ab Februar 1986 zeigte sie sich als „Tante Tilly“, die in der gleichnamigen Serie Kriminalfälle löst. 1990 sah man Heidi Kabel zusammen mit der bayerischen Volksschauspielerin Erni Singerl (1921–2005) in den Geschichten um „Heidi und Erni“ sowie neben Hans-Joachim Kulenkampff in einer Episode der Serie „Die große Freiheit“, 1992 war sie die Mutter und Firmenchefin Christine Kroeger in der Komödie „Mutter und Söhne“.

Im November des gleichen Jahres feierte Heidi Kabel ihr 60. Bühnenjubiläum und nach zweijähriger „Ohnsorg“-Abstinenz ein Comeback mit dem Stück „Manda Voß ward 106“. Am Silvesterabend 1998 nahm die berühmte Volksschauspielerin – inzwischen 84-jährig – mit der Doppelrolle der resoluten Sprechstundenhilfe Trude Engel bzw. deren spleenig-aufgedonnerte (Zwillings-)Schwester Mary in dem Lustspiel „Mein ehrlicher Tag“ Abschied vom „Ohnsorg-Theater“; bereits zuvor war Heidi Kabel im Rahmen einer Deutschland-Tournee mit diesem Stück aufgetreten. Ihren letzten „Ohnsorg“-Fernsehauftritt absolvierte Heidi Kabel am 1. Januar 1998 mit der Titelrolle der Trödelladenbesitzerin Clara Sperling, die sich in der von Erwin Kreker verfassten Komödie „Frau Sperlings Raritätenladen“, auf ein zwielichtiges Geschäft mit dem Kunstdieb Heilig (Jürgen Lederer)) einlässt. Fast ein Jahrzehnt später stand sie mit einer kleinen Rolle nochmals vor der Kamera: Obwohl sie sich seit 2002 zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, übernahm sie im Alter von 92 Jahren in Detlev Bucks Kinder- und Jugendfilm „Hände weg von Mississippi“ nach dem Buch von Bestseller-Autorin Cornelia Funke als Oma Berta einen kleinen Part an der Seite ihrer Tochter Heidi Mahler; der Streifen kam am 22. März 2007 in die Kinos.

Privates

Aus der Ehe der Künstlerin mit dem am 25. März 1970 verstorbenen Hans Mahler stammen die Söhne Jan-Rasmus (geb. 1938) und Heiko (geb. 1942) sowie Tochter Heidi Mahler (geb. 1944), die ebenfalls am „Ohnsorg-Theater“ zum Star avancierte. Heidi Kabel war Großmutter von fünf Enkeln und lebte vier Jahrzehnte lang in ihrem Einfamilienhaus in Hamburg-Nienstedten, Ende Oktober 2003 zog sie alterbedingt in die Seniorenresidenz „Ernst und Claere Jung Stiftung“ im Hamburger Stadtteil Othmarschen.

Heidi Kabel, eine der letzten großen Volksschauspielerinnen, starb am 15. Juni 2010 im Alter von 95 Jahren in Hamburg; laut Familieinangehörigen ist sie „friedlich eingeschlafen“. Ihre letzte Ruhe fand sie auf dem Hamburger Nienstedtener Friedhof an der Seite ihres verstorbenen Mannes Hans Mahler. Der Grabstein trägt die plattdeutsche Inschrift „To’t Leben hört de Dood“ („Zum Leben gehört der Tod“").

Heidi Kabel-Denkmal in Hamburg

Am 25. Juni 2010 fand in der Hamburger „St.-Michaelis-Kirche“ eine Trauerfeier statt, die auch im NDR übertragen wurde. Familienangehörige, Freunde und prominente Weggefährten wie die Schauspieler Uwe Friedrichsen und Jan Fedder nahmen Abschied von der „berühmtesten Hamburger Deern“. Neben dem Hamburger Bürgermeister Ole von Beust würdigte auch der frühere Bürgermeister und Freund der Familie Henning Voscherau Heidi Kabel, bezeichnete sie als „große Menschendarstellerin und bescheiden gebliebenen Star“.

Das BRD-Fernsehen erinnerte mit Sondersendungen an Heidi Kabel, so stellte der NDR am Todestag von Heidi Kabel sein komplettes Programm um, zeigte unter anderem das 2004 entstandene Portrait zum 90. Geburtstag von Christian Stöffler „Heidi Kabel – Mein Leben“ sowie zur besten Sendezeit den Klassiker „Tratsch im Treppenhaus“„". Um 22.15 Uhr folgte der 30-minütige Film „Ein Abend für die legendäre Heidi Kabel“ von Arne Wasmuth und Cornelia Quast, gedreht anlässlich des 95. Geburtstages von Heidi Kabel im Jahre 2009.

Um 23.45 Uhr folgte dann „Frau Sperlings Raritätenladen“, das letzte „Ohnsorg“-Stück mit Heidi Kabel, in dem sie die Inhaberin eines Antiquitätenladens mimte. Der ZDFtheaterkanal änderte sein Juni-Programm und strahlte am 16. und 28. Juni 2010 (jeweils ab 16.40 Uhr) sowie am 20. Juni 2010 (11.40 Uhr) das Volksstück „Die Kartenlegerin“ in einer Aufzeichnung (1982) aus dem Hamburger „St. Pauli-Theater“ aus. Ebenfalls am 20. Juni 2010 (16:49 Uhr) sendete der Hessische Rundfunk (HR) einen Film von Dörte Petsch und Jan Gerckens mit dem Titel „Heidi Kabel – Herz, Humor und Happy End“.

Auszeichnungen

  • 1967: Goldener Bildschirm
  • 1972: Goldener Bildschirm
  • 1975: Goldene Europa
  • 1981: Bürgermeister-Stolten-Medaille für Kunst und Wissenschaft, Hamburg
  • 1982: Silberne Maske der Hamburger Volksbühne
  • 1983: Richard-Ohnsorg-Preis
  • 1985: Biermann-Ratjen-Medaille, Hamburg
  • 1985: Goldene Kamera für ihre Arbeit im „Ohnsorg-Theater“
  • 1986: Silbernes Blatt der Dramatiker-Union
  • 1986: Ehren-Schleusenwärter
  • 1989: Bambi
  • 1989: „Hermann-Löns-Medaille in Platin“ für besondere Verdienste um die Volksmusik
  • 1989: „Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft“ der Hansestadt Hamburg
  • 1992: Ohnsorg-Verdienstmedaille
  • 1993: „Edelweiß“ der Zeitschrift Frau im Spiegel
  • 1994: Ehrenkommissarin der Hamburger Polizei
  • 1997: Ehrenmitgliedschaft bei der Hamburger Volksbühne
  • seit 2004: Ehrenmitglied im „Ohnsorg-Theater“
  • 2004: Bambi für ihr Lebenswerk

Rund ein Jahr nach dem Tod der legendären Künstlerin setzte das „Ohnsorg-Theater“ ihrer einstigen Prinzipalin ein Denkmal, Tochter Heidi Mahler enthüllte am 4. September 2011 vor dem „Bieberhaus“ neben dem Hamburger Hauptbahnhof (gegenüber dem „Deutschen Schauspielhaus“) unter großem Beifall zahlreicher Hamburger Bürger – mehr als 1.000 Besucher, unter ihnen auch Prominente wie Moderatorin Ina Müller, waren gekommen – eine lebensgroße, freundlich lächelnde Bronze-Skulptur ihrer Mutter; die Künstlerin Inka Uzoma aus dem niedersächsischen Donstorf (Ortsteil von Eydelstedt1)) hatte die Statue im Auftrag des "Hamburger Abendblatts" geschaffen. Außerdem ehrte die Hansestadt die berühmte Volksschauspielerin, ein Teil des Hachmannplatzes vor dem neuen Domizil des „Ohnsorg-Theaters“ wurde offiziell in „Heidi-Kabel-Platz“ umbenannt. Der amtierende Erste Bürgermeister Olaf Scholz überreichte das neue Straßenschild an den „Ohnsorg“-Intedanten Christian Seeler. Eine Feier zu Ehren der Schauspielerin in den neuen Räumen des traditionsreichen Hamburger Volkstheaters schloss sich an. Auch der ehemalige Erste Bürgermeister Henning Voscherau wohnte der Feier bei und sagte in seiner Laudatio unter anderem „Sie war Hamburg: klar, offen, spröde, verlässlich, herzlich, handfest, burschikos. (…) "Eine starke Frau, eine große Persönlichkeit, stets persönlich ganz bescheiden, keinerlei Allüren. Und dafür liebte ihr Publikum sie, liebten wir alle sie und lieben sie heute noch.“

Filmbeiträge

Oma mit Schwung (1990)
An de Eck steiht ehn Jung mit ’n Trudelband (1995)
An de Eck steiht ehn Jung mit ’n Trudelband (1997)

Filmographie

  • 1938: Ein Mädchen geht an Land
  • 1955: Verlorene Söhne (Fernsehproduktion)
  • 1958: Das Mädchen mit den Katzenaugen
  • 1960: Wenn die Heide blüht
  • 1963: Hafenpolizei (Fernsehserie) – Der blaue Brief
  • 1964: Schwarzer Peter (Fernsehproduktion)
  • 1967: Im Flamingo-Club (Fernsehserie)
  • 1968: Otto und die nackte Welle
  • 1969: Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
  • 1969: Klein Erna auf dem Jungfernstieg
  • 1970–1973: Haifischbar (Fernsehserie, Heidi Kabel in 3 Episoden)
  • 1971: Zwanzig Mädchen und die Pauker: Heute steht die Penne kopf
  • 1971–1973: Hei-Wi-Tip-Top (Fernsehserie)
  • 1971–1973: Kleinstadtbahnhof (Fernsehserie)
  • 1972: Grün ist die Heide
  • 1977: Kabillowitsch (Fernsehserie)
  • 1984/85: Der Sonne entgegen (Fernsehmehrteiler)
  • 1985: ...Erbin sein – dagegen sehr
  • 1986–1987: Tante Tilly (Fernsehserie)
  • 1988: Tatort: Pleitegeier
  • 1990: Ein Heim für Tiere (Fernsehserie, eine Folge)
  • 1990–1993: Heidi und Erni (Fernsehserie)
  • 1990: Die große Freiheit (Fernsehserie)
  • 1991: Großstadtrevier, Episode: Katzenjani (Fernsehserie)
  • 1992/1994: Mutter und Söhne (Fernsehproduktion)
  • 1994: Heimatgeschichten (Fernsehserie)
  • 2003: Die Kinder vom Alstertal, Episode: Der große Knall (Fernsehserie)
  • 2007: Hände weg von Mississippi

Schriften

  • 1983 : Manchmal war es nicht zum Lachen
  • 1984: Kartoffelhits aus Topf und Pfanne
  • 1990: Heidi Kabel’s Kaffeebuch
  • 1991: Wo sind nur die Jahre geblieben? Stationen meines Lebens
  • 1992: Snack mol'n beten Platt. Plattdüütsch Leesbook
  • 1994: Das Leben macht mir Freude. Erinnerungen einer lebensklugen Frau