Kitaj, Ronald Brooks
Ronald Brooks Kitaj, eigentl. Ronald Brooks (* 29. Oktober 1932 in Chagrin Falls bei Cleveland, Ohio; † 21. Oktober 2007 in Los Angeles, Kalifornien) war ein jüdischer Maler und Graphiker.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Ronald Brooks Kitaj wurde am 29. Oktober 1932 in Chagrin Falls, Cleveland/Ohio, geboren. Seine Mutter Jeanne, die zeitweise als Lehrerin tätig war, heiratete 1941 in zweiter Ehe Dr. Walter Kitaj, einen Chemiker und Forscher aus Wien jüdischer Herkunft, der ihn 1941 adoptierte.[1] Schon früh zeigte Kitaj ein ausgeprägtes Interesse für die Künste. Der Ort erster kunstpraktischer Übungen war das Cleveland Museum in Ohio. 1943 zog die Familie von Cleveland nach Troy/Neu York. Hier besuchte Kitaj eine High School. 1951 wechselte er zu einem kurzen Studium an die „Cooper Union for the Advancement of Science and Art“ in Neu York. Reisen führten ihn Anfang der 1950er Jahre in die Karibik und nach Europa. In Wien schrieb sich Kitaj 1951 an der Akademie der Bildenden Künste ein. Seine Lehrer waren hier bis 1954 Albert Paris Gütersloh und Fritz Wotruba. Den Dienst in der amerikanischen Armee (1955-1957) absolvierte Kitaj als Zeichner in Fontainebleau. Ein Stipendium der Armee ermöglichte ihm 1957 das Studium in Oxford/England an der „Ruskin School of Drawing and Fine Art“, an der er 1960 das Oxford University Certificate in Fine Arts erwarb. Edgar Wind, ein ehemaliger Assistent von Aby Warburg und mit dessen Bibliothek 1933 nach England auswanderte, übte nachhaltigen Einfluß auf ihn aus. Von Oxford wechselte Kitaj 1960 an das „Royal College of Art“ in London, wo er enge Freundschaft mit David Hockney pflegte. In der Ausstellung „Young Contemporaries“ gewann Kitaj 1960 den Preis des Art Council. 1962 graduierte Kitaj am „Royal College of Art“.[2]
Wirken
Der Maler Kitaj, der vor allem mit prismatischen Bildern bekannt wurde, erhielt erste Anregungen für die Heterogenität seiner Bilder durch die Poesie von Ezra Pound. Pounds Methode, heterogene Fragmente und Zitate aus unterschiedlichen Zeiten und Kulturen zu kombinieren und auf einen archetypischen Nenner zu bringen, verband Kitaj mit den ikonographischen Reihen Erwin Panofskys. Anfang der 1960er Jahre brachte Kitaj mit einer Gruppe junger englischer Künstler, darunter David Hockney, Allen Jones und Patrick Caulfield, die Pop-art in Großbritannien entscheidend voran. Er, der für sich die Etikettierung als „Pop-Künstler“ stets ablehnte, teilte deren Versuche, den abstrakten Expressionismus in Gegenständlichkeit zu überführen und fügte zugleich der Kunst jener Jahre andere Facetten zu. Seine Plakativität wurde zur kunstfarbenen Verwandlung einer Zeichensprache, die sich aus unpopulären Quellen speiste. So fügte er, wie das 1961/1962 entstandene Gemälde „A Student of Vienna“ belegt, dem für die Pop-art typischen Spiel von Zeichen und Gegenstand eine historische Dimension hinzu oder nahm Elemente einer traditionalistisch-figurativen Malerei in seine Arbeiten auf. Berühmt geworden sind u. a. seine vielfigurigen „epischen“ Bilder, in denen er versuchte, Geschichte kulturkritisch und allegorisch zu verarbeiten. Zu den besten Beispielen hierfür zählt die Fachkritik „The Ohio Gang“ (1964), „Walter Lippmann“ (1966), „The Autumn of Central Paris“ (1972/1974) und „If Not, Not“ (1975/1976). Sich selbst sah Kitaj immer als Mitglied der „Londoner Schule“, wie er die Gruppe figurativer Maler nannte, die er 1976 in der von ihm organisierten Ausstellung „The Human Clay“ in der Londoner Hayward Gallery zusammenbrachte.[3]
Als Künstler, der sich eigenem Bekunden zufolge „nirgendwo zu Hause fühlt“ und im Kunstbetrieb ein Außenseiter blieb, bewahrte sich Kitaj den nicht selten ironischen Blick des Fremden auf eine Welt, deren Komplexität und Grausamkeit, aber auch Schönheit, er mit seinen Bildern Gestalt gab. Anfang der 1970er Jahre wechselte Kitaj zu Aquarelleffekten über, und ab 1975 wandte er sich unter dem Einfluß einer Degas-Ausstellung monumentalen Pastellbildern zu, die Kritiker mitunter als „Rückschritt“ im Werkekatalog verbuchten. In großen Formaten mit dünnem, skizzenhaften Pinselstrich setzte sich Kitaj in den 1980er Jahren zunehmend mit seiner jüdischen Herkunft auseinander, doch fand der Symbolismus nach Kritikermeinung nur selten eine wirklich überzeugende, malerische Form.[3]
Nach einem Herzinfarkt im Jahre 1990 begann für R. B. Kitaj eine neue Werkphase, in der autobiographische Elemente merklich ausgeprägter wurden. So malte er seine Hochzeit mit der Malerin Sandra Fisher († 1994) in einer alten Synagoge, ferner seine unmittelbare Umgebung im Londoner Stadtteil Chelsea und vor allem eine Serie kleiner Selbstportäts.
Auszeichnungen
Arts Council Prize, London (1960), Aufnahme in die Royal Academy of Arts, London (1991), 1st Prize for Painting, Biennale von Venedig (1995)[4], l'Ordre des Arts et des Lettres, Frankreich (1996), verschiedene Ehrendoktorwürden.
Mitgliedschaften
R. B. Kitaj lehrte als Gastprofessor an amerikanischen Universitäten. Er ist seit 1982 Mitglied des American Institute of Arts and Letters und wurde 1993 in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen.
Familie
R. B. Kitaj war aus erster und zweiter Ehe verwitwet und hatte drei Kinder — Lemuel, Dominie Lee, Max.
Fußnoten
- VS-Amerikaner (Jude)
- Jüdischer Maler
- Jüdischer Graphiker
- Jüdischer Künstler
- Jüdischer Hochschullehrer
- Hochschullehrer (Berkeley, Kalifornien)
- Ehrendoktor der University of London
- Mitglied der American Academy of Arts and Letters
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der Royal Academy of Arts
- Geboren 1932
- Gestorben 2007