Kleinheitswahn
Kleinheitswahn (Mikromanie, Micromania[1], von altgr. μικρός mikrós „klein“, „eng“ und μανία maníā „Raserei“, „Wahnsinn“), oder auch Nichtigkeitswahn, Niedrigkeitswahn, Selbstanklagewahn, ist eine wahnhafte, mit Selbstbezichtigungen und Selbstunterschätzung verbundene Störung, für die das Erleben von persönlicher oder kollektiver Kleinheit, Nichtigkeit und Ohnmacht prägend ist (z. B. als Schuldwahn, Armutswahn, hypochondrischer Wahn).
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
In extremer Form erscheint der Kleinheitswahn als nihilistischer Wahn, bei welchem die eigene Existenz – oder auch die der Angehörigen oder einer angehörigen Gruppe, des eigenen Volkes – geleugnet, als irrelevant oder gar als zerstörenswert empfunden wird, selbst wenn hierfür keine objektiven, sondern lediglich eingebildete, von innen oder außen illusionierte, Gründe vorliegen. Der besonders in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. nach alliierter Errichtung der deutschen Besatzungskonstrukte (BRD, DDR, BRÖ) hervorgetretene deutsche Kleinheitswahn ist durch den Schuldkult bzw. durch die diesem vor allem zugrundeliegende Holocaustreligion entstanden. Das Gegenteil von Kleinheitswahn ist Größenwahn, jedoch kann jener in seltenen Fällen auch mit einer Art von Größenwahn gemischt sein (→ „Gutmensch“) bei Personen, denen es nicht genügt, der schuldigste Mensch zu sein, der je existierte, und die deshalb etwa zu einer Art von Obersten und zugleich moralistischen Wächter der Schuldigen avancieren.[2]
Zitate
- „Dem Wort Größenwahn ist noch nie das Wort Kleinheitswahn oder Niedrigkeitswahn gegenüber geprägt worden. Und doch ist dieses Leiden so verbreitet, daß ganze Völker noch nicht darüber hinausgekommen sind, sich als bloße Tiere zu empfinden, zu gebärden und zu behandeln.“ — Christian Morgenstern[3]
Siehe auch
Literatur
- Theodor Meynert: Melancholie. Kleinheitswahn, Selbstanklagewahn. In: Klinische Vorlesungen über Psychiatrie auf wissenschaftlichen Grundlagen. Wien 1890