Kreß von Kressenstein

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Die Kreß von Kressenstein (auch: Kress von Kressenstein oder Kreß von Kreßenstein) sind eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1270. Die Familie gehörte nach dem Tanzstatut zu den neuen ratsfähigen Geschlechtern in der freien Reichsstadt und war über Jahrhunderte im Stadtrat vertreten. 1530 erhielten die Kreß von Kaiser Karl V. eine Adelsbestätigung mit dem Prädikat von Kressenstein. 1817 wurde sie bei der Freiherrenklasse der Adelsmatrikel im Königreich Bayern eingetragen.

Erläuterung

Neue Deutsche Biographie

Die Familie zählt zu den Patriziergeschlechtern Nürnbergs, die jahrhundertelang ausschließlich den Rat besetzten. Ein Heinrich K. erwarb 1307 das Bürgerrecht in Nürnberg. Seit 1349 gehörten die K. dem Rate an. Durch Fernhandel, Geldgeschäfte und Beteiligung an Montanunternehmen gewannen sie Vermögen und Ansehen. In den benachbart gelegenen Dörfern Kraftshof und Neunhof erbauten sie nach Erwerb der Grundherrschaft im 15. Jh. zwei Herrensitze. 1817 wurden die K. in die bayer. Adelsmatrikel bei der Freiherrenklasse eingetragen. – Bedeutendere Mitglieder der Familie: →Christoph (1484–1535) durchlief die Stufenleiter der städtischen Ämter bis zum Obersten Hauptmann. Am Bauernkrieg nahm er als Kriegsrat des Schwäb. Bundes teil. Als fähiger Diplomat vertrat er seine Vaterstadt wiederholt bei den entscheidenden Reichstagen der Reformationszeit mit Erfolg. 1530 unterschrieb er in Augsburg für Nürnberg die Confessio Augustana. Im gleichen Jahr erhielt er von Kaiser Karl V. einen Wappenbrief und das Recht, sich „v. Kressenstein“ zu nennen. Da er kinderlos starb, bestimmte er seinen Besitz zu einer Familienstiftung („Vorschickung“). →Anton (1478–1513) studierte in Ingolstadt, Pavia, Padua und Siena, wo er zum Dr. iur. promoviert wurde. Nach dem Empfang der geistlichen Weihen in Rom 1504 erhielt er die ihm verliehene Propstei zu St. Lorenz in Nürnberg. Als erfahrener Jurist war er vielseitig tätig. Seine Bibliothek zeugt von den geistigen Interessen des gelehrten Klerikers. In Nürnberg machte er sich um die Reform des Schulwesens sowie als Förderer von Kunst und Wissenschaft verdient. →Hieronymus (1546–96) befehligte 1594 den „Zug der 1 000 fränk. Reiter“, die das kaiserl. Heer in Ungarn bei der Abwehr der Türken unterstützten. →Jobst Christoph (1597–1663), seit 1641 Mitglied des Rates, 1658 Septemvir, ist der letzte gemeinsame Ahnherr aller jetzt noch lebenden K. Er war vielseitig in diplomatischen Missionen tätig, u. a. als Vertreter Nürnbergs bei Kg. Gustav Adolf von Schweden. Beim Westfäl. Friedenskongreß unterzeichnete er 1648 in Osnabrück für Nürnberg und eine Anzahl weiterer Reichsstädte den Friedensvertrag. →Johann Wilhelm (1589–1657) war seit 1625 im Rat, 1647 Septemvir, zwei Jahre vor seinem Tode Vorderster Losunger. Von seinen zahlreichen Reisen durch Europa hat sich ein Itinerar erhalten. In ihm ist als Skizze der später verlorengegangene Grabstein Wolframs von Eschenbach mit Helm und Schild in der Pfarrkirche von Wolframs-Eschenbach überliefert. Johann Wilhelms ausgeprägter Sinn für geschichtliche Überlieferung veranlaßte ihn zu umfangreichen Niederschriften über die Familie K. und ihre Besitzungen. – Noch vor dem Übergang der Reichsstadt Nürnberg an Bayern 1806 waren vier Brüder der Familie K. in österr. Dienste getreten. Drei davon erreichten hohe Berufsstellungen: →Friedrich (1776–1855) war seit 1839 Gesandter des Kaiserreichs in Hannover. →Karl (1781–1858) war am Ende seiner Laufbahn General d. Kav. und →Georg (1783–1880) stieg als Adjutant des Feldmarschalls Erzhzg. Karl – von 1826 bis 1847 – zum Feldmarschall-Leutnant auf. Der letzte Sproß der Neunhofer Linie, →Karl (1775–1856), wirkte 1831-46 als Landtagsabgeordneter in München. Von 1838 bis zu seinem Tode war der Schloßherr von Neunhof Präses des Pegnesischen Blumenordens; in dieser Eigenschaft wurde er selbst dichterisch tätig. – In der Kommunalpolitik und im Kulturleben der Stadt Nürnberg spielte →Georg (1840–1911) eine einflußreiche Rolle. Der Justizrat war 1878 Initiator der Gründung des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tode blieb. Seine Verdienste um die Geschichtsforschung fanden durch die Verleihung des Dr. h. c. der Phil. Fakultät der Univ. Erlangen Anerkennung. Als führender Vertreter der Nationalliberalen Partei gehörte er dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten an. Sein Sohn →Friedrich (1870–1948) legte eine glänzende militärische Laufbahn zurück. Im 1. Weltkrieg war er zur türk. Armee abgeordnet. Als Oberbefehlshaber der 8. türk. Armee leitete er 1917 die Abwehrschlachten bei Gaza in Palästina. Gegen Ende des Krieges war er diplomatischer Vertreter des Deutschen Reiches bei der Transkaukasischen Republik in Tiflis. Nach 1918 stieg er im Dienste der Reichswehr bis zum General d. Kav. auf, 1929 trat er als Befehlshaber des Gruppenkommandos II in Kassel in den Ruhestand. Den höchsten militärischen Rang unter den zahlreichen Mitgliedern der Familie, die im 19. und 20. Jh. den Offiziersberuf ergriffen, erreichte →Otto (1850–1929). Als Generaloberst der Kavallerie war er von 1912-16 bayer. Kriegsminister. →Hans (1902–73) war Professor der Inneren Medizin an der FU Berlin (Rektor 1950–52) und machte sich auch um die Erwachsenenbildung und das Volkshochschulwesen verdient. – Georg Ludwig (1795-1877) war zuerst als Zeichner und Kupferstecher in Offenbach/Main tätig, wo er die Kunstanstalt G. L. von Kreß u. Co. errichtete. Seit 1845 betrieb er in Frankfurt/Main-Oberrad eine Werkstatt für Galvanoplastik. In dieser neuen Technik führte er u. a. die Figuren des Gutenberg-Denkmals in Mainz aus (1858). Durch zahlreiche weitere Werke, die er in diesem Verfahren herstellte, gewann er hohes Ansehen. Seine Erfahrungen legte er in dem Buch „Die Galvanoplastik für industrielle und künstlerische Zwecke“ (1867) nieder. Nach einer sechsjährigen Tätigkeit in Darmstadt folgte er 1873 noch einem Ruf an das neue Gewerbemuseum in Nürnberg, wo er einer galvanoplastischen Anstalt vorstehen sollte. Doch wurde K. hier nicht mehr tätig.[1]

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich

Zur Genealogie der Freiherren Kreß von Kressenstein. Schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts erscheint die Familie in Nürnberg, wo ein Heinrich K. im Jahre 1307 das Nürnberger Bürgerrecht erhielt. Ein Anderer, Friedrich, der schon 1291 urkundlich auftritt, gründete um 1315 den Krafthof bei Nürnberg, den die Familie noch jetzt als Seniorat besitzt. Ein Christoph K., ein gelehrter Staats- und Geschäftsmann, unterschrieb im Jahre 1530 auf dem Reichstage zu Nürnberg die Confession und erhielt am 15. Juli d. J. für sich und sein Geschlecht eine Wappenverbesserung (in Roth ein mit dem kreuzförmigen goldenen Griff abwärts und schrägrechts gelegtes blankes Schwert) und mit anderen Freiheiten das Prädicat von Kressenstein. Obwohl schon Jobst Christoph durch Erwerbung des Rittergutes Dürrenmungenau aller ritterlichen Rechte theilhaftig wurde, so wurde doch erst Johann Christoph Sigmund K. von K. im Jahre 1790 bei der Kaiserkrönung zu Frankfurt a. M. von Kaiser Leopold II. vor dem kaiserlichen Throne zum Reichsritter geschlagen. In Bayern ist der Freiherrnstand der Familie mit Diplom vom 26. Jänner 1817 anerkannt Die Familie blüht noch zur Stunde in mehreren Linien, aber nur einige Sproßen der dritten Linie besitzen für uns näheres Interesse. Drei Brüder des 1855 verstorbenen Johann Georg Freiherrn K. von K., k. k. Kämmerers, geh. Rathes und Gesandten an verschiedenen Höfen, nämlich die Freiherren Karl, Christoph und Georg, dienten und dienen noch in der kaiserlichen Armee. Ueber Freiherrn Karl ist schon oben die ausführlichere Lebensskizze mitgetheilt; Freiherr Christoph (geb. 11. April 1782) ist k. k. Kämmerer und Major in der Armee; Freiherr Georg (geb. 29. Juni 1783) ist k. k. Kämmerer, General-Major und Lieutenant in der deutschen Arcièren-Leibgarde. Seit 8. Juli 1838 mit Leontine gebornen Gräfin Kolowrat-Krakowsky (geb. 11. Juni 1812) vermält, stammen aus dieser Ehe drei Kinder: Julie (geb. 24. Mai 1840), Friedrich (geb. 30. Juni 1841) und Maria (geb. 1. Juni 1844). Ueber den Familienstand der übrigen Linien vergleiche das „Genealogische Taschenbuch der freiherrlichen Häuser“. V. Jahrg. (1855), S. 307; VI. Jahrg. (1856), S. 368, wo sich die geschichtliche Notiz über diese Familie und die Beschreibung des Wappens befindet; XIII. Jahrg. (1863), S. 493; XV. Jahrg. (1865), S. 526, und Kneschke’s „Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon“ (Leipzig, Voigt, 8°.) Bd. V, S. 282, 283 und 284, wo auf S. 283, in der 4. und 5. Zeile von unten, das gegenwärtige Haupt der zweiten (eigentlich dritten) Linie „Freiherr Christian Karl (geb. 1801), ein Sohn des Freiherrn Friedrich“ genannt wird, was aber unrichtig ist, da der Vater des Freiherrn Christian Karl der Freiherr Johann Georg ist.[2]

Fußnoten

  1. Kreß von Kressenstein, Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 10-12
  2. Kreß von Kressenstein, die Freiherren, Genealogie, BLKÖ