Müller, Heiner

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Heiner Müller (1929–1995)

Reimund Heiner Müller (Lebensrune.png 9. Januar 1929 in Eppendorf (Sachsen); Todesrune.png 30. Dezember 1995 in Berlin) war ein deutscher Dramatiker, Schriftsteller, Regisseur und Intendant.

Leben

Heiner Müller stammte aus Sachsen und war der Sohn eines Beamten. Sein Vater, ein Sozialdemokrat aus Überzeugung, wurde im Januar 1933 von der SA verhaftet und war einige Zeit in einem Konzentrationslager interniert. Nach der Entlassung fand er eine Arbeit als Angestellter in Waren an der Müritz. Die Familie zog deshalb 1937 nach Mecklenburg um. Müllers Mutter war als Textilarbeiterin berufstätig. 1951 gingen Müllers Eltern in die BRD.

Ausbildung

Ab 1935 besuchte Heiner Müller die Grundschule, dann ein Gymnasium. 1945 wurde er zum Reichsarbeitsdienst einberufen, kam dann zum Volkssturm und geriet kurzzeitig in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Das Abitur holte er 1949 nach.

Wirken

Nach 1945 war Heiner Müller als Angestellter im Landratsamt Waren/Mecklenburg und in einer Bücherei tätig. Von 1950 bis 1956 arbeitete er journalistisch, zunächst beim „Sonntag“, ab 1953 bei der „Neuen deutschen Literatur“. In diese Zeit fielen erste eigene literarische Arbeiten. Von 1954 bis 1955 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Schriftstellerverbandes (DSV) in der DDR. 1958/59 arbeitete er am Maxim-Gorki-Theater in Berlin mit. Außerdem war er 1957/58 Redakteur der Zeitschrift „Junge Kunst“. Seit 1959 arbeitete er als freischaffender Autor. Er zählte in der DDR neben Peter Hacks zu den international renommiertesten und lange umstrittensten Dramatikern.

Müller war SED-Mitglied. Er war mindestens Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), seine Stasi-Verwicklungen wurden von der ZEIT 1992 lückenlos belegt.[1] „Ich bin kein Katholik, und ich muß nicht beichten“ sagte Müller hierzu später, räumte Gespräche mit der Staatssicherheit im Interesse seiner Kollegen ein, meinte aber relativierend, er selbst sei immer der „potentielle Feind“ der Stasi gewesen und fügt hinzu: „Jeder ist schuldig.“

Auszüge seiner Regieanweisungen zum Stück „Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei Ein Greuelmärchen“ lesen sich wie folgt:

„Offiziere pinkeln auf Gundling
Friedrich der Große kotzt.
Friedrich auf der Frau
Würgt Sie mit dem Schleier
Mann im Käfig geißelt sich.
Voltaire kotzt an der Rampe.“

In seinem Werk „Die Schlacht“ wird ein Deutscher durch drei deutsche Soldaten abgeschlachtet, wobei die Soldaten „Ich hatt’ einen Kameraden“ singen. Von germanophoben Kulturkreisen der BRD wird Müller als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts bewertet.[2]

Die Schlagzeilen beherrschte Heiner Müller zu Jahresanfang 1993, nachdem offiziell bestätigt festgestanden hatte, daß das MfS der DDR den Dramatiker unter dem Decknamen „Heiner“ als „Inoffiziellen Mitarbeiter“ (IM) geführt hatte. Müller gab seine „regelmäßigen Kontakte“ in einem Fernsehinterview mit dem Magazin „Spiegel-TV“ zu und begründete sein Tun mit den Worten, er habe „versucht zu beraten und Einfluß zu nehmen“, da es ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr möglich gewesen sei, „mit Parteifunktionären vernünftig zu reden, gerade in den letzten Jahren“.[3] Weitergehende Verdächtigungen einer tatsächlichen konspirativen Zusammenarbeit Müllers mit dem MfS zum Schaden Dritter bestätigten sich nicht.

Sonstiges

Seine Egozentrik offenbarte Müller mehr als einmal. 1990 lieferte er sein Publikum einer achtstündigen Inszenierung von „Hamlet“ aus, wobei nacheinander „Hamlet“ und Müllers Stück „Die Hamletmaschine“ aufgeführt wurden.

Mitgliedschaften / Ämter

Heiner Müller war Präsident der Akademie der Künste der DDR. Er wurde 1961 aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen und im Februar 1988 wieder aufgenommen. Im Sommer 1990 nahm er eine Gastprofessur für szenisches Schreiben an der Hochschule der Künste Berlin (Westteil) an. Ab März 1992 gehörte er der fünfköpfigen „Gemeinschafts-Intendanz“ des Berliner Ensembles an.

Familie

Heiner Müller starb im Alter von 66 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Er hinterließ seine Frau, die Fotografin Brigitte Mayer, und eine Tochter Anna.[4] In zweiter Ehe war Heiner Müller mit der Kinderbuchautorin Inge Schwenkner verheiratet, die an vielen Müller-Texten mitarbeitete und vielfach zusammen mit Müller ausgezeichnet wurde. Inge Schwenkner nahm sich am 1. Juni 1966 das Leben. In dritter Ehe (die Erlaubnis mußte Müller bei DDR Staats- und Parteichef Erich Honecker durchsetzen)[Quellennachweis erforderlich] war Müller mit der Bulgarin Ginka Tscholokowa verheiratet.

Zitate

  • „Die eigentliche Funktion der Oktoberrevolution bestand darin, die Welt gegen Europa in Bewegung zu setzen. Der Preis dafür war das Einfrieren der Idee des Kommunismus. Hitler hat begriffen, daß gegen diese Bewegung der Welt gegen Europa nur die Mobilität helfen konnte. Die Überführung Europas in einen liquiden Zustand. Sein eigentliches Problem war, daß er zu wenig Treibstoff für sein Programm, für die Strategie der Mobilität hatte.“[Quellennachweis erforderlich]
  • „Die Mongolen wollten nie ein Imperium gründen, sondern Imperien immer nur zerstören. Wenn sie unter Dschingis-Khan in Rußland eine Stadt erobert hatten, haben sie erst einmal alle Handwerker umgebracht. Die Handwerker sind die Vektoren der Stabilität. Die bauen Häuser, befestigen, reparieren, also stabilisieren. Die Mongolen haben, selbst als sie halb Europa, die Türkei, große Teile des Orients erobert hatten, in ihren Besitzungen nie eine Stadt gegründet. Sie haben ihre Toten so begraben, daß sie nicht mehr auffindbar waren. Die Toten wurden irgendwo versenkt, und dann ritten sie so lange darüber, bis das Grab nicht mehr zu sehen war. Bis heute weiß kein Mensch, wo Dschingis-Khan begraben liegt. Ohne Tote kann man aber keinen Staat gründen.“[Quellennachweis erforderlich]

Werke (Auswahl)

  • Heiner Müller / Frank Hörnigk (Hgg.): Heiner Müller Material – Texte und Kommentare, Ph. Reclam, 1989, ISBN 978-3379004534
  • Krieg ohne Schlacht: Leben in zwei Diktaturen. Mit einem Dossier von Dokumenten des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR, KiWi (2009), ISBN 978-3462041002

Siehe auch

Fußnoten

  1. Iris Radisch: Heiner Müller und die Stasi: Die Westdeutschen zählen Quittungen, die Ostdeutschen verteidigen ihre Geschichte. Der Dichter liest Kafka, und die Akten schweigen, Die Zeit, 22. Januar 1993
  2. Prominente ohne Maske, FZ-Verlag, 1986, ISBN 3924309019
  3. FAZ, 12. Januar 1993
  4. Er war mehrfach verheiratet und hatte mit Brigitte Maria Mayer eine Tochter.