Magyaren
Magyaren oder auch Madjaren ist die Selbstbezeichnung des Volkes der Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Das Wort Magyar kommt aus der Zusammenstellung „Volk des Mags“, Mag bedeutet soviel wie Ursprung, Kern. Nach einer alten Legende hatte die Frau von Nimrod, Eneh, zwei Söhne, Hunor und Magor, die die eigentlichen Vorfahren der Hunnen und der Ungarn waren. Sie gehörten angeblich, erkennbar an ihrer Sprache, zu den „finno-ugrischen“ Völkern und stellten somit abstammungstechnisch eine Besonderheit bei den europäischen Völkern dar. Die ihnen angeblich sprachlich am nächsten verwandten Völker sind die Chanten und Mansen im Westen Sibiriens. Da diese Nomadenvölker aber unterentwickelte, instabile Sprachen haben, ist ein Vergleich zwischen ihrer Sprache und dem Ungarischen sehr weit hergeholt.
Plünderungszüge im Ostfrankenreich
Ab 862 tauchten die Nomaden (Reitervolk, das mit seinen Viehherden umherzog und sehr geübt war mit Pfeil und Bogen), die damals noch aus der Region hinter den Karpaten ihre sporadischen Feldzüge im Westen unternahmen, zum ersten Mal im Karpatenbecken auf. Ein zweites Mal fielen sie 881 ein. In diesen beiden Feldzügen unterlagen sie dem Ostfrankenreich. 889 plünderten sie Mähren und Teile des Ostfränkischen Reiches.[1] 892 wurden sie von den Ostfranken gegen Mähren angeworben und kämpften später im Auftrag der Ostfranken unter König Arnulf gegen die Langobarden. 933 zogen sie erneut gegen das Ostfrankenreich unter König Heinrich I. in den Krieg, der sie aber bei der Schlacht bei Riade schlug und die Reste vertrieb (die nächsten Jahre verliefen mehr oder weniger friedlich). Die Raubzüge der frühen Ungarn hielten jedoch an, 955 wurden sie bei der Schlacht auf dem Lechfeld nahe Augsburg vernichtend besiegt und dauerhaft vertrieben.
Finno-Ugrisch, Schlözer und Budenz
Der Begriff „finno-ugrisch“ entstand im 18. und 19. Jahrhundert. Wissenschaftlich ist der Begriff jedoch unbelegt. Es gab niemals ein finno-ugrisches Urvolk und auch keine finno-ugrische Ursprache. Geschichtlich entstand der Begriff dadurch, daß man entdeckte, daß die lappische Sprache mit dem Ungarischen grammatisch gewisse Ähnlichkeiten aufwies, und später kam man darauf, daß die finnische, estnische und einige sibirische Sprachen auch grammatisch in diese Sprachfamilie gehörten. Da die Sprecher aber anthropologisch zu verschiedenen Rassen gehörten (Nordisch, Mitteleuropäisch, Mongolid), konnte man über keinerlei anthropologische Verwandschaft reden. Die treibende Kraft hinter dieser sonderbaren Abstammungstheorie war August Schlözer, ein Wissenschaftler und Freimaurer, der viel Energie damit verbrachte, die Deutschen mit den Russen zu verfeinden, z. B. bezüglich der Beurteilung des Russen Michail Lomonossow.
Im 19. Jahrhundert erschien dann in Ungarn ein anderer Deutscher, Josef Budenz, ein Germanist, der nicht allzu gut ungarisch sprach, dafür aber mit Methoden, die für Germanistik sehr passend, dafür aber für Ungarisch völlig ungeeignet waren (die sogenannten regelmäßigen Lautveränderungen), angebliche Verwandschaften zwischen dem Ungarischen und anderen Sprachen zu bewiesen versuchte.
Das auffälligste Problem
Das auffälligste Problem mit dieser angeblichen Sprachgruppe ist, daß dadurch wichtige Sprachverwandschaften – vielleicht auch bewußt – versteckt werden. Die älteste bekannte Kultursprache, das Sumerische, war genauso agglutinierend wie Ungarisch, und sumerische Wörter und Wortbildungen haben auffällige Ähnlichkeit mit dem Ungarischen. Die sumerische Sprache war über Jahrtausende die führende Sprache des Nahen Ostens. Die Entwicklung einer agglutinierenden Sprache mit dem konsistenten, von sich abstammenden Wortschatz eines Ungarischen (sogenannte Wort-Busch-Prinzip) ist ein verhältnismäßig langer Vorgang, daher ist anzunehmen, daß Ungarisch eine sehr alte Sprache ist.
Vergleich mit dem Finnischen
Die finnische Sprache ist zwar auch agglutinierend und stabil, weist aber deutliche Unterschiede zum Ungarischen auf. Die Anzahl der Konsonanten ist im Finnischen auffällig niedrig, im Ungarischen gibt es ca. 14 Konsonanten mehr als im Finnischen. Dafür ist Finnisch verhältnismäßig reich an Vokalen, die Anzahl der Vokale ist in etwa gleich mit dem Ungarischen. Der Wortschatz der beiden Sprachen ist sehr unterschiedlich, außer dem Fisch und Stein (Hal-kala, kõ-kivi) gibt es kaum ähnliche Wörter mit gleicher Bedeutung.
Finnisch und Estnisch sind in etwa so ähnlich wie Hochdeutsch und Holländisch, Ungarisch dagegen ist sehr unterschiedlich zu beiden. Dafür gibt es eine Menge ähnliche Wörter mit dem Türkischen aus dem allgemeinen Leben, Landwirtschaft, Biologie, u. a. (z. B. teve, balta, bika, sok, kicsi usw.)
Andere agglutierende Sprachen
Genauso agglutinierend wie Ungarisch sind Hunnisch (das im Wortschatz dem Ungarischen sehr nahesteht) Baskisch, die Turksprachen, Persisch und die alte ägyptische Sprache. Mit der japanischen und der mandschurischen Sprache gibt es einige auffällige Ähnlichkeiten in der Logik, was wahrscheinlich durch Ainu (hunnische) Vermittlung entstand. Es besteht zweifellos eine Verbindung zur finnischen und zur estnischen Sprache, aber die Verbindungen sind viel breiter, als diese kleine künstliche, durch nichts bewiesene kleine Gruppe das vorgibt.
Anthropologie der Ungarn
Der Anthropologie nach stehen die Ungarn mitten in Europa. Etwa 40 % sind ugrisch oder ostbaltisch, etwa 60 % sind turanoid. Die ugrischen oder ostbaltischen Typen haben ihre Stärke eher als Gruppenmitglieder, als Erhalter des Volkes, der turanische Typ ist kreativ und eignet sich gut als Leiter oder Kämpfer. Im ungarischen Volkskörper gibt es auch dinarische, nordische und alpine Typen.
Zitate
- „Es ist ein Verdienst ausschließlich Deutschlands, daß der Ansturm der Hunnen, Awaren und Magyaren sich im mitteleuropäischen Raum gebrochen hat.“ — Adolf Hitler[2]