Meise, Wilhelm (1901)

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Prof. Dr. Wilhelm Meise; seit 1971 sind ihm noch dreißig Jahre voller Schaffenskraft und Schaffensfreude vergönnt gewesen, und 1976 wurde ihm, dem 1937 Habilitierten, recht spät, aber zum Glück nicht zu spät der Professorentitel verliehen. Zuvor wurde er als Dr. phil. habil. geführt.

Wilhelm Konrad Louis Georg Meise (Lebensrune.png 12. September 1901 in Essen; Todesrune.png 24. August 2002 in Hamburg) war ein deutscher Zoologe und Ornithologe sowie Leutnant (Kriegsoffizier) der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Er darf nicht mit dem Generalleutnant Dr. oec. publ. Wilhelm Meise verwechselt werden.

Werdegang

Meise, Wilhelm, Dr. phil. habil..png
Prof. Dr. Wilhelm Meise.jpg
Grabstätte Prof. Dr. Wilhelm Meise (1901-2002), Friedhof Ohlsdorf.jpg
Wilhelm Konrad Louis Georg Meise wurde am 12. September 1901 als Sohn des Malermeisters Wilhelm Meise und dessen Ehefrau Karoline Marie Elise, geb. Albrecht, in Essen geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule sowie von 1917 bis 1921 des Lehrerseminars in Essen arbeitete er zunächst als Hilfskraft seines Vaters, als Schreiber in einem Steuerbüro und schließlich als Hauslehrer in der Oberförsterei Redlitz bei Zerbst. Später bestand er als externer Prüfling am Realgymnasium in Düsseldorf die Abiturprüfung. Ab 1924 studierte Meise in Berlin Zoologie, Botanik, Chemie und Mathematik. Nach dem Staatsexamen wurde er 1928 bei Erwin Stresemann in Berlin promoviert. Bereits während des Studiums begann er sich in der Fachwelt zu vernetzen und trat in die Deutsche Ornithologische Gesellschaft ein, später auch in den Verein Sächsischer Ornithologen. Bis ins hohe Alter nahm er an zahlreichen ornithologischen Tagungen teil. Ab Februar 1928 arbeitete er als Assistent und stellvertretender Bibliothekar im Zoologischen Museum in Berlin.
Am 15. Mai 1929 begann Meise seine Arbeit als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Museen für Tierkunde und Völkerkunde in Dresden. Als Assistent des Direktors Arnold Jacobi war er für alle zoologischen Fachgebiete außer der Entomologie zuständig und betreute die Schausammlung. Da Meise mit „ungewöhnlicher Vielseitigkeit und raschester Auffassung [...] in bewusster Wahrnehmung seiner wissenschaftlichen Pflichten [...] alle Kraft auf die Förderung der heimischen Tierkunde und den Schutz unserer Tierwelt“ verwendete, bemühte sich Jacobi, ihn am Dresdner Museum zu halten und eine Kustodenstelle zu schaffen, z. B. als das Berliner Zoologische Museum ihn 1933 abwerben wollte. Auch nach der Entlassung des jüdischen Kustos Fritz van Emden gelang es Jacobi nicht, dessen Stelle an Meise zu übertragen. Der neue Direktor Hans Kummerlöwe beauftragte Meise im Oktober 1936 mit der Organisation des Umzuges des Museums für Tierkunde. In dessen Eröffnungsjahr 1937 habilitierte sich Meise. Ende 1937 und im Juni 1938 weilte er zu Forschungszwecken am Musée Royal d’Histoire Naturelle in Brüssel. Unterdessen hatte er 1930 Klara Elisabeth Eva, geb. Lehmann, geheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Meise, wie bereits während der „Sudetenkrise“, zur Wehrmacht einberufen. […] Damals war er in der Nachfolge Kummerlöwes als Direktor des Museums im Gespräch, doch Fritz Fichtner teilte dem Leiter des Ministeriums für Volksbildung mit: „Meise scheidet aus, da sogar seine Ernennung zum Kustos noch Schwierigkeiten macht“.
Obwohl Meise im November 1933 in die SA und im Mai 1937 in die NSDAP eingetreten war, wurde ihm im Juli 1937 seitens der Partei vorgeworfen, dass er „seine Kenntnisse als Biologe nicht in den Dienst der Idee der Bewegung gestellt habe und nichts zur Vertiefung des Verständnisses der Rassenpolitik der Bewegung getan habe“, auch stigmatisierte ihn sein parteipolitisch engagierter Kollege Hellmuth Buck mehrfach als „Gegner der Bewegung“. Daher verzögerte sich seine Ernennung zum Kustos. Die Urkunde über die Vereidigung konnte Meise erst im Januar 1942 bei einem Heimaturlaub unterzeichnen, die Ernennungsurkunde war im November 1941 ausgefertigt worden. Doch er konnte nicht an das Museum zurückkehren, sondern musste im Militärdienst verbleiben. […] Der Versuch, Meise nach der Zerstörung des Tierkundemuseums durch einen Luftangriff auf Dresden im Oktober 1944 für die Aufräumarbeiten beurlauben zu lassen, scheiterte. Während er weiterhin in der Wehrmacht diente, verlor seine Familie durch die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 die Wohnung. Meise selbst geriet in Kriegsgefangenschaft und wurde nach Sibirien verbracht. In seiner Abwesenheit wurde er aufgrund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP aus dem Museumsdienst in Dresden entlassen.
Erst im Juni 1948 kehrte Meise aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurück. Um wieder am Dresdner Tierkundemuseum arbeiten zu können, ließ er sich von seinem früheren Kollegen Bernhard Struck bestätigen, dass er „infolge der politischen Verfolgung durch Buck widerwillig“ in SA und Partei eingetreten war. Walther Fischer betonte, dass Meise „nur um den dauernden Anfeindungen seitens des Konservators Buck zu entgehen, zunächst in die SA [...] und 37 in die NSDAP eingetreten ist“ und sich „nie parteipolitisch im Sinne der NSDAP betätigt hat, sondern sich sehr ablehnend verhielt“. Doch diese Bemühungen hatten keinen Erfolg. Meise zog nach Berlin, wo er ab September 1949 als Assistent am Zoologischen Museum der Humboldt-Universität arbeitete. 1954 kündigte er und verlegte seinen Wohnsitz von Ost- nach West-Berlin. Wenig später zog er nach Hamburg, wo er ab 1955 Lehrbeauftragter und Kustos am Zoologischen Staatsinstitut und Museum der Universität war. Zunächst verantwortlich für die Abteilung für Mollusken, übernahm er 1956 die Leitung der ornithologischen Abteilung des Zoologischen Museums in Hamburg, wo er bis zu seiner Pensionierung 1969 tätig war. Wilhelm Meise starb am 24. August 2002 in Hamburg.[1]

Zweiter Weltkrieg

Er diente zunächst als Gefreiter beim Flugmeldedienst der Luftwaffe in Dresden, von wo aus er 1940 kurzzeitig nach Norwegen (→ Unternehmen Weserübung) abkommandiert wurde. Ab 1943 war er als Unteroffizier an der Ostfront eingesetzt und wurde im April 1943 an die Kraftfahrtechnische Schule der Luftwaffe nach Rudolstadt versetzt. Am 1. August 1943 wurde er zum Leutnant (Kr.O./Ln.) befördert. 1944 war er in Breslau stationiert. Im Endkampf um Deutschland wurde er am 1. Februar 1945 Zugführer in der 17. leichten Flugmelde-Kompanie (Troppau) des Luftnachrichten-Regiments 229 unter Oberst Hans Krumm. Er erlebte das Grauen der Mährisch-Ostrauer Operation der Roten Armee im Sudetenland. Er geriet schließlich verwundet in Kriegsgefangenschaft, wurde nach Sibirien verschleppt und erst im Juni 1948 entlassen.

Nachkriegszeit

1950 wurde er Mitarbeiter am Berliner Museum für Naturkunde. 1951 wurde er Kurator für Ornithologie am Zoologischen Staatsinstitut und Zoologischen Museum in Hamburg und Assistenzprofessor an der Universität Hamburg. Diese Positionen hatte er bis 1969 beziehungsweise 1972 inne. Von 1952 bis 1962 war er 1. Vorsitzender des Vereins Jordsand. 1955 unternahm er eine Expedition nach Angola. In der Folgezeit veröffentlichte er mehrere wissenschaftliche Arbeiten über die geographischen Variationen, die Artbildung und die Entwicklungsgeschichte afrikanischer Vögel. Zwischen 1960 und 1992 veröffentlichte Meise 47 Teile des Handbuchs der Oologie, eine Buchreihe, die 1960 von Max Schönwetter begonnen und nach dessen Tod 1961 von Wilhelm Meise fortgesetzt wurde. Das Werk beschreibt auf 3666 Seiten alle Vogelarten- und Unterarten, deren Eier bekannt sind. Zusammen mit Rudolf Berndt gab er ab 1958 das dreibändige Standardwerk Naturgeschichte der Vögel heraus. 1972 ging er in den Ruhestand.

Gottfried Mauersberger (1931–1994), der Ornithologe und Kollege am Zoologischen Museum Berlin, hatte kurz vor seinem Tode mit der Neubearbeitung des Bandes „Vögel“ des „Urania Tierreich“ begonnen. Jetzt wurde Wilhelm Meise gefragt, ob er das Vorhaben binnen weniger Monate vollenden könne. Er sagte zu, machte sich an die Arbeit und hat 1995, also in seinem 94. Lebensjahr, noch ein weiteres großes Werk erfolgreich zum Abschluß gebracht.

Tod

Nur einen Monat vor seinem 101. Geburtstag starb Wilhelm Meise im Jahr 2002 in Hamburg und wurde auf dem dortigen Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Seine Gemahlin Eva war ihm 1984 vorausgegangen.

Mitgliedschaften

  • seit 1926 Mitglied der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft
    • später Ehrenmitglied
  • seit 1929 Mitglied des Vereins Sächsischer Ornithologen
    • 1930 erfolgte die Wahl zum 1. Vorsitzenden des Ornithologischen Vereins Dresden
  • 1952 bis 1962 1. Vorsitzender des „Vereins Jordsand zum Schutze der Seevögel“
  • seit 1957 des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg
    • Als 1957 der Naturwissenschaftliche Verein in Hamburg dank der Initiative von Max Egon Thiel – Spätheimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft – wiederbelebt worden war, übernahm Meise die Leitung des Teilbereichs „Gruppe Ornithologischer Verein von 1897“. Unter seiner hingebungsvollen Leitung blühte diese Organisation rasch auf. Die von ihm organisierten Vortragsveranstaltungen, ergänzt durch seine eigenen Beiträge, erfreuten sich zeitweise eines beachtlichen Zuspruchs. Den Gesamtverein leitete er in den Jahren 1964 und 1965.

Werke (Auswahl)

Meises ungefähr 170 Publikationen beschäftigen sich hauptsächlich mit Vögeln, gelegentlich aber auch mit der Systematik von Skorpionen, Spinnen, Echsen, Schlangen und Weichtieren. Er wirkte an der Enzyklopädie „Grzimeks Tierleben“ mit und übersetzte englische Werke wie zum Beispiel „Birds of the World“ von Roger Tory Peterson und James Fisher ins Deutsche.

  • 1928: Die Verbreitung der Aaskrähe (Formenkreis Corvus corone (L.), Dissertation
  • 1929: Verzeichnis der Typen des Staatlichen Museums für Tierkunde in Dresden: 2. Teil: Vögel
  • 1929: Verzeichnis der Zeitschriften, die im Gebäude des Museums für Naturkunde vorhanden sind : enthaltend die Zeitschriften, des Zoologischen Museums, des Zoologischen Institutes, des Geologisch-Paläontologischen Institutes, der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde, der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, der Deutschen Entomologischen Gesellschaft.
  • 1930: Theoretisches zur Geschichte des Vogelzuges
  • 1931: Der Kuckuck
  • 1933: Scorpiones : The Norwegian Zoological Expedition to the Galapagos Islands 1925 ; 8
  • 1934: Die Vogelwelt der Mandschurei
  • 1937: Zur Systematik und Verbreitungsgeschichte der Haus- und Weidensperlinge, Passer domesticus l. Und Hispaniolensis T.: Ueber Artentstehung durch Kreuzung in der Vogelwelt, Habilitation
  • 1937: Zur Vogelwelt des Matengo-Hochlandes nahe dem Nordende des Njassasees.
  • 1951: Der Abendsegler
  • 1957: Fünfzig Jahre Seevogelschutz: Festschrift des Vereins Jordsand zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten
  • 1957: Über neue Hühner, Specht und Singvogelrassen von Angola. In: Abhandlungen und Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg (= Neue Folge). Band 2, 1958, S. 63–83 (1957).
  • 1958–1966: Naturgeschichte der Vögel: ein Handbuch der allgemeinen und speziellen Vogelkunde (3 Bände) (zus. mit Rudolf Berndt)
  • 1960–1992: Handbuch der Oologie (47 Teile)
  • 1979: Das bunte Buch der Vögel – Einführung in die Vogelkunde (deutsche Übersetzung von Birds of the World (Roger Tory Peterson & James Fisher, 1964))

Literatur

Fußnoten