Menschen, Tiere, Sensationen

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Menschen, Tiere, Sensationen
Menschen, Tiere, Sensationen.jpg
Filmdaten
Deutscher Titel: Menschen, Tiere, Sensationen
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1938
Stab
Regie: Harry Piel
Regieassistenz: Charlie Albert Huber
Drehbuch: Reinhold Meißner, Erwin Kreker, Josef Maria Frank, Harry Piel
Produktion: Ariel-Film GmbH (Berlin)
Kamera: Bruno Timm, Fritz von Friedl, Karl Hasselmann
Bauten: Hildegard Grebner
Ton: Ferdinand Haubmann, Eugen Hrich
Schnitt: Max Knaake, Arnold Jenssen (Mitarbeit)
Produzent: Harry Piel
Herstellungsleitung: Willy Reiber
Aufnahmeleitung: Otto Jahn, Eli Leonard
Besetzung
Darsteller Rollen
Harry Piel Robert Hansen, genannt Bobby, Artist
Elisabeth Wendt Maja de Passy
Ruth Eweler Fedora
Edith Oss Estrella, gennant Ella
S. O. Schoening Direktor
Eugen Rex Der Zauberkünstler
Karl Platen Briefträger
Raffles Bill Varietéartist
Charly Berger Ringmeister im Varieté
Josef Karma Franz, Tierpfleger
Aruth Wartan Falk, Tierpfleger
Philipp Manning Arzt im Varieté
Liesel Eckhardt Garderobenfrau von Fedora
Egon Brosig Hopkins, Assistent bei Fedora
Alfred Karen Portier im Hotel „Imperial“
Knut Hartwig Ober
Franz Arzdorf 1. Gast in der Hotelbar „Astoria“
Michael von Newlinski 2. Gast in der Hotelbar „Astoria“
Charles François Ein Ober in der Bar
Gerhard Dammann Krause, Hausmeister
Willi Schur 1. Theateragent
Ewald Wenck 2. Theateragent
Rudi Schuricke

Menschen, Tiere, Sensationen ist ein deutscher Spielfilm mit und von Harry Piel aus dem Jahre 1938. Die Dreharbeiten wurden im Zirkus Sarasanni in Dresden gedreht. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1938 in Königsberg statt.

Auszeichnung

  • volkstümlich wertvoll

Handlung

Quelle
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Mitten im Monat kündigt der Zirkus Sarrasani das erstmalige Auftreten einer Sensationsnummer ersten Ranges an. Auf den Plakaten wird der Name des Tigerdompteurs Carlo mit einem Streifen überklebt, welcher nur in großen Lettern den Namen Fedora trägt. – Während der Morgenprobe war Carlo, neben dem Artisten Robert Hansen eine Hauptattraktion des Programms, von einem seiner neuen Tiger angefallen und schwer verletzt worden. Erst im letzten Augenblick war es Hansen gelungen, den befreundeten Dompteur aus den Klauen Sultans, eines prachtvollen Bengaltigers, zu retten. Ein glücklicher Zufall fügte es, daß in der berühmten Fedora–Nummer ein vollwertiger Ersatz gefunden werden konnte. – Die Varietè–Agentur Allmers, welche das Engagement vermittelt hatte, sieht diesem Auftreten Fedoras allerdings mit einigem Bangen entgegen. Erst als der Abschluß bereits perfekt war, erfuhr Allmers von seinem Sozius, daß Robert Hansen niemals mit der Fedora–Nummer in einem Programm zusammenarbeitet und lieber Verträge rückgängig macht. Die Gründe für dieses ablehnende Verhalten Hansens kennt allerdings niemand. Das erste Auftreten Fedoras erweist sich tatsächlich als eine Sensation. Die Darbietungen der bildschönen Artistin am Hochtrapez werden vom Publikum mit atemloser Spannung aufgenommen, nach dem verblüffenden Schlußeffekt kennt der Beifall keine Grenzen. Dieser Schlußeffekt besteht darin, daß ein Herr aus seiner Loge schießt. Mit einem Aufschrei stürzt Fedora ab, ins Dunkel der Manege. Der Scheinwerfer folgt ihr, und zeigt sie Sekunden später auf einem zweiten Trapez, welches dicht über der Manege schwebt. Hopkins, der Assistent der schönen Fedora, gibt diesen Schuß ab, der das Zeichen für den gewagten Absprung der Artistin ins Dunkel ist. - Aber nicht nur das Publikum folgte der Darbietung Fedoras mit atemloser Spannung, durch die Falten des Manegevorhangs gedeckt, hat Robert Hansen kein Auge von der schönen Artistin gelassen. Er hat es gar nicht bemerkt, daß sein alter Tierpfleger Franz neben ihn getreten ist, und fährt unwillig auf, als dieser anerkennend brummt: „Ganz groß, die Nummer?“ Aber der von der Agentur befürchtete Protest Hansens gegen Fedora bleibt aus. Als Fedora ihre Garderobe betritt, findet sie neben den üblichen Blumenspenden der Direktion und einiger „Kunstfreunde“ auch einen auffallend schönen Teerosenstrauß eines anonymen Verehrers.

Robert Hansen hat vor seinem eigenen Auftritt einen großen Ärger und eine kleine Freude. Der große Ärger bestand darin, daß der Tigerwärter Falk sich den Anordnungen Hansens, der die Sorge für die Tiere seines Freundes Carlo übernommen hatte, durchaus nicht fügen wollte.

Doch mit Hansen ist in solchen Dingen nicht zu spaßen und grollend verspricht Falk, den Tieren gegenüber künftig jede unnötige Härte zu vermeiden. – Dagegen ist Hansen erfreut, in der jungen Artistin Estrella eine Kollegin aus der wanderfrohen Zeit des guten alten Chapiteau–Zirkus wiedergefunden zu haben. Froh gelaunt verabredet er mit ihr ein Zusammensein und der Vorstellung. Doch daraus soll nichts werden. — In der Manege ist bereits alles für den Auftritt Hansens vorbereitet. Hinter dem Vorhang wartet Franz mit den „Jungen“ seines Herrn, sieben prächtigen Schimpansen in Matrosenuniform, und hat seine liebe Not mit den sonst so gutgezogenen Tieren. Sie toben vor Eifersucht, weil Hansen im Vorbeigehen einem Elefanten eine Leckerei zusteckte, und sind erst zufrieden, als Hansen lachend zu ihnen tritt. Unter den Klängen des Gladiatorenmarsches erfolgt der Einzug der Tiere, und ohne jede Aufsicht und ohne Kommando beginnt nun die Arbeit dieser geborenen Turnkünstler in der Zirkuskuppel. Plötzlich werden die Tiere unruhig. Unten in der Manege zeigt Hansen zu Pferde einen tollen Wild–West–Akt. Wütend werfen die Schimpansen mit allerhand Gegenstände nach der unerwünschten Konkurrenz, und lachend verschwindet Hansen, um allerdings bereits im nächsten Augenblick in einer geheimnisvollen Verhüllung wiederzuerscheinen. Auf den erneuten Protest der Schimpansen antwortet er mit absprechenden Bemerkungen über deren Leistungen. Sofort erscheinen zwei Schimpansen bei ihm, und gestikulieren erregt auf ihn ein. Hansen versteht jetzt, daß er es besser machen soll, und folgt den beiden hinauf in die Luft. Beschämt verschwindet einer der Schimpansen nach dem andern, als sie sehen, daß ihr Herr und Meister sie bei weitem übertrifft. Als Hansen zum Schluß die Arme breitet, zwischen denen eine glitzernde Flughaut schimmert, und mit einem Riesenschwung durch die Kuppel der Manege saust, um in einem silbern strahlenden Spinnennetz zu landen verstecken sie ängstlich ihre Gesichter im Vorhang. Dann aber ziehen sie triumphierend unter dem Beifall des Publikums mit ihm ab. — Wie allabendlich, bringt Hansen seine jungen selbst zu Bett. Heute muß er freilich die lustige Zeremonie ein wenig abkürzen. Der Portier erscheint und meldet ihm, daß ein Herr, der sich Tassi oder so ähnlich nannte, schon dreimal aus dem Imperial angerufen habe und ihn dringend zu sprechen wünsche. Das kann nur ein südamerikanischer Agent sein! Ohne an seine Abmachung mit Estrella zu denken, folgt Hansen der Aufforderung. Statt des Erwarteten trifft ihm im Hotel eine schöne Frau mit dem Vorwurf entgegen: „Warum hast du mich belogen? Ich habe halb England abgesucht um dich endlich hier zu finden!“ Es ist Maja de Passy, eine temperamentvolle Südländerin, die ihm gegen seinen Willen aus dem letzten Engagement, wo er ebenso reiche wie schöne Frau kennen lernte, hierher gefolgt ist. Vergebens versucht er, sie mit Vernunftgründen zu beruhigen und zur Abreise zu bewegen. Sie weiß längst, daß eine andere Frau im Spiele ist, und sogt ihm auf den Kopf zu, daß sie nur deshalb gehen solle, um Fedora Platz zu machen, jener Frau, die ihm einst davongelaufen sei. Da aber fährt Hansen auf. Wie ein Sturzbach kommen die Worte über seine Lippen, mit welchen er Maja erklärt, warum diese Frau einst von ihm ging, die sein artistischer Ehrgeiz nicht hochkommen lassen wollte, und die es nun doch geschafft habe. Als er sich jetzt zum Gehen wendet, erkennt Maja, daß sie diesen Mann verloren hat. Ein scharfes „Halt!“ kommt über ihre Lippen, und als sich Hansen umwendet, blickt er in die drohend auf ihn gerichtete Mündung eines Revolvers. Ruhig entwindet er ihr die Waffe und wirft sie achtlos fort. Mit zuckenden Lippen fragt sie ihn, ob ihn auch seine geschiedene Frau noch liebe, und auf seine Antwort, daß er dies nicht wisse, verspricht sie endlich, die Stadt für immer zu verlassen. — Sie zieht auch am nächsten Morgen aus dem Imperial–Hotel aus, aber nur, um ins Astoria zu fahren. Als Hansen anderntags anruft, erfährt er nur, daß Frau de Passy abgereist sei. — Vierzehn Tage sind seitdem vergangen. Jeden Tag fand Fedora in ihrer Garderobe den gleichen wundervollen Teerosenstrauß, ohne den Namen des Spenders zu erfahren. Estrella aber kennt ihn; durch einen alten Artisten erfuhr sie auch von den früheren Beziehungen Hansens zu Fedora. Eines Tages beobachtet sie, wie Fips, einer der Schimpansen Hansens, in Fedoras Garderobe verschwindet. Rasch entschlossen öffnet sie die Tür. Während sie Fedora mit den Worten überfällt, das Hansen von dem Besuch des Schimpansen nichts erfahren dürfe, ist Fips heimlich entwichen und spaziert durch die Stallungen. Zwischen Fedora und Estrella aber kommt es zu einer klärenden Aussprache. Fedora erfährt, daß Estrella ebenfalls verheiratet ist und ein Baby besitzt, und nur deshalb nicht mit ihrem Mann zusammen lebt, weil die finanziellen Verhältnisse beider zu ungünstig sind — ganz im Gegensatz zu Hansen und Fedora, die aus Dicköpfigkeit an ihrem Glück vorbeigehen. Gerührt verspricht Fedora Estrella und ihrem Mann ihre Hilfe zum Ankauf einer Nummer. Und nun plaudert auch Estrella aus.

„Er hat zwar gedroht, daß er mir die Hosen stramm zieht, wenn ich klatsche. Aber das ist mir jetzt gleich. Also: die Rosen, die Sie jeden Tag bekommen, sind von ihm. Er liebt Sie noch immer.“ — Während dieser Unterredung ist Fips, der Schimpanse, auf Entdeckungsfahrt gegangen. Er sah, wie sein Herr im Vorbeigehen einen der Tiger streichelte, eifersüchtig geht er an den Käfigwagen heran, und schon ist das Unglück geschehen: er öffnet die Käfigtür und flüchtet vor den entweichenden Tieren. Doch ehe eine allgemeine Panik ausbrechen kann, ist Hansen zur Stelle. Es gelingt ihm, die zehn Tiger vom Stallgang abzudrängen, während er einige beherzte Stalleute Gitter herbeischleppen. Doch Sultan, der größte der Tiger, vermag zu entweichen. Fieberhaft wird nach ihm gesucht — von allen Seiten kommen richtige und falsche Meldungen über sein Auftauchen — einige Artisten, unter ihnen auch Fedora, haben sich bewaffnet und nehmen an der Aktion teil. Da entdeckt ihn Hansen, fast zugleich mit Fedora. Schon will Fedora schießen, doch Hansen verbietet es ihr und stellt sich unbewaffnet auf der Bühne dem mächtigen Tier entgegen. Und nun erleben Tausende von Besuchern das gefährliche Schauspiel, wie der beherzte Mann die Raubkatze allmählich unter suggestiven Kraft seines Willens bezwingt, und Sultan herbeigebrachte Laufgitter zurück zum Käfigwagen treibt. Im Schimpansenstall herrscht inzwischen Verzweiflung. Fips ist verschwunden. Wohl hat Franz das verborgene Schlupfloch entdeckt, aber von Fips selbst keine Spur. In diesem Augenblick erscheint Hansen und sieht gerade, wie zwei andere Schimpansen durch das Loch entweichen. Er folgt ihnen und steht ein wenig später in Fedoras Garderobe, wo sich Fips ängstlich zu verbergen sucht. Fedora bittet für ihn, und Hansen vergibt dem Missetäter nur zu gern, der ihn nach Jahren der Trennung wieder mit der geliebten Frau zusammenführte. — Der letzte Tag des Programms. Morgen schon wollen Hansen und Fedora gemeinsam zu einer zweijährigen Tournee nach Südamerika. — Auch Maja erfahrt durch Hopkins davon... Die Qualen unerwiderter Leidenschaft lassen einen unseligen Entschluß in ihr reifen. — Am Abend der Abschiedsvorstellung sitzt sie in einer Loge des voll besetzten Hauses. Während oben am Hochtapez Fedora bis zur Schlußphase ihrer Nummer gekommen ist, steht Hansen mit Flps, der einen groben Strauß gelber Teerosen an sich drückt, am Vorhang, und beobachtet mit glücklichem Gesicht die geliebte Frau. Da erhebt sich Maja. Krampfhaft umschließen ihre Finger einen Revolver. Im nächsten Augenblick taucht sie hinter Hansen auf und schießt auf ihn. — Fedora hält den Schuß für das ihr geltende Signal, springt ab und stürzt ins Leere. — Dicht an Hansens Kopf ging die Kugel vorbei. Ohne die Attentäterin zu beachten, stürmt er in die Manege und nimmt Fedora, die bewußtlos am Boden liegt, auf seine Arme, um sie in ihre Garderobe zu tragen. So sieht er auch nicht, wie sich Maja willenlos durch einen Stallmeister abführen läßt ...

„Nun mußt du doch allein fahren... und ich wäre so gern mit dir gegangen... so gern...“ — Ganz leise dringen die Worte der Verunglückten an Hansens Ohr, der sich tieferschüttert über ihr Lager beugt. Nachdem er Estrella und ihrem Mann zur Selbständigkeit verholfen hat, besteigt er den Dampfer zur Fahrt über das weite Meer. Gemeinsam mit Fedora wollte er die große Südamerika–Tournee antreten, jetzt zieht er allein hinaus, neuen Zielen und Pflichten entgegen.

Quelle: Illustrierter Film-Kurier, Nr. 2875