Bakunin, Michail

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Michael Bakunin, Photographie um 1860

Michail Alexandrowitsch Bakunin (russ. Михаи́л Алекса́ндрович Баку́нин; Lebensrune.png 30. Mai 1814 in Premuchino, heute Prjamuchino in der Oblast Twer; Todesrune.png 1. Juli 1876 in Bern) war ein russischer Agitator und Anarchist.

Leben

Michael Bakunin stammte aus einer altadligen russischen Familie und wurde als der Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Er erhielt seine Erziehung im Kadettenhaus von Petersburg, trat in die Armee, nahm aber, da er dem Militärdienst nicht zugetan war, bald seinen Abschied und kehrte ins väterliche Haus zurück, wo er sich nun wissenschaftlichen Studien widmete. Er schrieb pseudophilosophische Abhandlungen im Geiste Hegels und trat in enge Beziehungen zu den Männern der vierziger Jahre, einem literarischen Kreise, welcher großen Einfluß auf die russische kritisch-publizistische Literatur erlangte. Bakunin ging 1841 nach Berlin, wo er sich den führenden Mitgliedern der liberalistisch gesinnten Literaturgruppierung „Jungen Deutschland“ anschloß.

Im Frühjahr 1842 wandte er sich nach Dresden und reiste 1843 nach Paris, wo er Umgang mit den dortigen polnischen Emigranten pflegte. Sodann begab er sich in die Schweiz und nahm an dem Treiben der kommunistisch-sozialistischen Vereine teil. In Paris hielt er 1847 beim Polenbankett eine Rede, in welcher er die Verbrüderung zwischen Russen und Polen für die gemeinsame „Revolutionierung“ Rußlands vorschlug. Infolgedessen wurde Bakunin auf Verlangen der russischen Regierung aus Frankreich ausgewiesen.

Revolution von 1848/49

Im Juni 1848 hatte Bakunin in Prag an dem sogenannten „Slawenkongreß“ sowie an den Unruhen, welche sich daran knüpften, einen bedeutenden Anteil. Ende 1848 publizierte Bakunin auf Initiative von Hermann Müller-Strübing einen „Aufruf an die Slawen“.

Im März 1849 ging Bakunin nach Dresden, wo er bei der Mairevolution Mitglied der Revolutions-Regierung wurde. Aus Dresden geflohen, wurde er mit Heubner in der Nacht vom 9. zum 10. Mai in Chemnitz verhaftet und zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglicher Haft begnadigt und daraufhin im Juni 1850 an die österreichische Regierung und von dieser 1851 an Rußland ausgeliefert und nach Ostsibirien verbracht, wo er mehrere Jahre als Strafkolonist lebte, bis er die Erlaubnis erhielt, in das russische Amur-Gebiet überzusiedeln. Von da aus gelang es ihm 1860, nach Japan zu entfliehen und über Kalifornien London zu erreichen.

Internationale und anarchistische Tätigkeit

Bakunin nahm nun seine propagandistische Tätigkeit wieder auf, wurde aber durch seinen maßlosen Radikalismus bald sogar den eigenen Parteigenossen unbequem. Auch nahm er längere Zeit an den Bestrebungen der Internationale teil; doch sein Versuch, innerhalb dieser Vereinigung einen revolutionären Geheimbund zu begründen, dessen Endziel die Anarchie sein sollte, verfeindete ihn bald mit den anderen Führern der Internationale (→ Anarchismus); auf dem Haager Kongreß (1872) wurde Bakunin mit seinen Anhängern förmlich ausgeschlossen und seitdem auch in der sozialdemokratischen Presse lebhaft angefeindet.

In der Folge schrieb er noch einige Bücher und Broschüren in der radikalsten zersetzerischsten Richtung; besonders bekannt ist „Gosudarstvennost' i anarchija“ („Staatentum und Anarchie“, Zürich 1873). Im Sommer 1873 geriet Bakunin mit Karl Marx in schroffe Auseinandersetzungen, stellte im September seine Tätigkeit für die Internationale ein und zog sich ins Privatleben zurück.

Pamphlete Bakunins (Auswahl)

  • 1842: Die Reaction in Deutschland. Ein Fragment von einem Franzosen, Zeitungsartikel. (Englisch)
  • 1847: Rußland wie es wirklich ist!, Rede. (Ausgabe Mannheim 1848)
  • 1848: Aufruf an die Slawen, Broschüre. (Deutsche Erstausgabe)
  • 1851: Beichte an Zar Nikolaus I., Brief, ISBN 3-87956-197-4
  • 1862: An meine russischen und polnischen Freunde, Zeitungsartikel. (Französisch)
  • 1866: Revolutionärer Katechismus, Programm für die Internationale Bruderschaft. Nicht zu verwechseln mit Netschajews Revolutionärem Katechismus von 1869.
  • 1867: Föderalismus, Sozialismus, Antitheologismus, Rede, ISBN 3-89771-903-7
  • 1870: Briefe an einen Franzosen zur aktuellen Krise, Brief. (Französisches Original)
  • 1871: Sozialismus und Freiheit, Fragment.
  • 1871: Antwort eines Mitglieds der Internationale an Giuseppe Mazzini, Zeitungsartikel.
  • 1871: Das Knuto-germanische Kaiserreich und die soziale Revolution, Teil I. Soziale Revolution oder Militärdiktatur, Buch. (Französisches Original)
  • 1871: Gott und der Staat, Buch, 1882 erstmals von Carlo Cafiero und Elisée Reclus veröffentlicht, ISBN 3-87956-222-9
  • 1873: Staatentum und Anarchie, Buch, ISBN 978-3-87956-319-7

Literatur

  • Karlheinz Deschner (Hg.): Das Christentum im Urteil seiner Gegner. Frankfurt am Main / Berlin, Ullstein 1990, ISBN 3-548-34659-6 [zweibändige Originalausgabe: 1986], S. 289–299

Verweise