Minusseele
Eine Minusseele ist eine Seele, deren Gesamtheit an Gefühlsregungen und geistigen Vorgängen der Verkommenheit und dem egomanischen, raffgierigen Materialismus gewidmet ist. Menschen, die unter diesem psychotischen Zustand leiden, sozusagen im Schatten respektive in der Negation des ethischen Seins existieren, werden „Minusseelen“ genannt. Minusseelen besitzen kein Ideal und widmen ihr Leben keinem höheren Ziel, sie siechen in einem krankhaften Zeitgeist dahin, den sie selbst mitverursacht haben und wahnhaft verklären.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
In manchen Thesen ist die Minusseele eine Kehrseite der Seele (Gegenseele) ohne einschränkende Wertung, ein Teil des moralischen „Januskopfes“ und somit – als zerstörerische Gemütsanlage – der innere Feind des dem Guten verpflichteten Menschen. Dem anständigen, eigenseelischen Erdenbewohner gelingt es, die Minusseele, gleich dem inneren Schweinehund, zu überwinden. Der unsittliche Mensch dagegen wird selbst zur lebenden Inkarnation der Minusseele und williger Sklave der allgemeinen Verhausschweinung, ein Sieg der Negativauslese wider die Arterhaltung.
Etymologie
Das deutsche Wort Seele stammt von einer urgermanischen Form *saiwalō oder *saiwlō ab. Diese ist einer Hypothese zufolge von dem ebenfalls urgermanischen *saiwaz (See) abgeleitet; der Zusammenhang soll darin bestehen, daß nach einem altgermanischen Glauben die Seelen der Menschen vor der Geburt und nach dem Tod in bestimmten Seen leben.
Ursprung
Der Begriff „Minusseele“ wurde angeblich von dem Schriftsteller W. von Asenbach in seinem 1957 in der BRD indizierten Buch Adolf Hitler – Sein Kampf gegen die Minusseele geprägt.
Moderne Begriffsbestimmung
Zuweilen wird der Terminus „Minusmensch“ mit dem metaphysischen Begriff Minusseele gleichgesetzt. Das unkritische Frönen der gesellschaftlichen Dekadenz wird auch als „Aufstand der Minusseele“ bezeichnet. In der psychopathologischen Forschung der klinischen Psychiatrie werden die Symptome der Schizophrenie teilweise mit dem Verhaltensmuster der Minusseelen (jedoch ohne Verwendung des Begriffes) verglichen, da sie ein ähnliches klinisches Bild ergeben würden.
Zitate
- „Schwächliche Grämlichkeit, die alle fünf gerade sein läßt, ist die Karikatur der Resignation.“ — Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
- „Minusseelen sind Menschen, die bereit sind, ihre Gesinnung zu verkaufen. Das sind Verräter.“ — Holger Apfel, 2004
- „Feigheit, Machtsucht, Raffgier und Erpreßbarkeit dürften hier wohl bei vielen, wenn nicht gar den meisten der Grund sein. Sowenig wie die Uniform den Soldaten macht, sowenig macht das Amt den Charakter. Oder wie es ein deutsches Sprichwort sagt: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Minusseelen gab es schon immer, vielleicht sind durch Mitläufertum die meisten Menschen auch nicht geeignet, höhere Posten zu besetzen, wo Verantwortung und Mut gefragt sind. Daß aber so viele hier in Behörden, Parteien und Wirtschaft so willenlos mitmachen und schweigen, wo Worte notwendig wären, erschreckt mich und läßt für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Vielleicht wird die kommende Not wieder die Kräfte freisetzen, die noch immer unterm Schutt der Zeit in unserem Volke schlummern. Den Letzten jedoch, bei denen diese zu suchen sind, ist die Gruppe der Berufspolitiker.“ — Frank Rennicke, Gespräch in der Zeitschrift Die Aula, April 2009[2]
Antonyme
Literatur
- Frank Schirrmacher: Ego: Das Spiel des Lebens,[3] Karl Blessing Verlag (2013), ISBN 978-3896674272