Apfel, Holger
Holger Apfel ( 29. Dezember 1970 in Hildesheim) ist ein deutscher Verlagskaufmann und ehemaliger Bundespolitiker der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Er war Fraktionsvorsitzender der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag sowie von 2011 bis 2013 Vorsitzender der NPD, aus der er am 24. Dezember 2013 austrat. Seit Mai 2014 ist Apfel als Gastronom auf der spanischen Ferieninsel Mallorca tätig.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schule und Beruf
Nach dem Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife absolvierte Apfel eine Lehre als Verlagskaufmann und war bis 1996 in diesem Bereich tätig.
Deutsche-Stimme-Verlag
Ab 1996 war er Leitender Angestellter des in Riesa ansässigen Deutsche-Stimme-Verlages. Apfel fungierte zudem als Chefredakteur der Monatszeitung „Deutsche Stimme“.
NPD
Seit 1988 war er Mitglied der NPD und der Jungen Nationaldemokraten. Nach der Übernahme verschiedener Funktionen in der Partei von 1993 bis 1999 war er Vorsitzender der NPD-Jugendorganisation, ab 1993 Mitglied im NPD-Parteivorstand, ab 2000 stellvertretender Parteivorsitzender und ab 2011 Bundesvorsitzender der NPD.
Seit 2002 war er stellvertretender sächsischer Landesvorsitzender und Vorsitzender des Nationalen Bündnisses Dresden. Holger Apfel war von 2004 bis 2013 NPD-Fraktionsvorsitzender im Sächsischen Landtag und Mitglied im Innenausschuß sowie im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunitätsangelegenheiten.
Im August 2009 schaffte die NPD unter seinem Fraktionsvorsitz zum ersten Mal in ihrer Geschichte den erneuten Einzug in ein Landesparlament.
Holger Apfel stand für eine bürgernahe bzw. eine sich von sogenannten „Krawallnazis“ distanzierende Politik, die sich vorwiegend an die Mittelschicht und mittelständische Unternehmen innerhalb der BRD richtete, ohne dabei von der proklamierten Weltanschauung abweichen zu wollen.
34. Bundesparteitag der NPD
Apfel wurde am 20. April 2013 auf dem 34. Bundesparteitag der NPD in Weinheim mit 122 zu 37 Stimmen erneut zum Parteivorsitzenden gewählt.[2]
Kritik
In Teilen der Partei, vor allem an der Basis, stand Apfel in der Kritik, den typischen Vertreter des Parteibonzen zu repräsentieren.
Rücktritt als NPD-Vorsitzender
Am 19. Dezember 2013 gab die NPD bekannt, daß Holger Apfel aus gesundheitlichen Gründen sowohl vom Parteivorsitz als auch vom Fraktionsvorsitz zurückgetreten sei. Der Öffentlichkeit wurde mitgeteilt, Apfel leide laut einer Krankschreibung unter einem schwerwiegenden Ausgebranntsein, ein Erschöpfungszustand, der jedoch nicht mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom zu verwechseln ist.
Am 22. Dezember 2013 nahm auch das NPD-Parteipräsidium Stellung zum Rücktritt; ob es sich um persönliche Verfehlungen Apfels oder eine parteipolitische Intrige handelt, die bei allen Bundesparteien an der Tagesordnung sind, bleibt offen:
- „Am Vorabend des Wahljahres 2014 sieht sich die NPD durch den plötzlichen Rücktritt ihres Vorsitzenden Holger Apfel am Donnerstag in eine schwierige Situation gebracht. Mit Befremden muß das Parteipräsidium, das am heutigen Sonntag in Frankfurt/Main zu einer Sondersitzung zusammentrat, dabei zur Kenntnis nehmen, daß die zunächst von Apfel zur Begründung für seinen Rücktritt angeführten ‚Krankheits‘gründe offenbar nur ein Teil der Wahrheit sind. Weitergehende Vorwürfe, die Verfehlungen in der Vergangenheit betreffen, hat Apfel bislang nicht entkräftet. Das Parteipräsidium war sich auf seiner heutigen Sitzung einig darin, daß die Partei ihre Glaubwürdigkeit jetzt nur durch rückhaltlose Aufklärung aller im Raum stehenden Vorwürfe behalten kann. [...] Sollten sich die im Raum stehenden Vorwürfe tatsächlich bestätigen, will das Parteipräsidium Holger Apfel einen zeitnahen Parteiaustritt nahelegen. “[3]
Parteiaustritt
Am 24. Dezember 2013 trat Apfel aus der NPD aus[4] und legte sein Mandat im Sächsischen Landtag nieder.[5] Als ehemaliger Landtagsabgeordneter erhielt Apfel fast ein Jahr lang ein monatliches Übergangsgeld von mehr als 5.000 Euro.
„Irrtum NPD“
Zu Apfels Buch „Irrtum NPD“ meinte ein Rezensent:
- „Es gibt im Grunde zwei Arten von AussteigerInnen aus der extremen Rechten: Solche die mit der extrem rechten Ideologie brechen und solche, die sie beibehalten und sich aber aus menschlicher Enttäuschung von ihren ehemaligen KameradInnen abwenden. Zu letzteren gehört ganz unzweifelhaft der ehemalige NPD-Vorsitzende und sächsische NPD-Fraktionsvorsitzende Holger Apfel, wie er in seinem Buch ‚Irrtum NPD‘ zeigt. Das unlängst erschienene Buch liest sich über weite Strecken wie der Bericht eines verschmähten Liebhabers.“[6]
Holger Apfel schreibt in seiner Schrift (Seite 381):
- „Doch auch wenn sich meine Weltsicht im Lauf der Zeit gewandelt hat, ich heute über viele Torheiten im politischen Hamsterrad den Kopf schüttele und in den Augen vieler früherer Weggefährten ein ‚Aussteiger‘ beziehungsweise ein ‚Verräter‘ bin: Ein ‚Berufs-Antifaschist‘ bin ich deshalb im Gegensatz zu manch einem anderen nicht geworden.“
Familie
Apfel war mit Jasmin, geb. Langer ( 1983) verheiratet, aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen. Im Sommer 2012 hatte sich das Ehepaar getrennt, Ehefrau Jasmin trat aus der NPD aus, im September 2013 kam es zu einer Versöhnung. Nach der Auswanderung nach Mallorca soll die Familie erhebliche Schwierigkeiten gehabt haben. Im November 2014 kehrte Apfels Frau mit den Kindern zurück in die BRD. Wie BRD-Medien zu berichten wußten, hat sich Jasmin Apfel auch politisch von nationalen Ansichten abgewandt.
Zitate
- „Das war ein großartiger Tag für alle Deutschen, die noch deutsch sein wollen.“ – Holger Apfel am 19. September 2004 im Wahlstudio des ZDF in Dresden nach Einzug der NPD in den Sächsischen Landtag
- „Dresden, das Gedenken an Dresden war noch nie so aktuell wie heute. Die gleichen, die damals keine Skrupel hatten, abertausende Zivilisten kaltblütig umzubringen, kennen auch heute keine Skrupel: Von Dresden über Korea, Vietnam und Bagdad zieht sich eine Spur durch das 20. Jahrhundert, die sie offenbar mit noch so viel Niedertracht nicht den Deutschen in die Schuhe schieben können.“ – Holger Apfel im Sächsischen Landtag zum Gedenken der Zerstörung Dresdens 1945
- „Wir wollen, daß die in Deutschland lebenden Ausländer in ihre Heimatländer zurückgeführt werden.“ [7]
Schriften
- „Alles Große steht im Sturm“ – Tradition und Zukunft einer nationalen Partei, Deutsche Stimme Verlag, 1999, ISBN 978-3980584432
- Irrtum NPD. Ansichten – Einsichten – Erkenntnisse: Ein Vierteljahrhundert in der NPD, Hess Verlag, Bad Schussenried 2017, ISBN 978-3873365971
Verweise
- Bei Holger Apfel geht es feuchtfröhlich zu, Mallorca Zeitung, 28. April 2015
Fußnoten
Friedrich Thielen (1964–1967) • Wilhelm Gutmann (komm. 1967) • Adolf von Thadden (1967–1971) • Martin Mußgnug (1971–1991) • Günter Deckert (1991–1996) • Udo Voigt (1996–2011) • Holger Apfel (2011–2013) • Udo Pastörs (2014) • Frank Franz (seit 2014)
Alfons Huber (1971–1973) • Günter Deckert (1973–1975) • Winfried Krauß (1975–1977) • Gösta Thomas (1977–1980) • Rainer Vogel (1980–1983) • Claus Cruse (1983) • Hermann Lehmann (1983–1987) • Karl-Heinz Sendbühler (1987–1989) • Thilo Kabus (1989–1990) • Frank Kolender (1990–1991) • Erhard Hübchen (1991–1992) • Andreas Storr (1992–1994) • Holger Apfel (1994–1999) • Sascha Roßmüller (1999–2002) • Stefan Rochow (2002–2007) • Michael Schäfer (2007–2012) • Andy Knape (2012–2014) • Sebastian Richter (2014–2018) • Christian Häger (2018–2019) • Paul Rzehaczek (2019–2022) • Sebastian Weigler (seit 2022)