Mission Clowder
Die „Mission Clowder“ hatte nach einer Reorientierung auf die primären Ziele Slowenien und Österreich den Grund, daß die Alliierten ihren Vormarsch über Slowenien nach Wien und damit nach Zentraleuropa durch Infiltration erleichtern konnten. Sie war „eines der ambitioniertesten Projekte westlicher Kriegsgeheimdienste zur Infiltration NS-Deutschlands und zog ähnliche Versuche des US-amerikanischen Geheimdienstes Office of Strategic Services (OSS) und der Komintern bzw. ihrer Nachfolgeorganisation nach sich“[1]. Die Mission Clowder zielte erst im Februar 1944 auf das Gebiet der Ostmark ab. Zunächst lag der Fokus auf Ungarn, der Tschechei, Polen und dem Altreich. Die ersten Pläne erstellte Peter Wilkinson, ein SOE-Offizier, im Jahre 1943. Er kannte die deutschen Länder nicht gut genug. So befrug er den Vertreter der Jugoslawien-Abteilung des SOE, den jüdischen Kommunisten James Klugmann, der über fundierte Kenntnisse über Widerstandsbewegungen in Süd- und Südosteuropa verfügte. Für Wilkinson schienen die Gebiete der Oberkrain und der Untersteiermark einen gewünschten Durchlass nach Zentraleuropa zu bieten, um Infiltrationen und Sabotage gegen das Deutsche Reich durchzuführen. Der engste Mitarbeiter Wilkinsons war Alfgar Hesketh-Prichard, dessen Planungen für die Operation „Anthropoid“, für die Ermordung von Reinhard Heydrich verantwortlich waren. Der Leiter des SOE, Colin Gubbins, erließ Ende 1943 die Direktive, daß nunmehr Deutschland und Österreich stärker als Einsatzfelder in Betracht zu ziehen seien. Das Ziel war die Einrichtung einer vorgerückten Basis für die Kontaktaufnahme mit Widerstandskämpfern in Zentral- und Osteuropa in Slowenien. Die Verschiebung der Ziele hatten mit dem von Churchill geforderten Vormarsch der Alliierten über eine Landung in Istrien zu tun. Die Briten wollten damit die in Italien stecken gebliebenen Truppen verstärken und gleichzeitig über eine slowenische Basis bis nach Wien vorrücken, um den Sovjets zuvorzukommen. Vorausgehen sollten all dem freilich Sabotageakte von Partisanen im heutigen Slowenien sowie der Ostmark. Am 6. Dezember trafen Wilkinson und Hesketh-Prichard mit dem Kommunistenführer Tito zusammen, den die Briten vollkommen unterstützten. Durch ihn wollten sie leichter mit Partisanen und Widerstandskämpfern (vor allem in der Ostmark) in Kontakt kommen. Tito stimmte zu. Die Partisanenführung verlangte im Jänner 1944 im Gegenzug umfängliche Gebietszusagen. Sie wollten „alle von Slowenen besiedelten Teile Nordostitaliens und Kärntens, einschließlich der Städte Villach und Klagenfurt.“[2] Die Briten stimmten, zunächst überrascht über die exakt definierten territorialen Ansprüche, – ein Hauptziel der Partisanen - nicht zu. Von 1942 aufwärts wurde wiederholt an den Grenzen von 1920 festgehalten. Man kann also davon sprechen, dass das SOE unter Wilkinson die Partisanen ausnutzten, um eigene, britische Interessen durchzusetzen.
Kommunistische Parallelstrukturen
Die Studie des „political warfare executive“ (PWE) der Briten mit dem Titel „Opinion and Morale in Austria“, stammend aus Anfang 1943, wies explizit darauf hin, dass in Kärnten und der Steiermark die deutschnationale Einstellung am stärksten von allen Provinzen in der Ostmark ausgeprägt sei. Dies hielt die slowenische Partisanenführung nicht davon ab, beginnend mit Frühjahr 1944 den Kampf auch auf die nicht-slowenischen Gebiete der deutschen Österreicher auszuweiten, in Erwartung, die Chancen auf ihre Gebietsansprüche zu verbessern. Die slowenische Seite begann zusätzlich, mit der Sowjetunion und der KPÖ eine eigene Mission zu planen. Dies fand im Frühjahr 1944 in Moskau seinen Ausgang. Ziel war es, den Partisanenkrieg systematisch auf ganz Deutschösterreich auszuweiten.