Orden „Der strahlende Stern“

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Großkreuzsatz, 2. Modell (1888–1890)

Der Orden „Der strahlende Stern“ oder Orden des Strahlenden Sterns von Sansibar (El kaukeb ed dorri) war von 1865 bis 1964 ein Orden des Sultanats Sansibar für treue Dienste, der auch an Ausländer verliehen werden konnte. Hergestellt wurden die Insignien vornehmlich in Europa, besonders erlesene Stücke stammen von der Firma J. Godet & Sohn in Berlin, aber auch von der Firma A. D. Marie (vormals Ch. Billard) und der Firma Halley in Paris.

Geschichte

II. Klasse, 4. Stufe (Offizierkreuz), 4. Modell (1893–1896)

Das ausgedehnte Reich von Said ibn Sultan (1791–1856), von 1804 bis zu seinem Tode Sayyid von Maskat, Imam von Maskat und Oman sowie Sultan von Maskat, Oman und Sansibar, wurde unter zweien seiner Söhne geteilt. In Sansibar wurde Prinz Madschid bin Said al-Busaidi, dessen Wohlstand dem Sklavenhandel zu verdanken war, erster Sultan des nun von Oman unabhängigen Sultanats. 1865 stiftete er den „Strahlenden Stern von Sansibar“, wenngleich halb-offiziell. Sein Nachfolger Barghasch ibn Said al-Busaidi, des Sultans jüngerer Bruder, der 1873 vorübergehend die Abkehr vom Sklavenhandel vollzog,[1] erhielt 1875 von Kaiser Wilhelm I. das Großkreuz des Roten Adlerordens. Er war derart von der Qualität und der Erhabenheit des deutschen Ordens beeindruckt, daß er den offiziösen Orden zum Hausorden und höchsten Orden des Sultanats erhob und neu gestalten ließ und in zwei Klassen mit Statuten vom 22. September 1875 stiftete.[2]

Der Orden wurde Honoratioren, Beamten auf dem Festland, Diplomaten, Kolonialbeamten, Handelsherren und Schiffskapitänen verliehen, nach Meyers Großem Konversations-Lexikon ausschließlich nur an Europäer. Zahlreiche deutsche Kolonialbeamte und Angehörige der Schutztruppe erhielten den Orden, so zum Beispiel Rochus Schmidt, der, wie andere auch, nach seiner Verwundung bei einem Gefecht in Sansibar-Stadt behandelt wurde. Am 5. August 1918 gab es eine erneute Anpassung, da die Fürstenklasse weggefallen war, wurden aus den fünf Stufen der zweiten Klasse offiziell nach europäischen Vorbild fünf Klassen (inoffiziell gab es diese Einteilung schon seit 1902), wobei die Mitglieder begrenzt waren: Die I. Klasse auf 40, die II. auf 60, die III. auf 80, die IV. auf 90 und die V. Klasse auf 100 Mitglieder. Eine Verleihung der 5. Stufe bzw. V. Klasse an Ausländer ist nicht bekannt, aber nicht ausgeschlossen.

Am 13. Dezember 1963 erlangte Sansibar seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Bereits am 12. Januar 1964 brach der „Sansibarputsch“ aus, bei der das Sultanat gestürzt und die arabische Oberschicht verjagt oder ermordet wurde. Am selben Tag wurde die Volksrepublik Sansibar und Pemba gegründet, die sich bereits am 26. April 1964 mit Tanganjika zum Negerstaat Tansania vereinigte. Der Orden (Wisam al-Kawkab al-Durri al-Zanzibari) soll seitdem als privater Hausorden der Nachfahren der Sultane verliehen werden.

Aussehen

Die Dekoration ist ein fünfarmiges Ordenskreuz mit kleinen goldenen Kugeln an den Enden besetzt. Das rote Emaille-Kreuz hat einen weißen Rand. In den Winkeln der Arme sind Teile des grünemaillierten Lorbeerkranzes zu sehen, auf dem die Auszeichnung aufliegt. Alles ist unterhalb eines goldenen Lorbeerkranzes mit Tragering durch eine goldene Schleife miteinander verbunden. Das rund Mittelschild der Vorder- und Rückseite ist durch einen weißen Reif eingefaßt. Auf roter Emaille war goldfarben das verschlungene Monogramm des Sultans dargestellt. Der Stern ist Silber brillantiert, teilweise vergoldet und emailliert.

Die Form der Ordensabzeichen blieb nahezu unverändert, aber sieben Sultane setzten ihren kalligraphischen Namenszug (Tughras) in die Medaillons, und zwei Sultane änderten die Medaillons während ihrer Regierungszeit, so daß insgesamt neun Modelle existieren. Eine Ausnahme bildete Hamad ibn Thuwaini ibn Said al-Busaid. Zu Beginn der nur drei Jahre währenden Regierung wurde das übliche Modell mit Namenszug 1893 weniger als ein Jahr lang verliehen. Noch während seines ersten Regierungsjahres ließ er die im Medaillon gezeigte Tughra durch sein eigenes Portrait austauschen. Dies wurde 1896 von seinem Vetter, Schwager und Nachfolger Chalid bin Barghasch al-Busaidi, der als einziger Feudalherrscher Sansibars versucht hatte, die britische Kolonialmacht zu stürzen,[3] wieder abgeschafft.

Einteilung

Klassen (ab 1887)

  • I. Klasse (Fürstenklasse; 1902 weggefallen, aus den Stufen der II. Klasse wurden dann die I. bis V. Klasse, wobei Ausländer I. bis IV. Klasse erhielten, die niedrigste Klasse war Einheimischen vorbehalten)
  • II. Klasse
    • 1. Stufe (Großkreuz); Band (Schärpe) über die rechte Schulter nach der linken Hüfte mit Kleinod und Stern auf der linken Brustseite (der Ordensstern hatte das gleiche Mittelschild wie das Kleinod)
    • 2. Stufe (Großoffizier); nur den Ordensstern, aber auf der rechten Brustseite
    • 3. Stufe (Kommandeur); Halsdekoration am Bande
    • 4. Stufe (Offizier); ein etwas kleineres Ordenskreuz auf der linken Brustseite getragen
    • 5. Stufe (Ritter); silberne Medaille mit dem Namenszug des Sultans; in rechteckiger Form mit gerundeten Ecken

Erläuterung

Die I. oder Fürstenklasse erhielten gekrönte Häupter oder Staatsoberhaupte, auch der Sultan soll diese Klasse getragen haben. Nach vereinzelten Quellen erhielt als einziger ausländischer Monarch Kaiser Wilhelm II. die I. Klasse. Die II. Klasse war in vier, seit 1887 in fünf Stufen (Grade) unterteilt. Reichskanzler Otto von Bismarck wurde besonders geehrt, als er die I. Klasse mit Brillanten erhielt (nur der Bruststern war mit Brillanten besetzt). Zu den bekanntesten Inhabern der II. Klasse, 1. Stufe gehört Major à la Suite der Armee Hermann von Wissmann, der im Auftrag der DOAG und mit Sanktionierung des Sultanats mit seiner „Wissmann-Truppe“ die Sklavenhändlerrevolte in Deutsch-Ostafrika niederschlug. Auch von Wissmanns Nachfolger als Gouverneur Deutsch-Ostafrikas, Oberst Eduard Liebert, erhielt die II. Klasse, 1. Stufe des Ordens.

Abkürzungen

Abkürzungen für den „Zanzibarischen Strahlenden Stern“ in den preußischen Ranglisten lauteten u. a. ZStI für die Fürstenklasse und ZStII.1/II.2/II.3/II.4 für vier weitere Stufen. Im „Deutschen Ordens-Almanach“ lauteten dagegen die Abkürzungen ZanSt1 für die Fürstenklasse und ZanSt2a/2b/2c/2d/2e für die fünf Stufen der II. Klasse.

Bilder

Fußnoten

  1. Im Bündnis mit dem Sultan konnte der tansanische Nyamwezi-Häuptling Mirambo ab 1876 die arabischen Sklaven- und Elfenbeinhändler unterwerfen, nach Mirambos Tod jedoch errichtete der Sklavenhändler Tippu Tip eine erst unter dem Schutz des Sultans, dann ab 1887 unter jener des belgischen Königs stehende Herrschaft im Kongobecken.
  2. Die Statuten des Ordens wurden in „Moniteur de la Légion d’Honneur“ gedruckt, Nr. 7 (1886), S. 32 f.
  3. Am 25. August 1896 besetzte Chalid mit 60 Mann den Palast und die Festung der Hauptstadt und proklamierte sich selbst zum Sultan, was zum kurzen, für das ostafrikanische Nationalbewußtsein aber traumatischen „Britisch-Sansibarischen Krieg“ führte. Nach dem Beschuß und der Plünderung Sansibars durch britische Truppen floh Chalid am 27. August 1896 in das deutsche Konsulat. Neuer Sultan wurde statt dessen ein anderer Vetter Chalids, der omanische Prinz Hammud ibn Muhammad ibn Said (Sohn des omanischen Prinzen Muhammad ibn Said und somit Enkel des Sultans Said ibn Sultan von Oman und Sansibar). Trotz britischen Protests gewährte das Deutsche Reich Chalid Asyl und verbrachte ihn heimlich an Bord der SMS „Seeadler“ auf das ostafrikanische Festland. In den nur wenige Jahre zuvor von Sansibar an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft bzw. das Reich abgetretenen Gebieten unterstützte Chalid nun die kaiserliche Kolonialverwaltung Deutsch-Ostafrikas und residierte fortan in Daressalam. Die deutsche Kolonialmacht zog daraus beträchtlichen Nutzen, da Chalid einen beruhigenden Einfluß auf die seit dem „Araberaufstand“ Küstenbewohner ausübte, denen die Deutschen den Sklavenhandel verboten hatten.