Pohlmann, Alexander (1865)
Emil Johannes Alexander „Alex“ Pohlmann ( 10. September 1865 in Graudenz; 5. Oktober 1952 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Verwaltungsjurist, Landwehr-Offizier und Politiker der Fortschrittliche Volkspartei (FVP) sowie der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), u. a. Mitglied des Reichstages, Oberbürgermeister und Regierungspräsident.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- Ostern 1886 bestandene Reifeprüfung am Königlichen evangelischen Gymnasium zu Graudenz
- Studium der Jura (Rechtswissenschaft) und Cameralia (Kameralwissenschaft/Verwaltungswissenschaften) in Freiburg im Breisgau, Breslau, Leipzig und Berlin
- Einjährig-Freiwilliger (ggf. schon als Gymnasiast); später Oberleutnant der Landwehr
- 1896 bis 1898 Magistratsassessor in der Stadtverwaltung von Frankfurt am Main
- 1899 bis 1903 hauptamtlicher Stadtrat in Posen (Mitglied der Freisinnigen Volkspartei)
- Februar 1903 bis Januar 1920 Oberbürgermeister von Kattowitz
- seit 1904 Mitglied des Provinziallandtags der Provinz Schlesien
- 1915/16 bis 1918 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses (MdPrA) für die Fortschrittliche Volkspartei (FVP)
- 1918 beteiligte er sich an der Gründung der DDP
- 1919/20 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung (MdN) für die Deutsche Demokratische Partei
- 1920 bis 1922 Reichstagsabgeordneter für die Deutsche Demokratische Partei
- Er verlor sein Mandat aufgrund der Abtrennung von Teilen Oberschlesiens von Deutschland, womit die dort errungenen Mandate erloschen (→ Abstimmungsgebiet Oberschlesien).
- 1920 bis zu seiner Pensionierung 1930 Regierungspräsident des Regierungsbezirks Magdeburg in der Provinz Sachsen
- 1920 bis 1922 stellvertretendes Mitglied des Staatsgerichtshofs des Deutschen Reichs
Kurzwerdegang
- P., Sohn des Oberbürgermeisters von Graudenz, gehörte zu den höheren Verwaltungsbeamten der Weimarer Republik, die, obwohl sie „Seiteneinsteiger“ in den höheren Dienst waren, eine verwaltungsjuristische Ausbildung besaßen. Er hatte sie nach dem Abitur in Graudenz an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Breslau, Leipzig und Berlin erworben. P. trat aber zunächst nicht in die übliche Laufbahn eines Verwaltungsjuristen, sondern in die Kommunalpolitik ein. 1896–98 war P. beim Magistrat in Frankfurt/Main und ab 1899 als Stadtrat in Posen tätig. 1903 wurde er in das Amt des Oberbürgermeisters von Kattowitz gewählt, das er über die Jahre des I. Weltkrieges und die Stürme der Novemberrevolution hin bis 1920 behielt. Während des Krieges war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. 1919–22 Mitglied des Reichstages, wurde P. 1920 zum Regierungs-Präsidenten von Magdeburg ernannt. Dieses Amt übte er zehn Jahre bis 1930 aus und war damit der am längsten amtierende Regierungs-Präsident während der Zeit der Weimarer Republik in Magdeburg. Als Regierungs-Präsident entwickelte P. keine engeren Beziehungen zur Stadt selbst. Er stand im Gegenteil den Metropolitanplänen Magdeburgs, die auf die Hauptstadtfunktion in einem neuzubildenden mitteldeutschen Land hinausliefen, kritisch gegenüber. In diesem Zusammenhang hatte P. Anteil daran, daß die Eingemeindung der Stadt Schönebeck nach Magdeburg kurz vor ihrem Vollzug abgewehrt wurde.[1]
Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten
- Geboren am 10. September 1865 zu Graudenz, Westpreußen; evangelisch. Besuchte das Gymnasium, die Universitäten Freiburg i. Br., Leipzig, Berlin. Studium der Rechte und Verwaltungswissenschaft, abgeschlossene juristische Vorbildung (Gerichtsassessor), juristischer Hilfsarbeiter bei den Magistraten zu Posen und Frankfurt a. M., Stadtrat in Posen, Ober- (Erster) Bürgermeister von Kattowitz von Februar 1903 bis Januar 1920. Seitdem Regierungspräsident in Magdeburg. Mitglied der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung 1919-1920. Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses von 1915-1918 (Auflösung). Fraktion: Fortschrittliche Volkspartei. Landtagsabgeordneter der Provinz Schlesien von 1909-1920. Mitglied der Handelskammer Oppeln von 1905-1914. Historische, politische, staatsrechtliche, verwaltungsrechtliche, juristische Abhandlungen.[2]
Familie
Alex war der Sohn von Johann Friedrich Alexander Pohlmann ( 1926/27; 25. Januar 1911[3] in Charlottenburg) und dessen Frau Johanna Emilie, geb. Wehrlein ( um 1832; 14. März 1920 in Charlottenburg). Sein Vater war u. a. Kämmerer, dann Oberbürgermeister von Graudenz. Am 1. April 1896 schied er aus dem Dienst aus und wurde an diesem Tag wegen seiner Verdienste um die Stadt zum Ehrenbürger ernannt. Auch die Pohlmannstraße in Graudenz trägt seinen Namen. Des weiteren war er Inhaber des Roten Adlerordens, IV. Klasse und des Preußischen Kronenordens, III. Klasse. Oberbürgermeister a. D. Pohlmann in Graudenz, welcher dem westpreußischen Provinzial-Landtage seit dessen Bestehen angehörte und auch eine lange Reihe von Jahren im Provinzial-Ausschuß wirkte, hat wegen Kränklichkeit sein Mandat im November 1897 niedergelegt. An seiner Stelle hat der Kreistag zu Graudenz am 13. November 1897 den Ersten Bürgermeister Otto Kühnast (1860–1921) in den Provinzial-Landtag gewählt. Zuletzt wohnten Alexander und Johanna Pohlmann in der Charlottenburger Schillerstraße 21.
Geschwister
Alexanders Geschwister waren:
- Rosalie Emilie ( 17. Dezember 1859 in Graudenz)
- Hugo Gustav Georg ( 7. Oktober 1861 in Graudenz), Generalleutnant
- Ernst Hermann Theodor ( 13. Juni 1863 in Graudenz; 4. April 1926 in Berlin), Landgerichtsrat in Berlin, Hauptmann d. R. a. D. (1. Thüringisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 19; EK2, LD2)
- Elisabeth Johanna Emilie ( 15. Juni 1868 Graudenz) ∞ 24. September 1887 Carl Eduard Henry Cornelius (1855–1941)
Ehe
Pohlmann heiratete am 1. Oktober 1901 in Posen seine Verlobte Maria Melitta Ulricke Pauly ( 21. Juli 1877 in Posen), die Tochter und sechstes von neun Kindern des aus Gleiwitz stammenden Dr. Josef Pauly (1843–1916), dessen ursprünglich jüdische Familie voller Überzeugung zum Protestantismus konvertiert war.[4] Die Ehe war kinderlos geblieben. Das Ehepaar wohnte spätestens seit dem 1. Oktober 1936 in Freiburg im Breisgau (Hauptstraße 85), wo Maria am 18. Juli 1946 um 23.15 Uhr im nahegelegenen Diakonissenhaus (Hauptstraße 8) an Diabetes sowie Herzversagen und Alexander am 5. Oktober 1952 in seiner Residenz an Altersschwäche, Lungenentzündung sowie Herzversagen verstarb.
Auszeichnungen (Auszug)
- Roter Adlerorden, IV. Klasse (RAO4)[5]
- Landwehr-Dienstauszeichnung II. Klasse (LD2)
- Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse am weißen Bande (EK2w)
- Verdienstkreuz für Kriegshilfe (PrVfK/VfK)
- Kreuz für Verdienste im Kriege (Sachsen-Meiningen) am Nichtkämpferband (SMKNK)
- Ehrenkreuz des Weltkrieges
Schriften (Auswahl)
- Ein ernster Mahnruf, in: „Bodenreform“, Jahrgang 1918, S. 64–66
- Steuergesetze des Jahres 1922, Demokratischer Verlag, 1922
- Welche Ausgaben sind durch Anleihen zu decken, welche durch ordentliche Einnahmen?, in: „Einzelfragen der Finanzpolitik der Gemeinden“, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 139–162