Quelle / Rede vom 10. Juli 1938 (Adolf Hitler)

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„Das Bekenntnis des Führers zu Kunst und Künstler“

Rede des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler vom 10. Juli 1938 zur Eröffnung der Großen Deutschen Kunstausstellung in München, Haus der Deutschen Kunst

Quelle
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Seit die nationalsozialistische Bewegung nach langjährigem Kampf endlich mit der Führung des Reiches betraut wurde, sind noch nicht sechs Jahre vergangen. Dennoch darf eine Feststellung schon heute getroffen werden: Es hat selten in der Geschichte unseres Volkes eine so reich bewegte Friedenszeit gegeben, als die der 5 1/2 Jahre, die nach dem denkwürdigen 30. Januar 1933 die nationalsozialistische Führungsepoche in unserem Volk einleitete. Auf wie vielen Gebieten unseres Lebens ist seitdem nicht ein Aufbruch erfolgt, wie er wenige Jahre vorher gerade von den „Berufenen“ als für gänzlich unmöglich angesehen worden war.

Die Partei, von der man einst behauptete, sie würde den inneren Frieden gefährden, hat dem deutschen Volk überhaupt zum ersten Mal einen wirklichen inneren Frieden geschenkt. Das Regime, dem man voraussagte, daß es die Wirtschaft vernichten müßte, hat das deutsche Volk vor dem wirtschaftlichen Abgrund zurückgerissen und gerettet. Derselbe Nationalsozialismus, dem man die furchtbarste außenpolitische Niederlage prophezeite, hat das deutsche Volk aus der schrecklichsten Niederlage seines geschichtlichen Daseins wieder emporgehoben, zu einem stolzen Selbstbewußtsein geführt und nach außen zu einer geachteten Macht entwickelt. Es gibt kaum ein Gebiet, auf dem die Prophezeihungen unserer Gegner nicht Lügen gestraft worden sind.

Und es gibt nur noch vereinzelte, schon unermeßlich törichte Menschen, und dies sind dann zumeist Juden, die im Ausland das stupide Gerede der Zeit vor dem Jahre 1933 auch heute noch ab und zu wiederholen. So hat man in einem Staat, der sich schon einmal den Spaß eines besonderen Gerichtshofes erlaubte, der im Gegensatz zum Deutschen Reichsgericht in einem ebenso kindischen wie verletzenden Verfahren die Unschuld van der Lubbes[1] erweisen sollte, in diesen Tagen wieder einmal die Welt mit einer Ausstellung beglückt, die bestimmt sein soll, den Gegensatz aufzuzeigen zwischen den kulturträchtigen Leistungen bekannter Novembergrößen vom Stamme der Dada, Kubi usw. und der Armut der heutigen deutschen Kunst.[2] Ich nehme an, daß dabei auch etwas Geschäftsinteresse mitwirken wird. In irgendeiner Form muß doch die Reklametrommel für die bolschewistische Kunstverwirrung gerührt werden.

Ihr Ton klingt aber besonders laut und eindringlich, wenn man das nationalsozialistische Deutschland als politischen Verstärker einschalten kann. Man muß den biederen Angelsachsen kurzerhand überfallen mit dem Hinweis auf die Schande der deutschen Kulturbarberei, um ihm dann die angebotenen Kunstwerke dieser Epoche, wenn schon nicht kulturell, so doch wenigstens politisch aufschwatzen zu können. Und man muß sich beeilen, diese Werke noch beizeiten an den Mann zu bringen. Denn Deutschland ist auf so vielen Gebieten in den letzten Jahren vorangegangen, daß die Gefahr nicht von der Hand zu weisen ist, daß der „Nazistaat“ am Ende auch in seiner Kulturpropaganda als auf dem richtigen Weg befindlich anerkannt werden wird und damit ein neuer Einbruch in die Front der international-jüdischen Kulturgeschäftemacher eintritt. Wir erleben es in diesen Monaten, daß man nationalsozialistische Wirtschaftsprinzipien, die vor zehn Jahren als Dummheit und noch vor fünf Jahren als Verbrechen oder zumindest als Wahnsinn bezeichnet wurden, ganz sachte – allerdings unter Weglassung des Urheberrechtes – auch in anderen Staaten zur Anwendung zu bringen versucht.[3]

Es ist für uns sicherlich eine Genugtuung, aus dem Munde eines ausländischen Ministers nun plötzlich zu vernehmen, daß die Voraussetzung eines gedeihlichen wirtschaftlichen Lebens nicht in der Ermöglichung von Finanzspekulationen liegt, als vielmehr in der Sicherung und Steigerung der nationalen Produktion, das heißt letzten Endes also in den Ergebnissen einer soliden, fleißigen und ehrlichen Arbeit.

Wer garantiert daher, daß nicht auch auf dem Gebiete der Kulturpolitik, angeregt durch das deutsche Vorbild, in anderen Ländern ebenfalls eine Umwertung der Begriffe einsetzt und demgemäß vor allem eine Minderbewertung der Erzeugnisse des Schaffens einer gewissen Periode, in der alle Gesetze des Schönen und Anständigen von oben nach unten verkehrt worden waren, Betrug und Narretei aber ihre Orgien feierten.

Ich verstehe daher, daß die Interessenten – besonders die finanziellen Interessenten – an diesen Kulturschwindeleien es eilig haben, zu retten, was noch zu retten ist, und beizeiten an den Mann zu bringen, was noch an den Mann gebracht werden kann. Es gibt dabei einem einfältigen Ausland gegenüber anscheinend gar keine bessere Empfehlung für einen kulturellen Unsinn oder Betrug als die Bemerkung, daß das im heutigen Deutschland abgelehnt wird. Es gehört wohl auch zum guten Ton, auf diese Weise seine demokratische Patentgesinnung praktisch erhärten zu können.

Tatsächlich fand allerdings, wie vielleicht auf keinem anderen Gebiet, auf diesem eine Umwertung der Begriffe in Deutschland statt. Sie alle werden dabei ohne weiteres einer Behauptung zustimmen: nämlich daß wohl noch nie in unserem Volk in so kurzer Zeit eine so ungeheure kulturelle Arbeit angefangen und zum Teil auch schon geleistet worden ist, wie dies in den wenigen zurückliegenden Jahren der Fall war. Das Kulturprogramm des neuen Reiches ist von einer einmaligen Großartigkeit in der Geschichte unseres Volkes.

Die Erfolge sind schon jetzt mindest ebenso zwingende wie die auf anderen Gebieten unseres Lebens errungenen. Dabei sind wir uns im klaren darüber, daß gerade hier die Anlaufzeit zwangsläufig größer sein muß. Wenn wir trotzdem in diesen wenigen Jahren schon gewaltige Bauwerke der Nation als nunmehr vollendet vorstellen dürfen, dann nur, weil der neue Arbeitsrhythmus und das Tempo sowie die Genauigkeit der nationalsozialistischen Planung und unserer Organisationen Leistungen ermöglichen, wie sie ähnlich bisher nicht gelingen konnten. Dennoch wissen Sie, daß die wirklich großen Werke sich im Anfangsstadium des Bauens befinden oder daß deren Grundsteinlegung überhaupt erst noch bevorsteht.

Einer der ersten Zeugen des nationalsozialistischen kulturellen Aufbauwillens, der allein mehr wiegt als das Geschreibsel aller demokratischen Zeitungen der Welt zusammengenommen, umfängt sie heute wieder. Zum zweiten Mal treffen wir uns in dem Haus, das der deutschen Kunst geweiht wurde. Sie werden später feststellen können, ob die vorhin ausgesprochene Behauptung des deutschen Fortschritts auch auf dem Gebiete der Kunst berechtigt ist oder nicht.

Als ich vor über einem Jahr in einer ersten Vorschau die damals eingesandten Werke überprüfte, erfaßten mich Zweifel, ob ich nicht unter dem Eindruck des zunächst Vorliegenden die Eröffnung einer solchen Ausstellung überhaupt ablehnen sollte. Wahrhaft erdrückend wirkte die Zahl von Arbeiten, die ihre vernichtendste Repräsentation in der Ausstellung der entarteten Kunst erhalten hatten. Bei unzähligen Bildern war es ersichtlich, daß vom Einsender die beiden Ausstellungen verwechselt worden waren.[4]

So kam ich damals zu dem Entschluß, einen harten Strich zu ziehen und der neuen deutschen Kunst die einzig mögliche Aufgabe zu stellen: sie zu zwingen, den durch die nationalsozialistische Revolution dem neuen deutschen Leben zugewiesenen Weg ebenfalls einzuhalten.

Eine Periode der höchsten Leistungssteigerung auf allen Gebieten des menschlichen Fortschritts, der Pflege nicht nur scharfer Geistesgaben, sondern auch idealer körperlicher Schönheit, durfte nicht mehr symbolisiert werden durch die barbarischen Demonstrationen steinzeitlich zurückgebliebener Kunstvernarrer, farbenblinder herumexperimentierender Schmierer und zu allem Überfluß fauler Nichtskönner. Das Deutschland des 20. Jahrhunderts ist das Deutschland des Volkes dieses Jahrhunderts. Das deutsche Volk dieses 20. Jahrhunderts aber ist das Volk einer neuerwachten Lebensbejahung, hingerissen von der Bewunderung des Starken und Schönen und damit des Gesunden und Lebensfähigen. Kraft und Schönheit sind die Fanfaren dieses Zeitalters, Klarheit und Logik beherrschen das Streben. Wer in diesem Jahrhundert aber Künstler sein will, muß sich auch diesem Jahrhundert weihen. Für kulturelle Neandertaler ist im 20. Jahrhundert kein Platz, jedenfalls kein Platz im nationalsozialistischen Deutschland.

Es freut uns, wenn Demokratien diesen rückwärtsstrebenden Elementen ihre fortschrittlichen Tore öffnen, denn wir sind ja nicht rachsüchtig. Leben sollen sie, dagegen haben wir nichts. Arbeiten unseretwegen auch – nur nicht in Deutschland.

Ich hielt es daher 1937 für geboten, nunmehr auch auf diesem Gebiet eine klare Entscheidung zu treffen.[5] Dies konnte freilich nur in einem harten Eingriff geschehen. Aber ob wir nun heute Genies von ewig währender Bedeutung besitzen, ist wie immer schwer zu entscheiden, für unser Handeln im Augenblick wesentlich auch gar nicht entscheidend. Entscheidend ist, daß bei uns die Voraussetzungen nicht verletzt werden, aus denen große Genies allein erwachsen können.

Zu dem Zweck muß das allgemeine Kunstgut eines Volkes auf einer soliden, anständigen Grundlage gehalten werden, aus der heraus sich dann die wirklichen Genies zu erheben vermögen, denn Genie ist nicht Wahnsinn, und vor allem ist Genie unter keinen Umständen Betrug! Es repräsentiert sich im Gegenteil durch seine überragenden Leistungen, die sich ersichtlich abheben von den allgemeinen Werken des Durchschnitts.

Es geht aber schon daraus hervor, daß es für die Genies selbst wichtig ist, an einem hohen allgemeinen Durchschnitt gemessen zu werden, denn nur dann kann überhaupt von einer dauernden Bewertung auch für die Zukunft die Rede sein. Es ist daher notwendig, daß das allgemeine Kulturschaffen ein solides und anständiges ist. Nicht nur, daß es damit die rein schulmäßig praktischen Voraussetzungen schafft für die Entwicklung der Genies; nein, es wird, je höher die Gesamtwertung einer Zeit angesetzt werden muß, dem einzelnen um so schwieriger sein, aus einer so hohen Gesamtwertung sich noch entscheidend und damit sichtbar zu erheben. Und das ist gut so. Denn das Genie soll nicht das Einäugige unter den Blinden sein, sondern das Strahlende unter den Leuchtenden! Wenn ich daher jede Wertung menschlicher Leistungen als eine relative bezeichnen muß, dann ist es erst recht notwendig, schon den allgemeinen Maßstab möglichst hoch zu wählen. Ich messe aber die Genies zu allen Zeiten an den Leistungen ihrer Umwelt. Je größer mithin die allgemeinen Leistungen, um so wahrscheinlicher ist damit der Sonderwert desjenigen, der sich über die im Durchschnitt schon so hohen Arbeiten erhebt. Es ist daher auch das Zeichen jeder Verfallszeit, nicht nur die Genies abzulehnen, sondern überhaupt den anständigen Durchschnitt anzuekeln. Man schreckt dann nicht davor zurück, wenn notwendig ein ganzes Jahrhundert einfach durch Schlagworte zu verdammen. Dem 19. Jahrhundert drohte im gesamten diese Verurteilung.

Der anständige oder meinetwegen auch gutgemeinte naive Durchschnitt dieses Jahrhunderts hat immerhin den Boden abgegeben, auf dem eine ganze Anzahl größter Künstler erwachsen konnte. Ein Jahrhundert, das eine solche Anzahl gewaltigster Musiker aller Zeiten, große Dichter und Denker, erhabene Baukünstler, wundervolle Plastiker und Maler hervorbrachte, steht turmerhaben über den dummen Witzeleien einer Periode dadaistischer Lärmerzeuger, kubistischer Gipsformer und futuristischer Leinwandfärber. Natürlich hat dieses 19. Jahrhundert sehr viel im und noch mehr unter dem Durchschnitt produziert. Allein das ist das Kennzeichen jeder Leistungsepoche. Wie viele Menschen wandern durch das Leben, und wie wenige von ihnen eignen sich zu Teilnehmern oder gar Siegern im Marathonlauf. Allein diese Sieger sind nur die schnellsten Marschierer der Menschheit. Würden diese aber, statt im allgemeinen zu gehen, bloß verrückt hüpfen, wie dies unsere kulturellen Genies der Verfallszeit taten, dann würde auch hier die Voraussetzung fehlen für die Entstehung und das Ermessen aller höchsten Spitzenleistungen auf diesem Gebiet. Das Genie erwächst nur aus einem anständigen, ehrlichen Durchschnitt.[6]

Ich habe es nun für notwendig erachtet, im vergangenen Jahr zunächst für den anständigen ehrlichen Durchschnitt den Weg frei zu machen. Wir haben allerdings schon bei dieser vorletzten Ausstellung die glückliche Ahnung gehabt, in dem einen oder anderen den Träger künftiger größerer Leistungen vermuten zu dürfen. Die seitdem eingeschlagene Entwicklung hat dies bestätigt. Verstärkt wurde dieser Glaube aber vor allem durch die Winterausstellung der deutschen Architektur und unseres Kunsthandwerks.[7]

Bei all diesen Ausstellungen habe ich nun bewußt die sogenannten Künstler-Juroren zurückgestellt. Denn ich mußte schon früher oft die Erfahrung machen, daß besonders dann, wenn diese Juroren als Künstler selbst an den Ausstellungen beteiligt sind, bei ihnen das allgemein menschliche Interesse nur zu leicht die Überhand gewinnt bei der objektiven Beurteilung der Kunstwerke. Das heißt, auch große Künstler werden in dieser Eigenschaft nur zu leicht nachsichtig gegenüber den eingesandten Werken in der meinetwegen vielleicht nur unbewußten Empfindung, dadurch ihrer eigenen Arbeit einen wirkungsvolleren, weil schlechteren Hintergrund zu geben. Dies ist – wie schon gesagt – menschlich verständlich und mag zum Teil sogar unbewußt geschehen. Es liegt auf alle Fälle im begreiflichen Interesse der Künstler, allein es liegt nicht im Interesse der Öffentlichkeit.

Die Öffentlichkeit hat demgegenüber ein Recht, zu verlangen, daß das Bestvorhandene zur Ausstellung kommt, also die solideste und gekonnteste Arbeit, die am meisten auch dem Geist und Zweck einer Zeit entspricht. Auf diese Weise wird sich die allgemeine Erwartung an sich hoch spannen und es dem einzelnen erschweren, an diesem auserlesenen Wettkampf teilzunehmen, und damit wird sich auch die Zahl der Mitläufer verringern. Diejenigen, die sich dann trotzdem noch über allem erheben, können mit Sicherheit dann als Genies festgestellt werden, nicht weil sie, gemessen an einer relativ niederen Umgebung, herausragen, sondern weil sie den ausgezeichneten Durchschnitt hoher Leistungen noch übertreffen. Und nur so kommen langsam wirkliche Höchstleistungen zustande.

Ich bin daher an diese heutige Ausstellung mit dem gleichen Entschluß herangetreten. Nach kaum einem Jahr hatten wir dieses Mal aber schon nicht mehr die Sorge, die Ausstellung nur mit anständigen Arbeiten zu eröffnen, sondern eine andere Sorge, nämlich alle die eingesandten anständigen Bilder und Skulpturen unterbringen zu können. Obwohl über 300 Werke mehr aufgehängt und gestellt wurden als 1937, war es trotzdem nicht möglich, alle gleichwertigen Leistungen auf einmal dem deutschen Volk zu zeigen.

Ich habe mich daher entschlossen, anzuordnen, daß jener Teil der eingesandten Arbeiten, der als vollkommen ebenbürtig gegenüber dem ausgewählten gelten kann, noch nachträglich in diese Ausstellung dann eingereiht wird, wenn sich nach zwei Monaten durch den Verkauf einzelner Werke die Möglichkeit einer Auswechslung ergibt.

Die Höchstleistungen werden davon allerdings nicht berührt. Sie sollen über die ganze Ausstellungsdauer hierbleiben.

Allein, ich glaube verpflichtet zu sein,
1. dem ehrlich schaffenden deutschen Künstler selbst diese Ausstellung im weitesten Ausmaß zu erschließen, und
2. dem deutschen Volk die Werke seiner Künstler zu zeigen und es ihm zu ermöglichen, sie zu kaufen.

Es ist so, daß sich in dieser Ausstellung kein Bild befindet, das zu besitzen bedenklich ist oder gar später einmal vielleicht als unmöglich empfunden werden würde!

Wenn schon die Ausstellung im vergangenen Jahr auch mit einem überragenden wirtschaftlichen Erfolg abgeschlossen hat, dann bin ich überzeugt, daß dies im Jahre 1938 noch übertroffen werden wird. Das Wichtigste aber ist und bleibt die Tatsache, daß wir auch hier wie auf allen Gebieten unseres nationalen Lebens wieder einen soliden Boden bekommen haben, daß wir vor allem auch hier den endgültigen Bruch mit dem unerträglichen Zustand beseitigt sehen, daß, während das gesamte Leben eines Volkes in seiner Entwicklungslinie zusammenhängend verläuft, auf dem Gebiet der Kunst aber alle zehn Jahre eine neue literarische Narretei zum Schaffen bestimmt wird und mithin das kulturelle Leben eines Volkes wie in einem Modesalon verläuft. Jedes Jahr ein neues Modell! Und wenn die Vernunft nicht mehr genügt, um Neuigkeiten zu ersinnen, dann muß in Gottes Namen die Unvernunft zu Hilfe gerufen werden. Das kulturelle Schaffen eines Volkes kann aber nur das Spiegelbild seiner inneren Werte sein.

Und so, wie diese Jahrhunderte benötigen, um sich zu entwickeln und damit zu wandeln, folgt auch die Kultur nur in Jahrhunderten gleichen Schrittes nach. So daß, was in den letzten Zeiten als die alljährlich fällige Novität gepriesen wurde, in Wirklichkeit sich überhaupt nur in halben Jahrtausenden als Wandlung oder besser Entwicklung ergeben könnte, vorausgesetzt, daß es sich überhaupt um Kunst handelt! Deshalb spricht man auch von einer „ewigen Kunst“. Denn ihre Ewigkeit ist bedingt durch den eigenen oder verwandten Schöpfer und Träger.

So wie dieser selbst sein Wesen in Jahrhunderten nur unmerklich ändert, wird auch die wahre Kunst als dessen treues Ebenbild nur geringen Veränderungen unterworfen sein. Diese herbeizuführen ist aber nicht die Aufgabe der Stümper, sondern das Vorrecht jener Gottbegnadeten, denen es gegeben ist, aus dem tiefsten Inneren ihres Volkes zu schöpfen und das Unausgesprochene oder das von der Umwelt bewußt nicht Gesehene zu erfühlen oder gar zu erkennen und es dann allgemein durch ihre Kunst sichtbar und verständlich zu machen.

Vor diesen höchsten Leistungen aber verblaßt die Zeit als Maßstab. Ich war in diesen Tagen glücklich, dank der wahrhaft großherzigen Genehmigung der italienischen Regierung, dem deutschen Volk für die Hauptstadt seiner Kunst ein unsterblich schönes Werk erwerben zu können.[8] Mögen Sie alle, die Sie dieses Haus besuchen, nicht versäumen, in die Glyptothek[9] zu gehen, und mögen Sie dann erkennen, wie herrlich schon einst der Mensch in seiner körperlichen Schönheit war und wie wir von Fortschritten nur dann reden dürfen, wenn wir diese Schönheit nicht nur erreichen, sondern wenn möglich noch übertreffen. Mögen aber auch die Künstler daran ermessen, wie wunderbar sich das Auge und das Können jenes Griechen Myron uns heute offenbaren, jenes Griechen, der vor fast 2 1/2 Jahrtausenden das Werk schuf, vor dessen römischen Abbild wir heute in tiefer Bewunderung stehen. Und mögen sie daraus alle einen Maßstab finden für die Aufgaben und Leistungen unserer eigenen Zeit. Mögen sie alle zum Schönen und zum Erhabenen streben, um in Volk und Kunst ebenfalls der kritischen Bewertung von Jahrtausenden standzuhalten.

Sie werden sich nicht verschließen der Empfindung, die mich selbst bewegt hat im Augenblick, da ich dieses wunderbare Zeugnis unsterblicher Schönheit und Leistung zum ersten Mal erblickte. Sie werden dann vielleicht auch die Gefühle ermessen können, die mich bewegen, wenn ich am heutigen Tag die zweite Kunstausstellung des neuen Reiches für eröffnet erkläre und sie vergleiche mit dem, was noch wenige Jahre vor uns war.

Quelle: Völkischer Beobachter vom 11. Juli 1938; Titel der Rede entspricht der Veröffentlichung


Fußnoten

  1. In London hatte man eine sogenannte Internationale juristische Untersuchungskommission zum Reichstagsbrand arrangiert. Im September 1933 ließ diese die Öffentlichkeit wissen, der Reichstag sei von Mitgliedern
 der NSDAP oder im Auftrag der Partei in Brand gesetzt worden.
  2. In London zeigte man im Juli 1938 in der Burlington Galerie Hervorbringungen von Feininger, Grosz, Dix, Kandinsky, Klee, Kokoschka u. a.
  3. Vermutlich eine Anspielung auf den New Deal in den VSA
  4. Das Gremium, das mit der Auswahl der Werke für die Große Deutsche Kunstausstellung betraut war, enttäuschte Hitler wohl wegen des im Gremium noch waltenden „alten Geistes“ offenbar derart, daß er es entließ. An dessen Stelle nahm unter Aufsicht Hitlers Heinrich Hoffmann die Auswahl vor.
  5. Möglicherweise eine Anspielung auf den Führererlaß vom 30. Juni 1937: Der Präsident der Reichskulturkammer Adolf Ziegler wurde durch diesen Erlaß bevollmächtigt, Objekte entarteter Kunst aus öffentlichen Sammlungen zusammenzutragen.
  6. Dieser Satz fehlt in späteren Wiedergaben dieser Rede sowie in Ausgaben der Reden Hitlers; möglicherweise war er eine redaktionell eingefügte Zwischenüberschrift.
  7. Die 1. Deutsche Architektur- und Kunsthandwerkausstellung fand vom 22. Januar bis 18. April 1938 im Haus der Deutschen Kunst in München statt. (→ Wortlaut der Eröffnungsrede)
  8. Der Discobol Massimi-Lancelotti ist eine römische Kopie einer von dem attischen Bildhauer Myron etwa 460–450 v. u. Z. geschaffenen Bronzestatue. Das Werk gehört in die antike Hochklassik. Sie zeigt einen rhythmisch bewegten, kraftvollen und stolzen Diskuswerfer in der Aktion. 1948 wurde das vom Reich rechtmäßig erworbene Kunstwerk mit Billigung der alliierten Besatzung nach Rom verschleppt, dort ist die Statue im Thermenmuseum ausgestellt.
  9. Die Glyptothek in München wurde 1816–1830 von Leo von Klenze erbaut und besteht bis heute.