Köhler, Raimund

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Dr. phil. et jur. Raimund Köhler, 1920; Er formulierte schon 1917 seine später eintreffenden Vorstellungen von der Pressearbeit nach Kriegsende:

„Ein zu schaffendes enges Netz von Korrespondenten soll das Messeamt – mit der Aufgabe, Bericht zu erstatten und die Propaganda einzuleiten, – an allen wirtschaftlich bedeutenden Plätzen vertreten. Von besonderer Wichtigkeit soll dabei die Aufrechterhaltung engster Beziehungen mit der in- und ausländischen Presse sein. Mit Inseraten allein ist es nicht getan. Ein ständiger persönlicher und schriftlicher Verkehr mit den Schriftleitungen erscheint unentbehrlich. Nur so kann es allmählich erreicht werden, daß in der großen Presse die Mustermessen in Leipzig als wirtschaftlicher Faktor von außerordentlicher Wichtigkeit anerkannt und dementsprechend gewürdigt werden.“

Raimund Köhler (Lebensrune.png 13. Dezember 1878 in Meißen; Todesrune.png nach 1945) war ein deutscher Jurist, Präsident des Reichsmeßamtes in Leipzig (LMA), Begründer und langjähriger Herausgeber des Blattes für Post und Telegraphie, zeitweise Geschäftsführer der Verlagsanstalt des Leipziger Meßamts GmbH/Reichsmeßamts Verlag GmbH und von 1924 bis 1932 Stadtverordneter für die Deutsche Volkspartei (DVP).

Wirken

Dr. Dr. Raimund Köhler von Hans Alexander Müller (Zeichner) in „Leipziger Köpfe“, 1928
Der Führer vor dem Stande Meißner Porzellan bei der Leipziger Frühjahrs-Mustermesse am 6. März 1934. Rechts vom Führer ist der Reichsstatthalter von Sachsen, Martin Mutschmann, ebenfalls auf dem Bild zu sehen sind Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, Messedirektor Dr. Raimund Köhler und der Präsident der Gewerbekammer Max Heinzelmann.

Leipziger Meßamt

Am 6. Januar 1915 gründete sich in Berlin als Verein die „Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Musterlagermessen“. Vereinsvorsitzender wurde der Porzellanfabrikant Philipp Rosenthal. Als Geschäftsführer fungierte ab Sommer 1916 der Verbandsfunktionär Dr. Raimund Köhler, der später zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates bzw. Präsident (auch Direktor bzw. Vorsitzender beim Verein „Meßamt für die Mustermesse in Leipzig“) des Leipziger Messeamtes werden sollte.

„Die Organe des Meßamtes sind der Aufsichtsrat und der Vorstand; ersterer besteht aus je einem Vertreter des Reiches (Reichswirtschaftsministerium) und der sächsischen Staatsregierung, je drei Vertretern der Stadt Leipzig (Oberbürgermeister, Stadtverordnetenvorsteher und ein Stadtrat) und der Handelskammer Leipzig (Vorsitzender der Handelskammer und zwei Mitglieder), vier Vertretern der Zentralstelle (Vorsitzender und drei Vorstandsmitglieder), endlich einem Zugewählten, somit insgesamt 13 Personen. Der Aufsichtsrat besitzt einen fünfgliedrigen Arbeitsausschuß. Vorstand ist Dr. Raimund Köhler, der seit Errichtung des Meßamtes mit seltener Umsicht und Tatkraft den ungeheuren Apparat der Leipziger Messe und ihres Verkehres mit zielsicherer Hand leitet und seither ein Vorbild für alle Direktoren, Generaldirektoren usw. der nachgeahmten Messen bildet. Das Meßamt bestand ursprünglich nur aus der Verwaltungs- und Kaufmännischen Abteilung. Mit Jänner 1917 wurde eine literarische und mit Jänner 1918 eine Abteilung für Reise und Verkehr angegliedert. Zur Bearbeitung einzelner Gebiete wurden seither von Fall zu Fall Sachverständigen-Ausschüsse geschaffen; außerdem bestehen dauernd ein Wohnungsausschuß, ein Presseausschuß, ein Festausschuß, ein Finanz- und ein Speditionsausschuß. Das Meßamt hat im In- und Auslande zahlreiche (ehrenamtliche) Vertreter und genießt in hervorragendem Maße die Förderung des deutschen Auswärtigen Amtes und des deutschen Reichswirtschaftsministeriums. Der Entwicklung entsprechend wurde das neugegründete Meßamt zuerst in den Räumen der Handelskammer untergebracht, bis es am 21. V. 1917 in die ‚Alte Waage‘ im Zentrum der Stadt, Ecke Markt-Katharinenstraße, einziehen konnte, wo es seither, sich immer weiter ausbreitend, nicht nur das ganze Haus, sondern nunmehr auch eine Reihe weiterer Räume an verschiedenen Stellen der Stadt einnimmt. Von Bedeutung für die Messe ist das Zusammenwirken der Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen und der Meßämter. Direktor Dr. Köhler bezeichnet in seinem am 13. VII. 1920 in Zürich gehaltenen Vortrag als Zweck des Meßamtes die Verwaltung der Messe, und zwar im allgemein volkswirtschaftlichen Interesse unter Berücksichtigung der privatwirtschaftlichen Interessen der Messebesucher, Aussteller und Einkäufer. Die Zentralstelle ist die Interessenvertretung ihrer Mitglieder hinsichtlich der Messe, soweit sich deren eigenes Interesse mit dem der Allgemeinheit an der Messe vereint; die Zentralstelle ist der Unterbau des Meßamtes. Beide sind durch die gemeinsame Geschäftsführung eng verknüpft, wodurch eine sachliche und rasche Durchführung aller im Interesse der Messeinteressenten notwendigen Maßnahmen erzielt wird. Dr. Köhler nennt das Meßamt die Regierung und die Zentralstelle die Volksvertretung der Messe. Seit Sommer 1919 besitzt die Zentralstelle eine schweizerische Landesgruppe, seit 20. XII. 1920 eine Ortsgruppe für Leipzig und seit 25. IX. 1921 eine österreichische Landesgruppe. Im Mai 1922 zählte die Zentralstelle 8500 Einzelmitglieder und 192 örperschaftliche Mitglieder.“[1]

Köhler ist nur ein Beispiel einer Personalunion von Meßamtsoffiziellen und wirtschaftlichen wie politischen Entscheidungsträgern. Köhler war vor seiner Leipziger Funktion industrieller Verbandsfunktionär und saß später auch im Stadtrat Leipzigs. Etliche andere Unternehmer und Wirtschaftsvertreter waren zugleich an der Messe und Entscheidungen über die Messe direkt oder indirekt beteiligt. Das LMA war fortschrittlicher Dienstleister, der über verschiedene Abteilungen verfügte: Verwaltung, Kaufmännische Abteilung, Reise und Verkehr sowie die Literarische Abteilung, in der auch die Öffentlichkeitsarbeit angesiedelt war. Hier arbeiteten Schriftsteller, Zeichner und später auch Fotografen. Die Mitarbeiterzahlen des LMA insgesamt wuchsen von anfangs 12 über 72 im März 1918 auf etwa 125 zum Kriegsende – zuzüglich „zu jeder Messe über 100 vorübergehend beschäftigte Hilfskräfte“.

Kündigung

Der bisherige Präsident Dr. Köhler erhielt am 30. September 1937 auf Betreiben von Gauleiter Martin Mutschmann die Kündigung des Dienstverhältnisses mit vollen Ruhestandsbezügen. Anlaß war eine geplante Auslandsreise mit dem früheren Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, der im Ausland gerne gegen den Nationalsozialismus hetzte.

Nachkriegszeit

Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg war soll er erneut für kurze Zeit Erster Präsident geworden sein, andere Quellen jedoch bestreiten seine Berufung:

Im seit jeher agilen und regen Leipzig begannen jedoch sehr zügig neue Messeaktivitäten. Bereits im Juni des Jahres 1945 gab es eine erste Bewegung, als sich der ehemalige Präsident des Reichsmesseamtes Dr. Raimund Köhler dazu entschloss, eine „Nachkriegsmessen-Denkschrift“ zu verfassen. Köhler bittet mit dieser um die Erlaubnis zur Wiederbelebung der Leipziger Messe und verweist auf positive Faktoren, die mit einer solchen einhergehen könnten. So führte er Argumente ins Feld, wie bspw. den leichteren Übergang von der Kriegs- zur Friedenswirtschaft, die Wiederbelebung des deutschen und internationalen Warenverkehrs, den Wiederaufbau zerrissener Kundenbeziehungen, mögliche Produktionsplanung und Neubelebung der Preise. Nachdem das Ersuchen an einer Absage der amerikanischen Besatzungsmacht zunächst scheiterte, stimmte die ab Juli 1945 hierfür zuständige Sowjetische Militäradministration dem Vorhaben, nicht ohne den Hintergrund eigener Interessen, zu. Die Unternehmung verband die Interessen von Siegern und Besiegten auf einmalige Art und Weise. Zum einen konnte die Messe der SMA den direkten Zugriff auf Reparationsgüter ermöglichen und die Wirtschaft wieder in Gang setzen17. Sie konnte zum anderen aber auch Antriebskraft und Enttrümmerungshilfe zum Aufbau einer antinazistischen Ordnung nicht nur in Leipzig sein. Dem Schreiben von Köhler folgte am 06. August 1945 eine erste Messeinformation der Stadt Leipzig an die Öffentlichkeit mit dem aussagekräftigen Titel: „Wiedererweckung der Leipziger Messe“ vom damaligen Oberbürgermeister Leipzigs, Dr. Erich Zeigner. Die Tatsache, dass Zeigner unter anderem durch Einflussnahme der SMA in das Amt des Oberbürgermeisters berufen worden war, lässt dabei Rückschlüsse auf die große Einflussnahme der SMA auf die Politik und damit auf das gesamte damalige Geschehen zu. Ein deutlicher Hinweis darauf ist auch die Tatsache, dass Köhler, der seit 1935 inaktives Mitglied der NSDAP gewesen war, trotz seines deutlichen Bestrebens, nicht wieder zum Präsidenten des Messeamtes berufen wurde.[2]

Mitgliedschaften

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse am weiß-schwarzen Band
  • Verdienstkreuz für Kriegshilfe
  • König Ludwig-Kreuz (Bayern)
  • Ehrenkreuz des Weltkrieges
  • Ein Standbild des Leipziger Messehauses Petershof wurde ihm als „Allegorie für Messen“ gewidmet
    • Die Figuren stellen dar: Baudirektor Ludwig Fraustadt, Kommerzienrat Felix Geissler, Bankier Hans Kroch, Oberbürgermeister Karl Rothe, Messedirektor Raimund Köhler, Architekt des Hauses Alfred Liebig und Messevorstand Edgar Hoffmann. 1994 wurden von dem Leipziger Bildhauer Markus Gläser originalgetreue Kopien geschaffen, die 1995 an alter Stelle an der Fassade aufgestellt wurden.

Schriften (Auswahl)

  • Der Kaufmann im Verkehr mit den Postbehörden, G. A. Gloeckner Verlag für Handelswissenschaft, Leipzig 1913
  • Das deutsche Messewesen in der heutigen Wirtschaftskrise und die Leipziger Frühjahrsmesse 1926, Verlag J. B. Hirschfeld (Arno Pries), Leipzig 1926
  • Probleme der Leipziger Messe, Sonderabdruck eines Vortrages vom 28. Februar 1926
  • Leipziger Messeverkehr 1926, Bormann, Leipzig 1927
  • Probleme der Leipziger Messe, Vortrag gehalten in der Mitgliederversammlung der Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermesse e. V. am 28. Februar 1926
  • Messe und Weltwirtschaft, Vortrag gehalten in der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft in Berlin am 27. April 1928
  • Anfänge eines neuen Welthandels, Vortrag des Präsidenten des Leipziger Meßamts, Dr. Raimund Köhler, anläßlich der Tagung der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft zur Leipziger Frühjahrsmesse am 4. März 1937
  • Leipziger Messe im Vierjahresplan, in: „Der Vierjahresplan – Zeitschrift für nationalsozialistische Wirtschaftspolitik“, März 1937, S. 153–154
  • Terminplan für die Messe, Mai 1946, Satzung des Leipziger Messeamtes; Schreiben vom 1. Präsidenten Dr. Raimund Köhler an den sowjetischen Militärkommandanten von Leipzig vom 13. Juli 1945

Literatur

  • Dr. Raimund Köhler – 50 Jahre, in: „Papier Welt“, Pößneck 1928, S. 12
  • Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934

Fußnoten