Mutschmann, Martin

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Martin Mutschmann (1879-1947)
Unterschrift Mutschmann, Martin.png

Martin Mutschmann (Lebensrune.png 9. März 1879 in Hirschberg (Saale); Todesrune.png 14. Februar 1947 in Moskau) war ein deutscher Unternehmer, Politiker und (seit 1922 Mitglied) von 1925 bis 1945 NSDAP-Gauleiter von Sachsen. Ab 1930 war er Mitglied des Reichstags, ab 1933 Reichsstatthalter in Sachsen und zudem ab 1935 sächsischer Ministerpräsident, ebenso Landesjägermeister von Sachsen, Reichsverteidigungskommissar für den Wehrkreis IV, seit 5. Mai 1933 SA-Ehrenführer bei der Standarte 100 in Dresden, Ehrenführer des RAD sowie im Arbeitsdank und seit 1937 SA-Obergruppenführer.

Leben

Martin Mutschmann, Deutscher Gruß.jpg

Berufliche Laufbahn

Gauleiter Martin Mutschmann.jpg

Martin Mutschmann stammte aus Hirschberg an der Saale und wurde am 9. März 1879 geboren, besuchte die Bürgerschule in Plauen und wurde dann kaufmännischer Lehrling. Von 1896 bis 1901 war er als Stickmeister, Abteilungsleiter und Lagerchef in Spitzen- und Wäschefabriken tätig.

Dann wurde er Soldat beim 3. Unter-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 138 in Straßburg. Im selben Regiment fand Walter Flex als Leutnant 1917 den Tod. 1903 wurde er Geschäftsführer in einer Plauener Spitzenfabrik, 1907 konnte er bereits sein eigenes Werk gründen und in den Jahren darauf an der Gründung weiterer Unternehmungen mitwirken.

Erster Weltkrieg

Am 4. August 1914 meldete er sich bei seinem Regiment und schon wenige Wochen später kam er mit dem Reserve-Infanterie Regiment 133 an die Westfront. Im Fühjahr 1916 kam er ins Lazarett, Weihnachten 1916 wurde er als felddienstunfähig aus dem Deutschen Heer entlassen.

Weimarer Republik

1919 meldete er sich beim Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund als Mitglied, schon kurze Zeit darauf wurde er Mitglied der NSDAP. Er war der Hauptorganisator der Partei in Sachsen. Er hielt unter dem Namen „Völkischer Block“ die Organisation selbständig auch während der Verbotszeit aufrecht und führte sie bei Wiedergründung der Partei geschlossen Adolf Hitler zu.

Adolf Hitler ernannt ihn 1925 zum Gauleiter von Sachsen. Er eroberte das einstige rote Vogtland Max Hölz’ für den Nationalsozialismus. Das Judentum organisierte mit allen Mitteln einen wüsten Boykott gegen den Spitzenfabrikanten Mutschmann aus Plauen. Auf jede Art und Weise wurde dieser Boykott propagiert und die Folge war, daß die Beschäftigung seiner Werke immer mehr zurückging und er empfindliche Verluste erlitt. Das alles konnte ihn nicht weichmachen und der Nationalsozialist Martin Mutschmann konnte schließlich im September 1930 den Triumph verbuchen, daß Westsachsen, der Bezirk Chemnitz-Zwickau, die höchste Stimmenzahl für die NSDAP in ganz Deutschland aufbringen konnte. Er selbst war unter den gewählten Volksvertretern und gehörte seit dieser Zeit dem Reichstag an.

Für die Karl-May-Spiele 1939, die am 26. Mai 1939 nachmittags 15.00 Uhr eröffnet wurden, hatte Martin Mutschmann die Schirmherrschaft übernommen.[1]

Zweiter Weltkrieg

Mutschmann (Arbeitsfront).jpg
Martin Mutschmann.jpg

Während des Krieges vernachlässigte er den Bau von Luftschutzbunkern, ließ sich allerdings 1943 an seinem Dresdner Wohnsitz Comeniusstraße 32 einen Privatbunker errichten. Im Dezember 1944 erklärte er Dresden, noch vor dem Bombenterror 1945, zum Verteidigungsbereich.

Endkampf

Ab März 1945 wurde Mutschmann der Korvettenkapitän (Ing.) d. R. Werner Vogelsang als militärischer Berater zur Seite gestellt, der zugleich Stellvertreter des Gauleiters wurde. Ende April 1945 betraute Mutschmann seinen Stellvertreter mit der Aufstellung von Widerstandsgruppen nach Werwolf-Methoden, die den Kampf verdeckt weiterführen sollten. Als Vogelsang diese Idee für nicht realisierbar hielt, beschimpfte ihn Mutschmann als „Kapitulanten“.

Am 1. Mai 1945, dem Tag der Arbeit, demonstrierte Mutschmann in Meißen bei seinem letzten öffentlichen Auftritt erneut Kampfbereitschaft. Vier Tage später versammelte er im Lockwitzgrund seine Kreisleiter, denen er u. a. die Vernichtung aller wichtigen Dokumente verordnete. Außerdem befahl er, die Ordnung bis zum letzten Tag aufrechtzuerhalten und die Versorgung der Flüchtlinge zu klären. Drei Tage später rief er in der Zeitung „Der Freiheitskampf“ dazu auf, nicht eher zu ruhen, bis der „verhaßte und mitleidlose Feind vernichtet oder vertrieben worden“ sei.

Nachkriegszeit

Im Mai 1945 floh Mutschmann und wurde am 16. Mai 1945 in Tellerhäuser bei Oberwiesenthal im Erzgebirge festgenommen. Mutschmann wurde nach der Übergabe an die sowjetischen Besatzungstruppen nach Moskau gebracht.

Sein weiterer Verbleib ist ungeklärt. Bisherige Quellen sprechen davon, daß er nach zweijähriger Haft im KGB-Gefängnis Lubjanka im Januar 1947 von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und am 14. Februar 1947 hingerichtet wurde.

Ein Protokoll vom 17. Mai 1945, unterzeichnet vom Meister der Gendarmerie Kliemann in Oberwiesenthal, besagt jedoch, daß Martin Mutschmann am 16. Mai 1945 gemeinsam mit Hugo Werner Schmiedel gegen 22.30 Uhr im Gebäude des Kohlenhändlers Kaufmann in Tellerhäuser verhaftet worden sein soll. Laut diesem Protokoll machte Mutschmann folgende Angaben über seine Flucht: Bis zum 8. Mai 1945 war Mutschmann in Lockwitzgrund. Am 8. Mai 1945 Fahrt mit Kraftwagen II-100030 nach Geising. 9. Mai 1945 Auf der Fahrt nach Pirna, in der Nähe von Maxen, von deutschen Panzern an Weiterfahrt gehindert und Rückfahrt nach Glashütte. Dort Übernachtung bei einem Gärtner. Überrascht durch die Russen, nach Cunersdorf bei Glashütte geflüchtet. Übernachtung bei einem Bauern. Weiter nach Grillenburg. Drei Tage Aufenthalt im Wald. Am 15. Mai 1945 nach Oberwiesenthal gelaufen. Übernachtung auf einem Gut bei einem Landwirt Hecker oder Helbing. Von dort nach Tellerhäuser gelaufen. Der weitere Geschehnisablauf ist bis heute unklar.

Tod

Über seinen Tod existieren mindestens drei Versionen, die davon ausgehen, daß Mutschmann am 6.1948 in Dresden gestorben sein soll. Inwieweit es zutrifft, daß Mutschmann, in einen Käfig gesperrt, durch Dresden gefahren wurde und den schweren Verletzungen erlag, die ihm durch Schläge zugeführt wurden, oder daß er an einem Herzinfarkt verstarb, den er erlitten haben soll, nachdem er eine ganze Nacht lang nackt auf einem Denkmalsockel zubringen mußte, ist bis heute offen. Eine andere Version berichtet, Mutschmann sei, nur mit Unterhosen begleitet, in Annaberg über den Marktplatz ins Rathaus geführt worden. Seine Frau Minna wurde ebenfalls von den Russen festgenommen und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Erst nach voller Verbüßung der Strafe kam sie nach Westdeutschland frei.[2]

Offiziell wurde Mutschmann am 30. Januar 1947 zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR lehnte die Begnadigung am 11. Februar 1947 ab, das völkerrechtswidrige Urteil wurde am 14. Februar 1947 in Moskau vollstreckt. Seine Überreste wurden, allerdings sehr verspätet, auf dem Moskauer Friedhof Donskoje beerdigt.

Mutschmann-Villa

Mutschmann war ein passionierter Jäger und förderte als Landesjägermeister das Jagdwesen in Sachsen. Im Tharandter Wald errichtete er sich beim Jagdschloß Grillenburg ein größeres Jagdhaus, die Mutschmann-Villa. Sie enthält die größte Intarsienwand Europas, hergestellt von den Deutschen Werkstätten Hellerau. Nach Kriegsende wechselte das Haus mehrfach den Besitzer und stand, nachdem es von der Stadt Tharandt gekauft worden war, von 1993 bis Februar 2006 leer.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 18, 5. Mai 1939
  2. vgl.: Karl Höffkes: HpG. Die Gauleiter des Dritten Reiches, Grabert-Verlag, Tübingen, 2. Auflage 1997, S. 252 f.