Reinerth, Hans

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Im März 1933 unterzeichnete Prof. Dr. phil. Hans Reinerthdie Erklärung von 300 Hochschullehrern für Adolf Hitler. Unter Anwesenheit des badischen Gauleiters Robert Wagner weihte Reinerth im Juni 1938 ein von ihm konzipiertes Freilichtmuseum mit 14 rekonstruierten Steinzeithütten in Radolfzell am Bodensee ein.[1] 1939 wurde er in Alfred Rosenbergs Dienststelle Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung der NSDAP Leiter des „Amts Vorgeschichte“.[2]

Hans Reinerth (Lebensrune.png 13. Mai 1900 in Bistritz, Siebenbürgen, Österreich-Ungarn; Todesrune.png 13. April 1990 in Unteruhldingen) war ein deutscher Archäologe. Er war ein Pionier der Pollenanalyse und der modernen Siedlungsarchäologie sowie Erforscher der deutschen Abstammung und der Urgermanen. Reinerth war Mitglied im Kampfbund für deutsche Kultur sowie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationalen Akademie der Wissenschaften (seit 1944) und trat 1931 der NSDAP bei.

Werdegang

Reichsleiter Alfred Rosenberg (im Vordergrund) läßt sich von Dr. Hans Reinerth am 25. Juli 1937 die Grabungen am Barkhauser Berg erläutern.

Das sehr rasche Studium schloß Reinerth, Sproß einer Siebenbürger Sachsen-Familie, mit der Promotion 1921 zum Dr. phil. an der Universität Tübingen ab, 1925 erfolgte die Habilitation (Habilitation für Vorgeschichte an der Universität Freiburg; Thema: „Die jüngere Steinzeit in der Schweiz“). Das Tübinger Urgeschichtliche Forschungsinstitut unter der Leitung von Rudolf Robert Schmidt führte damals umfangreiche Grabungen am Federsee durch. Reinerth übernahm hier bald eine wichtige Rolle. Er untersuchte unter anderem die bronzezeitlicheWasserburg Buchau“.

Von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Reinerth Leiter des Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte. Im Jahr 1944 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Im Jahr 1934 wurde Reinerth Nachfolger Gustaf Kossinnas auf dem Lehrstuhl an der Universität Berlin. Er wurde Herausgeber der Zeitschriften „Germanen-Erbe“ und „Mannus – Zeitschrift für Deutsche Vorgeschichte“ (gemeinsam mit Jörg Lechler) und war daneben Abteilungsleiter für Vor- und Frühgeschichte bei der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde, der Nachfolgeorganisation des Kampfbunds. Im Juli 1934 wurde Reinerth außerdem Mitglied in der Hochschulkommission der NSDAP.[3] 1936 war er maßgeblich am Aufbau des Archäologischen Freilichtmuseums in Oerlinghausen beteiligt. 1937 schrieb der Fachakademiker für Germanenforschung in der Zeitschrift „Volk und Heimat“:

„Wer unsere germanischen Vorfahren schmäht und herabsetzt, steht heute nicht mehr dem vereinzelten völkischen Kämpfer, sondern der geschlossenen Front aller nationalsozialistischen Deutschen gegenüber“.[4]

1939 wurde er in Alfred Rosenbergs kulturpolitischer Dienststelle „Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung der NSDAP“ (auch bekannt als Dienststelle „Rosenberg“) Leiter des Amts Vorgeschichte. Ab 1940 gehörte er als Leiter der Abteilung Vorgeschichte dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg an.

Prof-Dr-Hans-Reinerth+Vorgeschichte-der-deutschen-Stämme-3-Bände, 1940.jpg

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hans Reinerth von 1946 bis 1948 im Rahmen seines „Entnazifizierungsverfahrens“ inhaftiert. Ebenfalls 1946 wurde ihm sein Professorentitel aberkannt (1953 rehabilitiert und wieder Professor). Als Archäologe durfte er nach Urteil der Siegermächte vorerst nicht mehr arbeiten. Von 1948 bis 1949 gehörte er auch zur Wissenschaftsgemeinde der Ur- und Frühgeschichtler, weiteres Mitglied der Gemeinde war SS-Obersturmbannführer a. D. Herbert Jankuhn, später Professor für Ur- und Frühgeschichte in Göttingen. Ab 1953 war Dr. Reinerth Direktor des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen.

Prof. Dr. phil. Reinerth war zwischen 1954 und 1958 der erste Vorsitzende des neu gegründeten Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST). 1958 wurde er zum Ehrenpräsidenten des VDST ernannt. Von 1954 bis 1961 leitete er innerhalb des Verbandes die Sachabteilung Unterwasserforschung.

Chronologischer Werdegang

  • 1921 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Tübingen.
  • 1925 Habilitation für Vorgeschichte an der Universität Freiburg, Thema: „Die jüngere Steinzeit in der Schweiz“
  • 1925–33 Privatdozent für Vorgeschichte an der Universität Tübingen
  • seit 1932 Planung eines selbständigen Reichsinstituts für Vor- und germanische Frühgeschichte in Berlin
    • 1935 Umbenennung des „Instituts für Ur- und Frühgeschichte“ in „Institut für Früh- und germanische Vorgeschichte“
  • 1933–34 Professor am Reichsamt für Vorgeschichte
  • 1934–45 Lehrtätigkeit, Ordentlicher Professor für Vorgeschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin
  • 1936 Ausgrabungen auf der kaiserzeitlichen Siedlung Oerlinghausen
  • 1939–1940 Ausgrabungen am Bodensee (Pfahlbautensiedlungen)
  • 1941 Ausgrabungen am Dümmersee (meso- und neolithische Funde)
  • 1942 Als „Beauftragter für die Vor- und Frühgeschichte in den besetzten Ostgebieten“ mit der Übernahme vorgeschichtlicher Funde zum Schutz dieser Gegenstände beauftragt.
  • seit 1943 Auslagerung der Bestände des Instituts nach dem Bombenterror
  • seit 1944 Mitglied der Deutschen Akademie für Naturkunde, Leopoldina
  • 1946 bis 1948 Haft im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens
  • 1946 bis 1953 Aberkennung des Professorentitels
  • 1953 rehabilitiert und wieder Professor
  • 1953–89 Leitung des von ihm eingerichteten „Forschungsinstituts für Vor- und Frühgeschichte“ am Bodensee und des Freiluftmuseums in Unteruhldingen

Schriften (Auswahl)

  • Die Pfahlbauten des Bodensees im Lichte der neuesten Forschung, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 50. Jg. 1922, S. 56–72
  • Das Federseemoor als Siedlungsland des Vorzeitmenschen. Schussenried 1923.
  • Die Chronologie der jüngeren Steinzeit in Süddeutschland. Augsburg 1923.
  • Die Besiedlung des Bodensees zur mittleren Steinzeit. Schumacher-Festschrift zum 70. Geburtstag Karl Schumachers. Mainz 1930, S. 91-95
  • mit anderen Autoren: Das Pfahldorf Sipplingen. Ergebnisse der Ausgrabungen des Bodenseegeschichtsvereins 1929/30, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 59. Jg. 1932, S. 1–154 (Digitalisat)
  • Vorgeschichte der deutschen Stämme. Berlin 1940
  • Handbuch der vorgeschichtlichen Sammlungen Deutschlands, Süd- und Mitteldeutschland einschl. d. Protektorats Böhmen u. Mähren. Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte und Reichsamt für Vorgeschichte der NSDAP. Verlag J. A. Barth, Leipzig 1941.
  • Pfahlbauten am Bodensee. Überlingen 1977

Als Herausgeber

  • Vorgeschichte der deutschen Stämme. Germanische Tat und Kultur auf deutschem Boden, 3 Bände, Bibliographisches Institut / Herbert Stubenrauch, Leipzig / Berlin 1940 (zahlreiche weitere Auflagen, zuletzt 1990 vom „Verlag für Ganzheitliche Forschung und Kultur“)

Literatur

  • Katharina Krall: Prähistorie im Nationalsozialismus. Ein Vergleich der Schriften von Herbert Jankuhn und Hans Reinerth zwischen 1933 und 1939. Magisterarbeit. Universität Konstanz 2005 (Volltext)
  • Helmut Maurer: Nachruf in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 109. Jg. 1991, S. V–X (Digitalisat)
  • Gunter Schöbel: Hans Reinerth. Forscher – NS-Funktionär – Museumsleiter. In: Achim Leube, Morton Hegewisch (Hrsg.): Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945. Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 2. Heidelberg 2002. S. 321-396. ISBN 3-935025-08-4
  • Michael Strobel: Die Schussenrieder Siedlung Taubried I. Stuttgart 2000. S. 28ff.

Verweis

Fußnoten

  1. Vgl. Hans Reinerth: Freilichtmuseum Radolfzell-Mettnau, Führer durch die Steinzeitbauten. Radolfzell (1938).
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 488.
  3. Michael Grüttner: Die Hochschulkommission der NSDAP. In: Ursula Ferdinand, Hans-Peter Kröner, Ioanna Mamali (Hrsg.): Medizinische Fakultäten in der deutschen Hochschullandschaft 1925–1950. Synchron, Heidelberg 2013, S. 34.
  4. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 488.