Tauber, Richard
Richard Tauber, geboren als Richard Denemy ( 16. Mai 1891 in Linz; 8. Januar 1948 in London) war ein jüdischer Opernsänger (Tenor) aus Österreich. Von der Presse und der Werbung wurde ihm der Name „König des Belcanto“ verliehen.
Leben
Richard Tauber wurde am 16. Mai 1891 im österreichischen Linz geboren. Seine Mutter Elisabeth Seifferth (geborene Denemy, verwitwet nach Karl Seyfferth) war Operetten-Soubrette am Linzer Theater und hatte seinen Vater, den aus Ungarn stammenden Schauspieler bzw. späteren Intendanten des städtischen Theaters in Chemnitz Anton Richard Tauber wohl wegen des erheblichen Altersunterschiedes (er war vierzehn Jahre jünger) nicht geheiratet. Erst 1913 wurde Richard Tauber von seinem Vater adoptiert, trug eine Zeit lang den Doppelnamen Richard Denemy-Tauber, ließ dann später den ersten Teil des Namens weg.
Die Kindheit von Tauber war außerordentlich durch häufige Veränderungen geprägt, vor allem, weil er zwischen den beiden „Wanderexistenzen“ seiner beiden Eltern hin und her geschoben wurde. Wichtig für seine spätere Entwicklung wurden ab 1903 die Jahre bei seinem Vater in Wiesbaden, der am dortigen „Hoftheater“ engagiert war; Richard Tauber bekam Klavierunterricht bei dem später bekannten Dirigenten Artur Rother und schwärmte für den damaligen Heldentenor Heinrich Hensel.
Als 17-Jähriger entschied sich Tauber ebenfalls Sänger zu werden und aufgrund der freundschaftlichen Beziehungen seines Vaters zu dem Wiener Bariton Leopold Demuth erhielt er die Gelegenheit, diesem vorzusingen. Die Beurteilung des Sängers war niederschmetternd: „Um Gottes Willen, halte Deinen Sohn davon ab, Sänger zu werden. Was er besitzt, ist ein Zwirnsfaden, keine Stimme“, schrieb Demuth damals an Taubers Vater.
Richard Tauber ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, machte eine Opern- und Operettenausbildung u. a. an dem „Hoch’schen Konservatorium“ in Frankfurt und besuchte auch die Dirigentenklasse, da er noch zwischen dem Beruf eines Sängers oder Dirigenten schwankte. Durch die Empfehlung seiner Dozenten wurde Tauber in der Zeit zwischen 1911 und 1912 in Freiburg im Breisgau Schüler von Carl Beines und ließ sich im Gesang ausbilden. Dort konnte er dann auch am 12. Mai 1912 als Solist des Gesangsvereins „Concordia“ öffentlich debütieren.
Am 2. März 1913 sang Tauber am „Neuen Stadttheater“" in Chemnitz erstmals in einer Oper, konnte als Tamino in Mozarts „Die Zauberflöte“ einen überwältigenden Erfolg feiern. Anschließend ging er nach Dresden, wo er ab August 1913 an der „Königlichen Hofoper“ engagiert war. Der „Dresdner Staatsoper“ folgte ab 1919 die „Berliner Staatsoper“, wo er unter anderem als Bacchus in der Richard Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ auftrat, ab 1925 die „Wiener Staatsoper“ und in den folgenden Jahren avancierte Tauber vor allem mit Operetten von Franz Lehár zu einem der berühmtesten Tenöre seiner Zeit. Mit der Premiere von Léhars „Paganini“ am 30. Januar 1926 endete die Opernlaufbahn des „Deutschen Caruso“, seine Operettenkarriere begann.
1927 schrieb Léhar für Tauber den „Zarewitsch“ und auch in „Friederike“ feierte das Publikum den Sänger frenetisch. Ab 1929 trat Tauber in über 700 Vorstellungen in „Land des Lächelns“ auf, einem Léhar-Stück, dem vormals unter dem Titel „Die gelbe Jacke“ keinerlei Erfolg beschieden gewesen war; das Lied „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dieser Operette wurde „der Tauber-Hit“. Daneben nahm Tauber unzählige Platten auf und avancierte zum absoluten „Pop-Star“ der 1920er Jahre. Über den Rundfunk erreichte er Millionen, er war der Liebling der Frauen, ein Idol der Massen, er sang sich in die Herzen – und er sang alles: Oper und Operette, Schlager und Lieder. Seine Platten waren Melodien für Millionen, seine Konzerte und Gastspiele ausverkauft, seine Tourneen umjubelt, seine Filme Kassenschlager. Mehr als fünfzig Jahre nach seinem Tod werden Taubers Platten noch millionenfach verkauft und sein berühmtestes Lied „Dein ist mein ganzes Herz“ wird in jeder Sprache gesungen.
Zum Film kam Tauber, als sich der stumme Kintopp dem Ende entgegenneigte: Als deutsche Alternative zum amerikanischen „Talkie-Star“, dem Entertainer Al Jolson, trat er mit dem Hafenmilieu–Film „Ich glaub’ nie mehr an eine Frau“ von 1930 erstmals als Darsteller auf der Leinwand in Erscheinung. 1931 sah man ihn als Riccardo in „Die Große Attraktion“, ein Jahr später mit der Rolle des Kammersänger R. Hoffmann in „Melodie der Liebe“ oder 1934 als Franz Schubert in der britischen Produktion „Dein ist mein Herz“ (Blossom Time). Mit Spontaneität und Humor individualisierte er im Film die steifen Rollen der Opern– und Operettenrollen, die er auch auf den Bühnen darstellte. Er spielte in Sängerfilmen Troubadoure, Komponisten, Opernhelden, trat aber auch als Heurigensänger auf und erfreute sein anhängliches Publikum durch seinen natürlichen Habitus – ein Star der internationalen Glamourwelt, König der Operette. Tauber gründete auch eine eigene Tonfilm–Gesellschaft, um sich die Rollen auf den Leib schneidern zu können; wegen Mißwirtschaft ging die Firma jedoch nach wenigen Jahren pleite.
Mit dem Wahlsieg der NSDAP endete die steile Karriere des berühmtesten Tenor seiner Zeit in Deutschland. Der Sohn eines Volljuden durfte ab 1933 nicht mehr in Deutschland auftreten, zumal er in jener Zeit schon länger ein Symbol für den „sittenlosen Kulturverfall“ der Weimarer Republik gewesen war. Tauber ging zunächst nach Österreich, dann 1938 endgültig nach Großbritannien. Doch aufgrund seiner Tätigkeit als Operetten-Sänger blieben ihm die Türen des Londoner "Covent Garden" verschlossen, zumal seine Stimme durch die übermäßigen Belastungen – er hatte allein mehr als 700 Schallplattenaufnahmen gemacht – stark angegriffen war.
Doch das Publikum liebte ihn weiterhin, Tauber ging auf umfangreiche Tourneen, gab Gastspiele rund um den Globus und übernahm auch Rollen im britischen Film; am bekanntesten wurde dort seine Filmversion der Leoncavallo-Oper „Der Bajazzo“ (Pagliacci), die dann als „Pagliacci“ 1936 in die Kinos kam. Tauber sang im Exil neben seinen Operettenliedern – von vielen „Hits“ gibt es englischsprachige Versionen wie „You are my heart's delight“ – auch weiterhin Tenorlieder, Serenaden, Elegien und Schlager und blieb auch nach Kriegsende in England, wo er im Londoner Westend wohnte. Seine Gastspiel in den VSA, wo er am New Yorker Broadway in der amerikanisierten Fassung von „Land des Lächelns“ auftrat, geriet zum Desaster. Das Ende einer glanzvollen Karriere zeichnete sich ab.
Während des ganzen Zweiten Weltkriegs blieb Tauber in Großbritannien und trat unter anderen in vielen Städten zur Truppenbetreuung auf. 1940 wurde ihm dann auch die britische Staatsbürgerschaft verliehen. Verschiedentlich wirkte er auch als Dirigent beim „London Philharmonic Orchestra“. 1941 konnte Tauber mit seiner Operette „Old Chelsea“ in London eine weitere Premiere feiern. Die offizielle Kritik verlieh ihm auf Grund seines Äußeren den Namen „Der Mann mit dem Monokel“. 1946 gab Tauber in Zürich ein Abschiedskonzert und widmete sich die nächsten zwei Jahre fast ausschließlich dem Komponieren und Dirigieren.
Als der Tenor am 8. Januar 1948 im Alter von nur 56 Jahren nach einem letzten glanzvollen Auftritt in Mozarts Oper „Don Giovanni“ in London an Lungenkrebs starb, war er nicht zuletzt wegen seines luxuriösen Lebens sowie seiner Beziehungen zu Frauen bankrott. Nun hinterließ der Sänger, der während seiner Glanzzeiten zwei Villen in Berlin sowie eine Sommerresidenz in Bad Ischl besessen hatte, 750.000 Mark Steuerschulden – das Geld für sein Begräbnis wurde unter den Gästen anläßlich der Trauerfeier in der „Royal Albert Hall“ gesammelt. Seine letzte Ruhestätte fand Richard Tauber auf dem „Brompton Cemetery“ in London, ein Gedenkstein befindet sich auf dem Friedhof in Bad Ischl.
Ehe
In erster Ehe war der Tenor mit der Hamburger Soubrette Carlotta Vanconti verheiratet, die er 1924 kennen gelernt hatte. Bereits 1928 trennte sich das Paar wieder, 1930 wurde die Ehe geschieden und die Vanconti mit 1 Millionen Mark abgefunden. Seine Liebesaffäre mit der Sängerin Mary Losseff hatte schon während seiner Ehe mit Carlotta Vanconti begonnen. Für sie hatte er das Lied „Du bist die Welt für mich“ komponiert, doch die Beziehung endete nicht zuletzt wegen der Alkoholkrankheit der Geliebten. 1935 lernte Tauber die britische Schauspielerin Diana Napier während der Dreharbeiten zu „Heart’s Desire“ kennen und heiratete sie im darauffolgenden Jahr. Auch dieser Ehe war letztlich kein Glück beschieden, das Paar ging während des Zweiten Weltkrieges oft getrennte Wege.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Tauber mit seiner neuen Liebe Esther Moncrieff.
Filmographie
- 1925: Reise-Abenteuer [kurzer Stummfilm]
- 1928: Achtung! Aufnahme! [kurzer Stummfilm]
- 1929: Ich küsse Ihre Hand, Madame
- 1930: Ich glaub nie mehr an eine Frau
- 1930: Das lockende Ziel
- 1930: Das Land des Lächelns
- 1931: Die große Attraktion
- 1931: Wie werde ich reich und glücklich
- 1932: Melodie der Liebe
- 1934: Dein ist mein Herz (Blossom Time)
- 1935: Letzte Liebe (nur Gesang)
- 1935: Wien, Wien, nur du allein (Heart's Desire)
- 1936: Das singende Land (Land Without Music)
- 1936: Der Bajazzo (Pagliacci)
- 1945: Hochzeitswalzer (Waltz Time)
- 1946: The Lisbon Story