Dohna-Schlobitten, Richard Fürst zu
Richard Wilhelm Ludwig Burggraf und Graf zu Dohna aus dem Hause Schlobitten, ab 1. Januar 1900 Fürst zu Dohna-Schlobitten, Burggraf von Dohna ( 17. August 1843 in Turin; 21. August 1916 in Wilna) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg sowie Fideikommiß-Besitzer, Politiker (erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Mitglied des Reichstages) und Vertrauter Kaiser Wilhelms II.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
1861 trat der Graf zu Dohna-Schlobitten als Portepee-Fähnrich in die Preußische Armee ein, diente im Regiment der Gardes du Corps und nahm am Deutschen Bruderkrieg teil. Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges war er Premierleutnant der Reserve und diente im Ersatz-Eskadron seines Regiments. Er nahm 1883 als Rittmeister à la suite der Armee seinen Abschied. Am 17. September 1887 erhielt er den Charakter als Major à la suite der Armee und am 20. Februar 1904 den Charakter als Oberstleutnant à la suite der Armee. Am 11. September 1910 erhielt er den Charakter als Oberst à la suite der Armee, stets mit der Erlaubnis des Tragens der Uniform der Reserve des Regiments der Gardes du Corps (m. d. U. d. R. d. Gardes du Corps).
Jägermeister
Er war ab 1883 Hofjägermeister vom Dienst sowie ab 1891 Vize-Oberjägermeister und stand seit Mitte der 1880er in engem Kontakt zu Prinz Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm II. Er gehörte zum engeren „Liebenberger Kreis“ um Philipp zu Eulenburg.
Politik
Graf zu Dohna gehörte von 1890 bis 1894 dem Preußischen Abgeordnetenhaus,[1] von 1890–1893, 1903–1906 und 1907–1911 jeweils dem Reichstag an (Konservative Partei). Er wurde zunächst im Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Danzig 1 und dann im Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 4 (Fischhausen-Königsberg-Land) gewählt.[2] Seit 1894 war er erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses, seit 1909 Vorsitzender des schlesischen Provinziallandtags.
Gut Prökelwitz
Prökelwitz galt mit etwas über 2.000 Hektar eher als „kleines“ Nebengut. Dieses Revier mit den starken Böcken zog Kaiser Wilhelm II. an. Er hatte es 1884, damals noch als Prinz, kennengelernt. Ab 1885 kam der allerhöchste Jagdgast bis 1910 (als es auch zu Kaisermanöver in der Region kam) beinahe jährlich (er bevorzugte in den letzten Jahren zunehmend Rominten), weilte ohne großen Luxus im Schlößchen Prökelwitz und schoß Ende Mai zwischen zehn und 30 Rehböcke. Meist ging es mit einer Kutsche auf Pirschfahrt, die Richard Graf, später Fürst von Dohna-Schlobitten – Vize-Oberjägermeister vom Dienst – persönlich lenkte. Weil die extrem schlechten Wege von zwei Pferden schwer zu bewältigen waren, fuhr man oft vierspännig durch Felder und Wiesen. Der Kaiser liebte aber ebenso ausgedehnte Pirschgänge. Früher markierten über 100 Findlinge die kaiserlichen Bockabschüsse. So findet man noch heute in Prökelwitz einen Gedenkstein, wo Wilhelm II. am 25. Mai 1908 auf 340 Schritt seinen 400. Bock erlegte. Der Kaiser schoß in der Regel sehr gut. Nach Aufzeichnungen seines Büchsenspanners Rollfing war die Schußleistung seiner Majestät nur im Mai 1903 nicht zufriedenstellend: Wilhelm II. fehlte des öfteren und schoß in Prökelwitz auch seinen Lebensbock krank, der erst am nächsten Morgen auf der Nachsuche zur Strecke kam.
Fürstenstand
Als Kaiser Wilhelm II. den von ihm am 1. Januar 1900 in den Fürstenstand erhobenen (wobei sich der Titel in der Primogenitur vererbt) und persönlich sehr geschätzten Richard zu Dohna-Schlobitten mit einem Glasgemälde mit dem preußischen und brandenburgischen Adler beehren wollte, tat er dies nach eigenem Bekunden, weil er die Verdienste der Familie Dohna „um die Vereinigung Preußens mit Brandenburg“ würdigen wollte. Der Kaiser fing sich jedoch eine ironische Replik seines Vasallen ein: „Nein, Majestät, Brandenburgs mit Preußen!“
Erster Weltkrieg
Oberst Fürst zu Dohna-Schlobitten, der bei der Mobilmachung zur Reserve des Regiments der Gardes du Corps kam, war ein Freund Paul von Hindenburgs und im Ersten Weltkrieg bis zu seinem Tode als Folge einer schweren Lungenentzündung führender Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes bei von Hindenburgs Stab in Kauen (bis 1915 Gouvernement Kowno, dann Gebiet des Oberbefehlshabers Ost / Ober Ost) und Wilna sowie bei der Etappen-Inspektion der 10. Armee.
Familie
Abstammung
Richard Wilhelm Ludwig war der Sohn des Juristen, Politikers, Majoratsherr auf Schlobitten und Prökelwitz, Landhofmeisters[3], Kommendators des Johanniter-Ordens und Ritters des Königlich Preußischen hohen Ordens vom Schwarzen Adler (1887) Richard Friedrich Burggraf und Graf zu Dohna-Schlobitten (1807–1894) und dessen Frau Mathilde Friederike Maximiliane Josephine, geb. Gräfin von Truchsess zu Waldburg (1813–1858).
Geschwister
Seine Geschwister waren:
- Antonia Amalie Marie ( 10. Juni 1836; 24. September 1897) ⚭ 1856 Anton Johannes Graf von Saurma-Jeltsch ( 23. Januar 1832; 24. März 1891)
- Eberhard Friedrich Ludwig ( 11. August 1846; 2. Juli 1905) ⚭ 26. September 1874 Elisabeth Gräfin von Kanitz ( 11. März 1851; 26. November 1936)
- Leutnant a. D. des Regiments der Gardes du Corps, Königlich Preußischer Kammerherr, Ehren-, dann Rechtsritter des Johanniter-Ordens und Erbherr zahlreicher Güter; Seine Kinder waren:
- Eberhard Richard Emil (23.12.1875–11.12.1957) ⚭ Renata Erdmute Charlotte Maria von Hochberg zu Fürstenstein (7.7.1883–21.5.1948); ihre Kinder waren:
- Eberhard Bolko zu Dohna-Schlobitten ( 30. Januar 1908)
- Friederike Elisabeth Eleonore Mathilde Amelie zu Dohna-Schlobitten ( 1. Dezember 1909)
- Konstantin Heribert Emanuel zu Dohna-Schlobitten (13.4.1912–19.9.1966)
- Ferdinand Albrecht Richard zu Dohna-Schlobitten ( 10. August 1919)
- Eleonore Elisabeth Anna Marie zu Dohna-Schlobitten ( 5. August 1923)
- Hans Hubertus zu Dohna-Schlobitten ( 21. Mai 1925)
- Walpurgis Mathilde Elisabeth Charlotte (2.12.1876–30.11.1956)
- Eleonore Dorothea Margarethe (19.10.1878–20.7.1942)
- Heribert Manfred Alexander ( 13. April 1880)
- Lothar Georg (18.8.1881–11.6.1939)
- Heinrich Carl Woldemar (15.10.1882–14.9.1944)
- Albrecht Philipp (12.3.1891–8.2.1915)
- Eberhard Richard Emil (23.12.1875–11.12.1957) ⚭ Renata Erdmute Charlotte Maria von Hochberg zu Fürstenstein (7.7.1883–21.5.1948); ihre Kinder waren:
- Leutnant a. D. des Regiments der Gardes du Corps, Königlich Preußischer Kammerherr, Ehren-, dann Rechtsritter des Johanniter-Ordens und Erbherr zahlreicher Güter; Seine Kinder waren:
- Manfred Carl Ludwig ( 3. August 1848; 20. Januar 1868)
Ehe
Premierleutnant Burggraf und Graf zu Dohna-Schlobitten heiratete am 20. Juli 1868 seine Verlobte Amélie Marianne Burggräfin und Gräfin zu Dohna-Schlodien (1837–1906), eine Tochter des preußischen Generalleutnants Emil zu Dohna-Schlodien (1805–1877).
Kinder
Das Paar hatte vier Söhne:[4]
- Eberhard Richard Emil (1872–1918), Offizier und Politiker[5] ⚭ Marie-Mathilde Prinzessin zu Solms-Hohensolms-Lich (24.8.1873–7.8.1953)
- Eberhard Bolko (1874–1886)
- Achatius Manfred (1875–1898)
- Hubertus Wilhelm (1876–1896)
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Erinnerungs-Kreuz für den Feldzug von 1866
- Kaiserliche Kriegsdenkmünze 1870/71 mit Gefechtsspangen
- Zentenarmedaille, 1897
- Landwehr-Dienstauszeichnung, I. Klasse (LD1)
- Sankt-Annen-Orden, II. Klasse (RA2)
- Orden der Eisernen Krone (Österreich), II. Klasse (ÖEK2)
- Franz-Joseph-Orden, II. Klasse (ÖFJ2)
- später den Stern zur II. Klasse erhalten (ÖFJ2mSt/ÖFJ2a)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Stern
- Rechtsritter des Johanniter-Ordens
- später Kommendator (Statthalter) des Ordens für die Provinz Ost- und Westpreußen
- 1. Januar 1900 Erhebung in den erblichen Fürstenstand
- als solcher nun Mitglied des deutschen Hochadels
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse
- Erinnerungszeichen zur Silbernen Hochzeit 1906
- Roter Adlerorden, I. Klasse (Großkreuz) mit Eichenlaub
- Schwarzer Adlerorden mit der Kette
Fußnoten
- Geboren 1843
- Gestorben 1916
- Deutscher Adliger
- Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Kaiserreich)
- Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Kommendator (Johanniterorden)
- Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Träger des Großkreuzes des Roten Adlerordens
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 1. Klasse
- Träger des Ordens der Eisernen Krone (II. Klasse)
- Träger des Franz-Joseph-Ordens (Komtur mit Stern)
- Träger des Ordens der Heiligen Anna
- Oberst (Preußen)
- Person im Deutschen Krieg
- Person im Deutsch-Französischen Krieg
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Mitglied der Deutschkonservativen Partei