Rosen, Friedrich

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Dr. phil. Friedrich Rosen
Friedrich Rosen-Unterschrift.jpg

Friedrich Felix Balduin Rosen (Lebensrune.png 30. August 1856 in Leipzig; Todesrune.png 27. November 1935 in Peking) war ein deutscher Orientalist, Diplomat und Politiker. Von Mai bis Oktober 1921 war er deutscher Außenminister. Er war von 1921 bis 1933 Mitglied und zeitweise Vorsitzender der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (D. M. G.) seit 1934 Ehrenmitglied.

Werdegang

Dr. Friedrich Rosen mit Familie, Fahrt von Tanger nach Marseille.jpg
R., der bis 1867 in Palästina lebte, wurde von seinem Vater in die Welt des Orients eingeführt. Nach dem Schulbesuch in Schnepfenthal, Bonn und Detmold studierte er 1877-83 in Leipzig, München, Göttingen und Paris Sanskrit und neue Philologien (Promotion 1891). Kurz im Schuldienst und dann Erzieher der Söhne des Prinzen Albrecht von Preußen und von Lord Dufferin, verbrachte er 1885-87 15 Monate im Haus des Vizekönigs Dufferin in Indien. 1887 durchquerte er Persien, wurde Lehrer am Seminar für oriental. Sprachen in Berlin und trat 1890 in den Auswärtigen Dienst. Er ging als Dragoman [Anm.: Übersetzer, Dolmetscher oder sprachenkundiger Reiseführer im Nahen Osten] 1890 nach Beirut und 1891 nach Teheran, 1898 als stellv. Konsul nach Bagdad und 1899 als Konsul nach Jerusalem. Ende 1900 übernahm R. das Orientreferat im Auswärtigen Amt. Auf einer Sondermission in Abessinien erfuhr er im Frühjahr 1905 von der Ernennung zum Gesandten in Marokko. Im Sept. 1905 vereinbarte er in Paris das Programm für die Algeciraskonferenz. an der er selbst nicht teilnahm. In Tanger (bis 1910), als Gesandter in Rumänien (1910–12) und Portugal (1912–16) bemühte er sich vergeblich, die Schwächung der dt. Position zu verhindern. Am 9.3.1916 übergab er in Lissabon die Kriegserklärung.
Seit Nov. 1916 war R. Gesandter im Haag (bis 1921) und wirkte mit Erfolg für die Beibehaltung der niederländ. Neutralität. 1917/18 setzte er sich mehrfach für Frieden auf der Basis des Status quo ante ein. Am 23.5.1921 trat R. als Außenminister ins 1. Kabinett Wirth ein. Ohne Sympathie für die parlamentarische Demokratie, konnte er kaum Akzente setzen und stand im Schatten Wirths und Rathenaus. Am 25. August unterzeichnete er mit Ellis Loring Dresel, dem Vertreter der USA, den dt.-amerik. Friedensvertrag. Beim Rücktritt des Kabinetts am 22.10.1921 wegen der Teilung Oberschlesiens trat er in den Ruhestand. R. sah vor und nach dem Krieg den Ausgleich mit England als wichtigstes Ziel der Außenpolitik. Dem dienten sein Eintreten für das 1914 vor dem Abschluß stehende Abkommen mit London über die portugies. Kolonien und 1921 der vergebliche Versuch, Englands Beistand in der Oberschlesienfrage zu gewinnen. In umfangreichen autobiographischen Schriften äußerte er sich kritisch über die dt. Außenpolitik der Vor- und Nachkriegszeit. Als Vorsitzender der „Gesellschaft für Erforschung der Kriegsursachen“ wandte er sich aber auch gegen den Versailler Kriegsschuldartikel. Außerdem widmete sich der umfassend gebildete R. oriental. Studien und Übersetzungen.[1]

Familie

Abstammung

Friedrich war der Sohn von Dr. phil. Georg Friedrich Wilhelm Rosen (1820–1891) und dessen Gemahlin, die Halbjüdin Serena Anna, geb. Moscheles (1830–1902), Tochter des jüdischen Komponisten Ignaz Moscheles (1794–1870) aus Prag, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation und der Protestantin Charlotte Embden (1805–1889) aus Hamburg. Friedrich hatte vier jüngere Geschwister: Hareth Hermann Gisbert, Felix, Charlotte und Hélène Sophie Emilie Jelka Delius. Sein Großvater Dr. phil. et jur. Friedrich Ernst Ballhorn-Rosen (1774–1855) war Fürstlich Lippischer Kanzler im Deutschen Bund.

Ehe

Rosen heiratete 1888 in London seine Cousine, die Katholikin und bekannte Pianistin Nina Roche (1863-1956), Tochter des französischen Sprachlehrers in London Antonin (Jean-Antoine) Roche (1813–1999) und der Emily Mary, geb. Moscheles, ebenfalls eine Tochter von Ignaz Moscheles (1794–1870). Aus der Ehe sind vier Kinder (Vierteljuden) entsprossen: Lela Emily, Georg, Oscar Kamran und Mirjam Emily. Sohn Dr. jur. Georg Rosen (1895–1961) diente im Deutschen Heer im Ersten Weltkrieg, trat 1921 in den Auswärtigen Dienst des Deutschen Reiches ein, wurde 1924 Legationssekretär in Kopenhagen, 1925 Vizekonsul in Neu York, 1931 in Reval und von 1933 bis 1938 Legationssekretär an der deutschen Botschaft in Peking. Er unterstützte John Rabe 1937/38 bei der Errichtung einer Schutzzone für die chinesische Zivilbevölkerung eizurichten. 1938 emigrierte er nach Großbritannien, weil er glaubte, bei Beförderungen übergangen worden zu sein. Er setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg dafür ein, dass Deutsche erneut als Stipendiaten an der University of Oxford zugelassen werden sollten. 1953 war er für die BRD Botschaftsrat in London, 1956 bis 1960 dann deutscher Botschafter in Uruguay.

Schriften (Auswahl)

  • Die Sinnsprüche Omars des Zeltmachers. Rubaijat-i-Omar-i-Khajjam, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig 1909
  • Die Sinnsprüche Omars des Zeltmachers, 5. vermehrte Auflage, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig 1922 (Digitalisat)
    • Die Sinnsprüche Omars des Zeltmachers, 13. Auflage, Insel, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-458-08407-X. (Teilausgabe)
    • Omar Khayyam: Vierzeiler (Rubāʿīyāt) übersetzt von Friedrich Rosen mit Miniaturen von Hossein Behzad, Epubli, Berlin 2010, ISBN 978-3-86931-622-2
  • Oriental Memories of a German Diplomatist, Methuen & Co. Ltd., London 1930 (Digitalisat)
  • Aus einem diplomatischen Wanderleben, Bd. 1, Berlin, Transmare Verlag, 1931 (Digitalisat)
  • Aus einem diplomatischen Wanderleben, Bd. 2, Berlin, Transmare Verlag, 1932 (Digitalisat)

Literatur

Fußnoten

  1. Rosen, Friedrich Felix Balduin, Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 52-53