Scheliha, Rudolf von

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Rudolf von Scheliha (* 31. Mai 1897 in Zessel, Landkreis Oels, Schlesien; † 22. Dezember 1942 in Berlin) war ein deutscher Diplomat und Verräter.

Wirken

Im Ersten Weltkrieg wurde er mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse sowie dem Silbernen Verwundetenabzeichen ausgezeichnet.

Nach Kriegsende nahm er ein Studium der Rechtswissenschaft in Breslau auf. Er nahm an den Befreiungskämpfen in Oberschlesien gegen die polnischen Okkupanten teil. Im Anschluss an sein Examen 1921 wurde er zunächst Referendar am Kammergericht Berlin, später Mitarbeiter des Auswärtigen Amts. 1927 erfolgte die Ernennung zum Legationssekretär. Kurz nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten tritt er aus Opportunitätsgründen der NSDAP bei. Von 1932 bis 1939 war er Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Warschau. Nach Kriegsausbruch war er zuständig für die Bekämpfung der feindlichen Greuelpropaganda, die über Deutschland nach der vorübergehend notwendig gewordenen Besetzung Polens hereinbrach.

Bereits Im Februar 1938 sind ihm über das Kreditinstitut in Lyon auf sein Bankkonto Julius Bär & Co. in Zürich mit Verrechnungsscheck der Chase Nationalbank in New York US-Dollar 6.500 als Entlohnung für die geleistete nachrichtendienstliche Arbeit überwiesen worden.

Von Anfang an spionierte er auf Grund seiner finanziellen Probleme für den sowjet-bolschewistischen Gegner, der damals Deutschland gegenüber noch vertraglich verpflichtet war, unter dem Decknamen „Arier“, „...dem der sowjetische Geheimdienst die Photokopien der ihm gezahlten Spionagegelder ins Haus schickte, um ihm seine jäh erwachten Skrupel auszureden. (...) Die leidenschaftlichen NS-Gegner fanden einen dritten Partner, der zugleich Opfer und Bundesgenosse war: den Lebemann Rudolf von Scheliha, Gesandtschaftsrat an der Deutschen Botschaft in Warschau. Der spätere SED-Funktionär Rudolf Herrnstadt verwickelte den schlesischen Edelmann in fragwürdige Devisengeschäfte, durch die Scheliha immer tiefer in das sowjetische Spionagenetz verstrickt wurde. Seit spätestens 1937 stand "Arier" -- so Schelihas Deckname -- im festen Sold der Sowjets und lieferte alle ihm bekannten AA-Vorgänge nach Moskau. Die Honorare des sowjetischen Geheimdienstes wurden mit Verrechnungsschecks der New Yorker Chase National Bank auf ein Scheliha-Konto des Bankhauses Julius Bär & Co in Zürich eingezahlt. Gesamthöhe der Spionage-Honorare: 50.000 Reichsmark. Als Scheliha bei Kriegsbeginn nach Berlin ins AA zurückberufen wurde, blieb Ilse Stöbe in seiner Nähe und hielt den Kontakt zwischen ihm und der Zentrale aufrecht. Jede Anfrage von Hauptmann Petrow, ihrem Führungsoffizier in Moskau, überbrachte "Alta" dem Scheliha. Und Scheliha gab -- wenn auch von Monat zu Monat zurückhaltender -- Auskunft: über diplomatische Geheimverhandlungen des Reichs, außenpolitische Pläne der Reichsregierung, Interna über die Führer der Achsenmächte.“[1]

Bereits im Mai 1940 wird er verdächtigt, den Niederländern den Angriffstermin der Wehrmacht mitgeteilt zu haben, kann sich jedoch noch einmal herausreden. Im Dezember 1940 meldete er seinen sowjet-bolschewistischen Auftraggebern einen möglicherweise geplanten deutschen Präventivschlag gegen Sowjet-Rußland im darauffolgenden Jahr. („In December 1940 the Soviet agent Rudolf von Scheliha (code-named Ariets) reported that Hitler planned to declare war on the Soviet Union in March 1941. By Feb. 28, 1941, the same agent provided a provisional launching date of May 20.“)[2][3]

Der Diktator Stalin schenkte dessen Verrat jedoch nur wenig Glauben. Da er selbst damit beschäftigt war, einen Angriffskrieg gegen Deutschland vorzubereiten, habe er den Gedanken, daß Hitler ihn noch auf der Ziellinie überholen könne, schlicht und einfach verdrängen müssen. So ignorierte er auch den Verrat von Richard Sorge mit der Bemerkung: Bei dem Funkspruch aus Tokio handele es sich um nichts weiter als um das Lügenmärchen eines „verlogenen Arschlochs, das in Japan ein paar kleine Fabriken und Puffs betreibt und es sich gutgehen läßt.“[4]

Im Jahre 1941 nahm Scheliha Verbindung zum Kreis um Oberst Henning von Tresckow auf und unterstützte dessen Putschpläne aus Angst um seine eigene Enttarnung. Im Zuge der Enttarnung der sogenannten „Roten Kapelle“ 1942 konnte Scheliha festgenommen und unschädlich gemacht werden. Im Dezember 1942 wurde er wegen Landesverrats und Spionage zum Tode verurteilt und hingerichtet.

1960 wurde Schelihas Name auf einer Liste zu ehrender angeblicher „Widerständler“ des Auswärtigen Amtes durchgestrichen, mit dem Vermerk: „Bezahlter Verräter“![5] Die spätere Groß-BRD hielt das jedoch nicht davon ab, den Verräter als „Kämpfer gegen den Faschismus“ zu titulieren und eine Gedenktafel in ihrer Behörde zu stiften. Nach Analysen des Präsidenten des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz und Buchautoren Helmut Roewer handelte es sich bei dem dergestalt Geehrten allerdings um den Sowjetagenten „Arier“, der für seine regelmäßigen Meldungen an den militärischen Auslandsgeheimdienst GRU beachtliche Zahlungen auf ein Schweizer Bankkonto erhalten habe, was nicht unbedingt nur von hehrem Idealismus zeuge.

Auszeichnungen

Literatur

Fußnoten

  1. vgl.: DER SPIEGEL 26/1968: ptx ruft Moskau! Vorsicht! Umerziehungsliteratur im antideutschen Sinne!
  2. Niall Ferguson: Stalin's Intelligence
  3. Stalin: The human monster
  4. Junge Freiheit, 50/10, S. 21: Von wegen Meisterspione
  5. vgl.: Ulrich Sahm: Ein deutscher Diplomat gegen Hitler, München 1990