Ruff, Ludwig

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Modell der von Ludwig Ruff entworfenen Kongreßhalle in Nürnberg

Ludwig Ruff (Lebensrune.png 29. Mai 1878 in Dollnstein, Mittelfranken; Todesrune.png 15. August 1934 in Nürnberg) war ein deutscher Baumeister. Er entwarf u. a. die Kongreßhalle auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände, den größten erhaltenen Monumentalbau des Dritten Reiches. Sein Werk wurde von seinem Sohn Franz Ruff weitgehend bruchlos fortgeführt.

Leben und Wirken

Der im mittelfränkischen Dollnstein geborene Ludwig Ruff ergriff wie sein Vater den Beruf des Bauhandwerkers, den er auch bei ihm erlernte. Im Alter von 16 Jahren ging er zur weiteren Ausbildung nach München. 1903 erhielt Ruff als Architekt eine Beschäftigung bei der Intendanturverwaltung des 1. Bayerischen Armeekorps in München. Bereits als 27jähriger gründete Ruff 1905 das Architekturbüro „Wildanger und Ruff“, mit dem er sich mit Niederlassungen in Regensburg und Straubing selbständig machte.

Hausarchitekt bei MAN

Im Rahmen eines Wettbewerbs zur Planung einer Kleinwohnungskolonie im Stadtteil Gibitzenhof kam Ruff im Jahre 1908 nach Nürnberg. Für seinen Entwurf erhielt er den zweiten Preis. An der Errichtung dieser Siedlung war u. a. auch die Firma MAN beteiligt. Über diesen Anknüpfungspunkt erhielt Ruff erste Aufträge von MAN und entwickelte sich schließlich zum Hausarchitekten dieser bedeutenden Firma. Als solcher war er für das gesamte öffentliche Erscheinungsbild der Firma von der Architektur bis zum Design der diversen Firmenprodukte zuständig. Zu den bedeutendsten Bauwerken für die Fa. MAN zählten die Fortbildungsschule und Bibliothek an der Pillenreuther Straße in Nürnberg und das Duisburger Verwaltungsgebäude von 1916.

Die Gartenstadtsiedlung Nürnberg-Werderau, die er von 1910 an für die MAN plante, wurde zu seinem Lebenswerk, das er dem Ziel einer Verbesserung der Wohnverhältnisse der MAN-Beschäftigten widmete. Für den MAN-Arbeiterring fertigte er Entwurfsplanungen auch ohne Honorar.

Neben großen Wohnblocks und Villen plante Ruff ebenso kleine Reihenhäuser wie Kriegerdenkmäler vorwiegend im fränkischen Raum. Dabei beschränkte sich seine Arbeit nicht auf die Architektur. Seine Leistungen umfaßten vielmehr auch die Gestaltung der Innenausstattung und der Möbel.

Professor in Nürnberg

Seit 1910 war Ruff in der Nachfolge von Konradin Walther als Professor für Architektur und Innenausbau an der Kunstschule Nürnberg (der heutigen Akademie der Bildenden Künste Nürnberg) tätig. Außerdem war er Gründer des Nürnberger Bundes Deutscher Architekten (BDA). Ruff hat mit zahlreichen Einfamilienhäusern, Wohnhausblöcken, öffentlichen Gebäuden, Hotels und Arbeitersiedlungen das Nürnberger Stadtbild mitgeprägt.

Kongreßhalle in Nürnberg

Über den fränkischen Gauleiter Julius Streicher lernte Adolf Hitler Ruff kennen und beauftragte ihn mit dem Entwurf eines modernen Amphitheaters in Nürnberg. Gemeinsam mit seinen Sohn Franz Ruff, der ebenfalls Architekt wurde, begann er im Jahre vor seinem Tod mit dem Entwurf der Kongreßhalle auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände, die zum größten erhaltenen Monumentalbau des Dritten Reiches wurde. Den Standort am Dutzendteich hatte Ruff bereits vorher für eine Nürnberger Stadthalle vorgeschlagen. Die Entwurfspläne wurden dem Reichskanzler Adolf Hitler im Juni 1934 vorgelegt.

In der Öffentlichkeit angekündigt wurde die Errichtung der Kongreßhalle mit folgenden Worten:

„Aus deutscher Erde gebrochen, von deutschem ererbten Können gemeistert und geformt, entsteht hier nach den Ideen und Anweisungen des Führers … ein Zeugnis deutschen Wollens und deutscher Tatkraft.“

Am 15. August 1934 starb Ludwig Ruff überraschend an den Folgen einer Darmoperation in Nürnberg. Die Fortführung der Planung und Ausführung der Kongreßhalle übernahm sein Sohn. Aufgrund des 1939 von England entfesselten europäischen Krieges, der durch den Eintritt der VSA zum Weltkrieg wurde, konnte die Kongreßhalle nicht fertiggestellt werden, die Baueinstellung erfolgte 1943.

Pfeil 2 siehe auch.pngSiehe auch: Kongreßhalle in Nürnberg, mit Galerie

Werke (Auswahl)

  • 1909: Kleinwohnanlage Nürnberg-Gibitzenhof
  • 1911: Gartenstadt Nürnberg-Werderau
  • 1914: Umbau des Apollo-Theaters in Nürnberg
  • 1920: Bankgebäude in Weißenburg in Bayern
  • 1923: Kriegergedächtnisstätte Weißenburg
  • 1926: Kriegerdenkmal in Treuchtlingen]
  • 1927: Phoebus-Palast in Nürnberg, Königstorgraben 11, damals mit 2.043 Sitzplätzen das größte Kino in Franken und eines der größten in Deutschland
  • 1927–1928: Ottonianum in Bamberg
  • 1929: Umbau des Städtischen Mautkellers Nürnberg zur Gastwirtschaft
  • 1934: (Planung zusammen mit Franz Ruff) HJ-Heim Bamberg, Heinrichsdamm
  • 1934: Umbau der Cramer-Klett-Villa in Nürnberg, Cramer-Klett-Straße 4, zum Wohnsitz des Gauleiters Julius Streicher
  • 1934: Planungen für die Kongreßhalle in Nürnberg
  • Fortbildungsschule mit Bibliothek der MAN in Nürnberg
  • Kriegerdenkmal in Hersbruck

Siehe auch

Literatur

  • Mortimer G. Davidson: Kunst in Deutschland 1933–1945, Bd. 3 Architektur, S. 537; Abb. 636–648, Grabert-Verlag, Tübingen 1995, ISBN 978-3-87847-111-0 [Repräsentatives Standardwerk; Atlasformat, 624 Seiten, 1012 Abbildungen. Beschreibung auf der Netzpräsenz des Buchdienstes Hohenrain]