Sanderling, Kurt

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Kurt Sanderling (* 19. September 1912 in Arys, Kreis Johannisburg, Ostpreußen; † 17. September 2011 in Berlin-Pankow) war ein jüdischer Dirigent.

Werdegang

Kurt Sanderling wurde am 19. September 1912 in der Garnisonstadt Arys in Ostpreußen als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Der Vater leitete ein Sägewerk und ging in den späten 1920er Jahren bankrott. 1928 trennte sich die Mutter vom Vater und ging mit Sanderling nach Berlin. Er besuchte ein Internat und dann in Königsberg und Berlin die Schule. In Berlin machte er Abitur. Während der Gymnasialzeit in Königsberg (1922-1926) und in Berlin erhielt er Klavier- und Theorieunterricht, studierte bei Kurt Bendix.[1] Sanderling hatte weder eine Hochschulausbildung noch Unterricht im Dirigieren.[2]

Wirken

Die Berufstätigkeit begann Kurt Sanderling 1931 als Korrepetitor (Assistent) an der Städtischen Oper der Reichshauptstadt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er als Nichtarier 1933 den Posten[1] und wechselte daraufhin zum Jüdischen Kulturbund Berlin-Charlottenburg. Hier übernahm er verschiedene künstlerische Tätigkeiten. 1935 ging er in die Schweiz.[1] Aus einem Urlaub in Italien kehrte Sanderling auf Rat seines Vaters nicht mehr nach Deutschland zurück, sondern besorgte sich über einen in Moskau lebenden Onkel und mit Hilfe seiner Tante Rahel Strassberg ein Visum für die UdSSR. Dort wurde er Konzertmeister beim Moskauer Rundfunk. Im November 1935 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Von 1941 bis 1960 war er mit Jewgeni Mrawinski Leiter der Leningrader Philharmoniker.

Von 1960 bis 1977 wirkte er in der DDR als Chefdirigent des jungen Berliner Sinfonie-Orchesters (BSO) in Ost-Berlin. Zwischen 1964 und 1967 hatte er die Stabführung bei der Dresdner Staatskapelle. Von 1994 bis 1998 war er Kuratoriumsmitglied des Berliner Schauspielhauses. Er leitete auch große amerikanische Orchester und wurde in Kopenhagen, Zürich, Wien, Paris oder Tel Aviv gefeiert.

Auszeichnungen

Er erhielt die höchste DDR-Auszeichnung, den Karl-Marx-Orden. 1992 wurde Sanderling (gemeinsam mit Günter Wand) mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. 1995 ernannte ihn das Londoner Philharmonia Orchestra zum Ehrendirigenten.

Familie

Sein Onkel war der jüdische Ökonom und Bankier Leo Grebler. Sanderlings drei Söhne sind ebenfalls Musiker: Thomas und Stefan sind Dirigenten. Michael Sanderling ist Cellist und seit einigen Jahren ebenfalls Dirigent.

Literatur

  • Kurt Sanderling und Ulrich Roloff-Momin: Andere machen Geschichte, ich machte Musik. Parthas, Berlin 2002, 431 S., Ill., Diskographie, ISBN 3-932529-35-9, (Biographie)

Film

  • Seine Liebe zu Brahms. Kurt Sanderling unterrichtet die 4. Sinfonie. (Mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR) Dokumentation, 60 Min., ein Film von Norbert Beilharz, Erstausstrahlung: 2. November 2003, Inhaltsangabe des SWR

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. Internationales Biographisches Archiv 08/2011