Schmidel, Ulrich

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Ulrich Schmidel

Ulrich „Utz“ Schmidel (auch: Schmidl, Schmiedel, Schmidt; Lebensrune.png um 1510 in Straubing; Todesrune.png Regensburg, Jahr unbekannt) war ein deutscher Landsknecht, der in Diensten der Konquistadoren Spaniens von 1535 bis 1552 an der Eroberung der La-Plata-Länder teilnahm. Der Patrizier, Entdecker, Chronist und späterer Ratsherr gilt als Mitentdecker von Brasilien und Mitbegründer von Buenos Aires. Er ist, neben Hans Staden, einer der wenigen Landsknechte, die ihre Erlebnisse niedergeschrieben haben.

Leben

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Er stammte aus einer wohlhabenden, einflußreichen Familie. Aus seinem Reisebericht ist ersichtlich, daß er eine gute Erziehung erhalten hatte. Ungefähr 25 oder 30 Jahre alt kam er 1534 nach Spanien, nach Cadiz, wo die Schiffe aus Westindien anlegten und ihre Schätze ausluden. Er nahm Dienst auf einem Schiff, das von einem deutschen Kaufherren ausgerüstet worden war und das zusammen mit einer Flotte von 14 Schiffen mit 2500 Spaniern sowie 150 Hochdeutschen, Niederländern und Sachsen am 1. September nebst 72 Pferden an Bord 1534 Spanien verließ, mit dem Vorhaben das Gebiet am Rio de la Plata zu besiedeln.

Die Expedition erreichte die brasilianische Küste und segelte südwärts bis an die Mündung des La Plata, wo auf dem Südufer eine Niederlassung entstand, die den Namen Buenos Aires erhielt. In den nächsten drei Jahren verlebten die Weißen sehr harte Zeiten. Eine Hungersnot brach aus, da die Eingeborenen, die ohnehin ein karges Leben fristeten, sich weigerten Lebensmittel zu liefern. Es kam zu ständigen Kämpfen, die Eingeborenen aber steckten ihre eigenen Siedlungen in Brand und entzogen sich der Verfolgung in den weiten Grasflächen.

Mitte 1537 stieß eine Gruppe, zu der auch Schmidel gehörte, nach Norden vor und gründete am Rio Paraguay ein Fort, aus dem bald eine Stadt entstand, mit dem Namen Santa Maria de Asunción. Schmidel lag dort in Garnison bis 1542, erlebte zahlreiche Kriegszüge, die der Unterwerfung der Indianer dienten, und Beutezüge auf der Suche nach Silber und Gold, die aber nie erfolgreich waren. 1552 erreichte ihn ein Brief seines Bruders Thomas aus Straubing,[1][2] der ihn bat, heimzukommen. Er nahm den Abschied, und mit 20 Indianern als Lastträger marschierte er von Asunción durch Südbrasilien zur Küste.[3]

Als er nach sechs Monaten in São Vicente (Insel des Sankt Vinzenz) ankam, hatte er das Glück, schon nach elf Tagen mit einem unter portugiesischer Flagge fahrendem deutschen Handelsschiff Brasilien zu verlassen. Am 30. September traf er in Lissabon ein, später ging es über Sevilla weiter. Am 26. Januar 1554 betrat er nach nahezu 20jähriger Abwesenheit und nachdem er durch Schiffbruch alle seine Habe verloren hatte, zu Antwerpen den Boden des Vaterlandes, des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wieder, ebenso arm als er ihn verlassen. Im Sommer 1554 erreichte er (u. a. über Augsburg) endlich seine Heimatstadt Straubing in Niederbayern. Thomas starb am 20. September 1554, und Ulrich erbte das Vermögen seines verstorbenen Bruders und wurde Ratsherr. Weil er sich zum Luthertum bekannte, mußte er jedoch Straubing verlassen und ging 1562 nach Regensburg (im folgenden Jahr erhielt er das Bürgerrecht der Reichsstadt und erwarb Haus- und Grundbesitz), wo er es bis zu seinem Tod zwischen 1579 und 1581 zu großem Reichtum brachte.

In den drauffolgenden Jahren schrieb er seine Erlebnisse am Río de la Plata nieder. 1567 verfaßte er einen Bericht in deutscher Sprache, der als „wahrhafftige Historien einer wunderbaren Schiffahrt 1599 in Nürnberg“ veröffentlicht wurde, wodurch er, zusammen mit Álvar Núñez Cabeza de Vaca, zum ersten Geschichtsschreiber Argentiniens und Paraguays wurde.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Robert Lehmann-Nitsche: Ulrich Schmidel, der erste Geschichtsschreiber der La Plata-Länder, 1535-1555 (1912) (PDF-Datei)
  • Johannes E. Mondschein: Ulrich Schmidel von Straubing und seine Reisebeschreibung (1881) (PDF-Datei)
  • Valentin Langmantel: Ulrich Schmidels Reise nach Süd-Amerika in den Jahren 1534 bis 1554: nach der Münchener Handschrift herausgegeben, Literarischer Verein Stuttgart 1889 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Georg Bremer: Unter Kannibalen. Die unerhörten Abenteuer der deutschen Konquistadoren Hans Staden und Ulrich Schmidel, Zürich 1996
  • Mondschein: Schmidl, Ulrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 702 f.

Verweise

Fußnoten

  1. Mitten in diesem wechselvollen Abenteurerleben erhielt er am 25. Juli 1552 durch Vermittlung des Factors der Familie Fugger in Sevilla, Christoph Raiser, einen Brief mit der Bitte um Heimkehr, welchen Sebastian Neithart im Namen des Bruders Thomas Schmidl, fürstlichen Raths in Straubing geschrieben hatte.
  2. Die Fugger sind ein schwäbisches Kaufmannsgeschlecht, das seit der Einwanderung Hans Fuggers aus Graben im Jahr 1367 in der Freien Reichsstadt Augsburg ansässig war. Eine Linie, die Fugger „von der Lilie“, war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts außerordentlich mächtig. Der Name Fugger wurde europaweit zu einem Synonym für unvorstellbaren Reichtum.
  3. Schmidl nahm seinen Abschied und zog in sechsmonatlichem höchst beschwerlichem Marsche von Asuncion quer zu Lande nach Sankt Vincente, wo er sich am 13. Juni 1553 auf einem dem inzwischen verstorbenen Erasmus Schetz in Antwerpen gehörigen und von dessen Factor (Sachwalter, Handelsvertreter) Peter Rös(s)el befehligten Schiffe nach der Heimat einschiffte.