Scholl, Hans
Hans Fritz Scholl ( 22. September 1918 in Ingersheim an der Jagst; hingerichtet 22. Februar 1943 in München) war ein deutscher Student, Mitglied der „Weißen Rose“ und stand in Opposition zum Nationalsozialismus.
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Leben und Wirken
Scholls Vater Robert Scholl war Bürgermeister von Forchtenberg, wo seine Schwester Sophie Scholl zur Welt kam. Seine Erziehung war stark katholisch, wenn auch christlich-humanistisch geprägt.
1933 trat Scholl der Hitler-Jugend (HJ) bei und begeisterte sich für Ideen der Anhänger von Eberhard Koebel („tusk“, → Jugendbewegung), die auch in der HJ vertreten waren. Im Dezember 1937 – Scholl war mittlerweile Offiziersanwärter der Kavallerie in der Cannstatter Reiterkaserne – wurde er verhaftet.
Scholl pflegte homosexuelle Kontakte zu Rolf Futterknecht, der ihn seinerseits des sexuellen Mißbrauchs bezichtigte. Im Strafverfahren 1938 wurde Scholl wegen Unzucht zu einer Haftstrafe von drei Monaten verurteilt, die durch die Unterschungshaft schon abgebüßt war; der Vorwurf wegen „Fortsetzung der Bündischen Jugend“ wurde eingestellt. Die milde Strafe erklärte das Gericht mit einer lediglich „jugendlichen Verirrung“.
Der Journalist Werner Birkenmaier geht aufgrund seiner Untersuchungen davon aus, daß nicht ein übergeordneter Idealismus Scholl zum Widerstand brachte, sondern die schlichte Tatsache, daß er im Dritten Reich seine homosexuellen Neigungen nicht ausleben konnte. Die von ihm angestrebte Offizierslaufbahn war nach der Verurteilung wegen Unzucht ebenfalls unmöglich geworden.[1][2]
Nach dem Reichsarbeitsdienst war er Mitglied der Wehrmacht und studierte anschließend Medizin in München. Beeinflußt vom Gedankengut des katholischen Publizisten Carl Muth und von seinem Professor Kurt Huber unterstützt, organisierte er mit seiner Schwester die Widerstandsgruppe, die als „Weiße Rose“ bekannt wurde. Sie brachten insgesamt rund 7.000 Flugblätter, die auch an anderen Universitäten verteilt wurden, in Umlauf. Sie enthielten den Aufruf zur „Beseitigung des nationalsozialistischen Untermenschentums“ sowie Appelle zur Sabotage von Rüstungsfabriken und anderen Kriegseinrichtungen. Scholl forderte die „direkte, wenn nötig gewaltsame Revolution“.
Um den Krieg zu beenden, forderte er in völliger Verkennung der feindlichen Absichten die „Desertion und einfaches Ablegen der Waffen“.
Am 18. Februar 1943 wurde Scholl mit seiner Schwester bei einer ihrer Flugblattaktionen beobachtet. Die Geschwister Scholl wurden in der Münchner Universität deshalb widerstandslos verhaftet, weil sie zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluß standen, was die gleichgültige Reaktion bei ihrer Festnahme plausibel erklärt. Hans Scholl bekam zudem während des anschließenden Prozesses einem Zeitzeugen zufolge Schüttelkrämpfe – typische Entzugserscheinungen beim Mißbrauch von Opiaten.[3]
Verurteilung und Tod
Es folgte die Verurteilung zum Tode wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof. Er wurde ebenso wie seine Schwester und Mittäterin enthauptet. Sowohl die britische wie auch die sowjetische Propaganda griffen die Taten der Geschwister Scholl dankbar auf und forderten das deutsche Volk auf, ihnen nachzueifern.[4]
BRD-Kult
Wie auch bei seiner Schwester wird der Hochverrat des zwar scheinbar idealistisch geprägten, aber auch unendlich naiven Hans Scholl zum Kult erhoben. Zahlreiche Straßen, Plätze und Schulen sind nach den Geschwistern Scholl benannt. An der Universität München wurde ein Mahnmal errichtet.
Verweise
- Felix Johannes Krömer: Die „Weiße Rose“ – Judenfeindliche Elite-Junkies, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Oktober 2006
- Hören wir endlich auf, das Bild von Halbgöttern zu zeichnen: Drogenkonsumenten, Verräter, Antijudaisten, Der Spiegel, 14. September 2006