Spezialeinsatzkommando

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SEK-Beamte aus Bayern im Einsatz (2014)

Als Spezialeinsatzkommandos (SEK) werden Sondereinheiten der Polizei in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. Da sowohl die Auswahlkriterien wie auch die erweiterte Ausbildung deutlich höhere Anforderungen an die Bewerber eines SEK stellen als an Beamte im normalen Polizeidienst, gelten die SEK als Eliteeinheiten der Polizei.

Gründung

Amoklauf in Münchner Einkaufszentrum (22. Juli 2016), Spezialeinsatzkommandos der Polizei treffen am Tatort ein

Die Gründung der SEKs der Bundesländer geht, wie auch bei der GSG 9, auf das Jahr 1972 zurück. Während der Olympischen Sommerspiele in München verübten Kommandos der Gruppierung „Schwarzer September“ am 5. September 1972 einen Überfall auf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft. Hierbei kamen elf Geiseln, fünf von acht Palästinensern und ein Polizist ums Leben. Danach wurden durch die Innenministerkonferenz die SEKs sowie die MEKs (Mobile Einsatzkommandos) gegründet.

Organisation

Ein SEK kann organisatorisch der Bereitschaftspolizei, dem Innenministerium oder dem Polizeipräsidium angegliedert sein. In den meisten Bundesländern sind sie gemeinsam mit den MEKs den Landeskriminalämtern zugeordnet. Daher gibt es auch unterschiedliche Kriterien für eine Einstellung beim SEK.

Bewerbung

Grundvorausetzung für eine Bewerbung ist eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium im Polizeivollzugsdienst. Zudem muß der Bewerber je nach Bundesland mindestens zwei bis drei Jahre im Wach- und Wechseldienst bzw. in einer Einsatzhundertschaft Berufserfahrung gesammelt haben. Die Altersgrenze liegt zwischen 23 und 34 Jahren. Wer diese Grundvoraussetzungen erfüllt, kann sich für den Dienst beim SEK bewerben und muß sich einem Eignungsauswahlverfahren (EAV) stellen. Frauen sind ebenso zum EAV zugelassen, scheitern jedoch an den hohen körperlichen Anforderungen.

Ein EAV besteht aus verschiedenen Test und Anforderungen an den Bewerber. Es beginnt mit einer umfassenden ärztlichen Eignungsuntersuchung, die über die Vorgaben der Polizeidienstvorschrift 300 hinaus erhöhte Anforderungen an die körperliche Verfassung stellt.

Das Augenmerk wird beim physischen Eignungstest auf sicheren Umgang und Handhabung der Dienstwaffen sowie die sportliche Leistungsfähigkeit wie Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Höhenfestigkeit gerichtet.

Ein kaum trainierbarer, aber wesentlicher Faktor zur Eignung im Bereich des wissenschaftlichen Eignungstests ist die Streßstabilität in emotionalen Ausnahmesituationen. Hinzu kommen Flexibilität, Gruppenverhalten, Aufgabenanalyse und Aufgabenbearbeitung. Konfliktfähigkeit und Einfühlungsvermögen stehen stellvertretend für die zahlreichen Bereiche, die beim wissenschaftlichen Eignungstest geprüft werden.

Erfolgreiche Bewerber treten nach dem bestandenen EAV die Aus-und Fortbildung des SEK an. Die Quote erfolgreicher Bewerber liegt bei ca. 20 %.

Aus- und Fortbildung im SEK

Nach bestandenem EAV werden die Anforderungen in der rund einjährigen Einführungsfortbildung noch einmal deutlich erhöht. Zum Spezialtraining gehören

  • spezielle Festnahmetechniken von Personen sowie Vorgehen im zivilen Einsatz
  • Anhalten von Fahrzeugen und Festnahmeaktionen im laufenden Verkehr
  • Erstürmen von Flugzeugen, Bussen, Bahnen usw.
  • Vorgehensweise und Verhalten bei der Erstürmung von Gebäuden
  • Umgang mit den Standardwaffen der Polizei (Pistole und Maschinenpistole)
  • Handhabung von Sonderwaffen (z. B. Schrotflinten, Gewehren, Irritationskörpern, Elektroschockpistolen usw.)

Nach der Einführungsfortbildung wird das angehende SEK-Mitglied in ein Stammkommando versetzt und erhält eine Probezeit von sechs Monaten. Im Kommando kann sich der Beamte weiter spezialisieren, z. B. als Kletter- und Abseilinstruktor oder als Präzisionsschütze. Wenn keine Einsätze anstehen, bilden sich die Spezialeinsatzkräfte fort und verbessern ihre taktischen Handlungsweisen und ihre Leistungsfähigkeit. Außerdem müssen sich die Beamten einmal im Jahr einer besonderen Leistungsprüfung unterziehen und bei Nichtbestehen die Einheit verlassen.

Einige SEK-Gruppen pflegen mit dem KSK der Bundeswehr ein enges Verhältnis. Alle zwei Jahre treffen sich verschiedene SEK-Einheiten aus dem gesamten Bundesgebiet zum Vergleichswettkampf.

Aufgaben und Einsatzzahlen

Die Hauptaufgabe eines SEK besteht in erster Linie in Zugriffs- und Schutzmaßnahmen zur Verhütung und Verfolgung von Straftaten von erheblicher Bedeutung (Schwerkriminalität). Weitere Aufgabe ist die Abwehr von Lagen gegenwärtiger Gefahr für Leib, Leben und Gesundheit, wenn dafür speziell geschulte und ausgestattete Polizeikräfte notwendig sind.

Die meisten SEK-Einsätze finden in den Medien kaum Erwähnung, denn SEKs sind weit häufiger im Einsatz als vermutet. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2012 884 Einsätze zu Geiselnahmen, Entführungen, zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und zu Bedrohungen mit Waffen verzeichnet.

Nahezu jede Festnahme eines bewaffneten oder als sehr gewalttätig eingestuften Straftäters wird von SEK-Beamten vorgenommen. Besonders oft werden Spezialeinsatzkommandos auch zu sogenannten „Bedrohungslagen“ (z. B. eskalierende Familienstreitigkeiten meistens fremdländischer BRD-Bürger) hinzugezogen.

Hinzu kommen Einsätze zum Schutz von Staatsgästen, die Begleitung von besonders gefährlichen oder ausbruchsverdächtigen Kriminellen bei Gefangenentransporten und Gerichtsprozessen.

Ausrüstung

Beamte eines SEK bei einer Übung

Die Ausrüstung der SEKs geht weit über die normale Dienstausstattung hinaus. Zur Grundausstattung gehören

  • ballistische Schutzwesten und beschußhemmende Schutzschilde
  • Titanhelme mit ballistischem Visier und integriertem Kommunikationssystem mit Aktivgehörschutz und Hör/Sprechanlage
  • reißfester und feuerabweisender Overall sowie Sturmhaube
  • Schlagstock PR-24 / PR-24 XTS
  • Pistolen (Glock 17, SIG Sauer P226 / P228 mit surefire Taschenlampe am Magazin) und je nach Einsatzlage Maschinenpistolen (H&K MP5SD, H&K MP5UMP, H&K MP7A1)
  • Sturmgewehre (SCAR MK17)
  • für Präzisionsschützen spezielle Präzisionsgewehre (H&K PSG1)
  • Schrotflinten zur Abwehr von aggressiven Kampfhunden oder auch zum Öffnen von Türen
  • Pfefferspray, Atemschutzmasken
  • Irritationskörper (Blendgranaten)
  • spezielle Handschuhe und Einsatzuhren
  • Leatherman Multifunktionswerkzeug und Messer
  • Rammbock zum Öffnen von Türen
  • SEK-Sanitätsrucksack zur ersten Hilfe

Hinzu kommen Spezialfahrzeuge verschiedener Fahrzeughersteller mit eingebautem Martinshorn und Magnetblaulichtern sowie schwere Kraftfahrzeuge mit einen Mobilrampensystem zum schnellen Stürmen von Gebäuden, Flugzeugen oder Bussen.

Teilweise nutzen SEKs Präzisionsgewehre im übergroßen Kaliber .50 BMG, welche bei Einsatzlagen auf großen Freiflächen wie Flughäfen und Hafenanlagen, aber auch auf Seen, bei Einsätzen im Hochgebirge (SEK Südbayern) und in Städten mit hohen Gebäuden wie Frankfurt am Main zum Einsatz kommen. Da ein SEK stets mit Schwerkriminellen zu tun hat, schützen die Beamten ihre Identität vor möglichen Racheakten mit feuerfesten Sturmhauben. Das SEK tritt aber auch zivil in Aktion, um bei Schnellzugriffen auf Schwerkriminelle nicht von vornherein erkannt zu werden.

Bewerberzahlen und Vergütung

Der Dienst in einem SEK verlangt ein hohes Maß an Idealismus, da die Vergütung nur geringfügig über den gewöhnlichen Bezügen eines Polizeibeamten im normalen Polizeidienst liegt. Da der Beruf als Polizist des SEK ein Hochrisikoberuf ist, gleicht die Zulage von 153,39 Euro (Stand: 2016) lediglich die erhöhten Versicherungsprämien aus. Die Maximalzulage von 400 Euro pro Monat[1] erhalten lediglich Angehörige der GSG-9 der Bundespolizei.

Nach Auskunft eines SEK-Ausbilders aus Berlin gehen die Bewerberzahlen seit Jahren drastisch zurück. Während sich früher zum Stichtag rund 125 Bewerber meldeten, waren es 2012 nur noch 25. Die Generationen heute seien weicher als früher und mehr an einem sicheren Posten interessiert, als sich dem eigenen Charakter und Körper zu stellen.

Politische Korrektheit und Willkommenskultur beim SEK

Im September 2015 kam ein SEK aus Berlin gegen die Ibrahim-Al-Khalil-Moschee und den mutmaßlich radikalen Vorbeter Abdel Qader D. zum Einsatz. Der Haßprediger stand unter Verdacht, Rekruten für die Terrororganisation Islamischer Staat geworben zu haben. Zudem gab es den Verdacht auf Vorbereitung und Ausführung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Die Moschee wurde vom SEK auf Socken betreten, um die religiösen Gefühle der Islamisten nicht zu verletzen.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Emil Pallay: Zugriff, Heyne-Verlag, 2012, ISBN 3453602404
  • Peter Schulz: SEK – ein Insiderbericht, Bastei Lübbe, 2013, ISBN 378572487X
  • Reinhard Scholzen: SEK – Spezialkommandos der deutschen Polizei, Motorbuch, 5. Auflage 2006, ISBN 3613020165

Verweise

Filmbeiträge

Dokumentation „SEK Sachsen-Anhalt“

Fußnoten

  1. Verordnung über die Gewährung von Erschwerniszulagen (Erschwerniszulagenverordnung – EZulV) § 22 Zulage für besondere Einsätze; Stand: 2017
  2. SEK kommt auf Socken zur Terrorrazzia in Tempelhof, Berliner Zeitung, 22. September 2015