Stehr, Hermann

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Hermann Stehr (1911)

Hermann Stehr (Lebensrune.png 16. Februar 1864 in Habelschwerdt; Todesrune.png 11. September 1940 in Oberschreiberhau) war ein deutscher Dichter aus der Grafschaft Glatz (Schlesien).

Leben und Wirken

Hermann Stehr wurde als Sohn eines armen Sattlers geboren und arbeitete ab 1887 als Volksschullehrer. Infolge von Veröffentlichungen, in denen er Zweifel an den Glaubenssätzen der katholischen Kirche äußerte, wurde er mehrfach in die entlegensten Walddörfer der Grafschaft Glatz strafversetzt, zuletzt nach Dittersbach bei Waldenburg. 1915 gelang es Hermann Stehr, freier Schriftsteller mit Wohnsitz in Warmbrunn (Mandelhaus) zu werden. Sein Werk „Der Heiligenhof“ (2 Bde., 1918) bedeutete den Durchbruch in seinem literarischen Schaffen. Mit ihm stieg Hermann Stehr zu einem gefeierten Dichter auf. 1926 siedelte er sich im schlesischen Schreiberhau (Faberhaus) an. Er war 1926 Gründungsmitglied der Preußischen Dichterakademie, einer Unterabteilung der Preußischen Akademie der Künste. Der Nationalsozialismus erkannte in Hermann Stehr einen Künder deutscher Seele und Autor völkischer Erdverbundenheit. Im Jahr 1935 wurde er in den Reichskultursenat des Deutschen Reiches aufgenommen. 1940 starb Hermann Stehr zurückgezogen in Schreiberhau im Alter von 76 Jahren und wurde auf dem Habelschwerdter Florianberg bestattet. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion Ostdeutschlands durch Polen wurde sein zwischenzeitlich nicht lokalisierbares Grab 2007 auf dem Florianberg an der alten Stelle wiedergefunden. Es war unberührt, lediglich die Aufbauten waren gestohlen worden. Im Jahr 2009 soll das Grab wiederhergestellt worden sein.

In Wangen im Allgäu gab es ein Hermann-Stehr-Archiv, das mit über 1.000 ungedruckten Gedichten sowie den Vorarbeiten zu zwölf ungedruckten Romanen aufwarten konnte (heute Deutsches Literaturarchiv Marbach). Der Teilnachlaß von Hermann Stehr befindet sich in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.

Dichterische Gestalt

Unter dem Einfluß des Naturalismus und der schlesischen Mystik Jacob Böhmes wandte sich Stehr in seinen Werken zunächst den in sozialer Not und Armut lebenden Menschen seiner engeren Heimat zu (Der Schindelmacher, 1899); später dominierte die religiös-mystische Interpretation der menschlichen Existenz.

Ehrungen

  • 1932 Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
  • 1933 Goethepreis der Stadt Frankfurt
  • 1934 Adlerschild des Deutschen Reiches
  • 1934 Ehrendoktor der Universität Breslau
  • 1937, zum 73. Geburtstag, benannte Habelschwerdt den Stadtbergturm nach dem Torwächter Willmann aus Stehrs Roman Drei Nächte in Willmannsturm.
  • Eine Straße von Waldenburg-Dittersbach, in der er als Lehrer tätig war, wurde nach ihm benannt.
  • Mehrere Straßen oder Wege wie in Bad Warmbrunn, Bremen, Münster und in Neuenkirchen tragen seinen Namen. 2012 benannte das politische Personal der Stadt Steinfurt die den Namen des Dichters führende Stehrstraße in Ringelnatzstraße um.

Schriften

  • Auf Leben und Tod, Zwei Erzählungen, S. Fischer, Berlin 1898
  • Der Schindelmacher, Novelle, Fischer, Berlin 1899 (PDF-Datei)
  • Leonore Griebel, Roman, Fischer, Berlin 1900 (PDF-Datei)
  • Das letzte Kind, Novelle, Fischer, Berlin 1903
  • Meta Konegen, Drama in fünf Akten, Fischer, Berlin 1904
  • Der begrabene Gott, Roman, Fischer, Berlin 1905 (PDF-Datei)
  • Drei Nächte, Roman, Fischer, Berlin 1909
  • Geschichten aus dem Mandelhause, Fischer, Berlin 1913
  • Das Abendrot, Novellen, Fischer, Berlin 1916
  • Der Heiligenhof, 2 Bände, Fischer, Berlin 1918 (Vollständige Ausgabe in einem Band PDF-Datei)
    • Neuausgabe in einem Band: Droemersche Verlagsanstalt, München 1954
  • Lebensbuch, Gedichte aus zwei Jahrzehnten, Fischer, Berlin 1920 (PDF-Datei)
  • Die Krähen, Novellen, Fischer, Berlin 1921
  • Wendelin Heinelt, Ein Märchen, Friedrich Lintz Verlag, Trier 1923
  • Der Schatten, Novelle, Gesellschaft der Bücherfreunde, Chemnitz 1924
  • Peter Brindeisener, Roman, Friedr. Lintz Verlag, Trier 1924
  • Hanns Fechner: Menschen, die ich malte. Mit 17 Abbildungen nach eigenen Werken. Vorwort von Hermann Stehr (Über Wilhelm Raabe, Anton von Werner, Theodor Fontane, Gerhart Hauptmann, Wilhelm Bölsche u. a), Rembrandt-Verlag, Berlin 1927
  • Der Geigenmacher, Eine Geschichte, Horen-Verlag, Berlin 1926
  • Nathanael Maechler, Roman, Horen-Verlag, Berlin-Grunewald 1929
  • Das Haus zu den Wasserjungfern, Paul List Verlag, Leipzig 1929
  • Das Märchen vom deutschen Herzen, Drei Geschichten, Paul List Verlag, Leipzig 1929
  • Mythen und Mähren, Paul List Verlag, Leipzig 1929
  • Meister Cajetan, Horen-Verlag, Berlin 1931
  • Über äußeres und inneres Leben, Horen-Verlag, Leipzig und Berlin 1931
  • An der Tür des Jenseits, Zwei Novellen, Albert Langen/Georg Müller, München 1932
  • Die Nachkommen, Paul List Verlag, Leipzig 1933 (2. Band der Roman-Trilogie „Das Geschlecht der Maechler, Roman einer deutschen Familie“)
  • Gudnatz, Insel-Bücherei, Insel-Verlag, Leipzig 1934
  • Das Stundenglas, Reden/Schriften/Tagebücher, Paul List Verlag, Leipzig 1936
  • Der Mittelgarten. Ausgewählte frühe und neue Gedichte, Paul List Verlag, Leipzig 1936
  • Schlesien, Velhagen und Klasing, Bielefeld 1937 (Einleitung zu einem Bildband)
  • Der Himmelsschlüssel. Eine Geschichte zwischen Himmel und Erde, Paul List Verlag, Leipzig 1939
  • Von Mensch und Gott. Worte des Dichters. Ausgewählt von Emil Freitag, Paul List Verlag, Leipzig 1939
  • Droben Gnade drunten Recht – Das Geschlecht der Maechler. Roman einer Deutschen Familie, Paul List Verlag, Leipzig 1944 (Neufassung)
  • Damian oder Das große Schermesser, Paul List Verlag, Leipzig (1944) „Das Geschlecht der Maechler Band 3“
  • Cajetan, Novelle, Paul List Verlag, Leipzig 1944, Sonderauflage, Frontbuchhandelsausgabe für die Wehrmacht
  • Hermann Stehr. Walter Rathenau. Zwiegespräche über den Zeiten. Geschichte einer Freundschaft in Briefen und Dokumenten, hrsg. von Ursula Meridies-Stehr, Paul List Verlag, Leipzig und München 1946
  • Das Mandelhaus, Paul List Verlag, München 1953
  • Hermann Stehr – Schlesier, Deutscher, Europäer. Ein Gedenkbuch zum 100. Geburtstag des Dichters, Holzner Verlag, Würzburg 1964

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Baumgart: Hermann Stehr, 3. Aufl.: Gauverl.-NS.-Schlesien, Breslau 1943
  • G. Blanke: Hermann Stehrs Menschengestaltung, 1939
  • Hermann Böschenstein: Hermann Stehr – Einführung in die Stimmung seines Werkes, Priebatsch, Breslau 1935 (= Sprache und Kultur der germanisch-romanischen Völker; Reihe B, Germanistische Reihe; 15)
  • Emil Freitag: Hermann Stehr – Gehalt und Gestalt seiner Dichtung, Wolters, Groningen u. a. 1936
  • Martin Krebs: Hermann Stehr – Sein Werk im Zusammenhange des religiösen Bewußtseins der Gegenwart, Limburger Vereinsdr., Limburg 1932
  • Stephan Lobe: Wirkungsgeschichte Hermann Stehrs und seines Werkes, Univ. Diss., Köln 1976
  • Wilhelm Meridies: Hermann Stehr – Sein Leben und Werk, Holzner, Würzburg 1964
  • Hans Moritz Meyer: Das Übersinnliche bei Hermann Stehr, Nachdruck d. Ausg. Berlin 1936, Kraus, Nendeln/Liechtenstein 1967
  • Werner Milch: Hermann Stehr – Seine dichterische Welt und ihre Probleme, Goldstein, Berlin 1934
  • Erich Mühle: Hermann Stehr – Ein deutscher Gottsucher der Gegenwart, Truckenmüller, Stuttgart 1937 (= Deutsches Wesen; 4/5)
  • Fritz Richter: Hermann-Stehr-Bibliographie. 1898–1964, Holzner, Würzburg 1965
  • Walter Schlusnus: Die Frage der Polarität und der Einheit im Werk Hermann Stehrs, Univ. Diss., Königsberg 1938
  • Wilhelm Meridies (Hg.): Wege zu Hermann Stehr – Festschrift des Hermann Stehr-Archivs zum 100. Geburtstag des Dichters, Holzner, Würzburg 1964
  • Joseph Wittig: Hermann Stehrs Siebziger Geburtstag, Guda Obend 1935
  • Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934