Habelschwerdt
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Niederschlesien |
Landkreis: | Habelschwerdt |
Provinz: | Schlesien |
Einwohner (1939): | 7.077 |
Koordinaten: | 50° 18′ N, 16° 39′ O |
Habelschwerdt befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Habelschwerdt ist eine deutsche Stadt im Kreis Habelschwerdt in Niederschlesien.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Habelschwerdt liegt im Glatzer Kessel, am Fuß des Habelschwerdter Gebirges und am linken Ufer der Glatzer Neiße bei der Einmündung der Weistritz. Die Entfernung zum nördlich gelegenen Glatz beträgt 20 km.
Geschichte
Frühe Geschichte
Habelschwerdt wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelegt von Gallus von Lemberg gegründet, dem das Glatzer Land damals gehörte und der mit der 1995 heilig gesprochenen Sdislau verheiratet war. Die Gründung erfolgte durch deutsche Siedler. Die politischen und kirchlichen Herrschaftsverhältnisse von Habelschwerdt sind bis in die Neuzeit weitgehend identisch mit der Geschichte der ehemaligen Grafschaft Glatz, zu der es gehörte.
Nachdem eine Stadtmauer errichtet worden war, verlieh König Johann von Böhmen 1319 Habelschwerdt den Rang einer königlichen Immediatstadt. Das Privileg wurde durch Johanns Sohn Karl IV. 1348 erneuert. Im selben Jahr erwarb dieser in seiner Eigenschaft als König von Böhmen die Erbvogtei, wodurch die späteren Vögte königliche Beamte waren. Der seit dieser Zeit bestehende Gerichtsdistrikt Habelschwerdt umfaßte den Süden des Glatzer Landes.
Durch seine Lage an der alten Handelsstraße von Breslau über Glatz und Mittelwalde nach Wien, die schräg über den Ring führte, erlangte Habelschwerdt eine wirtschaftliche Bedeutung. Es entwickelte sich zu einer Handwerkerstadt, vor allem der Tuchmacher und Leinenweber. Für 1319 ist eine Walkmühle nachgewiesen, für 1397 die Zunft der Tuchmacher. 1381 wurde vor dem Niedertor das Antonius-Hospital mit einer Kirche begründet, 1399 vor dem Glatzer Tor ein Aussätzigenhospital.
In den Hussitenkriegen wurde die Stadt 1429 weitgehend zerstört und 1469 von den gegen den böhmischen König Georg von Podiebrad kämpfenden Schlesiern, die auf seiten des ungarischen Königs Matthias Korvinus standen, gebrandschatzt. Nach einem Stadtbrand von 1475 wurde die Stadt wiederaufgebaut. Während der Reformation wandte sich die Bevölkerung vor allem den Schwenckfeldern und den Wiedertäufern zu, nach deren Verbot 1548 dem Luthertum.
Neuere Geschichte
Von 1563–1576 wirkte der lutherische Prediger Kaspar Elogius an der Stadtpfarrkirche. 1586 erwarb die Stadt die königliche Mühle und den kaiserlichen Zoll, um 1600 weitere Ländereien. 1604–1617 besaß sie die Vogteirechte und 1617 die Obergerichtsbarkeit.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt von den Schweden geplündert. Im Zuge der Gegenreformation durfte die Bevölkerung 1628–1629 zum katholischen Glauben zurückkehren oder auswandern.
Im Zweiten Schlesischen Krieg brandschatzten ungarische Truppen und Trencksche Panduren die Stadt. Unmittelbar vor der Stadt siegten am 14. Februar 1745 die Preußen unter Johann von Lehwaldt über die Österreicher unter General Franz Wenzel Graf von Wallis. Nach dem Hubertusburger Frieden fiel Habelschwerdt 1763 zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preußen.
Während des Bayerischen Erbfolgekrieges besiegte am 18. Januar 1779 ein österreichisches Korps unter Dagobert Sigmund von Wurmser bei Habelschwerdt die Preußen und machte viele Gefangene.
Ab 1818 war Habelschwerdt Sitz des Landkreises Habelschwerdt, der aus den Distrikten Habelschwerdt und Landeck gebildet worden war. Nachdem im 19. Jahrhundert die Tuchmacherei und die Leinenweberei an Bedeutung verlor, entwickelte sich ab 1860 die Holzindustrie, die zur Gründung von drei Zündholzfabriken führte. Eine Bedeutung erlangte Habelschwerdt auch als Schulstadt. Von 1766-1776 und von 1871-1925 beherbergte es das Lehrerseminar, für das 1872 ein Neurenaissancebau errichtet wurde. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung wurde ab 1875 mit dem Eisenbahnanschluß der Strecke Glatz–Habelschwerdt–Mittelwalde günstig beeinflusst. 1930 erwarb Habelschwerdt die Herrschaft Grafenort mit umfangreichem Waldbesitz.
Bekannte, in Habelschwerdt geborene Personen
- Rudolf Bial (1834–1881), Komponist und Theaterdirektor
- Paul Futter (1865–1938), Heimatdichter
- Georg Gloger (1603–1631), Dichter
- Ferdinand Hauck (1805–1871), Flügelbauer
- Wenzeslaus Hauck (?–1834), Pianist und Komponist für Instrumentalmusik, Musiklehrer am Königlichen Hof in Berlin
- Paul Mittmann (1868–1920), Komponist, u. a. des Heemteliedels und des Schlesierliedes
- Theodor von Mörner (1817–1874), Historiker und Archivar
- Hermann Stehr (1864–1940), Dichter
- Albrecht Thamm (1839–1882), Bildhauer
- Joseph Thamm (1804–1865), Illustrator, Maler und Autor. Herausgeber einer Geschichte der Stadt Habelschwerdt (1841)
- Titus Ullrich (1813–1891), Dichter und Kunstkritiker
- Walther von Wiese und Kaiserswaldau (1879–?), Major und Stabsführer des Reichsverbandes Deutscher Offiziere
Großstädte mit über 100.000 Einwohnern:
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