Streckfuß, Adolf Friedrich Karl
Adolf Friedrich Karl Streckfuß (auch: Adolph, Carl und Streckfuss; Pseudonym: Leberecht Fromm; 20. September 1779 in Gera; 26. Juli 1844 in Berlin) war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Jurist. Er ist der Vater des Schriftstellers Adolf Streckfuß. Zu seinen großen Taten als Herausgeber gehören mit Abstand die sämtlichen Werke des Freiheitskämpfers Theodor Körner, die er seit 1834 „im Auftrage der Mutter des Dichters“ in mehreren Auflagen herausgab.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- Streckfuß, Adolph Friedrich Karl (Schriftsteller, geb. zu Gera 20. September 1779, gest. in Berlin auf der Durchreise am 26. Juli 1844). Im Kaiserstaate, wo er mehrere Jahre lebte, legte er den Grund zu dem Rufe, den er später als Uebersetzer erlangte. Seine wissenschaftliche Vorbildung genoß er auf dem Gymnasium zu Zeitz, wo sein Vater als Buchhalter in einer Fabrik angestellt war. 1797 bezog er die Universität Leipzig, um sich den Rechtswissenschaften zu widmen. Nach beendeten Studien arbeitete er im Justizamte zu Dresden, welches er 1801 verließ, dem Rufe seines Oheims nach Triest folgend, in dessen Hause er zwei Jahre als Erzieher zubrachte. Während seines Aufenthaltes daselbst widmete er sich mit großem Eifer dem Studium des italienischen Idioms. welches er theoretisch durch Lectüre der großen Classiker, praktisch durch tägliche Redeübung im Umgange mit Italienern erlernte. [368] Von Triest ging er im Jahre 1803 als Erzieher nach Wien, wo er mit den besten Schriftstellern viel verkehrte und namentlich ein häufiger Gast im Hause des Dichters Heinrich von Collin und der gefeierten Karoline Pichler war. Aus der Zeit seines Aufenthaltes in Wien stammt die erste Sammlung seiner Poesien, welche unter dem einfachen Titel „Gedichte“ (Wien 1804, Degen, 8°.) im Druck erschien, verbesserte Auflagen aber 1811 und 1823 in Leipzig bei Brockhaus erlebte; ferner die Idylle „Ruth. Ein Gedicht in vier Gesängen“ (Wien 1805, Schaumburg und Comp.), wohl seine beste Original-Schöpfung. Auch gab er gemeinschaftlich mit G. F. Treitschke eine „Auswahl verschiedener Gedichte von Collin, Haug, Horn u. s. w.“ (Wien 1805, Degen), und den „Musenalmanach für das Jahr 1805“ (Wien, Armbruster, 12°.) heraus, an den sich jener für das Jahr 1808, von A. Kuhn und Treitschke (Wien, Wallishausser, gr. 12°.) anschließt. In dem in Wien bei Pichler während der Jahre 1801 bis 1806 erschienenen „Oesterreichischen Taschenbuch“ finden wir neben Dichtungen und Aufsätzen von F. Collin, Michael Denis, Gottlieb von Leon, Haschka, Karoline Pichler, F. J. Ratschky, Jos. Fr. von Retzer, auch Streckfuß vertreten. 1807 kehrte dieser nach Sachsen zurück, wo er als Secretär bei der Stiftsregierung in Zeitz Anstellung fand. Im Jahre 1812 kam er als geheimer Secretär nach Dresden, wurde 1813 geheimer Referendar und 1819 als geheimer Regierungsrath nach Berlin ins Ministerium des Innern, berufen. Ende 1840 zum Mitgliede des Staatsrathes ernannt, nahm er 1843 als wirklicher geheimer Oberregierungsrath seinen Abschied und zog sich nach Zeitz zurück. Aber nicht lange genoß er seinen Ruhestand, da er schon im folgenden Jahre, im Alter von 65 Jahren starb. Die Titel seiner übrigen Schriften sind: „Zwei Märchen nach Gozzi“ (Berlin 1805, Nauck, 8°.); – „Marie Belmonte. Trauerspiel in fünf Acten“ (Zeitz 1807, Webel, 12°.); – „Altimor und Zomira. Ein Gedicht in sechs Gesängen“ (Leipzig 1808, Göschen, 8°.); – „Julie von Lindau oder Wille, Natur und Verhängniss“, 2 Theile (Leipzig 1810; 2. Aufl. 1815, Fleischer, 8°.); – „Clementine Wallner. Ein Roman“ (Leipzig 1811, Fleischer, 8°.); – „Erzählungen“ (Dresden 1813, Arnold, 8°.); – „Erzählungen“, 2 Bändchen (Berlin 1830, Dunker und Humblot, gr. 12°.); – „Neuere Dichtungen“ (Halle 1834, Schwetschke und Sohn, 8°.). – Seine Hauptarbeiten aber sind die Uebersetzungen der italienischen großen Dichter Ariosto, Dante, Manzoni, Tasso, und zwar: „Ludov. Ariosto’s rasender Roland“, 6 Bände (Halle 1818–1820, Schwetschke und Sohn, 8°.), wovon eine zweite umgearbeitete Auflage in den im nämlichen Verlage herausgegebenen, Meisterwerken der italienischen Dichtkunst“ (Halle 1839 und 1840) herauskam; – ferner in eben dieser Sammlung: „Dante Aligheri’s göttliche Komödie. Uebersetzt und erläutert“[1] (9. Aufl. 1871), welche jüngster Zeit in von Dr. Rud. Pfleiderer berichtigter Uebertragung und umgearbeiteter Erklärung neu bearbeitet (bei Phil. Reclam jun. Heft 796–800) erschienen ist; – dann „Torquato Tasso’s: Das befreite Jerusalem“, 2 Bände (Leipzig 1822; 2. Aufl. 1835, Brockhaus), wozu er später noch „Torquato’s Leben mit Proben aus den Gedichten: Rinaldo und Aminta, und dem Dialog: Der Familienvater“ [369] (Berlin 1840, Dunker, 8°.) hinzufügte. Auch übersetzte er Alessandro Manzoni’s Trauerspiel „Adelgis“ (Berlin 1827, Trautwein). In seinem Fache als Jurist veröffentlichte er die Abhandlungen: „Ueber die preussische Städteordnung“ (Berlin 1828), und „Die beiden preussischen Städteordnungen verglichen“ (ebd. 1841) als Gegner Friedrich von Raumer’s, welcher bekanntlich auch über diesen Gegenstand geschrieben hat. Als dann im Jahre 1833 der Entwurf einer neuen Judenordnung für die preußischen Staaten erschien, für deren Verfasser man ihn hielt, sprach er seine Ansicht in der Schrift: „Ueber das Verhältniss der Juden zu den christlichen Staaten“ (Berlin 1833) aus, worin er offen als Gegner der Juden auftritt’, er rief damit eine Menge Entgegnungen zu Gunsten des Judenthums hervor. Eine zweite 1843 erschienene Schrift gleichen Titels und eine Broschüre „Ueber die Garantien der preussischen Zustände“ (Halle 1839) schließen seine fachschriftstellerische Thätigkeit ab. Noch erwähnen wir, daß er im Auftrage der Mutter Theodor Körner’s 1834 die Gesammtausgabe von dessen Werken besorgte, wovon seither mehrere Auflagen erschienen sind. Das Beste hat Streckfuß jedenfalls als Uebersetzer geleistet. In Ariosto’s „Rasendem Roland“ ist wohl noch das Ringen mit Sprache und Gedanken zu erkennen, dagegen steht sein „Befreites Jerusalem“ von Tasso der anerkannt trefflichen Uebersetzung von Gries ebenbürtig zur Seite; und von der Streckfuß’schen Uebertragung der „Göttlichen Komödie“ Dante’s sagt Pfarrer Dr. Pfleiderer, daß sie in ihrer Totalität jenen unvergänglichen Reiz schwungvoller poetischer Frische, sprachlicher Eleganz und populärer Verständlichkeit besitzt, wodurch sie seit Jahrzehnten sich eingebürgert hat.[2]
Werke (Auswahl)
- Gedichte. Verlag Degen, Wien 1804
- Ruth, ein Gedicht in vier Gesängen, 1805
- Altimor und Zomira, 1807
- Marie Belmont, 1807
- Julie von Lindau oder: Wille, Natur und Verhängniß. Gerhard Fleischer der Jüngere, Leipzig 1810
- Gedichte, 1811
- Clementine Wallner, 1811
- Erzählungen, 1814/1830
- Band 1 (1814)
- Band 2 (1830)
- Band 3 (1830)
- Der Traum – Eligie, den Manen der Geschwister Theodor und Emma Körner geweiht, Gedicht aus dem März 1815, in: „Urania – Taschenbuch auf das Jahr 1822“, F. A. Brockhaus, Leipzig 1822
- Ueber das Verhältnis der Juden zu den christlichen Staaten. Verlag C. Schwetschke, Halle 1833
- Neuere Dichtungen. Schwetschke, Halle 1834
- Der Preussen Huldigungsfest, nach amtlichen und anderen sicheren Nachrichten. Berlin 1840
- Ueber das Verhältnis der Juden zu den christlichen Staaten. Zweite Schrift unter diesem Titel. Berlin 1843
- Katechismus für Stadtverordnete der Preussischen Städte, T. Trautwein, Berlin 1832
Herausgeberschaft
- Karl Streckfuß: Theodor Körner’s sämmtliche Werke (PDF-Datei), 3. Auflage, Berlin 1838 (Erstausgabe 1834, 2. 1836, 5. und 6. Ausgabe 1855 und 1860 jeweils in vier Bänden, 1861 und 1866 in einem Band)