Sturmpanzerwagen A7V
Der Sturmpanzerwagen A7V war der erste und einzige im Deutschen Reich in Serie produzierte Panzerkampfwagen, der vom Deutschen Heer an der Kriegsfront eingesetzt wurde und als Antwort auf die aufkommenden britischen Mark I Tanks dienten. Jedoch kam die Entwicklung und Produktion zu spät, um noch kriegsentscheidend eingesetzt werden zu können.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Der Prototyp des A7V nach einem Entwurf des Ingenieurs Joseph Vollmer wurde im Januar 1917 bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) in Berlin-Marienfelde vorgeführt. Er erhielt seinen Namen in Anlehnung an das Amt der Abteilung 7 Verkehrswesen. Es gab allerdings weitere deutsche gepanzerte Fahrzeuge, so der Überlandwagen „Bremer-Wagen“ und die gepanzerte Artilleriezugmaschinen „Marienwagen“ (I, II und III).
Geschichte
- „Im September 1916 tauchten an der Westfront die ersten britischen Mark I Tanks auf. Zwar erzielten diese bei ihren ersten Einsätzen keine nennenswerten Erfolge, der psychologische Schock auf die deutschen Soldaten hingegen war deutlich größer. Von der Obersten Heeresleitung erging schließlich am 13. November 1916 der Auftrag an die Verkehrstechnische Prüfungskommission einen ebenbürtigen Panzerkraftwagen (die Bezeichnung Sturmpanzerwagen erfolgte erst am 22. September 1918) entwickeln zu lassen. Aus Tarnungsgründen erhielt das Projekt die Bezeichnung A7V, angelehnt an die zuständige Verkehrsabteilung. Die Anforderungen an das Fahrzeug wurden bereits zu Beginn spezifiziert:
- Gesamtgewicht rund 30 Tonnen
- Geländegängigkeit
- Schützengräben bis zu 1,5 Meter sollten überwunden werden können
- Die Straßengeschwindigkeit sollte mindestens 12 km/h betragen
- 80 bis 100 PS als Motorleistung hielt man für ausreichend
- Die Entwicklung wurden vom zuständigen Amt in Zusammenarbeit mit dem Oberingenieur Vollmer durchgeführt. Die Konstruktion des Laufwerkes wurde an die Firma Holt-Caterpillar in Bukarest vergeben. Bereits am 22. Dezember 1916 lagen die ersten Konstruktionszeichnungen vor, wobei diese Varianten mit 2 statt mit 1 Motor ausgestattet waren. Der Vorschlag des Amtes das Projekt in der Dringlichkeit ganz nach oben zu setzen wurde jedoch von der obersten Heeresleitung abgewiesen. Die Vorstellung des ersten Prototyps fand am 30. April 1917 in Marienfelde statt, wobei das dort gezeigte Fahrzeug noch keine Panzerung besaß sondern einen Holzaufbau. Die Vorstellung verlief zur Zufriedenheit der obersten Heeresleitung, jedoch konnte man sich anschließend nicht auf die Hauptbewaffnung der Fahrzeuge einigen. Eine Entscheidung über diesen Bereich erfolgte erst im Frühjahr 1918, wobei man sich auf die 5,7 cm Kasemattkanone einigte, die in Belgien massenhaft erbeutet wurden. Statt wie zuerst geplant vorne und hinten diese Waffe einzubauen, sollte in der Endfassung des Fahrzeuges nur noch 1 Kanone eingebaut werden mit Zielrichtung vorne. Im Gegenzug wurde die Anzahl der Maschinengewehre von 4 auf 6 erhöht. Die Vorführung der endgültigen Version erfolgte schließlich am 14. Mai 1917 in Mainz.
- Die Auslieferung des ersten einsatzfähigen A7V erfolgte Ende Oktober 1917. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Sturmpanzerwagen Abteilungen 1 und 2 gebildet deren Personal aus 5 Offizieren und 109 Unteroffizieren und Mannschaften bestand. Pro Abteilung waren 5 A7V Wagen sowie 9 RadKfz vorgesehen. Die Aufstellung der Abteilung 3 erfolgte etwas später am 6. November 1917. Die Ausbildung der Abteilung 1 begann im Frühjahr 1918 bei Sedan. Es wurden neue Taktiken der Wagen im Zusammenspiel mit Stoßtruppen und Infanterie erprobt. Am 21. März 1918 begann mit der Frühjahrsoffensive ‚Michael‘ bei St. Quentin die Feuertaufe der neuen Sturmpanzerwagen. Ende März führten die Abteilungen 1 und 2 erstmal eine gemeinsame Offensive durch und am 24. April kam es bei Villers-Bretonneux an der Somme zum ersten Zusammentreffen mit britischen Tanks. [...] Ursprünglich hatte die Oberste Heeresleitung 38 der Sturmpanzerwagen bestellt, verringerte dies jedoch auf 20 Wagen um zum einen die knappen Rohstoffe in den U-Boot- und Flugzeugbau zu stecken, zum anderen sollten mit den vorhandenen Wagen erstmal Erfahrungen gesammelt werden. Insgesamt konnten sich die Sturmpanzerwagen bewähren, da diese den britischen Tanks in Puncto Panzerung und Feuerkraft überlegen waren. Jedoch beherrschten von Beginn an Probleme mit der mangelnden Standfestigkeit der Antriebe sowie die geringe Einsatzzeit die Wagen. Einsätze konnten in der Regel nur wenige Stunden durchgeführt werden, anschließend musste der komplette Wagen Generalüberholt werden. Zudem konnten die 20 deutschen Wagen gegenüber den 6.000 gepanzerten Fahrzeugen der Alliierten nichts ausrichten.“[1]
Die Sturmpanzerwagen
- 501 „Gretchen“; StPzKrW-Abt. 1, dann StPzKrW-Abt. 3, dann StPzKrW-Abt. 1; Bis Kriegsende im Heer
- 502 / 503 „Faust“; StPzKrW-Abt. 1, dann StPzKrW-Abt. 3; Aufgegeben im Oktober 1918 und von Briten vor Ort verschrottet
- Nach Defekt des Chassis 502 wurde im März 1918 der Aufbau auf die Chassis 503 gesetzt.
- 504 / 544 „Schnuck“; StPzKrW-Abt. 2; Durch Briten zurückerbeutet, 1919 verschrottet
- 505 „Baden I“; StPzKrW-Abt. 1, dann StPzKrW-Abt. 3; Bis Kriegsende im Heer
- 506 „Mephisto“; StPzKrW-Abt. 1, dann StPzKrW-Abt. 3; Durch Australier erbeutet, steht heute im Museum
- in der Nacht zum 25. April 1918 versehentlich gesprengt; lag noch bis Juni hinter deutschen Linien; am 14. Juli 1918 wurde „Mephisto“ von den Australiern erbeutet.
- 507 „Cyklop“; StPzKrW-Abt. 1, dann StPzKrW-Abt. 3; Bis Kriegsende im Heer
- 525 „Siegfried“; StPzKrW-Abt. 2; Bis Kriegsende im Heer
- 526 „?“; StPzKrW-Abt. 1; Ausgeschlachtet
- 527 „Lotti“; StPzKrW-Abt. 1; Am 1. Juni 1918 festgefahren, aufgegeben und 1922 verschrottet
- 528 „Hagen“; StPzKrW-Abt. 2; Durch Briten zurückerbeutet, 1919 verschrottet
- 529 „Nixe II“; StPzKrW-Abt. 2; Am 1. Juni 1918 festgefahren, aufgegeben und 1942 von den Amerikanern verschrottet
- 540 „Heiland“; StPzKrW-Abt. 3, dann StPzKrW-Abt. 1; Bis Kriegsende im Heer
- 541 „?“; StPzKrW-Abt. 1; Bis Kriegsende im Heer
- 542 „Elfriede“; StPzKrW-Abt. 2; Durch Franzosen erbeutet, 1919 verschrottet
- 543 „Hagen“; StPzKrW-Abt. 2, dann StPzKrW-Abt. 3; Bis Kriegsende im Heer
- 560 „Alter Fritz“; StPzKrW-Abt. 1; in einem Schützengraben festgefahren und am 11. Oktober 1918 bei Iwuy gesprengt
- 561 „Nixe“; StPzKrW-Abt. 2; Ausgeschlachtet
- 562 „Herkules“ StPzKrW-Abt. 1, dann StPzKrW-Abt. 2; Ausgeschlachtet, später von den Briten zurückerbeutet
- 563 „Wotan“; StPzKrW-Abt. 2; Bis Kriegsende im Heer
- 564 („Prinz“) „Oskar“; StPzKrW-Abt. 3; Bis Kriegsende im Heer
Beutepanzer
Das Heer des Reiches verfügte zu den 20 A/V aber auch über zahlreiche Beutepanzer der Engländer. Den „Mark IV“ gab es in der Version Male („männlich“) und war mit Kanonen bestückt sowie die Version Female („weiblich“), die über Maschinengewehre verfügte. Auch die Beute-Panzern erhielten eine Zuordnungsnummer und von ihren deutschen Besatzungen (acht Mann) der schweren Kampfwagen-Abteilungen einen Eigenamen („Paul“, „Ännchen“, „Schnucki“, „Kathi“, „Marianne“, „Max“, „Moritz“, „Liesel“, „Lotte“, „Dora“, „Heinz“, „Fritz“, „Bremen“, „Hedda“, „Käthe“ usw.). Mitte August 1918 wurde auf Veranlassung der OHL die Zusammenfassung der bisherigen Kampfwagenabteilungen angeordnet. Die bisherige Bezeichnung „Sturmpanzerkraftwagen“ wurde in „Kampfwagen“ geändert.
Technische Daten
Hersteller | Daimler-Motoren-Gesellschaft, Büssing |
---|---|
Besatzung | 16 Mann (Kommandant, 5 Unteroffiziere, 10 Mannschaften); im Notfall bis 26 Mann |
Motor | Zwei Daimler 165 204 4-Zylinder-Reihenmotoren (wassergekühlt) |
Leistung | je 74 kW (100 PS) bei 800 bis 900/min |
Hubraum | je 17.000 cm³ |
Vergaser | Pallas-Vergaser, Drehzahlbegrenzer |
Zündung | Hochspannungs-Magnetzündung |
Betriebsstoff | Benzin-Benzol-Gemisch |
Verbrauch | ca. 7,5 l/km (Straße) bzw. 16 l/km (Gelände) gesamt |
Treibstoffvorrat | 2 × 250 l |
Fahrbereich | 60–70 km (Straße)/30–35 km (Gelände) |
Geschwindigkeit | 16 km/h (Straße)/4–8 km/h (Gelände) |
Lenkung | durch Änderung der Motorendrehzahl, zusätzlich Auskuppeln und Abbremsen jeder einzelnen Kette möglich |
Getriebe | Mechanisches Dreiganggetriebe |
Kupplung | Lederbelegte, entlastete Doppelkonuskupplung |
Laufwerk | Vollkettenlaufwerk nach dem Caterpillar-Holt-System |
Länge/Breite/Höhe | 7,35 m / 3,06 m / 3,35 m |
Spurweite | 2,115 m |
Überschreitfähigkeit | 2 m |
Watfähigkeit | 80 cm |
Kletterfähigkeit | 40 cm |
Steigfähigkeit | 25° |
Bodenfreiheit | 20 cm |
Gesamtgewicht | 30 t |
Gewicht des Fahrzeugs inkl. Treibstoff | 16 t |
Gewicht der Panzerung | 8,5 t |
Gewicht der Waffenanlage inkl. Munition | 3,5 t |
Gewicht von Besatzung und Ausrüstung | 2 t |
Panzerung | Front 30 mm, Seiten 15 mm, Decke 6 mm, Boden vorne 10 mm, sonst ungepanzert |
Bewaffnung | 1 Cockerill-Nordenfelt-Kasematt-Schnellfeuerkanone 5,7 cm L/26,3 6 MG 08 1 lMG 08/15 |
Munition | 180 bzw. später 300 Granaten 5,7 cm; 18.000 Schuß MG-Munition |
Herstellungskosten | 250.000 Goldmark (entspricht nach heutiger Kaufkraft und inflationsbereinigt 434.000 Euro[2]) |
Sonstiges | Brieftauben (zur Nachrichtenübermittlung), Lichtsignalapparat (zur Übermittlung von Feuerbefehlen) |
Schwere Kampfwagen-Abteilungen
Ab September 1917 wurden die „Sturm-Panzer-Kraftwagen-Abteilungen“ (StPzKrW-Abt.) aufgestellt, die jedoch am 2. Oktober 1918 in „Schwere Kampfwagen-Abteilungen“ umbenannt wurde, wobei die Abteilungen Vorwiegend aus Beute-Panzern bestanden. Im Zweiten Weltkrieg entstanden die schwere Panzer-Abteilungen.
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (A7V) Nr. 1
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (A7V) Nr. 2
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (A7V) Nr. 3
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (Beute) Nr. 11
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (Beute) Nr. 12
- Schwere Kampfwagen-Abteilung bayer. Nr. 13 (Königlich Bayerische Armee)
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (Beute) Nr. 14
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (Beute) Nr. 15
- Schwere Kampfwagen-Abteilung (Beute) Nr. 16
- Bayerischer Armee-Kraftwagen-Park Nr. 20
- Reparaturwerkstatt des Bay. Armee-Kraftwagen-Parks Nr. 20 in Charleroi. Bis zum 31. März 1918 hatten sich in der gesamten Tätigkeit des Armeekraftwagenparks im Westen mehr als 50 britische Tanks angesammelt. Daneben wurden in Charleroi auch A7Vs gewartet und repariert. Nach dem Waffenstillstand kehrte der Park nach München zurück, wurde demobilisiert und zum 21. November 1918 endgültig aufgelöst.
- Zur geplanten Aufstellung einer württembergischen und einer sächsischen Sturm-Panzerwagen-Abteilung kam es infolge des Kriegsendes nicht mehr.
Literatur
- Wolfgang Schneider / Rainer Strasheim: Deutsche Kampfwagen im 1. Weltkrieg – Der A7V und die Anfänge deutscher Panzerentwicklung, PODZUN·PALLAS-VERLAG GMBH, Friedberg 1988
- Komitee Nachbau Sturmpanzerwagen (Herausgeber): Sturmpanzerwagen A7V – Vom Urpanzer zum Leopard 2, 2. Auflage, Bernard & Graefe, 2003, ISBN 978-3763762439