Truppenkennzeichen
Truppenkennzeichen (auch: Taktisches Kennzeichen) dienen der Unterscheidung truppendienstlicher Befähigungen von Soldaten und Einheiten sowie der Sicherheit. Schon die römischen Legionen verwendeten Schildwappen (Feldzeichen auf dem Schildhaupt, später von Rittern übernommen), Truppenstandarten, Regiments- bzw. Truppenfahnen und weitere Symbolik als Feldzeichen, darunter den berühmten Legionsadler. Bei den Luftstreitkräften, z. B. bei den Jagdgeschwadern, heißt das Erkennungskennzeichen Geschwaderkenn- oder abzeichen, wobei jede Geschwadergruppe zusätzlich eine eigene Gruppenkennung führte. Truppenkennzeichen dienten nicht nur der Erkennung eigener Einheiten und zur Orientierung, sondern stärkten auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Militärhistorisch ermöglicht diese Kennzeichnung der Forschung die Zuordnung einzelner Truppenteile anhand von photographischen und filmischen Aufnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Wehrmacht
Im Abschnitt IV Abzeichen und Auszeichnungen der H. Dv. 122 Anzugsordnung wurden Unterscheidungszeichen nach Waffengattungen und der inneren Einteilung der Truppenteile gefordert. Dazu gehörten a) die Waffengattung und die Wehrmachtsbeamten durch Waffenfarben in den Doppellitzen am Waffenrockkragen, den Unterlagen der Schulterstücke, den Vorstößen der Schulterklappen am Waffenrock und durch Nummern und Buchstaben auf den Schulterklappen b) der Truppenteil durch seine Nummer oder ein Abzeichen auf der Mitte des Schulterstücks und der Schulterklappe und c) die innere Einteilung durch Nummernknöpfe auf den Uniformen der Unteroffiziere und Mannschaften.
Mit Verfügung OKH vom 26. November 1938 wurden die Doppellitzen zur Feldbluse für Unteroffiziere und Mannschaften geändert. Sie wurde für alle Waffengattungen vereinheitlicht und die Waffenfarbe jetzt durch die Vorstöße der Schulterklappen gezeigt. Mit der Mobilmachung 1939 wurde die Tarnung der Heerestruppen, Kommandobehörden und Korpstruppen angeordnet. Gestickte Schulterklappen und ansteckbare Abzeichen waren abzunehmen bzw. mit Tuchschlaufen abzudecken. Mit Befehl OKH vom 24. Januar 1940 wurde die Tarnung gelockert. Heerestruppen hatten an Kraftfahrzeugen taktische Zeichen und Truppenbezeichnungen anzubringen. Schulterklappen mit eingekurbelten oder ansteckbaren Truppenkennzeichen waren bei den Heerestruppen wieder offen anzulegen. Dazu kamen für Mannschaften und Unteroffiziere 3 cm breite aufschiebbare Schlaufen mit Truppenkennzeichen in der Waffenfarbe.
Als Beispiel für eine Einzelverfügung:
- „Die Soldaten der Heeres-Flakartillerie tragen hochrote Waffenfarbe und auf den aufschiebbaren Schlaufen zu Schulterklappen eine geflügelte Granate, darunter die arabische Nr. der Abteilung in der Waffenfarbe – Offiziere jedoch aus goldfarbenem Leichtmetall.“
Gestaltung
Truppenkennzeichen wurden von den Einheiten zum Beispiel in Wettbewerben selbst geschaffen. Die verwendeten Zeichen und Symbole spiegeln ein gewisses Selbstverständnis wider, ebenso ist eine geographische Herkunft ihres Heimatstandortes oder ein Bezug zum Einsatzgebiet möglich. Häufig gewählt wurden Tier- oder Pflanzenmotive, Fabelwesen, Gestalten aus Sagen und Märchen, deren Eigenschaften den Geist der Einheiten widerspiegeln sollten. Auch Glücksbringer wie Schwein, Schlüssel, Kleeblatt und Hufeisen wurden verwendet. Viele Truppenkennzeichen sind in Wappenform ausgeführt und tragen heraldische Motive. Stilisierte Schriftzeichen oder auch Runen fanden ebenfalls Eingang in die Symbolik der Truppenkennzeichen.
Verwendung
Die Truppenkennzeichen wurden auf Fahrzeugen, Geschützen, Hinweisschildern usw. aufgebracht und sollten das Erkennen und Finden der Einheiten für eigene Truppen ermöglichen. Die große Anzahl deutscher militärischer Einheiten im Zweiten Weltkrieg brachte entsprechend viele Truppenkennzeichen hervor.
Vergleichbare Kennzeichen auf Flugzeugen der Luftwaffe sind Geschwader-, Gruppen-, Staffel- und Stabsabzeichen. Verbandsabzeichen der Luftwaffe sind, neben dem Balkenkreuz als Hoheitsabzeichen (siehe auch Kokarde) und der Geschwaderkennung, Kennzeichen auf Militär-Flugzeugen. Gelegentlich wurden die Verbandsabzeichen auch auf Fahrzeugen und Gerät der Luftwaffe aufgebracht und sind leicht zu verwechseln mit den Truppenkennzeichen.
Neuregelung
Am 16. Februar 1944 wurden mit dem grundlegenden Befehl Nr. 21 vom Chef des Generalstabs des Heeres die Truppenteil-Bezeichnungen im Feldheer neu geregelt. Die Truppenteilbezeichnungen sollten als Aufschiebeschlaufen auf den Schulterklappen getragen werden. Tarnung erfolgte durch Umdrehung der Schlaufen. Am 22. August 1944 gab der Chef der Heeresrüstung eine „Übersicht der Truppenkennzeichen des Feldheeres“ bekannt. Daraus die Angaben zu den vier Symbolen auf der unteren Tafel:
Truppenteil | Truppenkennzeichen (in Waffenfarbe, Buchstabe usw. über den Nummern) | Waffenfarbe (Nebenfarbe) |
---|---|---|
89 Pi. Land Btle u. Kp. | Anker mit arab. Nr. | Schwarz |
97 Stell. Bau-Pi. Btle | Gekreuzte Spaten und Kreuzhacke m. arab. Nr. | Schwarz |
105 Kgf. Arbeitsbtle. | Gekreuzte Spaten und Kreuzhacke m. arab. Nr. | Schwarz |
293 Techn. Kompanie (Hochbau) u. Wasserversorgungstruppen | Zahnrad mit arab. Nr. | Schwarz |
354 a) Militär-Befehlshaber bis f) Chefs von Heeres- u. Militärmissionen | Weißer maschinengestickter Wehrmachtadler | Wie Stammtruppenteil |
Siehe auch
Bildergalerie
Landsturm-Tschako für Mannschaften mit Landwehrkreuz, Modell 1888, Preußen
Getarnte Schulterklappe
Erkennungszeichen der SS-Totenkopfverbände
Geschwaderabzeichen des STuka-Geschwaders 77
Literatur
- Fleischer, Wolfgang: Truppenkennzeichen des Deutschen Heeres und der Luftwaffe 1939–1945 (2002)
- Schneider: Truppenkennzeichen. In: Zeitschrift für Heereskunde. Heft 281, 282. 1979. S. 12–14, 42–44