Teutonen

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„Die Frauen der Teutonen verteidigen die Wagenburg“ von Heinrich Leutemann[1]

Die Teutonen (lat. Teutoni oder Teutones) waren ein germanischer Volksstamm, der ursprünglich an der Westküste Jütlands und an der Elbmündung ansässig war. Erwähnt wurden sie erstmals im späten 4. Jahrhundert v. d. Z. von Pytheas von Massalia.

Geschichte

Der Wanderzug der Kimbern und Teutonen durch Germanien und Gallien bis zur Iberischen Halbinsel
„Die Gefangennahme von Teutoboch“ von Heinrich Leutemann

Um 120 v. d. Z. wurden die Teutonen durch Sturmfluten aus ihrem nordgermanischen Siedlungsgebiet Jütland vertrieben, schlossen sich den Kimbern auf deren Wanderung nach Süden an und stießen nach Gallien vor. Bei der Schlacht bei Noreia im Jahre 113 v. d. Z.

Der römische Konsul (also einer der beiden obersten Staatslenker) Gnaeus Papirius Carbo rückte mit seinen Legionen und 30.000 Mann in das Norikum vor. In Unterhandlungen mit den Römern erklärten die Gesandten der Kimbern, die die Schlachten vermeiden wollten, ihre Bereitwilligkeit, das Land zu verlassen. Der Konsul gab der Gesandtschaft einheimische Führer mit, die sie auf einem Umweg in das Lager zurückführen sollten. Er selbst eilte auf dem kürzeren Weg voraus, um die bei Noreia lagernden ahnungslosen Germanen hinterrücks zu überfallen.

Es folgte ein Massaker – aber anders als von Carbo geplant. Der ehrlose Handstreich schlug fehl, und die Kimbern, Teutonen und Ambronen metzelten mindestens 24.000 Römer nieder. Nur die einsetzende Dämmerung und ein schweres Gewitter retteten einen Teil der Soldaten (rund 6.000), die in die Wälder flohen. Aus Angst, der Gott Donar würde zornig und könnte den Himmel einstürzen lassen, ließen die Germanen von den Flüchtenden ab.

Darauf zogen die Kimbern, Teutonen und Ambronen über Helvetien nach Gallien, wo sie im Jahre 109 v. d. Z. wiederum siegreich waren, diesmal gegen Marcus Iunius Silanus. Der Stamm der Tiguriner, der sich ihnen angeschlossen hatte, schlug 107 v. d. Z. die Römer unter Lucius Cassius Longinus (Schlacht bei Agen).

Arausio (Orange)

Die römische Besatzungsarmee, die ihren weiteren Vorstoß in das römisch besetzte Südgallien abzuwehren versuchte, wurde von den Teutonen und Kimbern am 6. Oktober 105 v. d. Z. in der Schlacht bei Arausio vernichtend geschlagen. Den Oberbefehl hatten der Konsul Gnaeus Mallius Maximus und sein Amtsvorgänger Quintus Servilius Caepio inne. Die Germanen töteten 80.000 Legionäre und 40.000 Mann Begleittroß. Der antike Historiker Orosius berichtete propagandistisch:

„Die Gewänder wurden zerrissen und in den Kot getreten, Gold und Silber in den Fluß geschleudert, die Panzer der Männer zerhauen, der Schmuck der Pferde vernichtet, die Pferde selbst ertränkt, die Menschen mit Stricken um den Hals an Bäumen aufgehängt, so daß der Sieger keine Beute behielt, der Besiegte kein Mitleid erfuhr.“

Archäologische Funde an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein und Dänemark belegen, daß Nordgermanen nach Siegen bisweilen die gesamte Beute opferten. Im Gegensatz zu den Römern legten sie keinen Wert auf materielle Errungenschaften, kämpften für die Ehre und um die Existenz des Stammes. Der 6. Oktober, der Jahrestag der katastrophalen Niederlage bei Arausio, galt fortan als Unglückstag.

Wären die Kimbern, Teutonen und Ambronen statt nach Spanien bzw. ins spätere nordwestliche Frankenreich gleich Richtung Rom gezogen (wie die Gallier unter Brennus im 4. Jahrhundert), hätten sie womöglich die Stadt erobern können, die nun jedoch Zeit hatte, durch den Konsul Gaius Marius ab 104 v. d. Z. eine Heeresreform durchzuführen, die Roms militärische Macht entscheidend steigerte und den Weg zur Supermacht ebnete.

Furor teutonicus

Der sprichwörtliche furor teutonicus („teutonische Kampfeswut”), der die Römer in Angst und Schrecken versetzte, wurde jedoch erheblich abgeschwächt, als sich kurz darauf die Kimbern von den Teutonen trennten und weiter Richtung Süden zogen. Die Kimbern planten 103 v. d. Z., von der Ostmark aus über den Brennerpaß Richtung Rom vorzudringen. Die Teutonen und Ambronen dagegen versuchten, das Gebirge im Westen nahe der fränkischen Mittelmeerküste zu überqueren. Die Teutonen blieben in Gallien, bis sie 102 v. d. Z. von dem römischen Feldherrn Gaius Marius bei Aquae Sextiae (heute Aix-en-Provence, dt. Welsch-Aachen) geschlagen wurden.

Teutoboch

Teutoboch (auch Teutobod oder Theutobod; Sohn des Teut) war der Kriegsanführer (wahrscheinlich, aber nicht unbedingt der König, wie Georg Liebusch in seinem Werk „Skythika“ 1833 etymologisch erläutert) der Teutonen, der seit 113 v. d. Z. die Römer in Gallien bekämpfte und 102 v. d. Z. bei der Schlacht von Aquae Sextiae nach einem Hinterhalt von Gaius Marius besiegt wurde. Teutobod galt, sogar für germanische Verhältnisse, als riesig, ein gelenker Hüne, der sich über sechs Rösser hinweg schwingen konnte, und war lange Zeit der Schrecken Roms. Teutobod selbst geriet gemeinsam mit 20.000 Teutonen in Gefangenschaft – 80.000 Krieger sollen bei der Schlacht gefallen sein, die mit Vorsicht zu genießenden Zahlen beruhen jedoch auf römischer Propaganda. Danach düngten so viele verwesende Leichname die Erde, erzählt ein antiker Historiker, daß die Felder zur Erntezeit unglaublich viele Früchte trugen und die Anwohner ihre Weinberge mit den Knochen der Erschlagenen umzäunten.

Damit verschwand das Volk der Teutonen aus der Geschichte. Teutobod wurde später, kurz vor der Schlacht bei Vercellae, den Führern bzw. Fürsten der Kimbern zur Einschüchterung präsentiert. Er wurde dann später im Triumphzug des Gaius Marius durch Rom geführt (wo der Germane durch seine Größe über alle römische Siegeszeichen herausragte) und anschließend 101 v. d. Z. im Kerker erdrosselt. Die Krieger der Teutonen wurden vermutlich ermordet, auch die Alten, die Frauen, die nicht den Freitod gewählt hatten, in die Sklaverei verschleppt und die Kleinkinder an römische Familien vermittelt. Anzunehmen ist, daß die Römer nicht alle Teutonen einfangen konnten, die dann in andere germanische oder keltische Stämme aufgingen.

Mythos

Man glaubte im 17. Jahrhundert (1613 bei Chaumont), die Gebeine des Fürsten und Feldherrn Teutoboch gefunden zu haben, der Zoologe Henri Marie Ducrotay de Blainville überzeugte sich aber später, daß diese jetzt im Pariser Museum aufbewahrten 10 Meter hohen Gebeine einem Mastodonten, einer untergegangenen Tierart, angehörten.

Herkunft und Fortleben des Stammesnamens

Der Stammesname hängt offensichtlich zusammen mit dem Gott-Menschen Tuisto (Teut).

Im Lateinischen wurde Teutonicus zu einem Synonym für Germanicus, also Deutsch. Im Englischen wird Teutonic heute noch umgangssprachlich als Synonym für German verwendet, die Deutschordensritter werden dort üblicherweise als Teutonic Knights bezeichnet. Bei schlechten Übersetzungen ins Deutsche läßt sich hierbei der falsche Ausdruck teutonische Ritter finden.

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Helbling: Der Zug der Cimbern und Teutonen (1898) (PDF-Datei)
  • Reinhold Pallmann: Die Cimbern und Teutonen, ein Beitrag zur altdeutschen Geschichte und zur deutschen Alterthumskunde (1870) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Johann Wilhelm Ernst Wägner: Nordisch-germanische Götter und Helden, Otto Spamer, Leipzig & Berlin 1882, Seite 239