Triglaw

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Triglaw, auch der Dreiköpfige genannt, ist in der ostgermanischen Mythologie ein Kriegs- und Stammesgott, welcher von den Pomoranen und Wenden besonders in Wollin und Stettin, später auch in Brandenburg verehrt wurde. Über den Kult des Triglaw berichten vor allem drei Biographien des Bischofs Otto von Bamberg, der in den Jahren 1124 und 1128 zwei Missionsreisen in das Gebiet der Pomoranen unternahm. In der älteren Literatur wurde Triglaw auch als weibliche Gottheit dargestellt.

Möglicherweise ist Triglaw auch mit dem nordgermanischen Thrivaldi identisch oder beide Götter haben eine gleiche Herkunft. Thrivaldi wird im Skáldskaparmál als ein dreiköpfiger, zu den Joten gehörender Riese beschrieben.

Kult in Wollin und Stettin

Der ihm geweihte Haupttempel stand in Stettin. Seine drei Köpfe (manchmal mit verbundenen Augen und Mund, damit er die Sünden der Menschen weder sehen, noch von ihnen künden konnte) stehen für Himmel, Erde und Hölle; in seinen Händen hielt er einen gehörnten Mond. Mit Hilfe eines goldgeschmückten Pferdes, das Lanzen überschreiten muß, gab Triglaw Auskunft über den Ausgang einer bevorstehenden Schlacht. Seine Kultstätten wurden zu einem großen Teil durch Kriegsbeute finanziert, wobei nach jedem Feldzug ein Zehntel der Beute als Tribut an den Tempel abgegeben wurde.

Als Stettin 1127 christianisiert wurde, ließ Bischof Otto von Bamberg die Kultstätten zerstören und die Statue des Triglaw stürzen. Die drei Köpfe wurden abgeschlagen, einer davon wurde zum Papst nach Rom geschickt. Eine andere Triglaw-Statue, aufgestellt nahe der Insel Wollin, wurde von den germanischen Priestern versteckt und so vor der Zerstörung bewahrt.

Kult in Brandenburg

Mit der Christianisierung der Mark Brandenburg wurde das Triglaw-Heiligtum auf dem Harlungerberg, dem heutigen Marienberg in der Stadt Brandenburg, vom Neubau der viertürmigen Marienkirche abgelöst. In diesem sakralen Bauwerk, das 1722 auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen niedergelegt wurde, soll bis in das 16. Jh hinein die Triglaw-Statue Brandenburgs aufbewahrt worden sein. Zeitgenössischen Chronisten zufolge wurde sie, wie der Brandenburger Stadthistoriker Otto Tschirch berichtet, 1526 an den dänischen König Christian II. verschenkt. Neuere Nachforschungen führten jedoch noch zu keinen konkreten Anhaltspunkten zum Verbleib der kulturhistorisch bedeutenden Götterfigur.

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Triglaw war eine ursprünglich pommersche Gottheit und wurde, wie es scheint, erst in späterer Zeit, sei es aus Eifersucht oder sei es aus Mißtrauen gegen den Radegast (in Rethra) von Pommern her in die Havelgegenden eingeführt. In Kürze haben wir ihn schon an anderer Stelle beschrieben. Er hatte drei Köpfe, weil er Herr im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt war, und sein Gesicht war verhüllt, zum Zeichen, daß er die Sünden der Menschen übersah und verzieh. In seinen Händen hielt er einen gehörnten Mond, ein Symbol, über dessen Bedeutung nur Vermutungen existieren. Seinen Haupttempel hatte er in Stettin, der den Schilderungen nach, die wir davon besitzen, den aus Holz aufgeführten, mit Bildwerk und Schnitzereien ausgeschmückten Tempeln in Rethra und Arkona sehr verwandt gewesen sein muß. Auch der Triglawdienst war dem Dienst des Radegast oder Swantewit mehr oder weniger verwandt. Die Zeichen wurden in ähnlicher Weise gedeutet, das Roß schritt über die gekreuzten Lanzenspitzen hin, und das Berühren dieser oder jener Lanze mit dem einen oder andern Fuß – alles hatte seine Bedeutung zum Heil oder Unheil. Nur das Roß selbst war nicht weiß, sondern schwarz, vielleicht weil Triglaw selbst mehr den finstern als den lichten Göttern zugehörte.
Um 982, unmittelbar nach dem großen Wendenaufstande, war es, daß nunmehr diesem Triglaw zu Ehren auch in Brennabor ein Tempel errichtet wurde. Derselbe erhob sich auf dem Harlungerberge und sah triumphierend in das dem Heiden- und Wendentum wieder zurückeroberte Land hinein. Es war höchstwahrscheinlich kein Holzbau mehr, wie der Stettiner, sondern ein Steinbau, nach Art der christlichen Steinkapellen, und M. W. Heffter, in seiner trefflichen Geschichte Brandenburgs, stellt sogar die Hypothese auf, daß aus diesem alten heidnischen Tempelbau, zunächst ohne wesentliche Umgestaltung, die später so berühmt gewordene Marienkirche auf dem Harlungerberge hervorgegangen sei. Wir halten dies für wahrscheinlicher als nicht, finden indessen den Beweis dafür weniger in der eigentümlichen Architektur der Kirche, als in dem historisch nachgewiesenen Umstande, daß sich unter den märkischen Wenden der Übergang aus dem Heidentum ins Christentum schließlich in aller Ruhe vollzog, etwa wie vierhundert Jahre später der Übergang aus dem Katholizismus in den Protestantismus. Der Fürst Pribislaw wurde Christ; das Volk folgte teilweise widerwillig, aber doch vielfach auch willig und zwanglos. Man hatte sich bereits mit- und nebeneinander eingelebt, und der bloße Umstand, daß das gestürzte Bild des Triglaw nicht verbrannt oder zerstört, vielmehr, allen bekannt und allen zugänglich, bis 1526 in einer Seitenkapelle der Marienkirche aufbewahrt wurde (in welchem Jahre Christian II. von Dänemark es unter Zulassung Joachims I. mit fortnehmen durfte), deutet darauf hin, daß die Wandlung der Gemüter sich friedfertig genug vollzogen und der Christengott den Wendengott in aller Stille beiseite gedrängt haben muß. Diese Umwandlung des Triglawtempels in eine Marienkirche erfolgte zwischen 1136 und 1141. Sechshundert Jahre lang hat dann vom Harlungerberge aus die berühmte Marienkirche ins Land gesehen. Ihre Entstehung drückte das Siegel auf den endlichen Sieg des Christentums über das Heidentum im Lande zwischen Elbe und Oder. Auf der Stätte des Triglawtempels ging ein neues Leben auf, und der dreieinige Gott sprach hinfort statt des dreiköpfigen Gottes zu seinem Volke.

Quelle: Theodor Fontane: „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, Kapitel „Havelland“, Stuttgart & Berlin 1906, S. 24ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!