Hessen
Hessen (lat. Hassia) ist ein Land in der Mitte Deutschlands und gehört vor allem mit seinen südlichen Landesteilen zu den am dichtesten besiedelten und wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Die Landeshauptstadt ist Wiesbaden, die größte Stadt Frankfurt am Main.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
- Landgrafschaft Hessen
- Reichsfürstentum der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt 1567 bis 1806
- Großherzogtum Hessen 1806 bis 1918
- Volksstaat Hessen 1918/19
- Groß-Hessen 19. September 1945
- Das neue Land wurde aus den amerikanisch besetzten Gebietsteilen des Volksstaats Hessen und der erst zum 1. Juli 1944 durch Teilung von Hessen-Nassau neu entstandenen preußischen Provinzen Kurhessen und Nassau gebildet. Der Name Groß-Hessen bezog sich auf den Umstand, daß das neue Landesgebiet damit die Territorien (fast) aller früheren hessischen Teilstaaten in einem Land vereinte. Der bereits 1944 von Hessen-Nassau abgetrennte Kreis Schmalkalden lag in der sowjetischen Besatzungszone und wurde Teil des von der dortigen Besatzungsmacht gegründeten Landes Thüringen. Bereits 1932 war der hessen-nassauische Kreis Schaumburg an die Provinz Hannover übertragen worden. Er wurde deshalb 1946 Bestandteil des Landes Niedersachsen.
Geschichte
Der Name „Hessen“ ist nach Meinung mancher Historiker die abgewandelte Form des Stammesnamens der germanischen Chatten, deren Siedlungsschwerpunkt im heutigen Nord- und Mittelhessen lag; diese Meinung wird aber durchaus nicht allgemein anerkannt.
Fast vierhundert Jahre lang, von 1567 bis 1945, war Hessen geteilt. Nach dem Tod Philipps des Großmütigen hatten sich die Landgrafschaften Hessen-Kassel (Hessen-kasselsche Armee; später kurfürstlich) und Hessen-Darmstadt (Hessen-darmstädtische Armee; später großherzoglich) gebildet, die lange Zeit die Entwicklung Hessens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bestimmten. Aber sie waren nicht die Einzigen. Auch die Waldecker und Nassauer Fürsten, die zahlreichen kleineren Herrschaften, die geistlichen Würdenträger und die zeitweise sehr mächtigen Freien Reichsstädte hatten ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Eine hessische Identität konnte sich unter diesen Voraussetzungen nicht entwickeln, höchstens eine Loyalität der Untertanen zu ihren jeweiligen Herrschern oder politischen Institutionen.
Die Ablehnung des mutigen Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen-Kassel, dem Rheinbund beizutreten (im Gegensatz zu Hessen Darmstadt), seine Neutralität im preußisch-französischen Krieg und die Mobilmachung seiner Armee im Rücken der nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt siegreich nach Norden vorrückenden französischen Armee veranlaßten Napoleon Bonaparte ihn im November 1806 abzusetzen, Hessen-Kassel zu besetzen und 1807 zum größten Teil dem neugeschaffenen Königreich Westphalen einzuverleiben. Die Streitkräfte Hessens, vor allem die Kurhessische Armee (Kassel), gehörten im Rahmen der Befreiungskriege zu den Siegern (zumindest das Kurfürstentum), im Rahmen des Deutschen Bundes dann zu den Besiegten, ihre Truppen gingen 1866/67 bzw. Januar 1872 (das Kontingent des Großherzogtums Hessen) in die Preußische Armee auf.
Das heutige Bundesland Hessen wurde am 19. September 1945 unter dem Namen Groß-Hessen gegründet und hatte als erstes noch heute bestehendes Land der BRD eine neue demokratische „Verfassung“. Seine unmittelbaren Vorgängerstaaten waren der Volksstaat Hessen und die preußischen Provinzen Kurhessen und Nassau, die der Freistaat Preußen am 1. April 1944 durch Teilung der Provinz Hessen-Nassau schuf.
Volksstaat Hessen
- Aus dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt wurde 1918 nach dem Ende der Monarchie und mit der Gründung der Weimarer Republik der Volksstaat Hessen gebildet. Am 26. Januar 1919 fand die erste Parlamentswahl statt, nach der die Sozialdemokraten, die Demokratische Partei und das Zentrum – also die drei Parteien der Weimarer Koalition – ein Regierungsbündnis bildeten. Sitz der Regierung war Darmstadt. Am 20. Februar 1919 gab sich das Land eine demokratische Verfassung. Die Folgen des Ersten Weltkrieges stellten die junge hessische Republik vor schwerwiegende Probleme. Der demokratische Neubeginn war aus politischen und wirtschaftlichen Gründen schwer belastet. Ungeachtet all dieser Schwierigkeiten sah Wilhelm Leuschner, seit 1928 hessischer Innenminister, Hessen „als den Wegbereiter der Neugestaltung des Reiches, wenn es sich selbst und seiner Tradition treu bleiben will.“[1]
Groß-Hessen
- Mit der Proklamation Nr. 2 der amerikanischen Militärregierung wurde am 19. September 1945 das Land Groß-Hessen gebildet. Neue Landeshauptstadt wurde am 12. Oktober Wiesbaden. Das hessische Staatsgebiet umfasste die ehemaligen preußischen Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden und den früheren Volksstaat Hessen. Die Kreise Ober- und Unterwesterwald, Unterlahn und St. Goarshausen sowie das linksrheinische Rheinhessen wurden Teil der französischen Besatzungszone und wurden in das Land Rheinland-Pfalz integriert. Von dem neuen Land Hessen sagte der ehemalige hessische Kultusminister Erwin Stein 1963, es sei „Ausdruck eines territorial geschlossenen Staatsgebietes und einer organischen Gliederung innerhalb des durch die Zonengrenze noch zerstückelten Deutschlands ... Das Land Hessen ist ein auf der natürlichen Gruppierung von Volk und Land und auf geschichtlichen wie kulturellen Zusammenhängen gegründeter, wirtschaftlich und sozial leistungsfähiger Staat ...“ Die erste hessische Landesregierung mit Ministerpräsident Karl Geiler wurde von der amerikanischen Militärregierung ernannt und wurde am 16. Oktober 1945 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das politische Leben im Lande nahm danach schrittweise Gestalt an. Am 27. August 1945 gestattete die Militärregierung die Zulassung von politischen Parteien auf Kreis- und Ortsebene. Am 23. November schließlich wurde auch die Zulassung auf Landesebene gestattet und am 28. Februar 1946 der Zusammenschluss von Parteien für den Bereich der Besatzungszonen. Ein weiteres bedeutsames Datum aus der Anfangszeit der jungen Demokratie ist der 30. Juni 1946. An diesem Tag fand die Wahl zur Verfassungsberatenden Landesversammlung in Hessen statt. Vom 15. Juli an berieten 42 Abgeordnete der SPD, 35 der CDU, 7 der KPD und 6 der LDP, der Vorläuferin der FDP, bis zum 29. Oktober 1946 über die Grundordnung des Landes Hessen. Gegen die Stimmen der LDP wurde der vom 29-köpfigen Verfassungsausschuss erarbeitete Entwurf schließlich gebilligt und nach Genehmigung durch die Militärregierung der hessischen Bevölkerung zur Abstimmung vorgelegt. Am 1. Dezember 1946 entschieden sich 76,8 Prozent der Wahlberechtigten für die Annahme der Verfassung. Die junge Demokratie musste von Anfang an schwierigste Alltagsprobleme bewältigen. Die Kriegsfolgen waren unvorstellbar: die Menschen litten unter Wohnungsnot, Verlust der Heimat und Identität, Zerstörungen und Mangel an den elementaren Gütern. Zahlreiche hessische Städte waren stark zerstört, so zum Beispiel Frankfurt, Hanau, Darmstadt, Gießen, Marburg, Fulda oder Kassel. Doch der Wiederaufbau von Wirtschaft und Gesellschaft gelang verhältnismäßig rasch und dies nicht zuletzt dank der Hilfe der amerikanischen Besatzungsmacht. Zu den größten Leistungen der hessischen Nachkriegsgeschichte zählt die Aufnahme und Integration von fast einer Million Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten. Unter Ministerpräsident Georg August Zinn wurden mit Hilfe des „Hessenplans“ unter anderem sowohl die Eingliederung der Neubürger als auch die Verbesserung der Infrastruktur und die Förderung von Industrieanlagen überall im Land erfolgreich in Angriff genommen. Hessen entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer prosperierenden Region. So wandelte es sich 1957 im Länderfinanzausgleich zum Geberland. In den folgenden Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs wurde Hessen zu einem Vorreiter in der gesamten Bundesrepublik. Neben dem „Hessenplan“ war dafür nicht zuletzt die „soziale Aufrüstung des Dorfes“ verantwortlich. In den 60er Jahren entwickelte sich Frankfurt am Main zum Motor des Rhein-Main-Gebietes. Nach der Teilung Deutschlands war Hessen in den geografischen Mittelpunkt der Bundesrepublik gerückt und Frankfurt wurde zu einem wichtigen Finanzzentrum. Hessens starke Position machte sich ebenso im Bundesrat bemerkbar. Hier hatte es die Stimmführerschaft der SPD-regierten Länder inne. Georg August Zinn führte eine Reihe von Prozessen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Bundesregierung Konrad Adenauers. So verhinderte er zum Beispiel die Einführung eines regierungseigenen Fernsehens. Stattdessen beschlossen die Ministerpräsidenten der Länder in einem Staatsvertrag die Errichtung des ZDF als öffentlich-rechtliche Anstalt.[2]
Daten
Hessen sieht sich selbst als das wirtschaftsstarke Bundesland in der Mitte Deutschlands. Gemessen an der Bevölkerungszahl kommt Hessen mit 6,07 Millionen Einwohnern auf Rang 5 der Bundesländer, mit einer Fläche von 21.115 Quadratkilometern liegt es auf Rang 7.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 35.700 Euro je Einwohner (Stand 2007) liegt Hessen wirtschaftlich an der Spitze der deutschen Flächenländer. Kraftzentrum der Wirtschaft sind die Banken- und Börsenmetropole Frankfurt und die umliegende Rhein-Main-Region. Der Frankfurter Flughafen ist der verkehrsreichste in Deutschland und der drittgrößte in Europa. Knapp 54,2 Millionen Passagiere wurden 2007 gezählt. Mit etwa 70.000 Arbeitsplätzen gilt der Flughafen als größte lokale Arbeitsstelle in der BRD.
Waldreiche Mittelgebirge vom Reinhardswald im Norden über Rhön und den vulkanischen Vogelsberg bis zu Taunus und Odenwald im Süden prägen die hessische Landschaft. Im Süden des Landes liegen auch die zwei Weinbaugebiete Rheingau und Hessische Bergstraße.[3]