Weinstock, Arnold

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Lord Arnold Weinstock (* 29. Juli 1924 in London; † 23. Juli 2002 in Bowden Hill/Wiltshire) war ein jüdischer Großunternehmer.

Werdegang

Arnold Weinstock wurde im Norden Londons in Stoke Newington geboren. Die Eltern waren aus Polen eingewandert, der Vater arbeitete als Schneider[1] im West End und erzog Arnold Weinstock im jüdischen Glauben. 1934 wurde er Vollwaise und wuchs dann in den Familien der viel älteren fünf Brüder auf. Er bewies schon als Kind eine phänomenale Begabung für Zahlen. Einer seiner Brüder, der ein Friseurgeschäft betrieb, ermöglichte ihm ein Studium. Weinstock studierte Wirtschaftswissenschaften an der Londoner Universität sowie der London School of Economics und erwarb den Grad eines Bachelor of Science. In der Abschlussarbeit setzte er sich mit Wirtschaftsstatistik auseinander. Zu seinen akademischen Lehrern zählte Friedrich v. Hayek.

Wirken

Seine Laufbahn begann Arnold Weinstock 1944 noch im Krieg als Verwaltungsangestellter für Beschaffungsfragen bei der Admiralität in Bath. 1947 fand er über einen seiner Brüder eine Stelle in einem Unternehmen der Finanz- und Eigentumsverwaltung im West End und betreute Immobilienbesitz.

Als wegweisend für Weinstocks weitere Karriere erwies sich seine 1949 geschlossene Ehe mit der Tochter von Sir Michael Sobell, dem Gründer des Radiogeräteherstellers Radio & Allied Industries.[2] 1954 trat Weinstock in die nachmalige Radio & Allied Holdings Ltd. ein und stand 1955-1963 als leitender Direktor an deren Spitze. Weinstock setzte fortan auf das damals neue und immer stärker nachgefragte Produkt Fernsehgeräte und leitete eine spürbare Expansion ein. Ausdruck fand diese 1958 im erfolgreichen Börsengang.

1961 vermittelte Weinstock für Radio & Allied die Übernahme des damals wenig dynamischen, aber deutlich größeren Elektrokonzerns General Electric Company (GEC).[3] Als Vertreter der Familie, die damals ein Aktienpaket im Wert von rund 18 Mio. £ besaß, gehörte er 1961-1996 dessen Verwaltungsrat an.

Schon 1963 trat Arnold Weinstock als Managing Director an die Spitze der GEC, der er bis 1996 vorstand.[4] Er galt in dieser Zeit als eine der prägendsten Persönlichkeiten der britischen Industrie, blieb in der Öffentlichkeit aber weitgehend unbekannt. In den ersten Jahren schuf er die Grundlage für die jahrzehntelang solide finanzielle Basis, wozu besonders die beständige Rationalisierung der Abläufe, ein effektiver Ressourceneinsatz sowie eine stets straff geführte Konzernverwaltung beitrugen. In seinen ersten drei Jahren als GEC-Chef gelang es ihm so, den Gewinn zu verdreifachen. Zu Weinstocks Führungsstil gehörte auch die persönliche und regelmäßige Prüfung der Geschäftszahlen bis ins Detail sowie die Bildung von Rücklagen. In Weinstocks letztem Geschäftsjahr 1995/1996 etwa betrugen diese 2,5 Mrd. £. Von dramatischen Einbrüchen wie etwa der Konjunkturkrise Anfang der 1990er Jahre blieb GEC daher verschont. Gemäß seiner dezentral ausgerichteten Leitlinie ließ Weinstock seinen Führungskräften stets großen Entscheidungsspielraum, gab ihnen aber strikte Finanz- und Renditeziele vor. So gelang es ihm, die weit verzweigten Aktivitäten in ein Konzerngefüge zu integrieren. Zuletzt erfuhr diese Strategie aber verstärkte Kritik, da GEC zwar in vielen Teilmärkten aktiv war, aber nirgendwo eine weltweite Spitzenposition einnahm. Weinstock wurde vorgeworfen, sein renditeorientierter Führungsstil habe GEC zwar in profitable Engagements gelenkt, aber langfristig orientierte Entwicklungsinvestitionen eher vernachlässigt.[5]

Auszeichnungen

U.a. mehrfacher Ehrendoktor britischer Universitäten, Offizier der französischen Ehrenlegion, Commendatore des italienischen Verdienstordens. 1970 wurde Arnold Weinstock in den Adelsstand (Knight) erhoben, 1980 ernannte ihn Queen Elizabeth II. als Lord zum Baron (Life Peer) of Bowden in the County of Wiltshire.[6]

Nachdem der Großunternehmer Arnold Weinstock 1980 von der englischen Krone zum Baron of Bowden erhoben worden war, schlagzeilte die „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“ (Bonn): „Im britischen Oberhaus sitzen jetzt 45 jüdische Lords und Ladies.“ „Sie sitzen als Gleiche unter Gleichen gemeinsam mit den Erzbischöfen und Bischöfen der Church of England, mit den Herzögen aus der königlichen Familie, mit den Söhnen der alten Adelsfamilien, mit dem Premier Duke des Königreiches, dem römisch-katholischen Herzog von Norfolk und mit vielen hervorragenden Persönlichkeiten. Ein einzigartiger Prozeß, der im Sinne völliger Gleichberechtigung und Integration wirkt, ohne Verlust besonderer Eigenschaften, die wichtig und teuer sind.“[1]

Mitgliedschaften / Ämter

Verwaltungsrat von Rolls-Royce (1971/1972), Kurator (British Museum, Royal Philharmony), Berater von Merrill Lynch, Fellow der Royal Statistical Society.

Familie

Arnold Weinstock und die jüdische Unternehmertochter Netta Sobell heirateten 1949 und bekamen zwei Kinder, Simon und Susan. Nach Simons Tod vertiefte Weinstock, der als Kind im Synagogenchor aktiv war, seine Verwurzelung im jüdischen Glauben wieder. Weinstock war leidenschaftlicher Anhänger des Pferderennsports und baute auf seinem Anwesen in Irland eine erfolgreiche Vollblüterzucht auf. Zudem liebte er Opern und Konzerte, besonders die Musik von Bach und Mozart. Er starb am 23. Juli 2002 im Familienheim in Wiltshire an Krebs.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. Weinstock heiratete 1949 die Unternehmertochter Netta Sobell des jüdischen Radioproduzenten Michael Sobell und trat in dessen Unternehmen ein. Bald avancierte er zum Geschäftsführer.
  3. Die General Electric Company plc war ein britisches Unternehmen mit Sitz in Coventry. Sie wurde am 30. November 1999 in Marconi Corporation plc umbenannt, nachdem die Rüstungssparte Marconi Electronic Systems (auch GEC-Marconi) an British Aerospace verkauft wurde und zu BAE Systems fusionierte.
  4. 1963 wurde er Chef der General Electric Company und damit einer der einflußreichsten Wirtschaftsbosse Englands.
  5. siehe etwa FAZ, 13. Januar 1989
  6. * 1970: K.B.E.
    * 1980: Life Peer