Spier, Wolfgang

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Wolfgang Spier (Lebensrune.png 27. September 1920 in Frankfurt am Main; Todesrune.png 18. März 2011 in Berlin) war ein jüdischer Regisseur, Schauspieler, Synchronsprecher und Moderator.

Werdegang

Wolfgang Spier wurde am 27. September 1920 in Frankfurt am Main als Sohn des Psychologen Julius Spier (1887–1942) geboren. Nach dem Abitur am Berliner Bismarck-Gymnasium (1939) wollte er ursprünglich Medizin studieren, wurde jedoch als „nicht arischer Halbjude“ zu diesem Studium nicht zugelassen und durfte auch als Wehrmachtsoldat nicht dienen.[1] Statt dessen studierte er im Kriege Wirtschaftswissenschaften, brach dieses Studium aber ab, machte eine Banklehre und war bis Kriegsende als Bankangestellter tätig.[2] 1945 wurde er in Berlin bei Käthe Holl-Bierkowski als Schauspieler ausgebildet.[3]

Wirken

Nach 1945 begann er als Kabarettist.[1] Von 1946 bis 1950 war Wolfgang Spier als Schauspieler und Regisseur am Staatstheater in Wiesbaden engagiert. Zwei Jahre lang war er Regieassistent bei Karl-Heinz Stroux. 1950 kehrte er nach Berlin zurück und gründete mit später bekannten Schauspielern (Horst Buchholz, Eberhard Fechner, Martin Benrath, Wolfgang Neuss u. a.) den „Theaterclub im British Center“,[1] dessen künstlerischer Leiter er bis 1955 war. Daneben spielte und inszenierte er an der „Tribüne“ und an der „Komödie“ in Berlin. Als Regisseur setzte er sich insbesondere für die Stücke Harold Pinters („Absurdes Theater“) ein.[1] Unter Karl-Heinz Stroux war er von 1955 bis 1957 als Schauspieler und Regisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus noch einmal in festem Engagement.

Seit 1957 war Wolfgang Spier als freier Regisseur und Schauspieler an vielen deutschen Bühnen, vor allem in Berlin, München und Hamburg, aber auch in Köln, Frankfurt, Essen, Düsseldorf, Stuttgart und anderswo tätig. Zwei Jahre lang, von 1970 bis 1972, war er künstlerischer Leiter der Kleinen Komödie München und ab 1971 in gleicher Funktion an der Komödie sowie am Theater am Kurfürstendamm Berlin. Zu seinen mehr als 250 Theaterinszenierungen zählen die Stücke sämtlicher einschlägiger Boulevardautoren, aber auch Musicals sowie Komödien von Shakespeare, Anouilh, Ionesco und Pinter. In vielen dieser Stücke trat er auch als Schauspieler auf, oft im Rollenfach des Charakterkomikers. Anläßlich seines 75. Geburtstages 1995 betitelte ihn die Stuttgarter Zeitung (27. September 1995) als „König des Boulevards“.

Vor und hinter Kamera und Mikrofon engagierte sich Wolfgang Spier im Hörfunk und vor allem im Fernsehen. Von 1953 bis 1955 war er fester Regisseur bei RIAS Berlin. Unter seiner Regie liefen zwei Kabarettprogramme der „Stachelschweine“ und drei Programme der „Wühlmäuse“. Als Regisseur und Sprecher wurde er vielfach auch in der Synchronarbeit eingesetzt. Mit Harald Juhnke und Grit Böttcher drehte er ab 1977 „Ein verrücktes Paar“. Mit dem Fernsehratespiel „Wer dreimal lügt“ war Spier bundesweit bekanntgeworden, vor allem aber auch als Regisseur und Schauspieler zahlreicher Fernsehfilme und Moderator von Quizsendungen. Er spielte in seiner Karriere in mehr als 250 Theaterinszenierungen mit.

Auszeichnungen

Kunstpreis der Stadt Berlin (1953; für Regie), Bundesverdienstkreuz (1986), Silbernes Lorbeerblatt der deutschen Dramatiker-Union (1988), Goldener Vorhang, Berlin (1993; 1994), Curt-Goetz-Ring (1995), Goldene Kamera (2000)

Familie

Aus seiner ersten Ehe, von 1949 bis 1951, mit der Schauspielerin Waltraud, geb. Schmahl, stammt seine 1949 geborene Tochter Sabine. Aus seiner zweiten Ehe, von 1959 bis 1965, mit der Schauspielerin Almut, geb. Eggert, seine 1960 geborene Tochter Bettina. Außerdem hat er eine Adoptivtochter namens Nana (geb. 1971), die, wie auch Bettina, in die Fußstapfen des Vaters trat und ebenfalls Schauspielerin wurde. In dritter Ehe war er von 1981 bis 1989 mit der Schauspielerin Christine Schild verheiratet. Wolfgang Spier war seit 1991 in vierter Ehe mit Brigitte, geb. Uphoff (Brigitte Fröhlich), verheiratet.

Am 18. März 2011 starb Spier im Alter von 90 Jahren nach längerer Krankheit in Berlin an einem Herzinfarkt.

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Korn: Wer ist wer im Judentum?, FZ-Verlag, ISBN 3-924309-63-9
  2. Ein wirtschaftswissenschaftliches Studium gab er bald wieder auf, absolvierte statt dessen eine Banklehre und war dann bis 1945 als Bankangestellter tätig.
  3. Internationales Biographisches Archiv 30/2005