Zwangschristianisierung

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Definition und Abgrenzung des Begriffes

Zwangschristianisierung bezeichnet eine unter Zwang bzw. Gewaltdrohung durchgeführte Christianisierung von Bevölkerungsgruppen. Meist beinhaltet sie auch massenhaft durchgeführte Zwangstaufen als individuelle, kurzfristige Vorgänge, beschränkt sich aber nicht auf diese. Systematisch wurden symbolhafte Kultplätze und Gegenstände der Heiden geschändet; ein Beispiel ist die Zerstörung der Irminsul der Sachsen während ihrer Zwangschristianisierung.

Die religiöse Bekehrung der Heiden oder Angehöriger anderer monotheistischer Religionen zum Christentum war gelegentlich nur ein Vorwand zur Durchsetzung wirtschaftlicher und politischer Interessen.

Der Ausdruck Zwangschristianisierung wird vorwiegend in kirchenkritischen sowie neuheidnischen Kontexten verwendet, aber auch in der Geschichtsschreibung sowie in der Kultur- und Religionsgeschichte der zahlreichen betroffenen Völker.

Historischer Verlauf

In der Spätantike, in deren Verlauf es zu Ausschreitungen von christlicher wie paganer (heidnischer) Seite kam, wurden von den christlichen Kaisern verschiedene Gesetze gegen Pagane erlassen. Theodosius verbot etwa die Ausübung öffentlicher Kultpraktiken. Die moderne Forschung hat jedoch nachgewiesen, daß die von Theodosius erlassenen Gesetze in der Realität nicht scharf durchgesetzt wurden. Im 5./6. Jahrhundert wurden die Maßnahmen teils verschärft, doch waren Zwangstaufen u. ä. nicht die Regel, vielmehr wurde den bereits im Niedergang begriffenen paganen Kulten die legale Existenzberechtigung entzogen.[1]

Vielfach waren die tiefgreifenden mittelalterlichen Christianisierungen, wie sie z. B. von Bonifatius oder Karl dem Großen durchgeführt wurden, von militärischer Gewalt flankiert.

Zu den größten Christianisierungen unter Zwang im Mittelalter gehören diejenigen der Sachsen durch Karl den Großen und der Prußen durch den deutschen Orden[2].

Siehe auch

Literatur

  • Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums. Bde. 1–8. CD-ROM-Version, Digitale Bibliothek, Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-532-0 (Insbesondere die Bände zu Spätantike und Frühmittelalter; nicht fachwissenschaftlich!)
  • Johannes Hahn: Gewalt und religiöser Konflikt. Studien zu den Auseinandersetzungen zwischen Christen, Heiden und Juden im Osten des Römischen Reiches (von Konstantin bis Theodosius II.). Akademie (KLIO, Beihefte N. F. 8) Berlin 2004, ISBN 3-05-003760-1
  • Udo Arnold / Marian Biskup: Der Deutschordensstaat Preussen in der polnischen Geschichtsschreibung der Gegenwart, Elwert Vlg, 1982, S. 57
  • H. Bertuleit: Das Religionswesen der alten Preussen mit litauisch-lettischen Parallelen, in Sitzungsbericht d. Altertumsgesellschaft Prussia, H. 25 Kbg 1924
  • Simon Grunau: Preussische Chronik, Duncker & Humblot, 1892
  • Hermann Hoffmann: Der ländliche Grundbesitz im Ermlande von der Eroberung Preußens durch den Deutschen Ritterorden bis zum Jahre 1375, Altpreuß. Monatsschrift 1877, S. 51–100, 193–250.
  • Conrad Rethwisch: Die Berufung des Deutschen Ordens gegen die Preussen: Inauguraldissertation zur Erlangung der philosophischen Doctorwuerde bei der Georg-Augusts-Universitaet zu Goettingen, Berlin 1868
  • Otto A. Schneidereit: Die Prussen und der Deutsche Orden, dietz berlin
  • Wilhelm J. A. von Tettau: Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens, Berlin 1837
  • Max Toeppen: Geschichte der Preussischen Historiographie von P. v. Dusburg bis auf K. Schütz, Berlin 1853

Fußnoten

  1. Differenzierte Darstellung u. a. bei Karl Leo Noethlichs: Kaisertum und Heidentum im 5. Jahrhundert. In: J. von Oort und D. Wyrwa (Hrsg.): Heiden und Christen im 5. Jahrhundert. Leuven 1998, S. 1ff.
  2. A. Spekke: Die Baltischen Völker im ersten Jahrtausend der christlichen Ära. In: Zur Vorgeschichte der Prußen. Tolkemita-Texte 54, Dieburg 1998