Romney, Mitt

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Willard Mitt Romney (* 12. März 1947 in Detroit, Michigan) ist ein US-amerikanischer Geschäftsmann, ehemaliger Mormonen-Bischof, langjähriger Hedgefonds-Manager und Politiker (Republikanische Partei); Gouverneur von Massachusetts (2003-2007). Im Jahr 2012 wurde er als Kandidat der Republikaner für die US-Präsidentschaftswahl aufgestellt und unterlag bei der Wahl am 6. November 2012 dem Amtsinhaber Barack Obama.

Werdegang

Herkunft

Willard Mitt Romney wurde am 12. März 1947 in Detroit, Michigan, als jüngstes von vier Kindern der ehemaligen Schauspielerin Lenore und des Automanagers George Romney in eine wohlhabende republikanisch gesinnte Familie geboren, die in der Glaubensgemeinschaft der Mormonen engagiert ist. Der Vater war 1963-1969 Gouverneur von Michigan,[1] die Mutter bewarb sich 1970 erfolglos um einen Sitz im US-Senat. Romney wuchs im exklusiven Detroiter Vorort Bloomfield Hills auf.

Ausbildung

Mitt Romney besuchte bis 1965 an seinem Heimatort die elitäre Cranbrook Academy, wechselte dann für ein Jahr an die kalifornische Stanford University und ging schließlich für zweieinhalb Jahre als mormonischer Missionar nach Frankreich. 1969 folgte er seiner frisch angetrauten Frau nach Utah an die mormonische Brigham Young University, wo er 1971 als Jahrgangsbester den Bachalor-Grad (B.A.) erreichte. Danach ließ er sich in Massachusetts nieder und absolvierte an der Harvard University ein Doppelstudium;[2] 1975 erwarb er den Titel eines Master of Business Administration (MBA).

Wirken

Ins Berufsleben startete Mitt Romney 1975 bei der Boston Consulting Group. 1978 wechselte er zur Bostoner Unternehmensberatung »Bain & Company«. Dort arbeitete er sich zum Vize-Präsidenten hoch. Als bei Bain 1984 die Idee des „Spin-Offs“ einer Investmentgesellschaft aufkam, stieg Romney dort als Gründungspartner und alleiniger Geschäftsführer („chief executive officer“, CEO) ein.[3] Unter Romney expandierte die neue »Bain Capital«,[4] die v. a. in angeschlagene Firmen investierte, diese neu aufstellte und dann gewinnbringend weiterverkaufte. Als das Mutterunternehmen Ende der 1980er Jahre ins Straucheln geriet, wurde Romney als Interims-CEO (1990-1992) mit nahezu uneingeschränkten Befugnissen verpflichtet, Bain & Co. komplett neu zu strukturieren. Auch dies gelang ihm, so daß die Firma bereits 1994 ihr bis dato bestes Geschäftsjahr verzeichnen konnte.

1994 forderte Romney in der Senatswahl den langjährigen und populären Senator von Massachusetts, Edward Kennedy (Demokrat), heraus.[5] Im Wahlkampf gerierte sich der erfolgreiche Investmentbanker v. a. als Kritiker des in diesem Bundesstaat herrschenden liberalen Polit-Establishments. Er erreichte damit 41 % der Stimmen. 3 Mio. Fed-Dollar hatte Romney, der durch Bain inzwischen zum Multimillionär aufgestiegen war, aus seinem Privatvermögen beigesteuert.

Ab 1999 war er Vorsitzender des Organisationskomitees für die Olympischen Winterspiele von Salt Lake City 2002, 2003-2007 Gouverneur von Massachusetts. Nach einem erfolglosen Versuch 2008 konnte Romney 2012 die Vorwahlen für die republikanische Präsidentschaftskandidatur gewinnen.

Romney hat sein Vermögen auch mit Hilfe der Investment-Bank Goldman Sachs gemacht.[6] Goldman Sachs ist der größte Finanzier seines Wahlkampfs. Romney ist ein entschiedener Gegner von Regulierungen für die Finanzindustrie.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Mitt Romney sind seit 1976 miteinander befreundet.[7] Für den US-Präsidentschaftswahlkampf 2012 besuchte Romney lediglich Großbritannien, Israel und Polen.[8] Romney droht Iran mit Militärschlag: „Wenn wir erkennen, daß alle Mittel erschöpft und fehlgeschlagen sind, dann werden wir eine militärische Option in Betracht ziehen müssen“.[9] In Jerusalem hatte Romney versprochen, „Israel niemals kritisieren“ zu wollen,[10] und er bezeichnete Jerusalem als „Israels Hauptstadt“.[11]

US-Präsidentenwahl 2008

Mitt Romney wollte bereits 2008 im Prasidentschaftswahlkampf für die Republikaner nominiert werden, unterlag damals aber knapp John McCain. Danach sicherte er dem Senator aus Arizona seine Loyalität zu, in der Hoffnung, daß dieser ihn als Vizepräsident mit nach Washington nehmen würde. Stattdessen entschied John McCain sich aber für Sarah Palin. Romney gilt innerhalb der Bewegung der Tea-Party-Aktivisten als sogenannter „RINO“ – also als „Republican In Name Only“ (= Republikaner nur dem Namen nach) –, vergleichbar Arnold Schwarzenegger, obwohl Romney sich sehr bemüht, in allen sexualethischen Fragen eine ultra-konservative Position einzunehmen.[12]

Präsidentschaftskandidat 2012

Im Jahre 2012 wurde Mitt Romney von seiner Partei als Präsidentschaftsanwärter für das Weiße Haus ernannt.

In Lexington im US-Staat Virginia hatte Romney am 8. Oktober 2012 in einer Grundsatzrede zu seinen außenpolitischen Plänen geäußert: „Um des Friedens willen müssen wir dem Iran mit Taten gegenübertreten, nicht mit Worten, und klarmachen, daß seine Nuklearpolitik nicht tolerierbar ist. Ich werde unsere historische Verbindung zu Israel stärken und unsere Verpflichtung gegenüber der Sicherheit Israels ernstnehmen. Auch werde ich die willkürlichen Kürzungen Obamas im Militärhaushalt zurücknehmen, die unsere Streitkräfte kaputtmachen.“

Angestellte der geheimen Familienbank Romneys waren 2012 in Betrug und Geldwäsche verwickelt und unterhielten Beziehungen zu Drogenkartellen und der CIA.[13]

Mitgliedschaften

Mitt Romney ist Mitglied der Religionsgemeinschaft der Mormonen. Von 1981 bis 1986 war er ihr Bischof in Belmont, einem Vorort von Boston. Er ist Mitglied auf Lebenszeit bei der Waffenlobby-Organisation National Rifle Association (NRA) und forderte 2012 die Vereinten Nationen auf, sie sollten ein Abkommen verabschieden, «um das Recht, Waffen zu tragen, auf jeden Menschen auf diesem Planeten auszuweiten». Dies werde die Zahl der Vergewaltigungen und Kindermorde weltweit verringern.[14]

Familie

Mitt Romney heiratete 1969 Ann Lois Davies,[15] die er seit seiner Grundschulzeit kennt. Das Paar bekam fünf erwachsene Söhne: Taggart (geb. 1970), Matthew (1971), Joshua (1975), Benjamin (1978), Craig (1981). Die Familie ließ sich in Belmont, Massachusetts, nieder.[16]

Zitate

  • Auf die Frage eines schwulen Vietnam-Veteranen, wie er zur gleichgeschlechtlichen „Ehe“ stehe: „Als die Verfassung geschrieben wurde, war es klar, daß die Ehe etwas zwischen Mann und Frau ist“.
  • Aussage gegen die Schwulen-„Ehe“: „Kultur – das woran wir glauben, unsere Werte – das spielt ein große Rolle. Diese Grundprinzipien werden gelegentlich Inhalt demokratischer Auseinandersetzungen. So auch heute die Institution Ehe. Die Ehe ist eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau.“[17]

Literatur

  • Eva C. Schweitzer: Tea Party - die weiße Wut. Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht. Mit 24 Schwarzweißabbildungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012, ISBN 978-3-423-24904-1

Filmbeitrag

US-Wahlen: Thriller um israelische und amerikanische Geheimdienste

Fußnoten

  1. George W. Romney (* 1907; † 1995) war 1954-1962 Chef der American Motors Corp. und 1963-1969 Gouverneur von Michigan.
  2. Mitt Romney studierte an der Harvard University Wirtschaftswissenschaften und Jura.
  3. Mitt Romney war 1978-1984 tätig als Vizepräsident der Unternehmensberatungsfirma »Bain & Company«.
  4. 1984 Mitbegründer der Private-Equity-Gesellschaft »Bain Capital«.
  5. Bei den Senatswahlen 1994 unterlag er Edward Kennedy.
  6. deutsche-mittelstands-nachrichten.de, 30. Januar 2012: Die Ende Januar 2012 veröffentlichten Steuererklärungen von Mitt Romney zeigen, daß der republikanische Präsidentschaftskandidat im Jahr 2010 Gewinne in Höhe von 9 Millionen Fed-Dollar aus Investments von Goldman Sachs erwirtschaftet hat.
  7. Beide seien damals kurze Zeit als Angestellte der Boston Consulting Group Kollegen gewesen, woraus sich eine von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtete Freundschaft entwickelt habe, schreibt die New York Times. Gestärkt durch viele gegenseitige Besuche in Boston, New York und Jerusalem sowie ein Netzwerk gemeinsamer Freunde, habe sich auf der Basis einer gemeinsamen konservativen Ideologie sowohl auf persönlicher wie auf politischer Ebene eine enge Beziehung entwickelt. Das bedeute beispielsweise, daß Netanjahu als israelischer Premierminister die Vorbereitungen für einen Militärschlag gegen den Iran treffe, während Romney als voraussichtlicher republikanischer Präsidentschaftskandidat die Obama-Regierung hart attackiere, weil sie Netanjahu angeblich nicht stark genug unterstützt. „Wir können uns durch Kürzel verständigen“, wird Romney in dem Artikel zitiert. Und weiter: „Wir teilen die gleichen Erfahrungen und ziehen daraus die gleichen Konsequenzen.“ Er würde keine Israel betreffende politische Entscheidung treffen, ohne darüber zuvor mit Netanjahu gesprochen zu haben. Die New York Times illustriert diese enge Beziehung zwischen Romney und Netanjahu mit einigen Beispielen und bezeichnet sie als fast beispiellos für Politiker in diesen Positionen. In einer Situation, wo die USA vor die Frage gestellt würde, Israel bei einem Angriff gegen den Iran zu unterstützen, könnte sie zum ausschlaggebenden Entscheidungsfaktor werden. Martin S. Indyk, der unter der Clinton-Regierung US-Botschafter in Tel Aviv war, sieht diese Freundschaft mit Sorge.
  8. tagesspiegel.de, 22. Juli 2012: 2008 stattete der damalige US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama Berlin einen Besuch ab. Sein Herausforderer bei dieser Wahl, Mitt Romney, wollte ebenfalls zu einer Stipvisite in die deutsche Hauptstadt kommen. Im Juli 2012 hatte er allerdings abgesagt. Damit wird Romney lediglich Großbritannien, Israel und Polen besuchen, die Schwergewichte der EU und der Euro-Zone hingegen aussparen. Auch Frankreich steht nicht auf dem Programm, obwohl Romney dort als junger Mann zweieinhalb Jahre gelebt hatte.
  9. sagte Romney in einem Interview der israelischen Tageszeitung «Haaretz» 27. Juli 2012
  10. euronews.com, 31. Juli 2012: In einem Gespräch führte Romney angeblich die ökonomische Dominanz Israels auf eine kulturelle Überlegenheit zurück, was unter Palästinensern für Entsetzen sorgte.
  11. euronews.com, 30. Juli 2012: Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, Mitt Romney, hat Jerusalem am 29. Juli 2012 als „Israels Hauptstadt“ bezeichnet. Bei einem Besuch in Jerusalem sagte Romney vor der Kulisse der Stadtmauer: „Es ist sehr bewegend, in Jerusalem zu sein, der Hauptstadt Israels.“ Die Palästinenser reagierten empört auf die Aussage.
  12. Eva C. Schweitzer: Tea Party - die weiße Wut. Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht. Mit 24 Schwarzweißabbildungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012, ISBN 978-3-423-24904-1; dort S. 237 und 240
  13. kopp-verlag.de, von Gerry Bello und Bob Fitrakis, 24. Oktober 2012: Angestellte der geheimen Familienbank Romneys sind in Betrug und Geldwäsche verwickelt und unterhalten Beziehungen zu Drogenkartellen und der CIA
  14. Die USA bräuchten «einen Präsidenten, der die derzeitigen Gesetze durchsetzt und keine neuen schafft, die nur eine Last für gesetzestreue Waffenbesitzer darstellen», sagte Mitt Romney im April 2012 vor Tausenden Mitgliedern der NRA.
  15. Bei Ann Lois Davies wurde 1998 Multiple Sklerose diagnostiziert, viele Jahre später sei sie auch wegen Brustkrebs behandelt worden.
  16. Mitt Romney hat sechzehn Enkelkinder.
  17. de.euronews.com, 13. Mai 2012: Republikaner Romney spielt die Homo-Karte ausMit klaren Aussagen gegen die Schwulenehe hat sich der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney auf Stimmenfang im evangelikalen Lager gemacht. Im Fernsehprediger-Staat Virginia versuchte der Mormone die Zweifel der Evangelikalen an seiner religiösen Orientierung zu zerstreuen. Präsident Barack Obama hingegen bekräftigte noch einmal seine gemachte Aussage für die Homoehe und erklärte: „Wir drehen das Rad der Zeit nicht zurück. Wir kehren nicht zu jenen Tagen zurück, als man aus der Armee flog, weil man war wie man war und liebte, wen man liebte. Wir bringen dieses Land vorwärts.“ Am 9. Mai 2012 hatte sich Obama erstmals offen für die rechtliche Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen.